Hallo Bert!
Wenn du sagst das ein Haus vor 15 Jahren doppelt soviel Energiekosten hat wie ein heutiges…
Grundlage dieser Aussage ist die Wärmeschutzverordnung und die Energieeinsparverordnung. Bis in die 70er Jahre war thermische Gebäudeisolation ein nur am Rande interessantes Thema. Man hatte zwar mitbekommen, daß Isoglas doch etwas bequemer ist als eine 4 mm-Einfachverglasung mit einem darunter gelegten Lappen, um das Kondenswasser auf der Fensterbank zu halten, aber Türen und Fenster waren schrecklich primitiv. Gab es wider Erwarten irgendwo eine Dichtung, wurde sie garantiert vom nächsten Maler übergepinselt und unbrauchbar gemacht. Dachgeschosse bestanden aus verputztem Heraklith („Sauerkrautplatten“). Dann kam nur noch die Dacheindeckung und dahinter die Weiten des Weltalls. Solche Häuser brauchten 400… 500 und mehr kWh pro qm und Jahr. 5.000 Liter Heizöl für ein kleines Einfamilienhaus waren völlig normal. Das machte auch weiter nichts. Röhöl kostete 3 $ pro Barrel und der Liter Heizöl nur ein paar Pfennige. Dafür stank es aus jedem Schornstein ziemlich übel und im Winter gab es selbst abseits der Industriezentren keinen weißen Schnee. Die Situation änderte sich erst langsam in den 70er Jahren im Zuge der damaligen „Ölkrise“. Die ersten Regelungen für den Energiebedarf waren mit 200 kWh pro qm und Jahr noch sehr üppig gefaßt. Die ab 1. Januar 1995 gültige Fassung der Wärmeschutzverordnung war schon deutlich strenger und sah eine Obergrenze von 100 kWh pro qm und Jahr vor. Übrigens war damals schon vom Energiepaß die Rede, was aber vielen Leuten heftig gegen den Strich ging. Inzwischen sind wir bei 50 kWh pro qm und Jahr angekommen.
Um die Sache mit dem Energiebedarf etwas griffiger zu formulieren, hier die entsprechenden Heizölmengen (Heizwert gerundet auf 10 kWh/l):
Ein Haus mit 100 qm Wohnfläche und einem Energiebedarf von 500 kWh/(m² x a) braucht jährlich 5.000 l Heizöl.
Bei einem Energiebedarf von 200 kWh/(m² x a) sind es nur noch 2.000 l Heizöl und bei einem Energiebedarf von 50 kWh/(m² x a) kommt man mit 500 l Heizöl übers Jahr. .
…dann kann man auch behaupten in 15 Jahren wird der Energieverbrauch nur noch die Hälfte von dem sein was :heute Top ist usw
Wir sind nicht auf Behauptungen angewiesen und können uns an Tatsachen halten. Der tatsächliche Energiebedarf bei Neubauten ist i. d. R. weit entfernt vom technisch Machbaren. Das erste Niedrigenergiehaus wurde schon Ende der 40er Jahre entworfen und gebaut. Es interessierte nur niemanden, weil nichts billiger als Öl war. Heute sind Gebäude Stand der Technik, die nicht nur den Heizenergiebedarf selbst decken, sondern den gesamten Energiebedarf selbst erzeugen und deren Bewohner darüber hinaus den Energieversorgern alljährlich eine Rechnung für eingespeiste Energie stellen, sie z. B. hier http://www.rolfdisch.de . Soviel nur zum aktuellen, käuflichen Stand der Technik.
Nemen wir mal ein Zahlenbeispiel. Die Hälfte von 100 sind 50, die Hälfte von 50 sind 25 usw. Das heisst, dass die
iferenz immer weniger wird. Also der „GEwinn“ immer kleiner. Die Mehrkosten für immer aktuelle Gebäude :rechtfertigen meiner Ansicht nach diesen geringen Gewinn nicht mehr.
