Qualität von Schokolade - Anteil Rohstoffe am Verkaufspreis?

Guten Abend,

hätte eine grundsätzliche Frage zum Thema Schokolade.

Über Geschmack läßt sich bekanntich nicht streiten, daher lassen wir dieses subjektive Thema einfach mal beseite.

Die Preisunterschiede zwischen Noname und den Premiummarken, z. B. Lindt sind bekanntich gewaltig.

Worauf beruht aber der Preisunterschied? Kann man davon ausgehen, dass z. B. Lindt teurer ist, weil bessere und damit im Einkauf teurere Rohstoffe enthalten sind? Oder legt Lindt einfach andere Kosten (z. B. Marketing) auf den Preis um, der damit dann gar keine Aussage über die Qualität treffen würde. Anders ausgedrückt: Es gibt ja Bestandteile des Preises, die mit der Qualität des Produktes nichts zu tun haben. Teuer muss nicht immer hochwertig sein und billig nicht immer unbedingt minderwertig.

Was schätzen Sie, wie hoch der Anteil der Rohstoffe bezogen auf den Verkaufspreis der Schokolade bei Noname und bei Lindt ausfällt?

Vielen Dank für die Auskünfte!!!

LG Karl

Servus,

der Preisunterschied zwischen sehr gutem und billigem Rohkakao liegt in der Nähe von 2.000 € / Tonne, mithin etwa 10 - 14 Cent / 100 g fertiger Schokolade je nach Kakaoanteil. Unterschiedliche Qualität der Verarbeitung dürfte sich in einer ähnlichen Größenordnung bewegen. Bei guter Schokolade (Lindt zähle ich nicht dazu - sie ist unter den billigen eine der am wenigsten schlechten) kann noch der Effekt dazukommen, dass der Hersteller direkt importiert und nur ziemlich kleine Chargen abnimmt, die im Einkauf teurer sind.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo Karl,

eine prozentuale Schätzung traue ich mich nicht abzugeben. Ich kenne den derzeitigen Verkaufspreis von Schokoladenbohnen, Kakaobutter etc. nicht.
Ich weiß allerdings, dass die Preisunterschiede durchaus auch aus dem Produktionsprozess herrühren. So wird hochwertigere Schokolade länger conchiert und insgesamt aufwändiger und schonender hergestellt. Außerdem hat „billigere“ Schokolade häufig einen höheren Fettanteil und es werden z.T. auch minderwertigere Fette verarbeitet.

Sicherlich zahlt man bei Markenprodukten fast immer auch den Namen mit, die Qualität der Produkte ist gegenüber Noname-Produkten aber meist schon besser, sei es aufgrund hochwertigerer Rohstoffe oder aufwändigerer Herrstellungsprozesse.

Viele Grüße
Sabine

Hallo,

Worauf beruht aber der Preisunterschied? Kann man davon
ausgehen, dass z. B. Lindt teurer ist, weil bessere und damit
im Einkauf teurere Rohstoffe enthalten sind?

Lindt gehört zu den besseren unter den billigen oder zu den schlechteren unter den teureren Schokoladen. Lindt ist also kein Maßstab. Richtig gute und/oder teure Schokolade kostet > 5 Euro je 100 Gramm und .

Zu den Preisunterschieden:

  • es gibt verschiedene Kakaosorten, die sich im Preis erheblich unterscheiden

  • man kann seine Ware unbesehen im Großhandel bzw. von einem Einkäufer kaufen oder vor Ort intensive Kontakte zu den Erzeugern unterhalten, auf umweltverträglichen Anbau und vernünftige Arbeitsbedingungen achten

  • man kann den Kakao einfach zusammenrühren oder sich zig Leute halten, die für die Komposition der verschiedenen Kakaosorten zur fertigen Schokolade zuständig sind

  • man kann den Anteil des teuren Kakaos auf 25-30% beschränken oder auf den Einsatz von Zucker und Kakaobutter weitgehend verzichten (schon mal einen Blick auf die Zutatenliste von Milka & Konsorten geworfen?)

