Randgruppen

hallo,
zur Zeit bearbeite ich das Thema Randgruppen und würde gerne auch von euch etwas über dieses Thema wissen , also wer Lust hat kann sich ja mal mit meinen Fragen beschäftigen.Schon mal vielen Dank im voraus !

1.Welche Ressourcen habt ihr um euch dem Lebenselend vieler Menschen zu stellen? Was müsste man lernen um das Elend auszuhalten ?
2.Was haltet ihr für die größte soziale Gefährdung (Themen bezogen ) und warum ?
3.Wenn ihr selbst sozial absteigen würdet , wovor hättet ihr Angst?

Bin gespannt auf eure Antworten.
Liebe Grüße

Hallo,
keine Antworten auf die Fragen, aber im Zusammenhang gerade mit 1) könnte für Dich das Salutognese-Konzept von Antonovsky sein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Salutogenese
Gruß,
Norah

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Meine Antworten, vorläufig und spontan
Hi Lotte

1.Welche Ressourcen habt ihr um euch dem Lebenselend vieler
Menschen zu stellen?

Jeder hat ja wohl so seine speziellen Ressourcen für spezielle Formen von Elend. Ich z.B. kümmere mich von Berufs wegen täglich um das psychische Elend von meinen Patienten. 3 vormittags, 3 nachmittags, am Samstag niemand und am Sonntag nur 3 vormittags, nachmittags frei.
Mehr ist nicht dri8n, aber so geht das ganz gut.

Was müsste man lernen um das Elend
auszuhalten ?

Man muss wohl die Balance lernen zwischen Empathie/Nähe und Sich-Abgrenzen-Können.

2.Was haltet ihr für die größte soziale Gefährdung (Themen
bezogen ) und warum ?

Für mich persönlich ist die größte Gefährdung die durch Krankheit, sei es psychische oder physische. Es ist doppelt gefährlich: Es gefährdet das Leben und die soziale und wirtschaftliche und familiäre Situation.

3.Wenn ihr selbst sozial absteigen würdet , wovor hättet ihr
Angst?

Kein vernünftiges Badezimmer mit Badewanne mehr zu haben und statt Baden nur noch Duschen zu können.
:wink:
Gruß,
Branden

Hallo,

1.Welche Ressourcen habt ihr um euch dem Lebenselend vieler
Menschen zu stellen? Was müsste man lernen um das Elend
auszuhalten ?

Wie Branden schon geschrieben hat, Abstand wahren, sowohl Emotional als auch körperlich, das heißt z. B. keinen Körperkontakt zu kleinen Kindern, wie man es z. B. privat machen würde (Kopf streicheln, Hand geben ect.) da die Kinder mit denen ich oft zu tun habe, emotional so verwahrlost sind, daß die sich an jeden, der ihnen auch nur ein bißchen entgegen kommt, dran hängen würden.

2.Was haltet ihr für die größte soziale Gefährdung (Themen
bezogen ) und warum ?

Weniger fehlendes Geld, sondern das fehlende Wissen um Haushaltsführung, sowohl finanziell als auch praktisch, fehlende Vermittlung innerhalb der Familien von diesen Basisfähigkeiten.
Viele Familien sind einfach nicht fähig, Geld einzuteilen oder mit Planung einzukaufen, oder auch nur die Wohnung und die Kinder sauber zu halten.
Wenn einem das von den Eltern nicht vorgelebt wird, kann man es später weder anwenden noch weitergeben.

3.Wenn ihr selbst sozial absteigen würdet , wovor hättet ihr
Angst?

Daß ich meinen eventuellen Kindern eine Schul-/Bildungskarriere nicht ermöglichen könnte, oder Sportverein oder Musikunterricht nicht möglich wäre weil das Geld dazu nicht da wäre

grüße
dragonkidd

ot: innere Abgrenzung
Hallo Drachenkind,

Wie Branden schon geschrieben hat, Abstand wahren, sowohl
Emotional als auch körperlich, das heißt z. B. keinen
Körperkontakt zu kleinen Kindern, wie man es z. B. privat
machen würde (Kopf streicheln, Hand geben ect.) da die Kinder
mit denen ich oft zu tun habe, emotional so verwahrlost sind,
daß die sich an jeden, der ihnen auch nur ein bißchen entgegen
kommt, dran hängen würden.

wie gelingt Dir das?

Ich selbst sehe mich nämlich derzeit genau damit konfrontiert, und so sehr ich mich auch darum bemüht habe, will einfach keine ‚professionelle‘ Distanz aufkommen.

Seit einiger Zeit lese ich regelmäßig einigen Vorschulkindern vor, und dabei ist auch ein Junge an mir ‚kleben‘ geblieben. Er stammt zwar, wie man so schön sagt, aus guten Verhältnissen, ist aber ganz offenkundig emotional vernachlässigt bzw. einem äußerst autoritären Erziehungsstil ausgesetzt. Und auf der einen Seite ist es zwar positiv, dass er in mir erstmals eine Bezugsperson gefunden hat, die ihm etwas von dem, was ihm fehlt, zu geben vermag, aber andererseits ist es inzwischen für mich zu einer starken Belastung geworden, die ich nach jedem Vorlesen mit mir nach Hause nehme, zumal er demnächst eingeschult wird und der Kontakt dann nicht fortgesetzt werden kann.

Um dem Jungen über diese Klippe zu helfen und um zu vermeiden, dass mir Ähnliches nach den Sommerferien mit einem anderen Kind wieder passiert, wären mir alle professionelle Ratschläge mehr als willkommen.

