Qualitätsmanagment Gesundheitswesen/Krankenhaus

Hallo!

Ich interessiere mich für die Arbeit als Qualitätsmanager im Gesundheitswesen, insbesondere im Krankenhaus.

Gibt es in diesem Forum evtl. jemanden, der mir ganz grob etwas dazu sagen kann, von wem die Stellen im Qualitätsmanagement im Krankenhaus besetzt werden bzw. welches Profil man zur Ausübung dieser Aufgaben mitbringen muss? Ich habe bei meiner bisherigen Recherche den Eindruck bekommen, dass diese Aufgaben nur von ärztlichem Personal durchgeführt werden.

Vielen lieben Dank im Voraus!

Moin Moin,

Ich interessiere mich für die Arbeit als Qualitätsmanager im
Gesundheitswesen, insbesondere im Krankenhaus.

ok, welche Kenntnisse hast du bereits?

Gibt es in diesem Forum evtl. jemanden, der mir ganz grob
etwas dazu sagen kann, von wem die Stellen im
Qualitätsmanagement im Krankenhaus besetzt werden

ganz grob: das entscheidet jedes KH nach eigenem Ermessen.
Die Norm sagt: der QM muss Fachkenntnisse besitzen

bzw. welches Profil man zur Ausübung dieser Aufgaben mitbringen muss?

wie in anderen Bereiche auch:
Zertifikat: Qualitätsmanagementbeauftragter
Zertifikat: Qualitätsmanager
Wenn du für eine benannte Stelle auditieren möchtest:
Zertifikat: QM-Auditor (mit Zusatzqualifikation Medizin)

Du solltest also min. kennen:
ISO 9001
ISO 13485
KTQ
MPG

Ich habe bei meiner bisherigen Recherche den Eindruck bekommen,
dass diese Aufgaben nur von ärztlichem Personal durchgeführt
werden.

Das macht Sinn, denn ein Arzt sollte sich in seinem Fachgebiet entsprechend gut auskennen. Ein Automechaniker wird sich im KH als QMB schlecht machen.

Grüße aus Rostock
Wolfgang
(Netwolf)

Hallo,

ich schließe mich dem Vorredner an. Alternativ zu den bestehenden QM-Ausbidlungen kann auch ein Nachweis an entsprechenden Erfahrungen in dem Bereich ausreichend sein.

Zusätzlich solltest Du Dich mit Arbeitssicherheit auskennen und Hygiene. Du solltest wissen wo die Fehler in der Hygiene entstehen. Daneben schadet ein betriebswirtschaftliches Wissen nicht.

Im KH ohne Vorkenntnisse aus der Praxis zu starten wird nicht klappen. Gerade hier sind die Anforderungen recht hoch und nicht ohne Risiken für Patienten und Mitarbeiter.

Gruß,
Alexandra

Hallo Rena,

Voraussetzung für eine QM-Stelle sind eine med.-pflegerische Ausbildung, Berufserfahrung und eine QM-Ausbildung speziell auch für den klinischen Bereich. Kenntnisse bzgl Projekt- und Prozessmanagement sind dabei von Vorteil.

Dein Eindruck täuscht Dich nicht, daß der Qualitäter auch vom Fach sein muß. Ist ja auch logisch; woher sollte jemand, der z.B. aus der Industrie kommt die spezifischen Abläufe kennen oder die Anforderungen hinsichtlich Umweltaspekte, Arbeitssicherheit und Hygiene? Dazu muß man schon vom Fach sein.

Freie Stellen sind ausgeschrieben und erscheinen z.B. in der Fachzeitschrift „Die Schwester/Der Pfleger“ (Kohlhammer Verlag)

Gruß, Steff

Abgesehen vom DP Medizin:

Voraussetzung für eine QM-Stelle sind eine med.-pflegerische
Ausbildung,

Nein. Das ist so schlicht falsch. QM (nicht QB!)-Stelle im KH bzw. bei KH-Trägern sind oft genug nicht von Pflegern / Ärzten besetzt. (Nicht nur, dass ich - nebenbei EFQM-Assessor / Gesundheitswesen - selbst jahrelang als solcher gearbeitet habe, ich habe ständig mit „solchen Exemplaren“ beruflich zu tun. Und - das mag nicht repräsentativ sein - in den letzten 15 Jahren hatte ich mehr mit nicht-med./pfleg. QMern zu tun als mit eben solchen)

Dein Eindruck täuscht Dich nicht, daß der Qualitäter auch vom
Fach sein muß.

