Raketen

Hallo zusammen!

Als neulich im Fernsehen mal wieder ein Raketenstart zu sehen war, habe ich mich gefragt, warum eine Rakete während des Starts, bzw. in der Atmosphäre nicht einfach umkippt. Der Schwerpunkt liegt doch bestimmt relativ hoch. Da würde doch eine geringfügige Schräglage ausreichen, um sie zur Seite zu neigen. Dazu kommt noch, daß doch der Luftdruck von „vorne“ die Spitze ebenfalls herunterdrücken würde. Trotzdem fliegt die Rakete sogar ohne größere Leitflügel nach oben.

Warum???

fragt sich

Michael

Hallo Michael!

Ich glaube, das hängt mit dem extrem großen Schub zusammen.
Der stabilisiert den Flug.

Gruß,
Nina

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Es ist keineswegs selbstverständlich, daß die Raketen senkrecht in den Himmel steigen. Die Lageregelung war eines der größten Probleme, die bei der Entwicklung großér Raketen gelöst werdn mußten. Zu diesem Zweck wurden leistungsfähige Trägheitsnavigationssysteme entwickelt, die jede Lageänderung der Rakete registrieren und such eine Veränderung des Schubvektors kompensieren. Ohne diese Lageregelung würden die Raketen unkontrolliert durch die Luft taumeln.

MrStupid hat es eigentlich schon erklaert. Das ganze muss man sich vorstellen wie das Balancieren eines senkrecht stehenden Stabes auf einer Fingerspitze. Manche Raketenmotoren sind schwenkbar (aehnlich wie Aussenboardmotoren bei Booten) und muessen permantent nachgeregelt werden. Eine andere Variante spritzt an verschiedenen Stellen der Brennkammer unterschiedlich viel Treibstoff ein - auch dadurch aendert sich die Schubrichtung. Oft sind mehrere Triebwerke nebeneinander im Einsatz. Regelt man den Schub jedes Triebwerkes extra, kann man wieder den Gesamt-Schubvektor aendern.
Klappt das nicht, kippt die Rakete und zerbricht sofort, denn moderne Raketen sind praktisch nur Metallbalons voll Treibstoff. In der Regel wird dann sofort gesprengt. Noch nie im Fernsehen gesehen ?

Gruss Moriarty

Dank an alle! o.w.T.
.

Hallo Michael,
das Problem wurde, soweit ich weiss, erstmals bei der V2 durch einen mechanisches Regelungsystem gelöst. Das war wohl die 1. große Rakete, die man beim Start nicht durch ein Leitstab oder Rohr stabilisieren konnte, bis sie eine ausreichende Geschwindigkeit erreichte, um durch das Leitwerk stabilisiert werden zu können. Wernher von Braun & Co hatten zu diesem Zweck zwei drehbare, senkrecht zueinander stehende Platten in den Triebwerksstrahl gelbaut, mit denen der Strahl in alle Richtungen abgelenkt werden konnte.

Jörg, dem schon so manche Rakete beim Start umfiel oder explodierte

Jörg, dem schon so manche Rakete beim Start umfiel oder
explodierte

Das kenne ich…
Ich habe meine halbe Jugend damit verbracht, Raketen zu basteln. Wer eigentlich nicht ? Willkommen im Club ! Am Anfang ging natuerlich nichts.
Mein kleiner feiner Traum: Ein Fluessigtreibstoffraketchen…

Jörg, dem schon so manche Rakete beim Start umfiel oder
explodierte

Das scheint erstaunlich oft zu passieren. Meine Rakete ist allerdings noch ein paar Sekunden durch die Gegend gerast, bevor sie explodierte. Das war mein erster und letzter Versuch mit Raketen. Danach habe ich wieder Kanonen gebaut.

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Ich hatte aber aus Deinen Postings hier immer den Eindruck, dass Du sonst nicht so schnell aufgibst … :wink:

Gruss Moriarty

Ja, wir alten Bombenbauer… das warn Zeiten owT.

Jörg, dem schon so manche Rakete beim Start umfiel oder
explodierte

Das scheint erstaunlich oft zu passieren.

Die Rakete explodiert zwangsläufig, wenn man versucht, sie mit selbstgemischtem Schwarzpulver anzutreiben, was ich anfangs auch versuchte. Die große Gasdurchlässigkeit solcher Pülverchen macht einen kontrollierten Abbrand unter hohem Druck praktisch unmöglich. Ich habe aber nicht aufgegeben, bis es endlich ging.

Meine Rakete ist
allerdings noch ein paar Sekunden durch die Gegend gerast,
bevor sie explodierte. Das war mein erster und letzter Versuch
mit Raketen.

Verstehe ich nicht. Das war doch schon ein recht vielversprechender Anfang :smile:

Danach habe ich wieder Kanonen gebaut.