Hier muß man zwischen Nachrüstung und Neubau unterscheiden. Natürlich rechnet es sich nicht, zigtausende Euro für die Verringerung des Energiebedarfs in Nachrüstmaßnahmen zu investieren, wenn die jährliche Heizöl- oder Gasrechnung nur 300 € beträgt. Das sieht aber ganz anders aus, wenn man einen alten Energiefresser hat, der jährlich für 3.000 € Heizöl braucht und zudem ein miserables Wohnklima bietet, weil die Wände eiskalt sind.
Wiederum ein ganz anderer Fall ist ein Neubau. Da wäre es doch hirnrissig, veraltete Materialien zu verwenden und bei unseren Altvorderen übliche Planungsfehler zu begehen. Also baut man auf dem Stand des 21. und nicht auf dem Stand des 20. Jahrhunderts und verursacht beim Neubau damit keine oder wenigstens keine nennenswerten Mehrkosten.
Dies hängt natürlich alles stark von den Energiepreisen ab aber ich habe so langsam das Gefühl das da eine riesen :Seifenblase aufgepusstet wird die irgendwann ganz leise Platzt…
Irgendeine Seifenblase kann ich nicht erkennen. Natürlich beruhen z. B. Schwankungen von Rohölpreisen auch auf Spekulationen. Keiner weiß es genau, aber es mögen die letzten 10 … 20, vielleicht auch 30% sein. Das macht den Kohl nicht fett und ändert an ein paar grundsätzlichen Zusammenhängen nichts. So sind die Ressourcen fossiler Energieträger auf der Erde begrenzt, während die Nachfrage steigt und nach aller Voraussicht weiter steigen wird. Das aber ist die klassische Situation für steigende Preise.
Ich halte es für verkürzt, den Energiebedarf von Wohngebäuden ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Energiepreise zu sehen. Umweltschutz ist ein mindestens so wichtiger Aspekt. Ich erwähnte es oben schon: Früher hatte der Schnee binnen weniger Stunden nach dem Niederschlag eine Dreckschicht. Die Belastung der Atmosphäre mit CO2 ist ein weiterer Aspekt. Für den Zugriff auf Energieressourcen werden Kriege geführt, sterben Menschen zu tausenden. Schon ziemlich heftig, dabei von Seifenblase zu reden. Und schließlich waren die Energiefresser früherer Baujahre nur in geschönter Erinnerung besonders angenehm. Viele Maßnahmen von der Wärmedämmung bis zur Entwicklung heute üblicher Innenraumputze führten insgesamt zu einem angenehmeren Wohnklima.
Man muss auch bedenken dass das besten Niedrigenergiehaus auch „bediehnt“ werden muss um seine volle :Energiesparleistung ein zu setzten. Das machen die meisten Besitzer eh nur ne gewisse Zeit da es nämlich sehr :aufwendig ist das Haus am funktionieren zu halten.
Das ist ein Märchen. Bei Wohngebäuden auf dem derzeit für Neubauten üblichen Niedrigenergiestandard kann von einem nennenswerten Technikeinsatz keine Rede sein. Es gibt auch keinen besonderen Pflege- und Wartungsbedarf, der über das hinaus geht, was schon frühere Generationen kannten.
…und so ein Satz von dir wie „braucht nur die Hälfte“ klingt für mich zu reißerisch.
Warum nennst Du die einschlägige Gesetzgebung reißerisch?
Wenn man den betrachteten Zeitraum länger wählt, statt 15 Jahren z. B. 30 Jahre, ist der flächenbezogene Energiebedarf auf weniger als ein Viertel, in Einzelfällen auf ein Zehntel gesunken. Im Energiebedarf liegen tatsächlich Welten zwischen dem heute und früher üblichen Stand. Wenn man den machbaren (und bereits realisierten) Stand betrachtet, hat sich nicht nur die Größenordnung des Energiebedarfs verändert, sondern auch das Vorzeichen.
Gruß
Wolfgang