Qualitative Studie - Experten-Interviews

Hallo!

Ich habe eine Frage.

Ich führe in meiner Arbeit eine qualitative Studie durch.

1)Zuerst generiere ich Hypothesen
2)Diese teste ich mit Experten-Interviews (ca.10 Interviews, vorgegeben von meinem Betreuer)
3)Auswertung der Interviews mit qualitativer Inhaltsanalyse

Also, vom Prinzip her ist es einfach und die Interviews habe ich alle schon geführt.

Nun brauch ich Infos zu dem Stichproben-Auswahlverfahren. Ich weiß nicht, welches Verfahren ich angewendet habe. Die Experten habe ich mir ausgesucht, aus bestimmten Unternehmen, aber trotzdem war es irgendwie auch eine Zufallsauswahl, weil ich eine lange Liste von diesen bestimmten Unternehmen hatte. Also teils, teils. Ich hab schon so viel in Büchern gesucht, gegoogelt, ich finde einfach nichts. Oft begegne ich auch dem Begriff Theoretical Sampling, was anscheinend ein qualitatives Auswahlverfahren ist. Aber ich hab absolut keinen Überblick mehr.

Kann mir jemand helfen???

Hi,

ich würde mich da gar nicht auf einen Begriff festlegen, sonderne infach in 3-4 Sätzen beschreiben, wie du vorgegangen bist.

Grüße,
JPL

Hallo!
Ich verstehe nciht ganz das Problem.
Da du ja Experten-interviews gemacht hast, schließt dies ja eine Zufalls-Stichprobe aus. Deshalb gibt es ja das Experteninterview. Und die muss man sich halt suchen.
Und: Bei der Vorgehensweise Experten-Interview muss man normalerweise in der Arbeit rechtfertigen, warum bzw. was diese leute zu Experten macht. Also z.b. langjährige Berufserfahren, Opfer, usw.

eine Zufalls-Stichprobe braucht man ja bei einer ganz anderen methodischen Vorgehensweise. Die Zufalls-Stichprobe wird ja deshalb gemacht, weil somit quasi ein Auszug einer Grundgesamtheit dargestellt werden, und eine subjektive Auswahl an Personen ausgeschlossen werden kann.

Hoffe, das war hilfreich
lg eva

Es sei denn natürlich, du hast die experteninterviews nur für den Pre-test gemacht, und das nur aus dem Grund, um die Entwicklung deiner Hypothese voranzutreiben. Aber auch dann muss die Auswahl der experten gerechtfertigt werden. Wenn du dann die Interviews (wie auch immer) ausgewertet hast, lässt du -ganz im Zuge der grounded Theorie- diese Ergebnisse in die Hypothesenbildung hineinfließen (mittels Kategorienbildung), machst deinen Fragebogen (oder was auch immer) und erst dann brauchst du eine zufällig entstandene Stichprobe- die eine bestimmte Anzahl von personen nicht unterschreiten darf.

Oft begegne ich auch dem
Begriff Theoretical Sampling, was anscheinend ein qualitatives
Auswahlverfahren ist.

Nein, theoretical Sampling ist keine Methode!!!
Sie ist bestandteil des Verfahrens „Grounded Theorie“
Theoretical Sampling ist quasi eine wissenschaftlich gerechtfertigte
Art bestimmte Teilaspekte eine Fragestellung auszuklammern, oder einen Teilaspekt genauer unter die Lupe zu nehmen. ABER: Das kann man nicht in einem Satz erklären. Ich selbst musste ein Halbes Jahr lang im Seminar dafür ackern, bis ich endlich verstanden hab, worum es dabei geht…

hier ein Zitat aus dem lehrbuch:
„Theoretical Sampling meint den auf die Generierung von Theorie zeilenden Prozess der Datenerhebung, währenddessen der Forscher seine Daten parallel erhebt, kodiert und analysiert sowie darüber entscheidet, welche Daten als nächstes erhoben werden sollen und wo sie zu finden sind. Dieser Prozess der Dqatenerhebung wird durch die im Entstehen begriffene - materielle oder formale - Theorie kontrolliert“ (Glaser & Strauss 1998: 53)
Glaser und Strauss sind die erfinder der Grounded Theorie und somit auch des theoretical samplings.