Damit war ich auch erfolgreicher. So ein Raketenstart ist aber doch viel interessanter und spannender.

Jörg

Mein kleiner feiner Traum: Ein Fluessigtreibstoffraketchen…

Jaja, kenn ich auch. Mußte ich aber mangels technischer und finanzieller Möglichkeiten aufgeben. Vielleicht komme ich ja später nochmal dazu :smile:

Jörg

Die Rakete explodiert zwangsläufig, wenn man versucht, sie mit
selbstgemischtem Schwarzpulver anzutreiben

Das hatte ich befürchtet. Vermutlich wäre ein Treibstoff auf der Basis von Ammoniumnitrat oder Ammoniumperchlorat besser gewesen.

So ein Raketenstart ist aber
doch viel interessanter und spannender.

Dummerweise habe ich nicht viel davon mitbekommen, weil ich damit beschäftigt war mich in Sicherheit zu bringen. Die Rakete ist nämlich im Zickzackkurs über den Boden geschliddert und hatte gute Chancen mich zu erwischen bevor sie explodierte.

Schwarzpulver
Wir waren stolz als wir entdeckten, dass man Schwarzpulver stark pressen musste (Kumpels und ich haben in Buechern gestoebert und Silvesterraketen zerlegt). Dann klappts sehr gut mit den Raketen. Mein Highlight war eine zweistufige Rakete (*angeb*), aber lang ists her …

Gruss
Moriarty

So ein Raketenstart ist aber
doch viel interessanter und spannender.

Dummerweise habe ich nicht viel davon mitbekommen, weil ich
damit beschäftigt war mich in Sicherheit zu bringen. Die
Rakete ist nämlich im Zickzackkurs über den Boden geschliddert
und hatte gute Chancen mich zu erwischen bevor sie
explodierte.

tstsss… wieso glaubst Du, dass man kleinen Kindern solches Spielzeug normalerweise verbietet :wink:
SCNR

ciao
ralf

Hallo zusammen,

ich finde die aktiven Lageregelung wurde hier bisher ueberbetont. Raketen fliegen hauptsaechlich aufgrund aerodynamischer Kraefte geradeaus. Man kann super Raketen fliegen lassen, ohne jede aktive Regelung einzubauen. Wenn die dann einen klassischen Zickzackflug hinlegen und unterwegs fuenf Zuschauer durchloechern, hat man einen vermeidbaren Fehler gemacht.

Um den stabilen Flug einer Rakete zu verstehen, muss man sich die Lage des Schwerpunktes und des Druckpunktes der Rakete vergegenwaertigen. Der Druckpunkt ist der Punkt laengs der Achse der Rakete, um den die aerodynamischen Kraefte gerade kein Drehmoment ausueben, wenn die Rakete *seitich* durch die Luft rast.
Man kann sich die Lage des Druckpunktes ueberlegen, indem man den seitlichen Schattenriss der Rakete aus Pappe ausschneidet und den Schwerpunkt des Schattenrisses bestimmt. Dieser Punkt ist der Druckpunkt. Man stelle sich vor, man balancierst diesen Schattenriss im Druckpunkt auf einer Bleistiftspitze und blaest das Ganze gleichmaessig von oben mit einem Foen an -> wenn alles genau stimmt, kippt der Schattenriss dann gerade nicht, da sich die Drehmomente der aerodynamischen Kraefte auf die verschiedenen Teile des Schattenrisses gerade aufheben. Einfach ausgedrueckt kann man sich den Druckpunkt als den Angriffspunkt der aerodynamischen Kraefte denken.

Eine Rakete fliegt dann stabil geradeaus, wenn der Druckpunkt hinter dem Schwerpunkt liegt. Dreht sich naemlich die Rakete waehrend des Fluges mal leicht, so dass ihre Achse nicht mehr mit der Flugrichtung uebereinstimmt, wirken ja nun die aerodynamischen Kraefte auf den Druckpunkt und ueben somit um den Schwerpunkt ein rueckstellendes Drehmoment aus -> die Raketenachse richtet sich wieder auf die Flugrichtung aus.

Wenn die Masse in einer Rakete gleichmaessig verteilt ist, liegt ihr Schwerpunkt ziemlich in der Mitte. Durch das Anbringen der Flossen am hinteren Ende erreicht man nun, dass ihr Druckpunkt („Schwerpunkt des Schattenrisses“) deutlich hinter der Mitte liegt und die Rakete somit stabil fliegt. Wenn bei einer Rakete die Masse etwas mehr im vorderen Teil konzentriert ist, braucht man gar keine Flossen. Der Druckpunkt liegt dann automatisch hinter dem Schwerpunkt. So eine Rakete fliegt dann auch als glatter Zylinder stabil. Ich denke das ist bei einigen militaerischen Raketen (baehh) mit schwerem Gefechtskopf (brr) der Fall, daher sieht man da manchmal Raketen ohne Flossen.