Beste Grüße

=^…^=
Katze

Hallo Katze,

ich bin in der glücklichen Lage, daß ich die Kinder nur ein-/ zweimal im Jahr sehe und dann auch nur für ein-/zwei Stunden.

Dich jetzt von „deinem“ aktuellen Kind zu lösen ist sicherlich nicht einfach.
Ich würde einfach weitermachen wie bisher, ein bißchen mehr auf Abstand gehen und dem Kleinen klar machen, Schule ist ein neuer Abschnitt, der auch ganz natürlich mit Abschieden -eben auch von dir- einhergeht.
Hol ruhig das übliche Repertoire raus von wegen großes Schulkind ect.
Eventuell solltest du mal mit den Erzieherinnen über das Kind sprechen. Ist es ansonsten unauffällig,(was m. E. die Erzieherinnen ganz gut erkennen können) mach dir keine weiteren Sorgen.
Das Leben ist das Leben. Nicht jedes Kind wird das bekommen was man sich selbt als „traumhafte“ Kindheit vorstellt.Leider.
Sonst müßten wir auch alle Kinder aus Afrika adopieren…

Wie ich bereits geschrieben habe, hilft mir, körperlich Abstand zu wahren: wenn du vorliest, daß du vielleicht auf einem höheren Stuhl sitzt, dich nicht auf die gleiche Höhe wie die Kinder begibst und die Sitzverteilung im Kreis immer wechselt, vor allem die Kinder neben dir!
Nicht allzuviel Persönliches austauschen, die Kinder nicht ausfragen sondern z. B. nur über die aktuelle Geschichte sprechen.

Ansonsten kann ich dir nur sagen, daß man mit der Zeit ein Gefühl dafür bekommt und an „die ersten“ denkt man immer mit einem besonderen Gefühl zurück…

grüße
dragonkidd

Hallo Dragonkidd,

vielen Dank für Deine Antwort.

So, wie es aussieht, habe ich wohl so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann (angefangen bei der Sitzordnung… ;o)

Leider hat sich die Situation letzte Woche etwas zugespitzt (dem Jungen geht es - für mich, aber leider nicht für die Erzieherinnen - offenkundig derzeit sehr schlecht); sobald ich meine Gedanken etwas sortiert habe, werde ich das Ganze wohl noch einmal im Psychologie-Brett posten.

Beste Grüße

=^…^=
Katze

Hallo, Lotte,
zu 1.: Wenn ich den von mir zu betreuenden Kindern Zuwendung gebe, erfordert das natürlich Kraft und es bleibt eine (meistens bewältigte) Gradwanderung zwischen Distanz und Nähe, die ich mit jedem Kind gemeinsam neu einschätzen und lernen muss.
Das, was ich an emotionaler Kraft einsetze, versetzt das Kind später meist in die Lage, ein wenig selbstbewußter durch den schwierigen Alltag zu gehen. Dieser Prozess nimmt und gibt. Dazu benötige ich eine stabiles persönliches Umfeld, das es mir mit Verständnis ermöglicht, vielfältigen interessanten Beschäftigungen nachzugehen.
zu 2.: Die Gleichgültigkeit dem Leid anderer gegenüber
Herzliche Grüße

hallo,
zur Zeit bearbeite ich das Thema Randgruppen und würde gerne
auch von euch etwas über dieses Thema wissen , also wer Lust
hat kann sich ja mal mit meinen Fragen beschäftigen.Schon mal
vielen Dank im voraus !

1.Welche Ressourcen habt ihr um euch dem Lebenselend vieler
Menschen zu stellen? Was müsste man lernen um das Elend
auszuhalten ?
2.Was haltet ihr für die größte soziale Gefährdung (Themen
bezogen ) und warum ?
3.Wenn ihr selbst sozial absteigen würdet , wovor hättet ihr
Angst?

Bin gespannt auf eure Antworten.
Liebe Grüße

Liebe Lotte.

1.Welche Ressourcen habt ihr um euch dem Lebenselend vieler Menschen zu stellen?
Oh, bei der Frage würde jetzt mancher „Bürger“ den Atem anhalten, doch ich stelle mich Deiner Frage.
Ich lebe von einer kargen Rente - 640 Euro. Lebe seit 14 Jahren in Griechenland und bekomme hier natürlich keinerlei Hilfen.

Was müsste man lernen um das Elend auszuhalten ?
Nun, sich dem Erfolgsstreben zu widersetzen
Sich in neuen Wertigkeiten einrichten
Sich ein Bewusstsein, auch Selbstbewusstsein, eine Selbstwertigkeit zulegen.
Dem mainstream Adios sagen und aus sich selbst heraus leben und lieben
Nach dem Motto alles Liebenswerte zu lieben ohne Gegenliebe zu erwarten.

2.Was haltet ihr für die größte soziale Gefährdung (Themen bezogen ) und warum ?
Olala, die Größte??? Das Abdriften der Armen, der Hungernden zum Faschismus.
Das Konsumieren von Medien wie Bildzeitung und Privatfernsehen
Das Nichtwahrnehmen des Elends und das Herunterspielen dessen als eine nur Neiddebatte.
Das Versagen der politisch Verantwortlichen u.n.v. mehr.

3.Wenn ihr selbst sozial absteigen würdet , wovor hättet ihr Angst?
Aber das hatten wir doch schon. Ich bin ein — nein, kein Absteiger, auch kein Aussteiger, ich bin ein Einsteiger in ein erfülltes Leben ohne ausreichende Ressourcen. ***lach***.

Ich bin mir sicher, dass Du solch eine Antwort nicht erwartet hast.
Vielleicht macht sie Dir ein wenig Freude.
Liebe Grüße von Bollo aus Griechenland