Ich kann dir sehr empfehlen darüber ein Buch zu lesen, denn dieses Verfahren ist etwas kompliziert, aber meiner Meinung nach eine ausgezeichnete Herangehensweise an eine soziologische Fragestellung.

Ob die „Grounded Theory“ eine Methode ist, oder nicht, kann nicht so leicht beantwortet werden. Ich sehe sie eher als eine bestimmte Art bzw. Strategie, welche sich über den gesamten Forschungsprozess erstreckt. Und, bitte lasse dich hier nciht durch den namen „theory“ verwirren. Es ist keine Theorie und keine Methode- aber es ist eine praktische Anleitung um einen Forschungsprozess zum erfolg zu führen.

Ich empfehle dir Das Buch:
Grounded Theory von Jörg Strübing- das war mein Lehrbuch
Untertitel des Buches:
„Zur sozialtheoretischen und epistemologischen Fundiereung des Verfahrens einer empirisch begründeten Theoriebildung“

Danke für die Antwort. Okay, das schafft auf jeden Fall ein bisschen Klarheit.

Die Frage ist, welches Stichproben-Auswahlverfahren habe ich genutzt?

Mein Betreuer sagt ganz klar, ich soll hier das Auswahlverfahren benennen und in der Fachliteratur nachschauen.

Wie gesagt, es ist einerseits eine Zufalls-Stichprobe gewesen, aber mit Einschränkungen, da ich nur mit Experten aus der Marktforschungsabteilung von bekannten Lebensmittelherstellern sprechen sollte.

Ich glaube, dass es weniger mit dieser „Grounded Theory“ zu tun hat.

Danke für die Antwort. Okay, das schafft auf jeden Fall ein
bisschen Klarheit.

Gerne!

Die Frage ist, welches Stichproben-Auswahlverfahren habe ich
genutzt?

Naja, die Frage kann ich dir auch nicht beatworten. Fakt is, dass viele Institute ihre Zufalls-stichproben über einen Zufallsgenerator generieren, der das nationale Telefonbuch gespeichert hat. Aber es kommt immer darauf an, wer deine Grundgesamtheit darstellt. Daber handlet sich es ja auch zumeist um große Stichproben.

Mein Betreuer sagt ganz klar, ich soll hier das
Auswahlverfahren benennen und in der Fachliteratur
nachschauen.

würd ich auch so machen. Arbeitest du qualitativ oder quantitativ? oder beides zusammen?
Frage: Bist du eigentlich Soziologin? Oder aus welcher Abteilung/Branche kommst du?

Wie gesagt, es ist einerseits eine Zufalls-Stichprobe gewesen,
aber mit Einschränkungen, da ich nur mit Experten aus der
Marktforschungsabteilung von bekannten Lebensmittelherstellern
sprechen sollte.

Das widerspricht sich wie gesagt in meinem Augen. Aber da ich die konkrete Fragestellung /hypothesen nicht kenne, kann ich das leider nciht beurteilen. Grundsätzlich (es gibt ausnahmen, wie immer!) ist es aber so, dass Expertin nie zufällig ausgewählt werden, weil -wie ich schon erklärt habe - Experten ihren Expertenstatus rechtfertigen müssen. Bzw. musst du ihn rechtfertigen. Also warum musst du die experten zufällig auswählen? Kann ja sein, dass das wirklich zur Fragestellung gehört…

Ich glaube, dass es weniger mit dieser „Grounded Theory“ zu
tun hat.