Er muss nicht „vom Fach“ sein in diesem Sinne, sein Fach ist QM. Zumindest dann, wenn es um größere Häuser geht. Er muss allerdings Erfahrung von KH-Prozessen bzw. solchen im Gesundheitswesen, Altenpflege, Sozialwesen habe.

Insofern passt jemand, der aus der Autoindustrie kommt tatsächlich nicht, genauso wie sich eine Iso aus dem Bereich auch nicht so ohne weiteres auf KH übertragen lässt.

Oft genug ist es übrigens Indiz dafür, wie QM verstanden wird. Ein QM in einem KH, das rein medizinisch orientiert ist, ist in aller Regel kein gutes…

Ist ja auch logisch; woher sollte jemand, der
z.B. aus der Industrie kommt die spezifischen Abläufe kennen
oder die Anforderungen hinsichtlich Umweltaspekte,
Arbeitssicherheit und Hygiene?

Umwelt, Arbeitssicherheit und Hygiene - und nebenbei Strahlenschutz und Risikomanagement, und da war da noch was mit Gefahrstoffen… sind - leider - in aller Regel nicht in die QM-Systeme der KHer integriert, so diese nicht echte Ansätze Richtung integriertes Management bzw. EFQM fahren. Schön wäre es. Wie viele Häuser kennst du, wo das so ist? Es tut mir quasi täglich in der Seele weh zu sehen, was da für Ressourcen verschleudert werden. Schwer genug, daran etwas zu ändern. Erfolgreich geschafft habe ich das nur in der Altenpflege.

Hallo Janina,

ich danke Dir für die Richtigstellung. Es stimmt, ich hatte mehr den QB im Auge als vielleicht irgendeinen QM Sachbearbeiter.

Der Umgang mit Gefahrstoffen sowie der Strahlenschutz gehören m.E. mit zur Arbeitssicherheit, aber das Risikomanagement ist ein guter Hinweis. Daran habe ich auf Anhieb nicht gedacht.

Nun ja, es ist noch ein weiter Weg, bis all diese Themen wirklich Eingang in die QM-Systeme finden und diese dann auch wirklich gelebt werden. EFQM vereinfacht es dabei nicht. Bezüglich des Verschleuderns von Ressourcen kann ich Dir leider nur zustimmen, es ist schade drum!

Gruß, Steff

Der Umgang mit Gefahrstoffen sowie der Strahlenschutz gehören
m.E. mit zur Arbeitssicherheit

Kann es sein, dass du sehr wenig Einblick in den KH-Betrieb hast?

Strahlenschutz ist eine Angelegenheit, die schon von Gesetz wegen ganz oben im KH angesiedelt ist, der Strahlenschutzbevollmächtigte ist auch nur eben dort unterstellt. Das war schon zu Zeiten, da wusste man das Wort Qualitätsmanagement im KH nicht zu buchstabieren. Genau wie Hygiene ist das Thema Strahlenschutz schließlich auch eines, was nicht nur zum Bereich Arbeitssicherheit gehört und schon von daher diesem nicht zu unterstellen ist.

Nun ja, es ist noch ein weiter Weg, bis all diese Themen
wirklich Eingang in die QM-Systeme finden und diese dann auch
wirklich gelebt werden.

Eingang ins QM ist der verkehrte Ausdruck. Man kann diese Aspekte nicht UNTER QM subsumieren, man kann - und sollte - nur die Themen in ein System integrieren. Ein feiner Unterschied.

Und spätestens dann, wenn das passiert, braucht es den Fachmann fürs Managementsystem mehr als die Fachdisziplin.

