Raketenabwehrsystem ist nicht erwünscht

China und Russland sind gegen die Stationierung des aus den USA gelieferten Waffensystems Terminal High Altitude Area Defense (THAAD) in Südkorea. Warum das?
Sollen denn feindliche Raketen tatsächlich ein Land treffen und die Betroffenen sollen sich nicht dieser Dinger erwehren dürfen?
Dann dürfte eine Armee auch keine Flak haben, um Flugzeuge abschießen zu können.

Der war jetzt mal gut. Ja, ja, die gute alte Flak. Da erinnere ich mich doch an meine flüssige Zeit zurück.
Nein, mach dir keine Gedanken. Säbelrasseln ist das eine, Fakt das andere.

Das hängt damit zusammen, dass es bei Flugzeugen nie ein „Gleichgewicht der Bedrohungen“ gab.

Der kalte Krieg drehte sich zu großen Teilen darum, dass niemand seinen Gegner mit Atomraketen angreifen konnte, weil dieser mit Atomraketen antworten würde. Es herrschte sozusagen ein Gleichgewicht der Ängste. Wenn in so einer Situation eine Seite ein Abwehrsystem gegen solche Raketen installieren würde, wäre das Gleichgewicht der Kräfte dahin und die andere Seite wäre „gezwungen“ einen Erstschlag zu führen.

Bei Flugzeugen gab es solche Überlegungen nicht. Deswegen betrachtet man Raketenabwehrsysteme mit Sorge und Flugabwehr-Systeme eher weniger. Was streng genommen keinen Sinn ergibt, weil moderne Flugwabwehr-Systeme, wie das MANTIS der BW durchaus beides könnten.

Hallo,

man sollte die Raketenabwehr nicht als einzelnes Waffensystem sehen. Zusammen mit den Schiffsverbänden in den Meeren ringsum ist eine Raketenabwehr ein Teil eines Erstschlagssystems.

Wenn ich angreifen kann, ohne Angst haben zu müssen, selbst angegriffen zu werden, fällt mir eine Entscheidung für einen Erstschlag etwas leichter.

Aus dem selben Grund wurde auch gegen Abwehrraketen in Polen und der Türkei protestiert.

Erst wenn auch Nordkorea mit einem Raketenabwehrschild beliefert wird, ist die Aufrüstung wieder ausgeglichen. Wenn beide Schilde gut genug sind, wird ein Krieg auf diesem Weg sinnlos.

Grüße

Das liegt daran, dass es niemand gerne sieht, wenn das eigene, verfügbare Potential zur Erpressung eingeschränkt wird.

Zwar werden in der russ. Staatspropaganda Behauptungen aufgestellt, dass man damit China und Russland weiter (strategisch) einkreisen wolle, aber das ist Bullshit. Die Reichweite der Abwehrraketen beträgt schlappe 200 km. Scheinbar scheint die Einkreisung eben dadurch zu bestehen, dass man - fernab von Russland oder China - in Südkorea nicht mehr so leicht mit Raketen angreifbar ist.

Ja. Das ist eben die Sicht von Subjekten, die mit einem durchgeladenen Schnellfeuergewehr vor Dir stehen und sich darüber empören, dass Du neuerdings im Besitz eines kleinen Gemüsemessers bist. :grin:

Richtig. Auch den Bau von Bunkern zum Schutz der Zivilbevölkerung kann man als destabilisierend auslegen. Gleiches gilt für die Anschaffung von Gasmasken oder Verbandsmaterial.

Das ist nur meckerndes Genöhle aus China und Russland. Tatsächlich hoffen China und RUS zusammen, den nordkoreanischen Diktator soweit selbst unter Druck setzen zu können, dass er (vorübergehend) von seinen Bauplänen absieht und den Tonfall runterschraubt. Denn natürlich besteht ein vitales Interesse der USA daran, dass NKR keine Raketen mit Atomsprengköpfen ausstatten kann. Schon keine, die Seoul oder die US-Schutztruppen auslöschen könnten, aber erst recht keine, die es bis Alaska oder sogar die Westküste der USA erreichen. Vorher gäbe es massive Bombardements der USA auf NKR. Konzentriert auf die Produktionsstätten für A-Waffen und evtl. auch auf die staatlichen Funktionszentralen (Parteigebäude, Ministerien).

Falls dann der Staat NKR zusammenbräche oder das System ins Stolpern geräte, so würde es zu einer sofortigen Flüchtlingswelle nach China, aber auch RUS kommen.

Sowohl China als auch RUS wissen nicht, ab welchem Zeitpunkt Trump genau zuschlägt. Die Verlegung eines Flugzeugträgerverbandes ist durchaus ein Warnsignal, könnte aber auch zum Beginn eines Angriffs werden. Denn weiter als ein Telefonat entfernt wäre Trump nicht. Er hat daher schon den Finger über dem roten Knopf für einen konventionellen Angriff.

Gruß
vdmaster

Hä? Wie wären die denn dazu gezwungen? Hast Du nicht gerade argumentiert, dass dieser Erstschlag dann keinen Erfolg hätte, weil da eine Abwehr vorhanden ist? Das klingt ja fast so wie die sowjetische Paranoia zu Zeiten des Kalten Krieges. Da wurde praktisch alles auf Seite der NATO-Staaten als Angriffsvorbereitungen auf den Warschauer Pakt interpretiert, inklusive der Tatsache, dass in der Bundeswehr die Leute am Wochenende und auch zu Weihnachten nach Hause fuhren und nicht ständig zu 85% des Bestandes in den Kasernen hocken mussten. Auch jeder Abzug von Truppen oder Material wurde gerne so gedeutet. So nach dem Motto: Abrüstung oder zu Hause bleiben kann sich nur leisten, wer bald angreifen will. Ich bin sicher Karl-Eduard würde das etwas schöner formulieren können, wenn er noch könnte.

