Realitätsverlust

Guten Abend!

Soeben höre ich in der Tagesschau von der Hoffnung amerikanischer Militärs, daß jetzt, wo langsam die ersten Hilfsgüter einige Menschen im Irak erreichen, die Ablehnung in der irakischen Bevölkerung gegenüber den Angreifern sinkt.

Man stelle sich eine Familie vor, deren Hab und Gut zerbombt wurde, deren Haus in Trümmern liegt. Die Situation wird nicht anders als etwa in Deutschland sein: Für ein Haus muß man viele Jahre arbeiten. Wird es durch Kriegseinwirkung zerstört, fängt man ohne jede Hilfe von vorne an. Wenn jemandem das Dach über dem Kopf angezündet wird und der Brandstifter kommt danach mit einem Paket mit Lebensmitteln daher, würde ihn gewiß kein Mensch auf der Welt mit Herzlichkeit empfangen. Der Empfang mit scharfen Waffen scheint mir wahrscheinlicher.

Auch die Leute, deren Kinder mit Splittern im Bauch im Krankenhaus liegen, werden ihre Begeisterung über die Invasoren zügeln können. Das Gleiche gilt für die Menschen, deren Haus noch steht, die aber voller Angst Bombennächte überstanden haben, deren Umgebung, Läden und Straßen zerschossen wurden und nur noch aus Kratern bestehen.

Die Vorgehensweise von Amerikanern und Briten kann nur blanken Haß erzeugen. Jeder muß das vorher wissen.

Unabhängig davon, daß ich diesen Krieg für unsinnig halte und seine Ziele irgendwo zwischen fragwürdig und verwerflich ansiedle, scheint die militärische Führung der Invasoren aus Dilettanten zu bestehen, die unter Realitätsverlust leiden. Außerdem scheinen die verantwortlichen Politiker und Militärs über unzureichende Kenntnis der (Militär-)Geschichte zu verfügen. Wo immer Invasoren versuchten, Großstädte zu erobern, waren die Städte danach vollständig zerstört und auf allen Seiten gab es ungezählte Tote. Aus der Luft ist dabei nichts zu erreichen, man trifft die eigenen Leute. Und das alles sehr bald bei 40°C im nicht vorhandenen Schatten.

Ich denke, das Regime des S. Hussein kann sich selbst stürzen, kann von den eigenen Leuten entmachtet werden. Geschieht das aber nicht, gibts für Briten und Amerikaner sehr bald so hohe Verluste, daß diese zu Hause nicht mehr zu verkaufen sein werden. Sie werden mit zig tausenden Toten aufgeben müssen.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

eine französische Tageszeitung - welche, ist mir entfallen - titelte zum Auftakt dieses Krieges: „Angriff der Sekte Bush“. Dies scheint mir eine durchaus treffende Schlagzeile gewesen zu sein. Tatsächlich haftet der Bush-Administration etwas Sektiererisches an. In geradezu missionarischem Eifer sind Bush und Blair von der Idee beseelt, das Böse erstmals in der Weltgeschichte „proaktiv“ zu vernichten. Um Terror und militärische Aggression zu eliminieren, soll der Feind im Vorfeld seiner bösen Taten bekämpft und ausgeschaltet werden. Auf große Teile der Völkergemeinschaft, die dies einfach nicht nachvollziehen kann, kann leider keine Rücksicht genommen werden. Ebensowenig auf „Kollateralschäden“. Opfer müssen erbracht werden.

Erschreckend für mich vor allem, daß solch ausgewiesen intelligente Personen wie Colin Powell und Condoleezza Rice jemandem wie Bush blind folgen und ihn in seiner Strategie unterstützen. Erschreckend auch, wie wenig aus der Geschichte gelernt wurde, wie taub die amerikanische Führung für jedwede Kritik ist.

Möglicherweise muß Blair irgendwann aussteigen, sollte sich der Krieg hinziehen und sollte er innenpolitisch keinen Rückhalt mehr weder in seiner Partei, noch im Kabinett noch in der Bevölkerung finden. Bush hingegen wird auf noch so harsche Prosteste in der Welt oder in der eigenen Bevölkerung keine Rücksicht nehmen. Er wird es durchziehen. Es wird einen „Sieg“ der Alliierten geben, aber um welchen unsinnigen Preis?

Guten Abend

Soeben höre ich in der Tagesschau von der Hoffnung
amerikanischer Militärs, daß jetzt, wo langsam die ersten
Hilfsgüter einige Menschen im Irak erreichen, die Ablehnung in
der irakischen Bevölkerung gegenüber den Angreifern sinkt.

