Hallo!
Vor gut einem halben Jahrhundert konnte man im Norddeutschen Rundfunkt regelmäßig die Durchsage hören: „Hafenarbeiter mit gültiger Arbeitskarte können sich morgen in der Admiralitätsstraße melden“. Im Arbeitsamt pflegte man Karteikarten und Vermittler mussten von nichts auch nur die Spur einer Ahnung haben. Bewerber mussten kräftig, möglichst nüchtern und arbeitswillig sein. Dann passte es, um in der Vor-Container-Zeit Säcke zu schleppen und Stückgut zu bewegen.
Im Laufe der Zeit wurden die Arbeiten spezieller und die Arbeitsvermittler waren zunehmend mit der Aufgabe überfordert, Stellenbeschreibungen und Bewerberprofile auch nur zu verstehen, geschweige denn, Schnittmengen zu erkennen. Der Weg über die Karteikarten der Ämter war träge und inhaltlich für alle Beteiligten unbrauchbar. Deshalb boten die Tageszeitungen Stelleninserate, allein in der Sonnabend-Ausgabe des Hamburger Abendblatts Dutzende Seiten. Natürlich konnte man von Suchfunktionen in einer Zeitung aus Papier nicht einmal träumen.
Diese Zeiten sind gottlob vorbei, es gibt gute Jobportale, insbesondere das der Arbeitsagentur. Die individuell anpassbaren Suchkriterien und die breite Akzeptanz des Portals bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern, lassen Vermittler, bei denen Arbeitsuchende zur Kasse gebeten werden, blass und entbehrlich aussehen. Solche Leute werden allenfalls von Arbeitsuchenden gebraucht, die zu faul oder zu dämlich sind, die Suchfunktionen selbst zu bedienen.
Daneben gibt es Vermittler, die oft nur für wenige Unternehmen tätig sind und eine Vorauswahl der Bewerber treffen. Dabei geht es oft um Zeitarbeit und manche Zeitarbeitsfirmen arbeiten nur für ein einziges Unternehmen oder sind eine ausgegliederte Tochter. Das sind zuweilen dubiose Konstellationen zum Unterlaufen von Haustarifen und/oder zur Förderung von Scheinselbständigkeiten. Auch da gilt: Sobald jemand beim Arbeitnehmer die Hand aufhält, ist er ganz sicher von der unseriösen, wenn nicht sogar von der kriminellen Sorte.
Natürlich gibt es nach wie vor Headhunter. Die haben für eine spezielle Klientel ihre Daseinsberechtigung, aber auch dort zahlt nicht der Arbeitnehmer, wie überhaupt diese Art Dienstleistungen eher nicht für den landläufigen Lohn- oder Gehaltsempfänger gedacht und geeignet ist. Dabei handelt es sich i. d. R. um gezielte Abwerbung, aber nicht darum, Arbeitslose in Lohn und Brot zu bringen. Da will ein Unternehmen den ganz speziellen Fachmann für eine ebenso spezielle Art Bronzeguss abwerben oder die Biologin anheuern, bevor sie Institutsleiterin wird oder den namentlich bekannten Vertriebsprofi mitsamt seinen Brasilienkontakten einkaufen. Dabei muss man irgendwie den Kontakt herstellen und dies auf eine Weise, die nirgends Unruhe wegen noch ungelegter Eier erzeugt. Solche Dienstleistung hängt man aber nicht an die große Glocke. Was sich sonst noch so tummelt und womöglich von Arbeitsuchenden Geld abgreifen will, sind durchweg Schaumschläger, Blender und windige Gestalten.
Gruß
Wolfgang