Naja, wie gesagt ist die grouded Theorie - um es einfach ausdzudrücken - im Prinzip eine Art Leitfaden, der der helfen kann, zu wissen, was wann im Forschungsprozess gemacht wird. Natürlich ist sie noch viel mehr als das. Aber ich drücke es jetzt mal einfach aus und hoffe, dass mich meine Kollegen nciht erschlagen. Man braucht dafür ja auch ein Team.

Fragen:

Hast du ein Team oder machst du das ganz alleine?
Warum machst du das?
Bist du Studentin? Bzw. Dient diese Studie zu Übungszewcken oder machst du das beruflich?

lg eva

Hallo Eva.

würd ich auch so machen. Arbeitest du qualitativ oder
quantitativ? oder beides zusammen?

Also die Studie ist qualitativ. Das Experten-Interview wurde als Leitfaden-Interview durchgeführt. Und als Auswertungsmethode, wie gesagt, die qualitative Inhaltsanalyse.

Frage: Bist du eigentlich Soziologin? Oder aus welcher
Abteilung/Branche kommst du?

Nein, bin ich nicht. Ich bin angehende Wirtschaftsingenieurin im 11. Sem. und schreibe jetzt die Studienarbeit im Bereich BWL. (Das ist die Arbeit, die ich vor der Dipl.Arbeit schreibe.)

Aber da ich
die konkrete Fragestellung /hypothesen nicht kenne, kann ich
das leider nciht beurteilen. Grundsätzlich (es gibt ausnahmen,
wie immer!) ist es aber so, dass Expertin nie zufällig
ausgewählt werden, weil -wie ich schon erklärt habe - Experten
ihren Expertenstatus rechtfertigen müssen. Bzw. musst du ihn
rechtfertigen. Also warum musst du die experten zufällig
auswählen? Kann ja sein, dass das wirklich zur Fragestellung
gehört…

Also allgemein sollte ich FMCG-Unternehmen befragen, wie zB Henkel, Dr.Oetker, Coca Cola, Krombacher usw. Aber da gibt es ja eine lange Liste. Mit wem ich am Ende gesprochen habe, war ja eher dem Zufall überlassen, weil ich einfach die Liste so lange durchtelefoniert habe, bis ich alle Interviews bekommen habe. Ich habe hier sämtliche Fachbücher ausgeliehen (Experten-Interviews und qualitative Inhaltsanalyse, etc.) und ich finde nichts zu den Stichproben-Auswahlverfahren.

Hast du ein Team oder machst du das ganz alleine?

Alleine :smile:

Also die Studie ist qualitativ. Das Experten-Interview wurde
als Leitfaden-Interview durchgeführt. Und als
Auswertungsmethode, wie gesagt, die qualitative
Inhaltsanalyse.

dagegen spricht ja im Prinzip nichts, wenn du dich an die Regeln hälst. Nur verstösst du jetzt schon gegen eine inoffizielle Regel, da du alleine arbeitest.

Hast du ein Team oder machst du das ganz alleine?

Alleine :smile:

Als Soziologin muss ich dir nur leider sagen, dass wir (also die Sozis) bei Forschungsprojekten grundsätzlich nicht alleine arbeiten „dürfen“, da dies die „wissenschaftliche Objektivität“ gefährden würde. Dies gilt im Besonderen für alle Daten-auswertungsverfahren, besonders für die qualitativen. Qualitativ arbeiten bedeutet fast immer: im Team arbeiten. Wenn du wissen möchtest, warum das so ist, kann ich dir das gerne mal genauer erklären.

Frage: Bist du eigentlich Soziologin? Oder aus welcher
Abteilung/Branche kommst du?

Nein, bin ich nicht. Ich bin angehende Wirtschaftsingenieurin
im 11. Sem. und schreibe jetzt die Studienarbeit im Bereich
BWL. (Das ist die Arbeit, die ich vor der Dipl.Arbeit
schreibe.)