Das Ganze funktioniert natuerlich erst dann, wenn die Rakete schnell genug ist. Daher braucht man fuer die Startphase andere Mechanismen, um die Rakete auf die Bahn zu bringen. Bei leichten, schnell beschleunigenden Raketen reicht dafuer ein Leitstab, an dem die Rakete den/die ersten Meter gefuehrt wird. Bei schweren Brummern braucht man die aktive Lageregelung, die ja von anderen schon beschrieben wurde. Eine Lageregelung braucht man natuerlich auch dann, wenn man die Rakete lenken will.

Also, bevor ihr das naechste Mal Raketen auf Euch und Eure Umwelt loslasst, bestimmt lieber vorher sorgfaeltig den Druckpunkt und den Schwerpunkt. Ansonsten wird das Ganze zu einem echten Himmelfahrtskommando fuer Euch und Eure Umgebung. Sicherheithalber sollte man vor dem Start die Rakete mal an einer Schnur im Schwerpunkt aufhaengen und dann an der Schnur (ca. 2m lang) im Kreis um sich herumwirbeln lassen. Wenn sie dabei stabil mit der Spitze nach vorne zeigt, wird sie auch spaeter stabil geradeaus fliegen. Wenn sie sehr stark um die Geradeausrichtung pendelt, liegt der Druckpunkt zu weit hinter dem Schwerpunkt, was auch nicht gut ist (Rakete „schlingert“ beim Aufstieg). Wenn sie sich aber mit dem Heck nach vorne dreht, macht man besser sein Testament bevor man sie zuendet…

Viel Spass,
Markus

P.S. Silvesterraketen nutzen ein anderes Prinzip. Durch den Holzstab liegt der Schwerpunkt bei ihnen hinter der Antriebsduese. So eine Rakete fliegt immer nach oben, egal in welche Richtung man sie abschiesst. Die aerodynamisch stabilisierten Raketen fliegen im wesentlichen in die Richtung, in die sie abgeschossen wurden.

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Hallo Markus,

P.S. Silvesterraketen nutzen ein anderes Prinzip.

Würde ich nicht sagen.

Durch den
Holzstab liegt der Schwerpunkt bei ihnen hinter der
Antriebsduese.

Das spielt eigentlich keine Rolle. Bei größeren Feuerwerksraketen kann der Schwerpunkt auch innerhalb der Rakete liegen. Wenn Du die mit der Düse auf den Finger stellst, kippen sie um.

So eine Rakete fliegt immer nach oben, egal in
welche Richtung man sie abschiesst.

Nein, auch eine Silvesterrakete fliegt in die Richtung, in die sie abgeschossen wurde. Der Schubvektor verläuft immer in Richtung der Raketenachse durch den Schwerpunkt. Die Schubkraft greift also effektiv nicht an der Düse sondern am Schwerpunkt an. Das ließe sich nur dadurch ändern, daß der Triebwerksstrahl aus der Raketenachse geschwenkt wird. Eine Feuerwerksrakete würde genauso stabil oder unstabil fliegen, wenn die Nutzlast an der Spitze und das Triebwerk am anderen Ende des Stabes wäre. Die Position der Düse bezüglich des Schwerpunktes spielt keine Rolle. Das gilt auch bei anderen Raketentypen, bei denen das Triebwerk in Achsrichtung starr mit der Rakete verbunden ist. Letzlich kommt es nur auf den Abstand zwischen Schwerpunkt und Leitwerk(stab) an.

Die aerodynamisch
stabilisierten Raketen fliegen im wesentlichen in die
Richtung, in die sie abgeschossen wurden.

Auch eine Feuerwerksrakete ist aerodynamisch stabilisiert. Der Leitstab hat hier aber 3 Funktionen:

  1. Festlegen der Schußrichtung durch die Führung in der Startrampe.

  2. Stabilisierung der Flugrichtung kurz nach dem Start durch Erhöhung des Trägheitsmomentes.

  3. Aerodynamische Stabilisierung bei höherer Fluggeschwindigkeit. Sobald die Rakete versucht, aus ihrer Flugrichtung auszubrechen, wirkt ein starker Luftwiderstand auf den Leitstab und drückt diesen wieder zurück in die ursprüngliche Flugrichtung. Deshalb fliegen Feuerwerksraketen auch vorzugsweise gegen den Wind.

Jörg

Wird denn bei einem auf Ammoniumnitrat-Alu-etc basierendem Modellraketenantrieb mehr Schub frei als bei einem der Kaliumnitrat und Zucker enthält? Welcher ist denn der stärkste Feststoffantrieb für Raketen dieser Größe?

oh ja, das kann man gut bei alten Videos in Youtube sehen, wie z.B.