Quellenangaben u. -kenntlichmachung Dipl.-Arb

Moin,

kurz vor Fertigstellung meiner Diplomarbeit und eine reichliche Woche vor deren Abgabe hat mich mein Abteilungs-Chef angehauen und mir seine Meinung zum Thema Quellen in wissenschaftlichen Arbeiten nahelegen wollen, mit der ich aber so nicht konform gehe. Wie ist es richtig?

Es geht um fachliche Inhalte, die ich schreibe, ohne direkt eine Quelle dabei zu nutzen. Es ist also so, dass ich das Wissen aus diversen Quellen irgendwann im Laufe meiner studentischen Laufbahn aufgenommen habe, quasi in meinem Kopf verarbeite und kombiniere und dann niederschreibe. Ich weiß nun logischerweise nicht mehr, wo ich das alles irgendwann mal herhatte. Das ist ja normal. Aber ich bin der Meinung, nur Bücher und andere Quellen angeben zu müssen, die ich auch tatsächlich beim Schreiben vorliegen hatte und deren Inhalte mich dabei weitergebracht haben.

Auch hier kann ich aber keine konkrete Textstelle angeben oder? Das geht doch nur, wenn ich irgendwo entweder direkt einen Abschnitt zitiere oder sehr nah am Text mit eigenen Worten wiedergebe.
So habe ich mal ein Buch überflogen und einige Kapitel genauer gelesen, mir einige wichtige Fakten gemerkt und völlig textunabhängig wieder etwas geschrieben, das ich vielleicht ohne die Lektüre nicht in der Form hätte schreiben können. Die Quelle taucht im Literaturverzeichnis auf, ist aber in meinem Geschriebenen nicht per Fußnote und Angabe der genauen Herkunft mit Seitenzahl kenntlich gemacht. Richtig so?

Danke für eure Meinung!

MfG,
Marius

(wissenschaftliches) Allgemeingut

Moin,

Wie ist es richtig?

praktisch so, wie es Derjenige haben will, der Dir die Note gibt.

Es gibt das sog. Allgemeingut, will heißen, das, was ein Normalexperte eines Faches mehr oder weniger präsent hat bzw. haben sollte.
So weiß ein Chemiker, was z.B. ein NMR-Spektroskop ist, wie es arbeitet und was man damit macht.
Da braucht man nichts zu zitieren.
Oder ein Maschinenbauer weiß, daß der Viertaktmoter maßgeblich von einem Herrn Otto entwickelt wurde, auch hier brauchts keiner Zitate.

Wenn es aber spezieller wird, sollten die Aussagen schon von Zitaten flankiert werden, nur in welchem Maße, daß solltest Du Deinen Betreuer bzw. Deinen Prüfer fragen.
Da gibt es durchaus unterschiedliche Auffassungen.

Ganalf

Hi

Nein, gerade dein Buch-Beispiel scheitert. Du hast hier, wie du selbst schreibst, Gedanken aufgenommen, also solltest du dieses Buch auch angeben, Es ist kein Problem, in die Literaturangabe auf ganze Kapitel zu verweisen, aber evtl. findest du ja noch eine besonders prägnante Stelle.

Ganz so einfach ist es leider nicht. Ich kann durch das Wissen meines Studiums auch ganz Bachelorarbeiten relativ flüssig runterschreiben - das heißt aber nicht, dass mein Wissen auch belegt ist!
So kann es durchaus sein, dass ich meine Kapitel runterschreibe, und dann erst mal auf die Suche nach Belegen von namhafteren Wissenschaftlern als mir suchen muss. Das gilt eben v.a. dann, wenn man noch keinen Abschluss hat. Spätestens nach dem Master/Diplom ist es einfacher unbehelligt eigene Aussagen zu formulieren - davor ist es umgekehrt, da musst du eher belegen, dass die Aussage NICHT schon vor dir gemacht wurde.

lg
Kate

Hi,
warum gibst du nicht einfach die Standardlehrbücher mit an?
Tilli

Moin,

Wie ist es richtig?

praktisch so, wie es Derjenige haben will, der Dir die Note
gibt.

Es gibt das sog. Allgemeingut, will heißen, das, was ein
Normalexperte eines Faches mehr oder weniger präsent hat bzw.
haben sollte.
So weiß ein Chemiker, was z.B. ein NMR-Spektroskop ist, wie
es arbeitet und was man damit macht.

Ein guter Chemiker erwähnt aber in einen kurzen Halbsatz die Funktion. So wie ein guter Journalist noch mal kurz Bezug auf den Artikel nimmt, auf den er sich bezieht. Dann schreibt er „wir berichteten“ und kann anknüpfen.

Tilli

Moin,

warum gibst du nicht einfach die Standardlehrbücher mit an?

weil es viele Profs gibt, die das sofort anmotzen.
‚Was in Lehrbüchern steht weiß man‘

Es macht aber schon einen Unterschied, ob ich eine Abschlussarbeit schreibe, einen Fachartikel, oder einen Übersichtsaufsatz.
Letzterer wendet sich auch an (Halb)laien und da werden natürlich auch Sachen belegt, die in den anderen Arbeiten nicht zu belegen sind.

Zielgruppenspezifisches Arbeiten sozusagen.

Ich hab schon Übersichtsartikel geschrieben, da muss man sich erst mal an die Zitationsüblichkeiten gewöhnen, aber die Redakteuer sagen das einem schon.

Gandalf

1 Like

Moin,

warum gibst du nicht einfach die Standardlehrbücher mit an?

weil es viele Profs gibt, die das sofort anmotzen.
‚Was in Lehrbüchern steht weiß man‘

Na gut, dann ein etwas vertiefenderes, dass sie/er zum Thema gelesen, aber nicht vertiefend ausgeschlachtet hat.