Ich kenne mich im Bereich BWL leider nicht so gut aus… Wir haben das nur mal in 1 Seminar durchgemacht… Aber ich nehme an, dass deine Arbeit im Bereich Markt- und Meinungsforschung angelehnt ist. Deshalb bist du dann wahrscheinlich auch zur Soziologie gekommen.

Also allgemein sollte ich FMCG-Unternehmen befragen, wie zB
Henkel, Dr.Oetker, Coca Cola, Krombacher usw. Aber da gibt es
ja eine lange Liste.

Bitte erläutere mir die genaue Fragestellung. Sonst kann ich dir nciht weiterhelfen. Wenn du die Fragestellung nciht öffentlich bekannt machen willst, schicke mir eine persönliche Nachricht, ich gehe diskret damit um.

Mit wem ich am Ende gesprochen habe, war
ja eher dem Zufall überlassen, weil ich einfach die Liste so
lange durchtelefoniert habe, bis ich alle Interviews bekommen
habe.

Aufpassen: Nur weil die Experten zufällig zu Stande kamen, weil der oder die eine nicht abgehoben hat, heisst dies nicht, das dies deshalb eine Zufalls-Stichprobe ist!!! Das ist ein schweres Missverständnis!
Das Problem des Interviewpartner-Suchens kenne ich nur zu gut und das ist sozusagen „normal“. Das ist also ein Zwiespalt. Einerseits muss man kompetente Experten zusammentrommeln, andererseits kommt es drauf an, wer da mitspielt und wer überhaupt abhebt. Dieses Problem ist in der Soziologie nichts neues. Es ist nie leicht Leute zum interviewen zu finden, besonders, wenn sie dafür nicht entlohnt werden. Daher ist es deine Aufgabe in der Arbeit rechtzufertigen, warum diese Leute am Ende als Experten ausgewählt wurden. Aber es ist erlaubt die Probleme (das ist eins davon) im Forschungsprozess darzustellen. Oft gibt es dafür in den meisten Studien eine Reflexionsteil- was ich dir auch empfehlen kann. Die Soziologen reflektieren sehr viel, da dies als eine Art Qualitätssicherung angesehen wird, dies gilt insbesondere für qualitative Teamarbeit.

Ich habe hier sämtliche Fachbücher ausgeliehen
(Experten-Interviews und qualitative Inhaltsanalyse, etc.) und
ich finde nichts zu den Stichproben-Auswahlverfahren.

Du findest deshalb nichts, weil - wie ich dir schon beschrieben habe -
Experten-Interviews NICHTS mit Zufalls-Stichproben zu tun haben. Experten-interwievs müssen gerechtfertigt sein, der Expertenstatus muss definiert werden. Ich empfehle dir hierzu das Lehrbuch „qualitative Forschung“ von Flick, von Kardoff und Steinke. Zufalls-stichproben gehören prinzipiell aber zu der quantitativen kategorie, also zur Statistik. Bitte siehe dir dazu ein Buch über „empirische Sozialforschung“ an. Natürlich kann man aber auch qualitativ mit Stichproben arbeiten, mann kann auch eine Methoden-Kombination aus qualitativer und quantitativer Arbeit wählen.
Wenn du ein Buch zum Thema Stichproben willst, musst du im quantitativen Bereich suchen:

hier ein paar links zur Förderund deines Verständnisses:
http://books.google.com/books/about/Methoden_der_emp…
http://de.wikipedia.org/wiki/Empirische_Sozialforschung
http://de.wikipedia.org/wiki/Qualitative_Methode
http://de.wikipedia.org/wiki/Quantitative_Methode
(Wikipedie bitte nicht im Text zitieren, dient nur zum Verständniss des Unterschieds!)
http://elib.tu-darmstadt.de/tocs/202097218.pdf (ab seite 26 werden Stichproben erläutert, link ist aber nur Inhaltsverzeichnis.)

lg eva
Ps. Bei weiteren, konkreten Fragen kannst du mir gerne auch ein email schicken!