Re-Integration des Konservatismus

Moin Moin,

Theisen macht im Tagesspiegel darauf aufmerksam, dass sich fast überall in Europa neue Parteien und Bewegungen aufbauten, welche die Bewahrung der eigenen Kultur thematisierten. Dies geschehe seiner Ansicht nach so lange dumpf und sprachlich ungelenk, wie Intellektuelle und Medien diesen ‚Populismus‘ von mehrheitlich nichtradikalen Bürger diffamierten, anstatt ihn in den öffentlichen Diskurs zu integrieren.

Und weiter: „Konservative vermögen in religiösen und kulturellen Kategorien zu denken und über die Wurzeln unserer Kultur zu reflektieren. Sie sind für eine Gesellschaft so wichtig wie die Bremsen beim Auto. Ihr skeptischer Geist erinnert an die Grenzen von Aufklärung und Demokratie, deren Missachtung den Westen in so viele Kalamitäten verstrickt hat.“

Ein klarerer Appell also in diesem linken Blatt nach Re-Integration des Konservativen und des gesunden Patriotismus. Welche Grundlagen müssen dafür geschaffen werden? Wie kann dieser Vorgang in der Praxis ablaufen?

Gruß
Ultra

Lieber Ultra,

unsere Bundeskanzlerin ist mit ihrer ehemals konservativen Partei weit in die Mitte des politischen Spektrums gerückt. Rechts entstand eine Lücke. Die AfD hätte diese Lücke füllen können, wäre sie nur in der Lage gewesen, die nationalsozialistische Spreu vom nationalkonservativen Weizen zu trennen.

Der Essay bietet eine brauchbare Analyse für den Umgang mit dem Islam.

Die religiösen und strukturellen Kategorien, in denen Konservative denken sind mir allerdings aus der Nachkriegszeit noch bestens bekannt. Damals hat insbesondere die Katholische Kirche weitreichenden Einfluß auf die Tagespolitik. Schwule wanderten in den Knast, ein Hotelzimmer konnte ein Paar nur mieten, wenn es verheiratet war. Der von den katholischen Bischöfen gelenkte Volkswartbund (bitte mal auf auf Wiki googlen) verbot die Veröffentlichung von Werken der Weltliteratur und bespitzelts das Privatleben der Bürger. Diese rheinisch-katholische Diktatur mit sporadischem Wahlgedöns wünsche ich mir auf keinen Fall zurück.

Vielmehr müssen Staat und Kirche endlich getrennt werden. Gewalttätige Ideologien, wie der Islamismus, die aus Religionen erwachsen, dürfen nicht durch Religionsfreiheit geschützt werden. Sie müssen vom demokratischen Staat als politischer Extremismus verfolgt werden.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

unsere Bundeskanzlerin ist mit ihrer ehemals konservativen
Partei weit in die Mitte des politischen Spektrums gerückt.
Rechts entstand eine Lücke. Die AfD hätte diese Lücke füllen
können, wäre sie nur in der Lage gewesen, die
nationalsozialistische Spreu vom nationalkonservativen Weizen
zu trennen.

Die parteiinternen Streitigkeiten sind natürlich ein Thema und werfen die AfD zurück. Nichtsdestotrotz sind diese Richtungskämpfe bei einer neuen Partei auch nichts außergewöhnliches, siehe etwa damals Realos gegen Fundis bei den Grünen. Ich möchte keine Spekulationen über die Zukunft der AfD anstellen. Etwas Hoffnung bleibt jedoch noch aus meiner Sicht.

Der Essay bietet eine brauchbare Analyse für den Umgang mit
dem Islam.

Das sehe ich auch so.

Die religiösen und strukturellen Kategorien, in denen
Konservative denken sind mir allerdings aus der Nachkriegszeit
noch bestens bekannt. Damals hat insbesondere die Katholische
Kirche weitreichenden Einfluß auf die Tagespolitik. Schwule
wanderten in den Knast, ein Hotelzimmer konnte ein Paar nur
mieten, wenn es verheiratet war. Der von den katholischen
Bischöfen gelenkte Volkswartbund (bitte mal auf auf Wiki
googlen) verbot die Veröffentlichung von Werken der
Weltliteratur und bespitzelts das Privatleben der Bürger.
Diese rheinisch-katholische Diktatur mit sporadischem
Wahlgedöns wünsche ich mir auf keinen Fall zurück.

Ich auch nicht. In der Tat ist das auch nicht der Konservatismus, den ich meinte. Ich denke eher, dass sich ein westeuropäischer Neo-Konservatismus herausprägen sollte, der sich vor allem an Freiheitswerten orientieren sollte.

Vielmehr müssen Staat und Kirche endlich getrennt werden.

Exakt. Eine wirksame Bekämpfung des Zugriffs eines politisierten Islams auf unsere Strukturen ist nur dann glaubwürdig, wenn wir nicht versuchen, uralte Kirchenprivilegien mit durchzumogeln.

Gewalttätige Ideologien, wie der Islamismus, die aus
Religionen erwachsen, dürfen nicht durch Religionsfreiheit
geschützt werden. Sie müssen vom demokratischen Staat als
politischer Extremismus verfolgt werden.

Richtig. Daher halte ich den Appell des Autors, die Verbindung zwischen Islam und Islamismus realistisch zu betrachten und nicht künstlich zu tabuisieren, für richtig.