In China und Russland wettert man heute auch gerne gegen alles und jedes in Richtung USA und sieht da Bedrohungen. Letztlich haben aber auch diese beiden Länder absolut Null Interesse daran, dass weitere Länder mit Atomwaffen rumspielen können. Und noch weniger dürften die daran interessiert sein, dass die USA mit Südkorea dort einen Fuss reinbekommen. Eher wäre noch vorstellbar, dass China präventiv Norkorea befreit. Wahrscheinlich zielt das alles auch nur darauf ab, dass China den Druck erhöht und eine wie auch immer geartete Lösung herbeiführt.

Die Formulierung war als „wenn sie noch dabei sind das zu installieren“ zu verstehen.

Und ja natürlich ist das die sowjetische Paranoia. Das war doch der ganze Hintergrund, warum man gegen diese Systeme protestierte. Ich habe in dem Text ja keine persönliche Meinung wiedergegeben, sondern die Antwort auf die Eingangsfrage, warum die Staaten so ein Problem mit Raketenabwehrsystemen haben. Der Hauptgrund, warum sich beide Seiten so einigermaßen sicher fühlen konnten war eben „mutually assured destruction“ und ein funktionsfähiges Raketenabwehrsystem hätte genau das ausgehebelt, was keine der beiden Seiten zulassen konnte. In abgeschwächter Form läuft dieser kalte Krieg noch heute in den Köpfen vieler Militärs.

Allerdings sollten wir dabei nicht so ganz vergessen, dass an der „sowjetischen Paranoia“ auch manch wahrer Kern war. Oder warum haben die USA sonst Atomraketen sehr nahe an der russischen Grenze stationiert (was ja bekanntermaßen direkt zur Cuba-Krise führte). Das Wettrüsten und das direkte Bedrohen durch Mittelstreckenraketen ging Ende der 50er Jahre nahezu ausschließlich von den USA aus. Der Versuch der Sowjetunion gleichzuziehen hätte beinahe zum Krieg geführt, aber die Sowjets haben nachgegeben.

Du kannst also davon ausgehen, dass die USA (ebenso wie die Sowjetunion) in dieser Zeit den dritten Weltkrieg begonnen hätten, wenn die jeweilige Gegenseite erfolgreich ein Raketenabwehrsystem entwickelt hätten.

Hallo,

Nordkorea verfügt über ca. 500 Kurzstreckenraketen. Die Raketenabwehr, die nun installiert wird, könnte nur einen geringen Teil abwehren.

Haben die Südkoreaner überhaupt ballistische Kurzstreckenraketen? Oder haben die Amis einige in Südkorea stationiert?

The THAAD battery typically operates nine launch vehicles each carrying eight missiles, with two mobile tactical operations centres (TOCs) and a ground-based radar (GBR).

Damit wäre die Kapazitätsgrenze bei 72 Abwehrraketen pro Batterie. Wird überhaupt eine komplette Batterie aufgebaut oder werden gar zwei oder mehr aufgebaut?

Gruß
vdmaster

Man muss dann aber auch ein bißchen daran glauben, dass ständig nur auf dem Sprung wäre.
Das sehe ich bei Südkorea überhaupt nicht. Es ist seit jahren Nordkorea, das eine ständige Bedrohung herbeifasselt und mit dem Säbel rasselt. Und 1950 war es doch Nordkorea, die angegriffen haben?

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Cuba Gooding Jr. ? :confused:

Das Argument war nicht wirklich glaubhaft, aber auch nicht gänzlich unglaubwürdig. Hier die Reichweiten der für Kuba geplanten Raketen.

Die Sowjets hatten damit angefangen, als sie Raketen in der DDR stationierten. Dann erst haben die USA Mittelstreckenraketen in GB, Italien und der TÜR stationiert.

Das Problem war die fehlende Vorwarnzeit bei Einsatz von Mittelstreckenraketen im Vergleich zu den ICBMs. Es entstand eine Situation, in der man von Kuba aus die USA hätte köpfen können, ohne noch den gewaltigen Gegenschlag befürchten zu müssen. Die Strategie der gegenseitigen Vernichtung wäre so unterlaufen worden.

Umgedreht war das nicht der Fall. Der Einsatz der US-Mittelstreckenraketen hätte zwar die Sowjetunion massiv verletzt, aber nicht handlungsunfähig machen können. Das Gegenschlagsprinzip blieb erhalten.

Und später in den 80ern lief das Spiel in Europa doch genauso. Die UdSSR stellte zuerst tödl. Potential auf und dann folgte die NATO mit dem Doppelbeschluss nach.

Was die „Friedensbewegten“ offenbar nicht zur Kenntnis nehmen wollten, war der Umstand, dass dieser Beschluss bereits die gegenseitige Abrüstung anbot und deswegen auch Doppel-Beschluss hieß. Die uralten Säcke in Moskau wollten nur nicht (Breschnew, Andropow, Tschernenko). Erst als der junge Gorbi kam, kehrte auch Vernunft ein und Ideologie trat schrittweise in den Hintergrund.

Gruß
vdmaster

Bzgl. der Haltung Chinas zu Nordkorea dürfte dieser Artikel interessant sein