Du verstehst?

Ich hab schon Übersichtsartikel geschrieben, da muss man sich
erst mal an die Zitationsüblichkeiten gewöhnen, aber die
Redakteuer sagen das einem schon.

Ja, das macht ungefähr 50 % der Arbeitszeit aus…

Tilli

Tach,

Na gut, dann ein etwas vertiefenderes, dass sie/er zum Thema
gelesen, aber nicht vertiefend ausgeschlachtet hat.

Du verstehst?

OK, dann unterscheiden wir mal zwischen Lehrbüchern und Monographien. Letztere sind sicher zitierfähig.

Ich hab schon Übersichtsartikel geschrieben, da muss man sich
erst mal an die Zitationsüblichkeiten gewöhnen, aber die
Redakteuer sagen das einem schon.

Ja, das macht ungefähr 50 % der Arbeitszeit aus…

Aha, bist Du vom Fach?!

Gandalf

1 Like

Ja, das macht ungefähr 50 % der Arbeitszeit aus…

Aha, bist Du vom Fach?!

Mein Vater mußte neulich seinen Text frisieren.
Fünf Seiten englische Wünsche zum Layout… engbeschrieben.

Ob das nicht einfacher ist, wenn man eine rtf-Datei schickt und die Zwitschrift das durch ihr Laypoutprogramm jagt?

Tilli

Es geht um fachliche Inhalte, die ich schreibe, ohne direkt
eine Quelle dabei zu nutzen. Es ist also so, dass ich das
Wissen aus diversen Quellen irgendwann im Laufe meiner
studentischen Laufbahn aufgenommen habe, quasi in meinem Kopf
verarbeite und kombiniere und dann niederschreibe. Ich weiß
nun logischerweise nicht mehr, wo ich das alles irgendwann mal
herhatte. Das ist ja normal. Aber ich bin der Meinung, nur
Bücher und andere Quellen angeben zu müssen, die ich auch
tatsächlich beim Schreiben vorliegen hatte und deren Inhalte
mich dabei weitergebracht haben.

Wenn du es so formulierst, kann ich ganz und gar nicht mitgehen. Wissen, dass irgendwann im Laufe meiner studentischen Laufbahn aufgenommen hast, muss trotzdem belegt werden. Ein „ich hab das mal irgendwo gehört“ darf auf keinen Fall einfach so in einer Arbeit auftauchen. Es gilt, dass allgemeines Fachwissen in der Regel nicht belegt werden muss, aber darunter ist in den meisten Fällen sehr, sehr allgemeines Fachwissen gemeint.

Du musst tatsächlich (natürlich) nur die Quellen benennen, die du auch beim Bearbeiten vorliegen hattest, aber du solltest eben auf für jeden Fakt, der nicht sehr allgemein ist, eine Quelle anbieten können.

Auch hier kann ich aber keine konkrete Textstelle angeben
oder? Das geht doch nur, wenn ich irgendwo entweder direkt
einen Abschnitt zitiere oder sehr nah am Text mit eigenen
Worten wiedergebe.

Doch natürlich kann man das. Irgendwo wird eine konkrete Aussage getroffen und die verwendest du. Es ist durchaus nicht unüblich, dass sich in bestimmten Texten hinter jedem Satz ein oder mehrere Quellenangaben wiederfinden.

So habe ich mal ein Buch überflogen und einige Kapitel genauer
gelesen, mir einige wichtige Fakten gemerkt und völlig
textunabhängig wieder etwas geschrieben, das ich vielleicht
ohne die Lektüre nicht in der Form hätte schreiben können.

Nochmal: Auch wenn du das ohne Quelle hättest schreiben können. Darum gehts nicht. Du hast dein Wissen irgendwoher erworben. Für den Leser muss nachvollziehbar sein, woher. Bei sehr allgemeinen Aussagen, wird er klar wissen, dass du das aus dem Studium hast, aber der Großteil von dem was du in deiner Diplomarbeit schreibst, wird nicht darunter fallen (jedenfalls, wenn die den Titel verdient).

Die
Quelle taucht im Literaturverzeichnis auf, ist aber in meinem
Geschriebenen nicht per Fußnote und Angabe der genauen
Herkunft mit Seitenzahl kenntlich gemacht. Richtig so?

Nein. Die Quelle muss auf jeden Fall mit im Text an der Stelle, wo sie verwendet wurde auftauchen. In welcher Form das zu geschehen hat, ist Entscheidung der Uni. In den Naturwissenschaften sind oft Zitate a la (Meier, et. al, 1990) üblich.

Wenn du es so formulierst, kann ich ganz und gar nicht
mitgehen. Wissen, dass irgendwann im Laufe meiner
studentischen Laufbahn aufgenommen hast, muss trotzdem belegt
werden. Ein „ich hab das mal irgendwo gehört“ darf auf keinen
Fall einfach so in einer Arbeit auftauchen.

Das sind FOAF-Tales.
Friend of a friend told me…

Ich weiß nicht, wie deine Arbeit aufgebaut ist. Eine DA ist aber häufig in drei Teile gegliedert -> theoretischer Teil, methodischer Teil und praktischer Teil. Im theoretischen Teil werden die Grundlagen abgehandelt, die für die DA notwendig sind. Diesen einfach aus dem Kopf niederzuschreiben, halte ich für nicht machbar oder sehr anmaßend. Eher greift man hier auf Fachliteratur zurück, die dann als Quelle dient. Im methodischen Teil bezieht man sich auf den theoretischen Teil und im praktischen auf die beiden anderen. Vielleicht war deine Herangehensweise nicht so vorteilhaft. Hast du einfach drauf losgeschrieben, ohne vorher eine Literatur- und/oder Patentrecherche zu machen?