QM im Gesundheitswesen

Hallo Qualitäter!
Ich habe lange überlegt, ob ich hier posten soll, mir kommt es so vor, als seien hier vorwiegend Leute aus dem „produzierenden Gewerbe“. Ich berate vorwiegend in Unternehmen der Gesundheitsbranche und stelle fest, daß die Akzeptanz der ISO dort gleich null ist. Ich weiß, daß man die ISO überall einsetzen kann und sie auf nahezu jeden Betrieb zuschneiden kann, aber ich fühle mich oft wie der hier schon mal erwähnte Don Quichotte, wenn ich das meinen Kunden nahebringen will. Jetzt gibt es an allen Ecken Tendenzen, sich eigene Bewertungskataloge zu erstellen, weil man sich nicht von den „Autobauern“ in die Karten gucken lassen will (Audit). Was haltet Ihr von dieser Sache, sollte man diese Art von Verselbstständigung unterstützen oder schaffen wir damit nicht nur wieder ein völlig uneinheitliches, nicht kompatibles System? Habt Ihr eine Idee, wie ich diesen Menschen die Vielseitigkeit der ISO klarmachen kann?(Präsentationen und Beispiele schlagen an :„ja, aber…“ fehl)
Gruß
Jutta

Hallo Jutta,
ich glaube, die Leute haben ein Problem mit der ISO, weil sie sich damit nicht identifizieren können. Es hat unterschwellig, wie Du ja selbst schon fast erwähnst, für diese Menschen eher was mit dem produzierenden Gewerbe zu tun. Wahrscheinlich klingt es auch viel zu technisch, als das sich jemand vorstellen kann, das man die ISO auf so ein empfindsames Fachgebiet wie die Krankenpflege zuschneiden kann. Mir ganz persönlich geht es jedenfalls so, obwohl mir mein gesunder Menschenverstand auch etwas anderes sagt.
Wir haben unserer Pflegedienst freiwillig einer Qualitätsprüfung unterzogen, und zwar vom Institut für Qualitätssicherung in Emsdetten. Die Richtlinien für diese Prüfung wurde von 3 unterschiedlichen Interessenverbänden festgelegt; das sind eine „Patientenvertretungsorganisation“ (DGVP), eine Vertretung der Ärzte (BDA) und eine Interessenvertretung der ambulanten Pflegedienste (ABVP). Wir haben uns vorher auch mit mehreren Möglichkeiten der Qualitätsprüfung auseinandergesetzt, und uns letztendlich für diese entschieden, da uns diese am Umfassensten und Vielseitigsten erschien. Qualitätsprüfungen von z.B. Berufsverbänden (DBfK) oder Krankenkassen (MDK) erschienen uns zu einseitig, da sie nur scheinbar alle Interessen vertreten.
Auch unsere Mitarbeiter konnten dieses Prinzip der Prüfung besser nachvollziehen und es wurde eine höhere Akzeptanz erreicht. Die ISO-Prüfung hat da leider noch einen viel zu technischen Beigeschmack. Sicher wäre es wünschenswert, wenn alle Einrichtungen im Gesundheitswesennach den gleichen Richtlinien, sprich von einer „Sorte“ Qualitätsprüfer geprüft würden. Denn so entsteht wieder ein Dschungel von Zertifikaten, deren Unterschiede doch kein Patient versteht, aber für mich ist es fraglich, ob es tatsächlich die ISO sein muß!?
Cu Gabi

Hallo Jutta,
ich glaube, die Leute haben ein Problem
mit der ISO, weil sie sich damit nicht
identifizieren können…

Die ISO-Prüfung hat da leider

noch einen viel zu technischen
Beigeschmack.

Leider, aber wie Du schon sagst, ist es gar nicht so. Ich habe mich mal mit einigen Leuten hingesetzt und sie an einem Bewertungskatalog arbeiten lassen, dreimal darfst Du raten, was dabei raukam?! Im Prinzip die ISO. Nur habe ich zumeist keine Gelegenheit wie diese, um den Menschen die Inhalte der ISO auf diese Art und Weise begreiflich zu machen. Die Realität sieht anders aus. Ich treffe auf vorgefertigte Meinungen und Einstellungen, die ich in der kurzen Zeit, die mir zur Verfügung steht, nicht oder nur unzulänglich revidieren kann. Für meine Begriffe tut Information Not, da müßten aber die Standesorganisationen und Verbände mitspielen. Die haben sich jetzt aber scheinbar für den Weg der eigenen Bewertung entschieden, was ich davon halten soll, ist mir noch nicht ganz klar. Ich wage es, den Sinn einer Zertifizierung durch die eigenen Standesvetretung anzuzweifeln.
Gruß
Jutta

Das ist auch meine Beobachtung. Am besten,
jene Elemente zuerst umsetzen, die am nötigsten sind, und dann weitermachen. Die Element und die Art der Umsetzung muß dem Arzt Dir gegenüber eigentlich selbst als logisch und so kann man es nur machen einfallen, sonst wird es nix.
P.S.: Ich mach für das Gesundheitswesen nichts mehr, schlichtweg zu unbelehrbar.

Gruß

Harald

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