Hallo Janina,

ich gebe Dir recht. Das Thema QM haben die Pflegeberufe wahrlich nicht erfunden, sondern die Automotivebranche. Ich war als Dipl. Kauffrau eine der ersten, die fachfremd das Thema für Pflegedienste angeboten hat und bin auf bitteren Widerstand beim MDK und den Kassen gestoßen. Noch heute darf beim MDK nur auf Wirtschaftlichkeit prüfen, wer Arzt oder KS ist. Wie ich finde ein echter Nachteil. Denn es geht eben nicht nur um das Fachliche Pflegewissen, sondern beim QM und beim Thema Wirtschaftlichkeit um so vieles mehr.

Wie Du auch schon sagtest, braucht es bei der Einführung von QM Systemen einen bunten Blumenstrauß an Wissen: Personalführung und Motivation, Arbeitsrecht, Arbeitssicherheit, Brandschutz, Hygiene, BWL-Wissen, statistisches Wissen zur Erstellung geeigneter Kennzahlen, Wissen über die Abläufe im Unternehmen und die Zusammenhänge im Gesundheitswesen, Wissen über die Fehlerquellen, Normen und Gesetze im medizinbereich, auch politischen und wirtschaftlichen Einblick in diese Branche. … und vermutlich fehlt noch irgend ein Bereich.

Ich bin jetzt 11 Jahre in dem Bereich mit meiner Firma tätig und man lernt nie aus. Darüber hinaus ändern sich ja auch permanent die Rahmenbedingungen und medizinischen Kenntnisse etc. , so dass man da immer hinter her sein muss.

Als QMler muss man nicht das Wissen eines Arztes haben oder das des Arbeitsschutzbeauftragten, aber man muss eine Idee haben, auf was diese achten müssen und wenn man es schafft alle Bereiche in ein übersichtliches QMS zu packen und sich so doppelte Arbeit erspart, dann hat man es denke ich ganz passabel geschafft.

Gruß,
Alexandra

Hallo Janina,

zwischen mir und dem Gesundheitswesen gibt es gewisse Spannungen, das ist richtig, gestehe ich schmunzelnd ein. Ich bin kein Fachmann auf medizinischem Gebiet, aber ich schaue recht genau hin, wie die Fachleute agieren und da liegt dann doch einiges im argen. Nicht nur bei der Hygiene.

Mit gesetzlichen Vorgaben brauchen wir gar nicht erst anfangen, die werden vor Ort eh kaum eingehalten, teils aus Personalmangel, teils aus Unkenntnis der Gesetzeslage. Ich werde an dieser Stelle aber nicht aus dem Nähkästchen plaudern. Außerdem kenne ich nicht alle Krankenhäuser Deutschlands und möchte nichts verallgemeinern.

Ein Fachmann fürs Managementsystem wird sich jedenfalls aufarbeiten und doch nicht viel bewirken. Ich persönlich habe eine eigene Vorgehensweise entwickelt, wie ich mit all dem umgehe.

Aber es freut mich, jemandem zu begegnen, der mit Engagement Verbesserungen erzielen möchte.

Gruß, Steff

ich gebe Dir recht. Das Thema QM haben die Pflegeberufe
wahrlich nicht erfunden, sondern die Automotivebranche. Ich
war als Dipl. Kauffrau eine der ersten, die fachfremd das
Thema für Pflegedienste angeboten hat und bin auf bitteren
Widerstand beim MDK und den Kassen gestoßen.

Oh, da kann ich auch ein freudiges Liedchen, ja ganze Opern trällern :smiley:

Allerdings auch davon, dass irgendwelche fachfremden Knalltüten meinen, das, was sie in der Automobilbranche gelernt haben, auf Pflege und KH zu übertragen. Das führt dann zu 10 Aktenordner QM-System für eine 100 EW-Pflegeeinrichtung, aus dem nicht hervorgeht, dass der Kernprozess eines Altenheims die Pflege ist :wink:

