Liebe Qualitäter,
ich wurde (aus der Not heraus) zum QM-B benannt. Einiges kann ich auch schon, an anderen Dingen beiße ich mir jedoch die Zähne aus.
Vielleicht kann mir ja jemdand anhand eines praktischen Beispiels helfen, ohne daß er seiner Firma schadet.
Also, es wäre super nett, wenn mir jemand Q-Ziele seines Unternehmens, in dem vor allem persönliche Mitarbeiter-Ziele integriert sind zur Verfügung stellt. Es geht mir definitiv nicht darum, Ziele zu kopieren, es geht mir ausschließlich um die Gesataltung und Darstellung solcher Q-Ziele. Ich habe bereits ein paar Anreize unserer Mitarbeiter erhalten, bekomme es aber nicht zu meiner Zufriedenheit dargestellt. Da in 3 Wochen ünser Ü-Audit ansteht, danke ich jetzt schon für Eure Hilfe.
Viele Grüße
Hasenschnitte
Hallo Schnitte,
den meisten Unternehmen geht es doch in erster Linie um das Eine: Geld. Daher sollten Umsatz- und Ertragsziele auch in den Qualitätszielen enthalten sein (auch wenn es immer noch Leute gibt, die der Meinung sind, das eine habe mit dem anderen nichts zu tun). Es macht allerdings Sinn, diese Ziele näher zu spezifizieren (z. B. Umsatz in einem bestimmten Marktsegment).
Ansonsten kann man für beinahe alles, wofür sich Kennzahlen bilden lassen, auch Ziele formulieren: Durchlaufzeiten, Ausschussteile, Fehlzeiten, Arbeitsunfälle… Außerdem kannst Du natürlich auch qualitative Ziele setzen: Alle Mitarbeiter sollen bis 2002 eine Excel-Schulung gemacht haben…
Von der Vorgehensweise her solltest Du vielleicht erst mal forschen, welche Ziele in Deinem Unternehmen denn schon ausgesprochen oder unausgesprochen existieren. Das ist in der Regel sinnvoller, als sich nur für das QM-Handbuch und für den Zertifizierer irgendwelche Dinge auszudenken. Generell würde ich eher weniger Ziele formulieren, diese aber genau spezifizieren, mit Maßnahmen hinterlegen und auf einzelne Bereiche oder Mitarbeiter „runterbrechen“.
(Verrate doch mal, um welche Branche es geht.)
Gruß
Frank
Hallo Frank,
ich glaube, meine Frage ist etwas falsch rübergekommen.
Natürlich möchte ich mir nichts ausdenken für den Auditor. Ziele sind mir auch schon bekannt, persönliche Ziele einzelner Mitarbeiter habe ich auch schon besprochen. Was mir fehlt, ist nicht welche Ziele, sondern die Gestaltung, bzw. der Aufbau. Mit welchen Zielen fange ich an, wie stelle ich die persönlichen Ziele der MA dar, etc.
Als Anmerkung:
bei der letzten Begutachtung kam als Vorschlag vom Auditor:
„Zielvereinbarung pers. Ziele mit Untezeichnung des betroffenen MA und der GL“, dann übergeordnete Ziele.
Das liegt mir nur als „handgekritzelte“ Anmerkung unseres (nicht mehr hier anwesenden) QM-B.
Branche: Druckerei
Viele Grüße und vielen Dank,
Hasenschnitte
Als Anmerkung:
bei der letzten Begutachtung kam als Vorschlag vom Auditor:
„Zielvereinbarung pers. Ziele mit Untezeichnung des
betroffenen MA und der GL“, dann übergeordnete Ziele.
Das liegt mir nur als „handgekritzelte“ Anmerkung unseres
(nicht mehr hier anwesenden) QM-B.
Hallo Hase,
ehrlich gesagt: Was genau Euer Auditor bzw. Dein Vorgänger meinten - ich weiß es auch nicht.
Ich kann Dir aber erzählen, wie ich die Norm verstehe und wie wir versuchen, das umzusetzen:
Die DIN EN ISO 9001:2000 fordert, dass Qualitätsziele dokumentiert sein müssen (Pkt. 4.2.1) und dass das Festlegen von Qualitätszielen Aufgabe der obersten Leitung ist (Pkt. 5.1). Für Dich interessant sind wohl die Punkte 5.4 („Die oberste Leitung muss sicherstellen, dass für zutreffende Funktionsbereiche und Ebenen innerhalb der Organisation Qualitätsziele (…) festgelegt sind. (…)“) und 6.2.2 („Die Organisation muss (…) sicherstellen, dass ihr Personal (…) weiß, wie es zur Erreichung der Qualitätsziele beiträgt (…)“).
