Radioktiver Staub

Hallo!

Ich habe eine blöde Frage, und ich hoffe, dass sie mir trotzdem beantwortet wird. Da aus meiner Familie schon überdurchschnittlich viele an Krebs gestorben sind, habe ich eine Rießenangst vor dieser Krankheit entwickelt, und vor allem, was sie evtl. auslösen könnte. Ich bin also auf das Thema Radioaktivität aufmerksam geworden, und das es extrem schädlich ist radioaktiven Staub einzuatmen. Vor einem halben Jahr habe ich in einem kleinen Tante Emma-Laden angefangen zu putzen. Der Fussboden dort ist eine Art glatter Zementboden, der ziemlich schwer sauber zu halten ist, mit Unebenheiten, wo sich schnell Dreck drin sammelt. Scheinbar scheint der Boden über Jahre nur mit Lappen drübergeputzt worden zu sein, nie gründlich mit schrubben. Jetzt habe ich eine Putzmaschine wo vorne leicht ein Wassernebel (Zersteuber) rauskommt, und hinten mit elektrischer Bürste geschrubbt wird. Wenn jetzt wirklich sehr lange mega schlecht geputzt wurde, kann es sein, dass noch von damals (Tschernobyl) von dem Regen der runtergekommen ist, Teilchen abgelagert sind, die man jetzt durch das gründliche schrubben freilegt und durch den Sprühnebel irgendwie mit einatmet? Ich weiss, das hört sich total bekloppt an, aber ich bin eben total verunsichert. Es wäre sehr nett, wenn mir jemand antworten könnte, da ich echt schon Herzrasen deswegen habe.

Hallo !

Das Herzrasen kann sofort eingestellt werden, denn es gibt noch nicht einmal den geringsten Grund dazu. Es ist richtig, dass es damals Niederschlag gab, der schwach radioaktiv war. Aber wenn überhaupt, dann kann man am östlichsten Teil von Bayern überhaupt davon reden. Dort läßt sich noch heute bei Waldbewohnern (Wildschweinen, Rehen …) sowie Pilzen gering erhöhte Radioaktivität messen. So lange man aber nicht jeden Sonntag Wildschweinbraten mit Pfifferlingen ißt, ist noch nicht einmal das schädlich.
Innerhalb von Gebäuden mußte und muß man sich keinerlei Gedanken machen. Zur Information, die dortigen Baumaterialien (Stahlbeton, ggf. cobaltblaue Fliessen) strahlen wesentlich mehr. Auch aus der Erde (auch im Keller messbar) kommt ständig Radon ein radioaktives Gas.

Ich hoffe hiermit ihre Bedenken zerstreut zu haben.

Liebe Anned,
bitte mache Dir keine Sorgen.

Deine Sorge hat aus meiner Sicht zwei Aspekte:

  1. Radioaktivität und 2. Staub.

zu 1.: Es gab zu keinem Zeitpunkt in Deutschland nach 1986 in Gebäuden ein so eine hohe Kontamination, dass Schutzmaßnahmen erforderlich gewesen wären.
Dazu ist durch verschiedene Effekte (Zerfall, Verdünnung) das Kontaminationsniveau seit 1986 weiter herunter gegangen.

zu 2.: Es ist keine Schande, sich vor dem Einatmen von Staub zu schützen. Für bestimmte gewerbliche Tätigkeiten ist das sogar vorgeschrieben.
Diese Masken halten auch die an den Staub gebundenen radioaktiven Isotope zurück.
Ich empfehle Dir, dass Du Dir Einwegmasken gegen den Staub besorgst und trägst.

Alles Gute.
Marx

Hallo Anned,

im Prinzip kann ich dich da beruhigen. Der Fallout von Tschernobyl ist weitestgehend in der freien Natur niedergegangen und dort in allerhand organischem Material und im Boden gebunden, sodass er prakisch kaum noch schädlich ist. Da in den Häusern selber nie direkt Fallout nieder gegangen ist, sollte im Vergleich zur freien Natur die Kontamination deutlich geringer sein. Zumal in den gut 20 Jahren der Boden sicherlich doch hin und wieder mal gewischt wurde und das Wischwasser weggeschüttet wurde, sodass da die Kontamination aus diesem Grunde noch niedriger sein sollte. Auch hilft der Wassernebel, dass der Staub gebunden wird und man ihn nicht so einatmet. Also alles Punkte, die gegen eine erhöhte Belastung sprechen. So lange in dem Raum nich mit radioaktiven Materialen experiementiert wurde wird die Strahlenbelastung nicht über der natürlichen sein.

Gegen das, was man so natürlicherweise an Strahlung abbekommt, kann man praktisch nichts machen, sodass es vermutlich schädlicher für die Gesundheit ist, wenn man sich da zu viele Sorgen macht.
Wenn du eine Alte Uhr mit Leuchtzeigern hast (alt heißt so vom anfang des 20. Jahrh.) dann solltest du diese mal untersuchen lassen auf radioaktives Leuchtmittel. Das ist das einzige, was mir momentan einfällt, wie man sich selber versehentlich einer zu hohen Strahlendosis aussetzen kann. Die Höhenstrahlung beim Fliegen oder Ski-Urlaub wären auch ein Punkt, den man meiden könnte, aber der Erholungswert den man beim Urlaub hat und die gute Bergluft haben ja auch einen positiven Effekt auf die Gesundheit. So macht dieser das bisschen mehr an Strahlung vermutlich wett.

Ich hoffe das hat weiter geholfen.

Gruß, Friedich Klappenbach

Es ist theoretisch möglich, dass sich der Fallout im Boden angesammelt haben könnte, aber die Mengen sollten sehr gering sein. Noch unwahrscheinlicher ist es deswegen, weil sich der Fußboden ja wahrscheinlich im überdachten Innenraum befindet und dem evtl. radioaktiv verseuchten Regen deshalb nicht ausgesetzt war. Wenn ich mir die genannte Putzmaschine richtig vorstelle, ist der Wassernebel vorne wohl gedacht damit eben kein Staub aufgewirbelt wird, also eher ungefährlich. Aber in „normalem“ Staub gibt es ja hin und wieder auch (krebserregende) Schimmelsporen, die wohl häufiger vorkommen als radioaktive Stoffe.
Ich bin kein Mediziner und habe keine Ahnung von Krebs, aber Radioaktivität ist in geringen Strahlendosen sowieso ungefährlich (deshalb wird man vom Röntgen beim Arzt ja auch nicht „krank“). Ich kann nur raten, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen, weil Krebs im frühen Stadium behandelt werden sollte.
Generell ist es auch eine gute Idee, in sehr (ziemlich!) staubigen Umgebungen eine Staubmaske zu verwenden (zu staubig ist definitiv, wenn man zu husten/niesen anfängt). Für haushaltsübliches Staubwischen ist das aber vielleicht Overkill.
LG