Hallo Cate, prima Idee von Dir so eine Tour zu planen, wie gesagt, der Reiz liegt bei den ungeplanten Erfahrungen, die man auf so einer Reise macht. Allerdings liegt meine Erinnerung weit zurück und heute ist alles anders. Damals war der Ostblock noch durch den „eisernen Vorhang“ abgetrennt. Ich radelte mit einem Freund von Nürnberg aus Richtung Prag. An der Grenze war eine Autoschlange von ca. 1 km, an der wir locker vorbeiradelten und sehr zuvorkommend von den Grenzbeamten als offensichtlich „Nichtkapitalisten“ abgefertigt wurden. wir fuhren über Pilsen nach Prag, Dort wurden wir in dem Studentenwohnheim einquartiert, das in den Sommerferien für Jugendherbergsgäste genutzt wurde. Damals war das „U Flecku“ der Treffpunkt für fortschrittliche Leute. Jazzmusiker, die als Bauarbeiter arbeiten mussten und so. Dann ging es mit Zwischenstopp in Havlicka Brod nach Brünn, wo wir mit unsreren Rädern beim besten Hotel vorfuhren. Der Portier nahm unsere Packtaschen mit einem merkwürdigen Blick entgegen. Ständig trafen wir Ostdeutsche, die mit ihren Trabis unterwegs waren und an ihrem Vergaser schraubten, um den Benzinverbrauch niedrig zu halten (Benzin war für die Ossis damals sehr teuer).
Nächste Station war Bratislava, heute Slowakei. Schöne Stadt und gutes Bier. Wenn man ein Bier bestellte bekam man zwei kleine Becher.
Für die Einreise nach Ungarn musste man vorher Forint-Gutscheine eintauschen. In Györ feierten wir mit einem leitenden Angestellten der Waggonfabrik die halbe Nacht mit viel Wein und Zigeunerkapelle.
Er setzte uns früh am Morgen wieder auf die Straße, war ihm wohl peinlich mit Leuten aus dem kapitalistischen Lager gefeiert zu haben.
Nächste Station war Veszprem. Gab eine Jugendherberge da. Von Balatonfured gab es eine Fähre auf die Südseite. Dort kam man kaum ans Ufer wegen Schilf, die Nordseite wäre wohl interessanter gewesen. Nagykanizsa war eine Stadt mit großer Zigeunersiedlung. Dann radelten wir nach Varaszdin und Zagreb. Ab Karlovac luden wir unsere Fahrräder auf einen Bus bis Rijeka, wegen der Berge.
Dort erforschten wir die Küstenorte Istriens bis Rovinj, zelteten auf den schöne Camingplätzen an der Küste. Von Rijeka sind wir dann wieder mit dem Zug heimgefahren. Heute sind viele Strecken Autobahn, weiß nicht, ob man da noch mit dem Fahrrad langkäme. Insofern glaub ich, wird dir mein Erinnerungsbericht wenig nützen, du musstn dir deine eigenen neuen Wege suchen, das ist ja auch der Reiz.
Herzliche Grüße Hardi
Würde mich freuen, von deiner vollendeten Tour zu hören.
P.S. Habe das auch für meine eigene Erinnerung aufgeschrieben.