Hallo Barbara,
Ich bin mit dir eh ziemlich einer Meinung, aber in deiner
Antwort beschränkst du dich auf „unlogischen Sexismus“ bei
Männern.
Ich bin ein Mann. Hier habe ich die Innensicht
Wie erklärst du dir weiblichen Sexismus (gegen das
andere und das eigene Geschlecht)? Würd mich interesssieren.
Ich hab meine Frauenfeindlichkeit wohl ± hinter mir gelassen,
aber warum ich sie hatte, wie ich sie aufrecht erhalten
konnte, weiß ich noch immer nicht?
Frauen ihre Frauenfeindlichkeit erklären zu wollen, wäre wohl ziemlich daneben, oder? Ich habe hier nur Vermutungen:
Die einfachste Erklärung wäre meines Erachtens Anpassung. Da die meisten Frauen mit Männern zusammenleben wollen, müssen sie Kompromisse eingehen. Und wenn Männer emotional stark negativ auf Feministinnen reagieren, dann tun die Frauen mit, um nicht als „frustrierte Emanzen“ zu gelten. Hier lese ich auch des öfteren Artikel von Frauen, die mehr oder weniger mit dem Satz beginnen: „Ich bin ja keine Emanze, aber…“
Eine weitere Erklärung: Viel von dem, was die ältere Feministinnengeneration eingefordert hat, wurde inzwischen rein formal erreicht. Viele jüngere Frauen glauben, Gleichberechtigung sei auch de facto erreicht (vielleicht als Reaktion auf das männliche „was wollt Ihr denn noch alles?“). Sie mußten nicht für Gleichberechtigung kämpfen und schätzen sie deshalb nicht so hoch (ähnlich wie die jüngere Generation im Westen Deutschlands nicht für Demokratie kämpfen mußte; die Wahlbeteiligung fällt von Wahl zu Wahl).
Zum Thema „Bevorzugung von Frauen“: Eine Schule hat einmal einen Selbstversuch gemacht: Unterrichtsstunden wurden mit der Videokamera gefilmt und hinterher wurde ausgewertet, wieviel Aufmerksamkeit die Jungen und wieviel die Mädchen erfuhren. Das ERgebnis war natürlich erschütternd (unabhängig vom Geschlecht des Lehrers/der Lehrerin, was zeigt, daß diese die Benachteiligung von Frauen auch internalisiert hatten). Dann wurden weitere Stunden gefilmt, in denen sich die LehrerInnen Mühe gaben, auf die Mädchen stärker einzugehen. Die Kritik danach: Die Mädchen zu bevorzugen und damit die Benachteiligung umzukehren, sei auch keine Lösung. Die Auswertung ergab aber, daß auch jetzt die Mädchen mit 45 % gegen 55 % weniger Aufmerksamkeit erfuhren. Merke: Wahrnehmung ist kulturell bedingt. Und wenn die Kultur ein inhärentes Moment zur Bevorzugung von Männern hat, erscheint die Gleichberechtigung von Frauen als Bevorzugung.
So, nun sind meine guten Vorsätze beim Teufel, aber vielleicht hat es geholfen…
Grüße, Thomas