Qualitätsmanagement - Sinn/Unsinn

Liebe Experten,

ich beschäftige mich schon längere Zeit mit dem Thema Q-Management im öffentlichen Dienst. Es ist eine Menge Überzeugungsarbeit notwendig, um zu kleinen Fortschritten zu kommen. Immer wieder stoße ich auf dieselben Vorbehalte und Fragen. Auf eine Frage, die mir in Abständen immer wieder gestellt wird, finde ich kleider keine KURZE und prägnante Antwort: Warum QM? Das geht mit Dienstaufsicht Kontrolle und Diosziplinarrecht genauso gut! Lange Erklärungen lassen dann die „Horchlappen“ zuklappen.
Kennt jemand eine solch kurze und überzeugende Antwort, die der „Knaller“ ist?

Wolfgang

ich beschäftige mich schon längere Zeit mit dem Thema
Q-Management im öffentlichen Dienst. Es ist eine Menge
Überzeugungsarbeit notwendig, um zu kleinen Fortschritten zu
kommen. Immer wieder stoße ich auf dieselben Vorbehalte und
Fragen. Auf eine Frage, die mir in Abständen immer wieder
gestellt wird, finde ich kleider keine KURZE und prägnante
Antwort: Warum QM? Das geht mit Dienstaufsicht Kontrolle und
Diosziplinarrecht genauso gut! Lange Erklärungen lassen dann
die „Horchlappen“ zuklappen.
Kennt jemand eine solch kurze und überzeugende Antwort, die
der „Knaller“ ist?

Hallo,

vielleicht ist es hilfreich, wenn Du zunächst den Begriff der Qualität im öffentlichen Dienst definierst. Wenn man weiß, was das ist, welche Zielvorstellungen darunter zu verstehen sind, kann man darüber nachdenken, mit welchem Instrumentarium das Ziel zu verwirklichen ist.

Zu Dienstaufsicht, Kontrolle und Disziplinarrecht gibt es in der gewerblichen Wirtschaft Analogien. Das sind Ordnungsinstrumentarien, die mit der Produkt- und Dienstleistungsqualität noch nicht viel zu tun haben. So ist es z. B. möglich, daß sich eine Struktur ausschließlich selbst verwaltet und es kommt überhaupt kein objektiv bewertbares und meßbares Ergebnis heraus. Disziplinarisch mag da alles in Ordnung sein. QM ist aber am Ergebnis orientiert.

Sehr wahrscheinlich kann Dir nicht der große Wurf für ein überall im öffentlichen Dienst gültiges QM gelingen. Es wird zweckmäßig sein, sich auf einen Bereich zu konzentrieren, wobei es zunächst egal ist, ob das die Straßenreinigung, ein Krankenhaus, ein Gericht oder eine Schule ist.

Ein Beispiel aus dem Bereich Schule: Es wird während der Unterrichtszeit eine Fortbildung beantragt und genehmigt. Unterricht fällt dann aus. Disziplinarisch und dienstrechtlich ist alles in bester Ordnung. QM ist aber eine ergebnisorientierte Maßnahme. Ziel ist nicht die disziplinarische Ordnung, sondern das Ergebnis, das da heißt, Schüler innerhalb bestimmter Zeit zu einer bestimmten Qualifikation zu führen. Ergebnisorientiert vorgegangen dürfte die Lehrerfortbildung nicht in die Unterrichtszeit fallen.

Ich hoffe, ein paar Denkansätze geliefert zu haben.

Gruß
Wolfgang

Liebe Experten,

ich beschäftige mich schon längere Zeit mit dem Thema
Q-Management im öffentlichen Dienst. Es ist eine Menge
Überzeugungsarbeit notwendig, um zu kleinen Fortschritten zu
kommen. Immer wieder stoße ich auf dieselben Vorbehalte und
Fragen. Auf eine Frage, die mir in Abständen immer wieder
gestellt wird, finde ich kleider keine KURZE und prägnante
Antwort: Warum QM? Das geht mit Dienstaufsicht Kontrolle und
Diosziplinarrecht genauso gut! Lange Erklärungen lassen dann
die „Horchlappen“ zuklappen.
Kennt jemand eine solch kurze und überzeugende Antwort, die
der „Knaller“ ist?

ich habe das bei ein paar behörden einer stadtverwaltung
einigermaßen mit dem motto geschafft: " wie organisieren wir die
arbeit unserer dienststelle, so, dass wir mit dienstaufsicht,
disziplinarrecht etc. gar nicht erst (oder wenigstens so selten
wie möglich) schwierigkeiten bekommen, weil wir alles gleich
richtig machen, oder zumindest unsere fehler sofort selber
ausbügeln?"

föhn-x

Kennt jemand eine solch kurze und überzeugende Antwort, die
der „Knaller“ ist?

Wolfgang

Lass die Leute die Antwort selbst finden, indem sie Nutzen und Gefahren beschreiben. Dann habt Ihr fast schon eine kleine Selbstbewertung als Auftakt für einen QM-Prozess.

Michael Graf

Ergebis- vs. Prozessorientierung
Hallo Wolfgang!

QM ist aber am Ergebnis orientiert.

Ein Beispiel aus dem Bereich Schule: Es wird während der
Unterrichtszeit eine Fortbildung beantragt und genehmigt.
Unterricht fällt dann aus. Disziplinarisch und dienstrechtlich
ist alles in bester Ordnung. QM ist aber eine
ergebnisorientierte Maßnahme. Ziel ist nicht die
disziplinarische Ordnung, sondern das Ergebnis, das da heißt,
Schüler innerhalb bestimmter Zeit zu einer bestimmten
Qualifikation zu führen. Ergebnisorientiert vorgegangen dürfte
die Lehrerfortbildung nicht in die Unterrichtszeit fallen.

