Qualitative Sozialforschung gemischt mit quantitativen Methoden

Hallo Zusammen,

ich habe eine Frage bezüglich der empirischen Sozialforschung und würde mich über eine Antwort freuen:
Habe qualitative Forschung betrieben in dem ich 14 Personen befragt habe (aufgrund des Zeitaufwandes und vieler Absagen sind es nicht mehr geworden).
Im ersten Teil habe ich geschlossene Fragen gestellt (also eigentlich quantitativ geforscht) um beispielhaft Dinge über die Interviewpartner herauszufinden wie bspw. Altersgruppe, Herkunft, Bildung, Einkommen usw. aber auch Fragen mit Einschätzungen: sind sie sehr zufrieden,weniger zufrieden, unzufrieden usw. -> das hatte dann mehr einen Fragebogencharakter und ich habe Kästchen zum ankreuzen gehabt.
Der zweite Teil des Interviews bestand nur aus offenen Fragen, also wirklich qualitativ :smile:

Nach Fachliteratur kann man qualitativ forschen und auch teilweise quantitative Methoden verwenden. So weit so gut, jetzt zur Auswertung und meinen Fragen:

Wie gehe ich mit den Daten aus dem ersten Teil um wenn ich nur 14 Personen befragt habe? Die Stichprobe sollte ja immer >20 sein bei quantitativen Methoden laut Literatur. Bei Interviews ist es aber ungewöhnlich im Rahmen einer Studienarbeit mehr als 20 Leute zu befragen wenn ein Interview ca. 90 Minuten dauert. Letztendlich will ich allgemeinen die Gruppe der befragten Personen zunächst beschreiben und sagen: 15% sind 45 Jahre alt, 40% 60 Jahre usw. um danach dann die offenen Fragen auszuarbeiten.

Ist das dann seriös oder darf/kann ich diese Daten nicht verwenden?

Vielen Dank im Voraus!

Gruß Mecki

Hallo Mecki,
erstmal: Dass eine Stichprobe immer größer als 20 sein muss bei quantitativer Methodik, ist durch nichts begründbar. Es ist eine Pi-mal-Daumen-Faustregel, damit bei statistischen Analysen die Irrtumswahrscheinlichkeit nicht so hoch liegt.
Dann zu Deiner eigentlichen Frage: Selbstverständlich kannst und solltest Du auch Deine Stichprobe nach sozialstatistischen Merkmalen usw. näher beschreiben. Dabei würde ich aber relativ wenig Gruppen bilden und beschreiben, also bei den Merkmalen jeweils nur etwa 2-4, also z.B. drei Altersgruppen. Ergänzend würde ich jeweils auch Median und Mittelwert angeben.
Sinnvoll wäre sicher auch eine ganz, ganz kurze qualitative Bewertung, z.B. „eine insgesamt sehr junge Gruppe mit nur zwei Ausnahmen im Alter über 40“ oder „…ein sehr hohes Bildungsniveau, das deutlich über dem Bevölkerungsdurchschnitt liegt“.

Hallo Gerd,

vielen Dank für die ausführliche Antwort! Ich habe das mit der > 20 Stichprobe wohl zu engstirnig gesehen. Ich werde dann einfach um die Gruppe zu beschreiben eine gröbere Einteilung vornehmen als bei einer größeren Stichprobe (würde als Kuchendiagramm auch dämlich aussehen bei zu genauer Einteilung dann 14 „Kuchenstücke“ zu haben.)
Super der Tipp zur qualitativen Bewertung der erhobenen Daten!

Vielen lieben Dank Gerd, du hast meinen Abend gerettet!