Vielen Dank für die zahlreichen, interessanten antworten.
Ich würde gerne kurz beschreiben, aus welchem Bereich ich komme, um evtl. eine erste Einschätzung zu meinen Chancen in diesem Arbeitsbereich zu bekommen.
Nach dem Abitur habe ich eine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen und anschließend an einer Hochschule für Öffentliche Verwaltung Risiko- und Sicherheitsmanagement studiert, mein Abschluss ist im August. Mein Interesse wurde in einer Vorlesung zum Qualitätsmanagement geweckt. Schließlich habe ich meine Bachelorarbeit zum Thema Patientensicherheit in Krankenhäusern verfasst.
Mein Studium umfasste u.a. die Bereiche: Qualitätsmanagement, Brandschutz, Arbeitspsychologie, Betriebswirtschaft/Rechnungswesen, Strafrecht und Zivilrecht, Krisenstabsarbeit.

Im Grunde ist dieses Studium auf die Unternehmenssicherheit ausgelegt. Mein Praxissemester habe ich daher auch in der Unternehmenssicherheit/Ermittlungsgruppe einer Krankenkasse absolviert.

Die Sicherheit/Qualität in Krankenhäusern interessiert mich jedoch besonders, da es hier eben nicht nur um wirtschaftliche Interessen geht. Auch finde ich das komplexe System Krankenhaus beeindruckend.

Nun ist es ja leider so, dass ich wirklich keine Vorkenntnisse im medizinischen/pflegerischen Bereich habe. Ich wäre in jedem Fall jedoch bereit, mir diese anzueignen (durch Fortbildungen, Praktika etc.). Ich möchte jedoch auch realistisch bleiben und weiß auch, dass andere, die z.B. Gesundheitsmanagement studiert haben, bessere Chancen haben.

Vielleicht hat ja noch jemand einen kurzen Tipp, wie ich das Ganze angehen könnte. Evtl. einfach mal in ein Krankenhaus gehen und mein „Profil“ vorstellen?

Vielen lieben Dank!

Hallo Rena,

Dein Interesse und Dein Engagement gefällt mir. Ich selbst bin im Gesundheitswesen nicht aktiv, kriege aber durch andere immer wieder das ein oder andere mit. Ich werde mich mal umhören, ob jemand mit Deinem bisherigen Werdegang etwas anfangen kann. Versprechen kann ich natürlich nichts, aber fragen kostet auch nichts :wink:

Gruß, Steff

Hallo Janina,

Allerdings auch davon, dass irgendwelche fachfremden Knalltüten meinen, das,
was sie in der Automobilbranchegelernt haben, auf Pflege und KH zu übertragen.
Das führt dann zu 10 Aktenordner QM-System für eine 100 EW-Pflegeeinrichtung,
aus dem nicht hervorgeht, dass der Kernprozess eines Altenheims die Pflege ist
:wink:

in so einem Fall habt ihr tatsächlich eine bürokratische ‚Knalltüte‘ erwischt. Qualitätsmanagement ist was anderes, als eine reine Papierproduktion :wink:

Gruß, Steff

Hallo Steff-muc! :o)

Das wäre sehr nett von Dir, ich bin gespannt, ob sich dort Möglichkeiten bieten. Bei neuen Erkenntnissen lass ich einfach mal von mir hören!

Viele Grüße

Verena

Nur Mut. Ich finde deine bisherigen Laufbahn nicht so, dass du dich damit verstecken musst, auch nicht vor Krankenhäusern :wink: Immerhin hast du ja eine gewisse Praxiserfahrung, wenn auch Krankenkasse, was aber aus KH-Sicht kein Schaden ist.

Ich sehe keine Hinderungsgründe, warum du dich nicht direkt in einem größeren KH in einer QM-Abteilung bewerben solltest. In Frage kämen auch Unikliniken oder Träger mehrerer Häuser.

Mit einem Praktikum wäre ich vorsichtig. Das würde ich wenn nur wirklich ganz gezielt in einem Helferberuf und nicht etwa in einer QM-Abteilung machen. Letzteres würde ich als unter Wert verkauft empfinden.

Eine Alternative, falls du dir das finanziell erlauben kannst, könnte noch ein 3-6-monatiger Kurz-Freiwilligendienst sein, der dann ebenso sehr gezielt auf Abläufe im KH abzielt. Als Muss sehe ich das aber nicht.