Spezielle Zielvereinbarungen mit einzelnen Mitarbeitern sind also nicht ausdrücklich gefordert. Wenn überhaupt, sollten diese auch jeweils zwischen Mitarbeiter und Vorgesetzten (und nicht mit der Geschäftsleitung) geschlossen werden.
Bei uns ist es so, dass jährlich je Profit-Center eine Planung einschließlich qualitativer und quantitativer Ziele erfolgt. Dies geschieht (wirklich!) in Teamarbeit. Planung und Ziele werden dann vor einem Forum (dem u. a. die Geschäftsleitung angehört) vorgestellt, diskutiert und verabschiedet. Das Ganze wird umfassend dokumentiert und ist sehr transparent, so dass jeder Mitarbeiter weiß, welches die Ziele in seinem Bereich sind.
Alles klar?
Gruß
Frank
Hallo Frank,
herzlichen Dank für die viele Mühe, die Du Dir für mich machst. Soweit ist mir auch alles klar, aber (schon wieder ein aber), Du schreibst, daß Ihr das in einer umfangreichen Dokumentation, jedoch sehr transparent für Eure Mitarbeiter darlegt.
Und wie sieht so eine Doku aus?
Punkte einzeln aufgeführt? Als Stichwort oder „Roman“? Wie erfolgt das Review der Ziele vom vergangenen Jahr (erreicht ja/nein)?
Tut mir leid, daß ich mich etwas „dümmlich“ anstelle, aber ich möchte meinen Job gu machen, in meiner Firma ist aber KEINER der auch nur annähernd Ahnung von DIN EN ISO hat. Externe Berater nehmen immer einen Heidenschotter und reden fachchinesisch, damit ist mir nicht wirklich geholfen.
Na ja, übernächste Woche besuche ich ein Seminar der DQG bezüglich der Revision 2000, vielleicht werde ich da ja auch ein bißchen schlauer. Außerdem kann der Auditor ruhig ein bißchen beanstanden, daraus kann man ja nur lernen.
Ich danke Dir nochmal,
ganz viele Grüße und ein wunderschönes, sonniges Wochenende,
Hasenschnitte
P.S: Ich würde Dir sehr gerne einen Bewertungspunkt geben, aber als Neu-User bei www darf ich das leider noch nicht - schade!!
Guten Tag, Hase,
also zunächst mal: Ich finde Deine Fragen gar nicht „dümmlich“. Frage dasselbe mal bei Deinem DGQ-Seminar. Da wirst Du wahrscheinlich feststellen, dass ganz viele Leute auf einmal aufmerksam zuhören, weil die Themen Q-Ziele und Review vielen Unternehmen Schwierigkeiten bereiten.
Zu Deiner Frage (zunächst wieder allgemein): Du bist da an keine Form gebunden. Ein Qualitätsziel sollte wohl grundsätzlich Aussagen machen zum Ziel an sich (messbare Größe, Indikator etc.), zu Fristen und Terminen, Verantwortlichkeiten und zumindest ansatzweise zu den Maßnahmen, mit denen das Ziel erreicht werden soll, und natürlich auch zu den Mitteln (soweit erforderlich), die hierfür bereitgestellt werden. So was kann man dann häufig in Protokollen von Geschäftsführersitzungen oder Management Meetings nachlesen.
Wichtig ist natürlich, die Ziele ins Unternehmen zu transportieren. Hier sollten möglichst nicht zu viele Ziele in kurzer und prägnanter Form kommuniziert werden. Dort, wo Bereiche / Abteilungen unmittelbar beteiligt sind, reicht es natürlich nicht aus, nur Schlagwörter zu vermitteln.
Sehr schön (aber aus meiner Sicht nicht unbedingt gefordert) ist eine Übersicht über alle wesentlichen Ziele. Die Öko-Audit-Verordnung sieht so etwas für Umweltziele und -programme vor (suche mal in google nach „Umwelterklärung“ und dann unter dem Stichwort Umweltziele/-programm).
Zum Management gehört meistens auch, dass man sich hin und wieder mal fragt, ob die gesetzten Ziele tatsächlich erreicht werden konnten; wenn ja: wie kann das festgestellt werden, welche Folgeziele ergeben sich; wenn nein: warum nicht, welche Korrekturen sind erforderlich. Wenn das ebenfalls protokolliert wird, hast Du aus meiner Sicht ein fast perfektes Review.
