Servus Omar,
Ich stimme bis auf ein paar kleine Einwände mit Dir überein.
Der Friede ist unbedingt notwendig, und kann nur über den
Verhandlungstisch herbeigeführt werden. Aber der Weg dorthin
ist ungeheuer schwer. Aber für den Frieden muss er gegangen
werden. Ich glaube aber, dass die Konfliktparteien ohne fremde
Hilfe das nicht schaffen werden.
Zugegeben. Aber leider sind die Drittstaaten, die eigentlich
bei einer friedlichen Lösung helfen sollten, zumeist
einseitig.
Ich hatte da an Österreich gedacht. Hör auf zu lachen, nicht im ernst… Oder zumindest nicht ganz, ich denke da immer noch an Kreisky…
Aber Du hast recht, in diesem Konflikt ist wohl niemand objektiv.
Selbst Frankreich, das traditionell die Interessen
Libanons (vor allem gegen Syrien) verteidigt hatte, liess sich
davon abbringen für das simpleste der Welt einzutreten:
Waffenstillstand! Stattdessen rücken die USA (und leider auch
Deutschland) vor und fordern, dass man Israel mehr Zeit geben
soll, seine Ziele zu erreichen - und dabei weitere Zivilisten
umzubringen.
Auch ich fordere den Waffenstillstand, sofort! Aber jetzt denke ich mich ein bisschen in einen Israeli hinein. Als solcher wäre ich vielleicht ganz froh, wenn die eine oder andere Rakete getroffen wird. Es könnte ja die sein, die vielleicht auf mein Haus gezielt hat. Oder ich könnte denken, bitte zerstört noch ein paar Raketen, die vielleicht auch auf mein Haus und mich zielen. Deutschland ist, für mich verständlich, da auch sehr vorsichtig. Wie kann ein Deutscher fordern aufzuhören, wenn auf der anderen Seite Juden (hier habe ich absichtlich Juden und nicht Israelis geschrieben) getroffen werden? In Frankreich kann, und in die USA mag ich mich im Moment nicht reindenken.
Aber ich bin ja nicht in deren Haut. Weder bin ich Israeli, noch kann man mir auch nur einen Hauch von Antisemitismus (blödes Wort) andichten. So kann ich den Israelis sagen: Hört auf! Ihr denkt kurzsichtig. Stimmt schon, die eine oder andere zerstörte Rakete kann nichts mehr böses anrichten. Aber ihr habt gerade der Hydra einen Kopf abgeschlagen. Hundert andere werden nachwachsen. Der Hisbollah werden 100 neue Raketen geschenkt, pro Wohnhaus das ihr (wie ich hoffe) unabsichtlich zerstört. Ihr säht neuen Hass. Gegen die, deren Leben ihr gerade fast ganz zerstört habt, werden ihr kämpfen müssen, schon bald. Wenn ihr menschlich handelt wird man es sehen. Nicht alle werden es sehen, aber viele.
Israel muss sich seiner historischen Verantwortung bewusst
werden und seine Politik daraufhin ausrichten, dass es auf
einen Kompromis zwischen historischer Verantwortung und
aktueller Realität zusammen mit allen Nachbarn arbeitet.
Richtig, ich möchte hinzufügen, nicht nur Israel.
Welche historische Verantwortung des Libanons würdest du denn
sehen?
An den Libanon habe ich da gar nicht gedacht. Eher, oder besonders an GB welches ja die beteiligten Parteien in dieser unmöglichen Situation gelassen haben.
Ich glaube, wir hier im friedlichen Deutschland bzw.
Österreich sehen hier die Dinge etwas anders. Ich denke, wir
beide hätten wohl sehr schnell den Frieden verhandelt.
Sicher. Weshalb es auch keinen Sinn macht, dass wir beide das
aushandeln…
Es bleibt nur nachzudenken, was wir von hier eigentlich tun
können.
Waffenstillstand fordern. Wieder und wieder und wieder… Denn
mit klarem Kopf sollte man doch erkennen, dass durch weiteres
Bekriegen, kein Frieden entstehen kann
Ja, JA! Aber in dieser Situation hat wohl kein Beteiligter mehr einen klaren Kopf. In den Köpfen ist Angst. Und wo Angst ist, ist auch Hass. Wir müssen immer daran denken, wir leben hier im friedlichen Österreich bzw. Deutschland (Schweiz usw….) Wir haben es leicht anders zu denken.
(es sei denn nach dem
„totalen“ Krieg, aber wer wünscht sich das schon?). Wenn ein
Waffenstillstand nicht eingehalten werden kann, dann zumindest
ein Stopp der Bombardierung von Zivilisten. Bei alledem sollte
man pingelig fair sein. Da gehört aus deutscher Seite kein
„wir haben eine historische Verantwortung gegenüber Israel“
Stimmt schon, aber dennoch wirst Du vielleicht auf einer ganz anderen Seite verstehen, dass ich ganz froh bin, wenn Deutschland, bzw. Österreich so denken.
oder ein „die einzige Demokratie im Nahen Osten“ aus den USA.
Ok,
Positives Beispiel könnte da vielleicht Timna Brauer
sein, die ein Konzert mit palästinensischen und israelischen
Musikern organisiert hat. Vielleicht ist das sehr blauäugig.
Höchst wahrscheinlich ist das sehr „braunäugig“ (*).
Du hast wahrscheinlich recht, obwohl ich Frau Brauer noch nicht so tief in die Augen geschaut habe (leider) Aber dazu später mehr.
Gegen
derartige Projekte ist zunächst einmal nichts einzuwenden und
sie haben ihren Stellenwert. Allerdings ändern sie nichts an
der Politik. Es geht eigentlich nicht um Menschen, die sich
nicht abkönnen und deshalb Krieg führen, sondern es geht um
Menschen, die Krieg führen und sich deshalb nicht abkönnen
(subjektiv sieht sich jeder vom jeweils anderen ungerecht
behandelt).
Ja, aber es geht auch um Menschen die auf dem Weg zum Frieden wieder Mut bekommen können. Wenn ich nichts bewirken kann, kann ich ja aufhören hier zu schreiben, und ins Kino gehen.
Gruss, Omar Abo-Namous
(*) „blauäugig“ ist nur ein Begriff, der mich manchmal stört…
ok, werde ich nicht mehr verwenden, obwohl ich das unbestimmte Gefühl habe, dass der Begriff von Braunäugigen geprägt worden ist.
Servus
Herbert