… und der richtige Zeitpunkt ist wenn Ostern und
Weihnachten auf einen Tag fallen… der Zeitpunkt ist dann
wenn du aufhörst und nicht wenn irgendwas richtig ist,
womöglich noch die Sterne richtig stehn.
Es ist eine medizinische Tatsache, daß Nikotinentzug bei Süchtigen einen körperlichen Entzug von 7-10 Tagen hervorruft. Dieser Entzug wird subjektiv völlig unterschiedlich stark wahrgenommen. Bei manchen äußert er sich nur als leichte Nervosität, ähnlich einem Kribbeln oder Lampenfieber. Andere empfinden tatsächlich körperliche Schmerzen, Unwohlsein, haben Verstopfung etc. Das geht bis zu ernstzunehmenden Depressionen, die erst nachlassen, wenn die körpereigene Produktion von „Wohlfühlstoffen“ wieder „angesprungen“ ist.
Und auf diese Reaktionen des Körpers muß man sich einstellen. Es gibt also tatsächlich „gute“ Zeitpunkte, zu denen man sich 7-10 „Durchhängertage“ erlauben kann. Und es gibt „schlechte“ Zeitpunkte, in denen ein Süchtiger eher weiterrauchen würde, als sich diesem zusätzlichen Streß auszusetzen.
Ist nur praktisch, da kann man dann jedes Scheitern für
verantwortlich machen, war halt nicht der richtige
Zeitpunkt… Lalali, lalala. Ist fies, aber ist so.
Ich finde es immer besonders suspekt, wenn sich manche Personen so sehr mit ihrem „Nicht-Rauchen“ identifizieren, daß sie sich über dieses „Merkmal“ selber als Gewinner und andere als Versager einstufen. Natürlich „gewinnt“ ein ehemals rauchender Nichtraucher. Allerdings nur im Verhältnis zu sich selbst, denn er bekommt nach ein paar Jahren den Gesundheitszustand zurück, den ohnehin gehabt hätte, wenn er überhaupt nicht mit dem Rauchen angefangen hätte. Im Verhältnis zu anderen Menschen ist jedoch überhaupt nichts gewonnen. Insofern halte ich jegliche Aussagen, die vom Scheitern eines Rauchers handeln, in diesem Zusammenhang für völlig unangebracht. Denn ob ein Raucher den Entschluß faßt, mit dem Rauchen aufzuhören, und wann er diesen Entschluß umsetzt, ist der wertenden Beurteilung anderer Menschen entzogen.
Ja, ihr ehemals rauchenden Nichtraucher seid ganz tolle Kerle, weil ihr allein mit eurem übermächtigen Willen die Sucht bezwungen habt. Das gibt euch aber noch lange nicht das Recht, auf Raucher oder Noch-Raucher herabzuschauen. Was sollten denn Schon-immer-Nichtraucher dazu sagen? Sie müßten ja dann alle Jemals-geraucht-habenden verachten, weil die so blöd waren, auf dieses Suchtmittel überhaupt hereinzufallen…
Ich wünsche allen Rauchern, die sich wünschen diese Sucht zu überwinden, alles erdenklich gute, kann aber bei ihrem Hauptproblem nicht behilflich sein (hätte ich die Formel dafür, wäre ich Millionär…). Allerdings finde ich überhebliche Kommentare von Nicht- oder Exrauchern mehr als nicht hilfreich; besser gesagt: kontraproduktiv.
Grüße
agil