Bei uns läuft es so, dass einmal jährlich Ziele und Maßnahmen jedes Profit-Centers vorgestellt und diskutiert werden. Das schließt eine Rückschau ein. Art und Umfang der Dokumentation ist sehr stark abhängig von der Art des Ziels. Bei einigen Zielen reicht möglichweise ein Schlagwort, bei anderen sind umfangreiche Maßnahmenpläne und Teilziele erforderlich. Das Ganze wird in einer PP-Präsentation zusammengefasst und somit für Mitarbeiter und auch für die Geschäftsleitung anschaulich gemacht.
Hilft Dir das jetzt weiter? (Das gedachte Sternchen nehme ich natürlich dankend an.)
Schöne Woche,
Frank
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Hallo Frank,
auch Dir möchte ich eine schöne Woche wünschen und mich nochamls ganz herzlich bedanken. Ich denke, mit Deinen Aussagen kann ich jetzt sehr gut was anfangen. Wahrscheinlich habe ich mich innerlich selbst blockiert, weil (fast) alle Welt immer so wahnsinnig kompliziert daherredet und eigentlich nicht wirklich was sagt (deshalb komme ich mir halt manchmal etwas dümmlich vor).
Ist doch gar nicht so schwer und im Prinzip kommt das meinen bisher schon entworfenen Zielen/Aufbau sehr nah.
Darf ich Dir mal eine Frage stellen:
Wie groß ist die Firma in der Du arbeitest? Hört sich alles sehr umfangreich und gewaltig an. Wieviel Mitarbeiter habt Ihr im QM, bzw. in der QS?
Ganz viele Grüße
Hasenschnitte
Hallo Hasenschnitte,
ich würde auch gerne noch etwas Senf dazu geben.
Wir habe unsere Ziele munter drauf los formuliert. Dazu gehören u.a. Ab- und Umsatzzahlen, Marktanteile und angestrebte Anteile bestimmter Produkte am Gesamtumsatz. Unsere Ziele sind also sehr Wirtschaftlich geprägt und das halte ich für (auf)richtig.
Wichtig ist, daß sie meßbar sind (Kennzahlen), daß sie eine Herausforderung darstellen aber auch realistisch sind.
Wir haben unsere Ziele aus dem Handbuch herausgelöst und verweisen darauf (sonst kriege ich die Revsionitis!).
Auf dem DQS-Kundentag habe ich unlängst ein mir neues Werkzeug kennen gelernt. Es heißt Balanced Score Card (BSC). Ich hasse Anglizismen und große Worte für Profanes.
Nimm die wichtigsten Ziele aus dem Geschäftsplan des Unternehmens. Die haben sehr konkrete Kennzahlen. Und laß die GL Maßnahmen zum Erreichen der Ziele formulieren. Schreibe all das auf „Karten“ und veröffentliche es intern (Intranet, Aushang, …).
Bitte die nächste Ebene (Abteilungsleiter) aus diesen Zielen eigene abzuleiten (wieder mit Kennzahlen und Maßnahmen). Prüfe, ob diese geeignet sind, die der GL zu erfüllen. Brich das beliebig weit herunter.
Das Ergebnis sollte ein kaskadenartiges System abgestimmter BSCs sein. Das sichert die richtige Ausrichtung aller MA auf die Umsetzung der Unternehmensziele.
Jetzt kommt das Tüpfelchen auf dem i: Lasse im Zweifel jede Aktion/Maßnahme (nicht jede Tätigkeit) anhand der BSC auf Eignung zur Zielumsetzung prüfen. So kann man einfach Prioritäten finden.
Ich glaube, das war zwar jetzt auch leicht neben Deiner Frage, aber vielleicht hat es Dich nicht nur verwirrt.
Viel Erfolg für’s Ü-Audit (Wer ist euer Zertifizierer?)
t:o)m
Hallo Tom,
Du hast mich gar nicht verwirrt! Danke für Deine Ausführung, habe ich (!) sogar begriffen.
Unser Zertifizierer ist natürlich die DQS!! Ich habe mich zwar schon immer ein bißchen mit dem ganzen QM-Thema beschäfftigt, war aber immer froh, daß ich dafür nicht den Kopf hinhalten muß. Tja, und jetzt muß ich doch, aber eigentlich macht es auch Spaß, vor allem wenn man merkt, daß wirklich viel Hilfe kommt (z.B. hier). Auch die DQS unterstützt mich sehr - find ich wirklich klasse!!
Eigentlich ist das Thema Q-Ziele auch mein einziges (kleines) Problem. Ich hoffe, daß ich nächstes Jahr auch mal wieder auf einen Kundentag gehen kann, vor zwei Jahren war ich in D’dorf, war richtig gut.
Nochmals herzlichen Dank, einen schönen Feiertag,
Hasenschnitte