Hier muss ich widersprechen. Kann sein, dass ich es falsch verstanden habe, aber (zumindest, wenn man die Zertifizierungsnormen hinzunimmt) QM ist keineswegs ergebnis-, sondern vielmehr prozessorientiert. Kein Mensch fragt, ob die Schüler tatsächlich innerhalb einer bestimmten Zeit tatsächlich eine bestimmte Qualifikation besitzen (jedenfalls nicht aus Sicht des QM). Sondern der Weg dahin wird standardisiert, optimiert (wenn man´s richtig mach), beschrieben und kontrolliert, halt in ein QM verpackt. Getreu dem Motto, wenn der Weg gut ist, wird das Ergebnis auch gut sein. Was zwar häufig genug stimmt, aber nicht leider immer.
Gruß
Kai

QM ist keineswegs ergebnis-,
sondern vielmehr prozessorientiert. Kein Mensch fragt, ob die
Schüler tatsächlich innerhalb einer bestimmten Zeit
tatsächlich eine bestimmte Qualifikation besitzen (jedenfalls
nicht aus Sicht des QM). Sondern der Weg dahin wird
standardisiert, optimiert (wenn man´s richtig mach),
beschrieben und kontrolliert, halt in ein QM verpackt. Getreu
dem Motto, wenn der Weg gut ist, wird das Ergebnis auch gut
sein. Was zwar häufig genug stimmt, aber nicht leider immer.

Hallo Kai,

jedes betriebliche Handeln muß letztlich am Erbenis orientiert sein. Ein QM-System soll durch einen kontrollierten Weg ein bestimmtes Ergebnis erzwingen. Das, was man als Produktqualität definierte, soll eben nicht nur als seltener Glücksfall entstehen, sondern durch Festlegung und Kontrolle aller Prozesse in jedem Fall zur Verfügung stehen.

Wenn der Weg nicht zum gewünschten Ziel führt, muß es eine Rückmeldung geben. Dabei ist zu untersuchen, an welcher Stelle der Weg Schwächen aufweist, so daß trotz des getriebenen Aufwands nicht das gewünschte Ergebnis entsteht.

QM-Fritzen, die sich auf ihrem Weg verfransen und das Ergebnis aus dem Auge verlieren, sollte ein Betrieb schnellstens auf Linie trimmen oder „entsorgen“. Ein Betrieb lebt von den Dingen, die in der gewünschten Qualität auf der Rampe stehen. Nur dafür bezahlt der Kunde und dessen Geld ist das Ziel aller Bestrebungen. Wer diese elementaren Zusammenhänge vergißt, kann plötzlich seine Leute - auch die QM-Leute - nicht mehr bezahlen.

Überträgt man solches Denken auf z. B. eine Schule, muß zunächst der Qualitätsbegriff definiert werden. Es kann ja sein, daß man dort Qualität so definiert, daß der Lehrkörper sein Pensionsalter streßfrei und unbehelligt von Schülern erreicht. Man könnte sich auch auf eine Qualitätsvorstellung einigen, wonach die Einhaltung aller Dienstvorschriften oberstes Ziel ist. Schüler sind dabei die Störgröße. Querulanten könnten auf die Idee kommen, zum Ziel zu erklären, daß Schülern innerhalb bestimmter Zeit bestimmte Lehrinhalte vermittelt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht man „Produktionsmittel“, also Lehrkräfte, Lehrmittel, Räumlichkeiten etc, alles so ausgewählt und zu einem Weg mit Kontrollen aneinander gefügt, daß das Ziel mit Sicherheit und nicht rein zufällig oder nur selten erreicht wird. Alles hat sich diesem Ziel der vereinbarten Qualität unterzuordnen, einschließlich der Dienstvorschriften und des Dienstrechts. Stellt sich heraus, daß z. B. die letztgenannten Punkte dem Ziel abträglich sind, wird nicht das Ziel geändert, sondern z. B. das Dienstrecht.

Natürlich muß man jeden einzelnen Prozess im Griff haben, um am Ende das gewünschte Ergebnis sicher zu erhalten. Dabei liegt es in der Natur der Sache, daß die hauptsächliche Arbeit in den Details der Prozessschritte steckt. Trotzdem ist immer nur entscheidend, „was hinten 'rauskommt“, sonst wird der ganze QM-Gedanke sinnentleert.

Gruß
Wolfgang

Hi Wolfgang,
Du hast sicherlich vollkommen recht. Leider ist immer wieder zu erkennen, dass QM wettbewerbsbedingt eingeführt wird (werden muss). Dann soll nur die Zertifizierung erreicht werden. Und erst wenn das Folgeaudit ansteht, wird sich wieder gekümmert.
Eine Zertifizierung kann auch erreicht werden, wenn das schlechteste Produkt erstellt wird, eben nur immer in gleicher Weise, mit gleichem Prozess, nachvollziehbar, wiederholbar, sauber dokumentiert… Und dann wundern sich alle, dass trotz QM, welches Aufwand und damit Geld kostet, das Unternehmen den Bach runtergeht.

Aber wie gesagt, Du hast Recht, QM sollte man durchaus so sehen, wie Du es siehst. Dann muss ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (leider auch ein bereits belegter Begriff) ständige Anpassungen an den Prozess, und zwar rückgekoppelt aus dem Ergebnis - besser noch aus Zwischenergebnissen - auslösen. Dann ist auch die Aufgabe eines jeden am Prozessbeteiligten.

Gruß
Kai