  • man kann eine Schokolade drei Stunden oder drei Tage conchieren

  • man kann sei Produkt über den Preis verkaufen oder über die Qualität

Schokolade ist insofern nichts anderes als Wein.

Anders ausgedrückt: Es gibt ja Bestandteile des Preises, die
mit der Qualität des Produktes nichts zu tun haben. Teuer muss
nicht immer hochwertig sein und billig nicht immer unbedingt
minderwertig.

Bei Schokolade ist das schon so, wobei man immer noch zwischen Qualität und Geschmack unterscheiden muß. Es gibt durchaus hochwertige Weine und Schokoladen, die mir nicht schmecken. Das hat aber mit der Qualität im Hinblick auf Rohstoffe und Produktionsverfahren nichts zu tun. Ob nun der Preisunterschied zwischen Milka und Ritter Sport (beides Inbegriffe minderwertiger Schokolade) auf der einen Seite und Cluizel, Amadei, Coppeneur usw. auf der anderen Seite ausschließlich durch die Produktion und die Rohstoffe bedingt ist, sei dahingestellt. Aber danach fragt man bei einem Porsche und einem Petrus ja auch nicht.

Gruß
C.

Vielen Dank! Das war auf alle Fälle eine hervorragende Antwort!

Dass Lindt gar nicht zu den Premium-Marken zählt wusste ich allerdings nicht. Die von Dir aufgezählten Premium-Marken habe ich dagegen noch nie gehört. Das liegt aber daran, dass ich mich mit dem Thema noch nie so richtig intensiv beschäftigt habe.
Und Milka und Ritter Sport hätte ich jetzt im soliden Mittelfeld platziert. Echte Billigmarken waren für mich die ganze Zeit über z. B. Alpia oder Piasten und dann noch eine Stufe tiefer die Hausmarken von Discountern, z. B. Coceur von Aldi.

Mahlzeit,

Qualität ist immer relativ.

Bei uns im Schrank liegen auch meist einige 200 g-Tafeln diverser Discounter, die bei einem Schokoladenfressanfall gute Dienste leisten, ich trinke manchmal auch gerne einen süffigen Landwein, und Fritten mit Currywurst mag ich auch.
Genauso hab ich aber auch hochwertige Sachen auf Lager.
Eine Marke, die in D leider recht selten zu kriegen ist, aber ein m.E. gutes Preis/Leistungsverhältnis hat ist Côte d’Or aus Belgien, wie die Belgier allgemein bei Schokolade gute Sachen hinkriegen.

Gandalf

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Hallo,

Qualität ist immer relativ.

wie ich schon erwähnte, gibt es einen Unterschied zwischen Qualität und Geschmack. Wenn sich jemand die 79 Cent-Tafel von Milka reinziehen will, weil sie ihm schmeckt, soll er das machen. Die Qualität einer solchen Schokolade ist allerdings sehr niedrig: hergestellt aus Forastero-Kakao, niedriger Kakaoanteil, hoher Kakaobutteranteil, diverse Zusätze.

Letztlich tut man sich auch aus finanziellen Gründen keinen Gefallen, wenn man zu solchen Produkten greift. Der Geschmack eines Stückes einer vernünftigen und ggfs. fünfmal so teuren Schokolade klingt u.U. über Stunden nach (logischerweise je nachdem, was man anschließend ißt und trinkt), während Milka & Konsorten in der Regel riegelweise weggebaggert werden. Von der Nährwertthematik will ich in dem Zusammenhang gar nicht erst anfangen.

Genauso hab ich aber auch hochwertige Sachen auf Lager.
Eine Marke, die in D leider recht selten zu kriegen ist, aber
ein m.E. gutes Preis/Leistungsverhältnis hat ist Côte d’Or aus
Belgien, wie die Belgier allgemein bei Schokolade gute Sachen
hinkriegen.

