Hallo!
welche wirksamen wirtschaftspolitischen Maßnahmen gibt es
eigentlich (außer irgendwelchen Subventionen oder
Strafzöllen), um (inländische) Anbieter von hochqualitativen
Produkten vor Billig-Produkten (meist ausländischer Anbieter)
zu schützen?
Solche wirtschaftpolitischen Maßnahmen gibt es nicht. Niemand braucht sowas. Wettbewerbsfähige Produkte, die Kundennutzen bieten und Alleinstellungsmerkmale haben, lassen sich verkaufen. Wer es nötig hat, über den Preis zu verkaufen, muß auf diese Weise Defizite für den Kunden akzeptabel machen.
Einfach nur auf die „Geiz-ist-geil“-Mentalität der Bevölkerung zu schimpfen…
Es gehört zu den ersten unternehmerischen Daueraufgaben, sich an geeignete Zielgruppen zu wenden.
kann ja auch nicht die Lösung sein, wenn der
Durchschnittsverdiener eben einfach nicht in der
wirtschaftlichen Lage ist z.B. das Dreifache für einen
inländisch produzierten Flachbildschirm zu zahlen.
Ob der Bestückungsautomat in Fernost oder in D steht, ist für die Herstellkosten einer Leiterplatte weitgehend egal - gleiche Stückzahlen und gleiches Qualitätsniveau der Materialien vorausgesetzt. Das gilt für alle auf Automaten hergestellten Teile. Lohnabhängige Unterschiede gibt es bei Rüstzeiten, die bei kleinen Stückzahlen eine nennenswerte Rolle spielen können. Ein Hersteller wie z. B. Loewe produziert kleine Stückzahlen, die teurer sind als Produkte, die in schierer Masse weltweit verkauft werden. Aber: Die Herstellkosten machen nur einen Bruchteil des Verkaufspreises aus. Ein paar Prozent mehr oder weniger HK machen den Kohl nicht fett.
Gleichzeitig wollen wir aber doch Innovation und hochwertige
Produkte im Land halten, nicht nur aufgrund der Arbeitsplätze,
sondern auch weil wir mit Billigprodukten allein schon
aufgrund der Lohnkosten in Deutschland niemals mithalten
könnten.
Genau so ist es. Deshalb muß der Schwerpunkt industrieller Aktivitäten auf Investitionsgütern womöglich in kundenspezifischer Ausführung liegen, planungs-, beratungs- und dauerhaft betreuungsintensiv. Außerdem hochwertige Produkte für zahlungskräftige Privatabnehmer. Weil aber bei sehr weitgehender Automatisierung die Lohnkosten nur eine geringe Rolle spielen, spricht auch nichts gegen schiere Masse. Der Wettbewerb wird dabei aber nicht über Produktionskosten ausgetragen - sind eben überall ähnlich - sondern über die Rendite. Bei zu geringer Rendite startet aber hierzulande niemand eine Produktion, kauft die Sachen lieber ein.
Also Lohnkosten senken?
Wer scharf darauf ist, Herstellkosten nur marginal zu beeinflussen, dafür aber die Kaufkraft zu senken, schielt auf die Lohnkosten. Das wird ein Schuß ins eigene Knie.
Mindestlohn?
Ist längst überfällig. Nicht einmal das Existenzminimum sichernde Löhne müssen aus Steuermitteln aufgestockt werden. Auf diese Weise erhalten wir nicht tragfähige Geschäftsmodelle am Leben. Gehört abgestellt.
Oder ganz was anderes?
Mehr Innovationen und taugliche Finanzierungsmodelle für Unternehmensgründer mit profunden kaufmännischen Kenntnissen und durch Schutzrechte gesicherten Alleinstellungsmerkmalen, ist mein Vorschlag für das Hier und Heute. Langfristig brauchen wir zusätzlich andere Lösungen. Das in der Wirtschaft erarbeitete Vermögen konzentriert sich auf einen enger werdenden Personenkreis. Ohne hier Näheres zum oft (zuweilen vorsätzlich) mißverstandenen Begriff des bedingungslosen Grundeinkommens auszuführen, könnte darin eine Lösung liegen.
Gruß
Wolfgang