Raketenschild Blödsinn?

Die Amis wollen ja bekanntlich in Osteuropa einen Raketenschild aufbauen, der angeblich gegen Schurkentsaaten gerichtet ist.

Fragen:

  1. Wer wird daran verdienen? Genauer: Bezahlen hier Polen und Tschechen den Amis was, oder die Amerikanischen Steuerzahler ihren eigenen Rüstungsfirmen?
  2. Ist das technisch wirklich sinnvoll? Ich denke daran, dass Russland relativ einfach Raketen mit Mehrfachsprenköpfen oder Atrappenraketen bauen kann, so dass der Schild komplett unwirksam ist. Diese Technik ist sehr einfach und mit Gewinn im Iran und anderen Schurkenstaaten verkauft. --> Wirkung zweifelhaft?

Nick.

  1. Wer wird daran verdienen?

Nun, finanziell konsequenter Weise wohl die Unternehmen, die hier involviert sind, wer sonst?

Genauer: Bezahlen hier Polen und Tschechen den Amis was, oder die :Amerikanischen Steuerzahler ihren eigenen Rüstungsfirmen?

Ähem, da haben zig Staaten schon geraume Zeit Milliarden investiert - auch Deutschland.

  1. Ist das technisch wirklich sinnvoll?

Ich gehe davon aus, dass dir bisher noch niemand eine Atomsprengkopf in den Garten geschossen hat. Mag sein, dass du solchen Ambitionen offen gegenüber stehst und nichts dagegen hast. Ich persönlich finde das weniger witzig und denke dementsprechend, dass es technisch, als auch verteidigungspolitisch sinnvoll ist frühzeitig effektive Gegenmaßnahmen aufzubauen und zu entwickeln und zwar bevor Europa in Kernschussweite der Waffensysteme diverser Staaten ist.

Angesichts der Tatsache, dass die primäre Gefahr heutzutage aber eher von schmutzigen Bomben bei Anschlägen, possierlichen kleinen „Koffer(atom)bomben“ oder dem Einsatz von B- oder C-Kampfstoffen in urbanem Terrain ausgehen kann man wahrscheinlich die Frage stellen, was einem das eigene Leben wert ist. Denn eins ist klar: absolute Sicherheit gibt es nicht.
Nur warum sollte man ein Projekt, was die Sicherheit verbessern kann und in das bereits Milliarden geflossen sind kurz vor seiner Vollendung stoppen? Wegen des Geldes bestimmt nicht, denn alles was jetzt noch kommt sind nur Tropfen auf den heißen Stein.

Gruß Andreas

  1. Wer wird daran verdienen? Genauer: Bezahlen hier Polen und
    Tschechen den Amis was

Ich gehe mal davon aus, dass die USA das Gelände, auf dem die Anlagen stehen, in irgendeiner Form kaufen oder pachten, entweder von privaten Besitzern oder vom jeweiligen Staat/Kommune, falls dem das Gelände gehört. Das ist die zivilrechtliche Komponente. Würde darüber hinaus noch Zahlungen an den Stationierungsstaat fließen, beispielsweise als folge der völkerrechtlichen Genehmigung, eine militärische Anlage auf fremdem Territorium zu errichten, würde mich das sehr wundern. Ausschließen will ich das aber nicht.

Ich persönlich finde das weniger witzig und denke

dementsprechend, dass es technisch, als auch
verteidigungspolitisch sinnvoll ist frühzeitig effektive
Gegenmaßnahmen aufzubauen.

Das Wort „effektiv“ ist der Kernpunkt. Die bisherigen Versuche, fliegende Raketen abzuschießen, waren ja eher von geringem Erfolg gekrönt.

Insofern habe ich den Eindruck, dass die Technik auf dem derzeitigen Stand lediglich die Wahrscheinlichkeit um ein paar Prozent verringern kann, dass ein Angriff dieser Art erfolgreich verläuft. Ein solcher Angriff ist derzeit noch hypothetisch, wenn man die offizielle US-Version ernst nimmt, dass sich das System gegen die „Schurkenstaaten“ richtet. Aktuell verfügen lediglich einige Nachfolgestaaten der UdSSR, namentlich Russland, über solche Waffensysteme. Aber gegen die richtet sich der abwehrschild ja laut der offiziellen Sprachregelung nicht.

Wenn die Bedrohung (noch) nicht real und die Effektivität äußerst gering ist, kommen an diesem Punkt automatisch die Frage nach der strategischen und der politischen Komponente ins Spiel. Ich denke, dass der Hauptzweck der ganzen Veranstaltung in diesen beiden Aspekten liegt: Strategisch bekommt man einen Fuß in die Tür und hat bereits bestehende Anlagen für den Tag, an dem man tatsächlich effektiv arbeitende Abwehrsysteme aufstellen kann. Politisch geht es um die festere Bindung der Nato-Neumitglieder und gleichzeitig um eine Machtdemonstration gegen Russland.