Das Preis-/Leistungsverhältnis im Sinne von Preis zu Geschmack mag OK sein. Qualitativ hochwertig sind die Produkte allerdings nicht, was auch angesichts des produzierten Volumens auch gar nicht möglich ist. Es handelt sich dabei schlicht und ergreifend um Massenware, bei der man bestimmte Kriterien einer Qualitätsschokolade gar nicht erfüllen kann. Das beginnt mit der Auswahl der Kakaosorte und endet noch lange nicht bei der Dauer des Conchierens.

Außerdem schneidet Cote d’Or bzw. der Eigentümer des Unternehmens (Kraft Foods, jüngst umbenannt in Mondelēz International) hinsichtlich Nachhaltigkeit noch schlechter ab als die meisten anderen großen Hersteller:
http://www.rankabrand.org/chocolate-brands/Cote+D%27or

Wie gesagt: jeder soll essen, was er will, nur finde ich es persönlich schade, wenn man sich so etwas feines wie eine wirklich gute Schokolade entgehen läßt.

Gruß
C.

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Preisklassen Schokolade
Hallo Groß C-Ponkt,

ein Krümelchen allerdings noch zu der angegebenen Preisklasse > 5 €: Ich finde, es genügt, wenn man die Latte schon bei 4 € anlegt - dann fällt nämlich der Chocolatier Bonnat bereits in die obere Liga, wo er meiner Meinung nach unbedingt hingehört (auch wenn man dort 7 € / 100 g schon auch zahlen kann).

Die Schokoladen von Bonnat sind auch deswegen ein sehr guter Einstieg in die obere Liga, weil es dort ziemlich viele nach Herkünften rein „ausgebaute“ Schokoladen gibt, so dass man einen Eindruck von den verschiedenen Ausprägungen der Anbaugebiete bekommen kann.

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin,

ein Krümelchen allerdings noch zu der angegebenen Preisklasse
> 5 €: Ich finde, es genügt, wenn man die Latte schon bei 4 €
anlegt - dann fällt nämlich der Chocolatier Bonnat bereits in
die obere Liga, wo er meiner Meinung nach unbedingt hingehört
(auch wenn man dort 7 € / 100 g schon auch zahlen kann).

ich habe eben mal recherchiert und muß einräumen, daß Du vollkommen recht hast: es gibt einzelne Produkte von Bonnat, die man unter 5 Euro/100g bekommen kann. War mir nicht bewußt, wobei 4,29 nicht unbedingt so weit von meiner „magischen Grenze“ entfernt sind.

Die Schokoladen von Bonnat sind auch deswegen ein sehr guter
Einstieg in die obere Liga, weil es dort ziemlich viele nach
Herkünften rein „ausgebaute“ Schokoladen gibt, so dass man
einen Eindruck von den verschiedenen Ausprägungen der
Anbaugebiete bekommen kann.

Genau das schätze ich an Bonnat. Das ist übrigens auch ein Grund, die Finger von Milka, Lindt und Konsorten zu lassen: die rühren wild ihre Cuvées zusammen, ohne daß der Konsument die Vorzüge und Eigenheiten von reinsortigen oder gar Plantagenkakaos kennenlernt. Um überhaupt mal in das Feld einzutauchen und zumindest die regionalen Unterschiede, die es nun einmal gibt wie bei Wein, kennenzulernen, empfehle ich immer wieder und gerne 1er Cru von Amadei. Das war seinerzeit eines meiner ersten Aha-Erlebnisse. Um mich geschehen war es dann nach einer Verkostung, in der u.a. die Mangaro Noir von Cluizel gereicht wurde, bei der man tatsächlich schmeckt, daß der Kakao auf einer ehemaligen Mangoplantage angepflanzt wird.

Aber ich glaube, ich schweife ab :wink:

Viele Grüße

C.

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Vollmilchschokolade
Bonnat bietet zudem eine hervorragende Auswahl hochprozentiger (>60% Kakao) Vollmilchschokoladen an, die man leider sonst zu selten findet.

~//+

Hallo,

ein dickes Dankeschön für die Links!

Viele Grüße,
Herb