Raum und Zeit für Trauernde

Hallo zusammen,

direkt an unseren städtischen Friedhof angrenzend gibt es ein leerstehendes, von außen schnuckelig anzusehendes Wohnhaus, das nun zum Verkauf angeboten wird. Bereits vor längerer Zeit hatte ich den Gedanken, das Haus eines Tages zu kaufen und für Trauernde zur Verfügung zu stellen, damit sie in Ruhe Abschied nehmen, dabei in unmittelbarer Nähe zum Verstorbenen sein können, und soviel Zeit zu haben wie sie brauchen, ob das nun Tage oder Wochen sind.

Was haltet Ihr davon?

Gruß, bio

Hallo bio,

das halte ich für eine sehr schöne und originelle Idee.

Sowohl für familiären Abschied nach dem Begräbnis
als auch für Todestage als auch für mögliche
TV/DVD-Gedenken bietet sich eine Nicht-Kneipe
gut an. Wobei die Räume keinen Kapellen-Charakter
haben sollten, allerdings fände ich einen dunklen
„Raum der Zwiesprache“ angemessen.

Gründe doch einen e.V. gemeinnützigen Charakters,
damit eine etwaige Finanzierung abgefedert ist -
Neider schreien da schnell „Gewerbe“.

mfg:stuck_out_tongue:it
[living.dead]

Hi,

das halte ich für eine sehr schöne und originelle Idee.

Finde ich auch

Gründe doch einen e.V. gemeinnützigen Charakters,
damit eine etwaige Finanzierung abgefedert ist -
Neider schreien da schnell „Gewerbe“.

Dann sollen sie doch „Gewerbe“ schreien - das ist doch per se nix unanständiges.

Bei einem Verein wäre ich vorsichtig. Da zeigt sich die „Schwäche“ der Demokratie. Da wollen so viele mitreden, dass das eigene Ursprungsprojekt ganz schnell den Bach runtergehen kann.

Gruß,

Anja

Hallo Bio10,

schöne Idee, wobei ich die Nähe zum Friedhof nicht als sooooo wichtig empfinden würde wie eine gute - durchaus ehrenamtliche - Betreuung durch jemanden, der sich mit Trauerarbeit auskennt.

In meiner ehemaligen Wohngegend in Berlin gab es ein Nachbarschaftsheim/Cafe, in dem freitags ein sogenanntes Trauercafé stattfand. Eine ehrenamtliche Betreuerin hat sich in intensiven Gesprächen mit den Gästen beschäftigt (sie hatte vorher lange Zeit Sterbebegleitung ehrenamtlich gemacht - das sage ich nur, weil ich es für wichtig halte, auch das Sterben mal erlebt zu haben in dem Fall), dieser Job ist durchaus nicht ganz „ohne“.

Aber generell sind solche „Einrichtungen“ sehr wichtig. Persönlich würde ich allerdings von einem „dunklen Raum“ nicht viel halten, wenn ich trauere. Eher vielleicht gemeinsame „Meditationen“ und Gespräche.

Grüße
Demenzia

Hallo zusammen,

direkt an unseren städtischen Friedhof angrenzend gibt es ein
leerstehendes, von außen schnuckelig anzusehendes Wohnhaus,
das nun zum Verkauf angeboten wird. Bereits vor längerer Zeit
hatte ich den Gedanken, das Haus eines Tages zu kaufen und für
Trauernde zur Verfügung zu stellen, damit sie in Ruhe Abschied
nehmen, dabei in unmittelbarer Nähe zum Verstorbenen sein
können, und soviel Zeit zu haben wie sie brauchen, ob das nun
Tage oder Wochen sind.

Was haltet Ihr davon?

Ich bin skeptisch. Wenn ich unsere heutigen Begräbnisrituale betrachte - außer den nächsten Verwandten nimmt kaum noch jemand Abschied am offenen Sarg, man vertritt sich lieber vor der Aussegnungshalle die Beine; und immer häufiger wünschen die Anghörigen „man möge von Beileidsbezeugungen am Grab Abstand nehmen“ - zweifle ich an einem wirklichen Bedarf. Trauergemeinschaft wird am ehesten noch beim „Leichenschmaus“ gepflegt, und selbst da ist der Trend zunehmed durch „Fluchtverhalten“ geprägt. Trauernde Anghörige haben eher das Bedürfnis, sich in die gewohnte Umgebung zurückzuziehen.

Wolfgang D.