Ich gehe mal davon aus, dass die USA das Gelände, auf dem die
Anlagen stehen, in irgendeiner Form kaufen oder pachten,
entweder von privaten Besitzern oder vom jeweiligen
Staat/Kommune, falls dem das Gelände gehört. Das ist die
zivilrechtliche Komponente. Würde darüber hinaus noch
Zahlungen an den Stationierungsstaat fließen, beispielsweise
als folge der völkerrechtlichen Genehmigung, eine militärische
Anlage auf fremdem Territorium zu errichten, würde mich das
sehr wundern. Ausschließen will ich das aber nicht.

Das läuft alles über das Nato-Truppenstatut, dazu gibt es das ja. Wenn es sein muss gibt es dann noch ein ergänzendes bilaterales status of forces agreement.

Gruß Andi

Denn eins ist klar: absolute Sicherheit gibt es
nicht.

Nein. gibt es nicht. Der Raketenschild ist nutzlos, falls es - was unwahrscheinlich ist - zu einem Atomkrieg kommt. Die paar Raketen können bestenfalls, wie bereits erwähnt, ein paar Atrappen abschießen.

Nur warum sollte man ein Projekt, was die Sicherheit
verbessern kann und in das bereits Milliarden geflossen sind
kurz vor seiner Vollendung stoppen? Wegen des Geldes bestimmt
nicht,

nein, wegen des Geldes nicht, einfach aufgrund des symbolischen Wertes des Abwehrschildes. Man könnte Russland genausogut direkt sagen, dass man es für unzuverlässig, hinterhältig und böse hält.

Und das Projekt verbessert die Sicherheit nicht. Bitte sag mir, warum es im Interesse von Russland sein sollte, in deinen Garten eine Atombombe zu werfen.

mfg
Lukas

Die paar Raketen können bestenfalls, wie bereits erwähnt, ein paar
Atrappen abschießen.

Diese fixe Idee mit den Atrappen hat was, aber ich würde nicht zu viel Energien auf sie verschwenden… :wink:

Man könnte Russland genausogut direkt sagen, dass man es für :unzuverlässig, hinterhältig und böse hält.

Geh davon aus, das Putin seinen Laden besser kennt, als jeder andere und du ihm nichts Neues sagen kannst.

Bitte sag mir, warum es im Interesse von Russland sein sollte, in :deinen Garten eine Atombombe zu werfen.

Der einfachste Grund der menschlichen Evolution: Weil man es kann…
Wobei da weniger an die Russen zu denken ist. Eine real existente Diktatur mit Atomwaffen liegt direkt an der ostwärtigen Grenze der EU.

Gruß Andreas

Ahoi,

ich habe das Gefühl, dass hier die ganze Diskussion falsch aufgezäumt wird.

Ist es denn nicht so, dass immer noch ein Abschreckungsgleichgewicht (oder wie immer man den nuklearen Patt nennen will, auf englisch kürzt man das lustiger Weise mit MAD =„mutually assured destruction“ ab) herrscht und sich die großen Atommächte bisher als vernünftig genug erwiesen haben, sich gegenseitig keine A-Bomben auf die Köppe zu werfen?

Von den „üblichen Verdächtigen“ haben eigentlich nur die mit den USA verbündeten Staaten die Bombe, und einige Nachfolgestaaten der UdSSR, wobei man letztere als zuverlässig und geübt im Umgang mit der Bombe betrachten kann (will heißen, von letzteren geht keine Gefahr für andere aus, außer durch mafiöse Weiterverbreitung kritischen Materials, eine ganz andere Frage, die man mit einem Raketenschild nicht bekämpfen kann).

Aber hier scheinen sich ohnehin alle darüber einig zu sein, dass der Schild nicht gegen potentielle A-Bomben-Entwickler gerichtet ist, sondern gegen die Russische Föderation.

Nun, um jetzt nicht zu weit auszuholen fasse ich mich jetzt ganz kurz: die Amerikaner haben bereits ihren Willen bekundet, ihr Kernwaffenarsenal den akutellen Erfordernissen anzupassen - was auch immer das bedeuten mag, jedenfalls sehen sie A-Bomben als legitimes Kampfmittel.

Wenn also MAD die bisherige Grundlage war, dass es nicht zu einem Atomkrieg gekommen ist, dann muss man doch diesen Schild als Initiative sehen, diese gegenseitige Abschreckung zugunsten des Westens zu ändern.

Ergebnis wäre dann (sofern Schild wirksam usw.) eine Situation, in der MAD nicht mehr wirkt, sondern die USA und Verbündete unangreifbar wären.

Deswegen stehe ich dem Aufbau dieses Schilds skeptisch gegenüber.

LG
Gambit