Man stelle sich eine Familie vor, deren Hab und Gut zerbombt
wurde, deren Haus in Trümmern liegt. Die Situation wird nicht
anders als etwa in Deutschland sein: Für ein Haus muß man
viele Jahre arbeiten. Wird es durch Kriegseinwirkung zerstört,
fängt man ohne jede Hilfe von vorne an. Wenn jemandem das Dach
über dem Kopf angezündet wird und der Brandstifter kommt
danach mit einem Paket mit Lebensmitteln daher, würde ihn
gewiß kein Mensch auf der Welt mit Herzlichkeit empfangen. Der
Empfang mit scharfen Waffen scheint mir wahrscheinlicher.

Auch die Leute, deren Kinder mit Splittern im Bauch im
Krankenhaus liegen, werden ihre Begeisterung über die
Invasoren zügeln können. Das Gleiche gilt für die Menschen,
deren Haus noch steht, die aber voller Angst Bombennächte
überstanden haben, deren Umgebung, Läden und Straßen
zerschossen wurden und nur noch aus Kratern bestehen.

Die Vorgehensweise von Amerikanern und Briten kann nur blanken
Haß erzeugen. Jeder muß das vorher wissen.

Unabhängig davon, daß ich diesen Krieg für unsinnig halte und
seine Ziele irgendwo zwischen fragwürdig und verwerflich
ansiedle, scheint die militärische Führung der Invasoren aus
Dilettanten zu bestehen, die unter Realitätsverlust leiden.
Außerdem scheinen die verantwortlichen Politiker und Militärs
über unzureichende Kenntnis der (Militär-)Geschichte zu
verfügen. Wo immer Invasoren versuchten, Großstädte zu
erobern, waren die Städte danach vollständig zerstört und auf
allen Seiten gab es ungezählte Tote. Aus der Luft ist dabei
nichts zu erreichen, man trifft die eigenen Leute. Und das
alles sehr bald bei 40°C im nicht vorhandenen Schatten.

Ich denke, das Regime des S. Hussein kann sich selbst stürzen,
kann von den eigenen Leuten entmachtet werden. Geschieht das
aber nicht, gibts für Briten und Amerikaner sehr bald so hohe
Verluste, daß diese zu Hause nicht mehr zu verkaufen sein
werden. Sie werden mit zig tausenden Toten aufgeben müssen.

Gruß
Wolfgang

Unabhängig davon, daß ich diesen Krieg für unsinnig halte und
seine Ziele irgendwo zwischen fragwürdig und verwerflich
ansiedle, scheint die militärische Führung der Invasoren aus
Dilettanten zu bestehen, die unter Realitätsverlust leiden.

Ich halte eine andere Erklärung für denkbar. Die völlige Fehleinschätzung der irakischen Reaktion könnte darauf beruhen, daß die amerikanischen Militärs bei der psychologischen Kriegsführung auf Erfahrungen gestützt, die sie an ihren eigenen Soldaten gewonnen haben.

Hi Wolfgang,

In diesem Krieg läuft fast alles über Propaganda, und das von beiden Seiten aus. So wie die Amis die Welt davon überzeugen wollen daß sie für das Gute kämpfen stellt sich das offizielle Irak als Unschuldslamm dar, welches von den bösen Amerikanern überfallen wird.
Beide Sichtweisen sind aber IMHO gefärbt und geben nicht die Realität wieder, sondern das was die Propaganda-Maschinerie verbreitet.

Dresden wurde im 2. Weltkrieg in einer schlimmen Bombennacht zerstört und dabei starben 35.000 Menschen. Das ist - auch wenn man vermuten darf daß im Irak mehr Menschen sterben als man uns das wissen läßt - ein Vielfaches an Toten im Vergleich zum bisherigen Irak-Krieg. Diese Rechnung mag zynisch erscheinen, aber es zeigt daß es eine reine Ansichtssache ist was „viele“ Opfer sind. Mal ganz abgesehen davon daß jeder einzelne Tote/Verwundete einer zuviel ist und Krieg immer grausam ist - heute ist es eine Meldung wenn der erste aliierte Soldat stirbt, vor 60 Jahren interessierte es kaum wenn ein paar tausend Menschen gestorben sind.

Sieht man also von den Einzelschicksalen, die Tod und Zerstörung für Menschen bringen, ab, dann könnte man wiederum sagen daß die USA bisher vergleichsweise wenige Häuser zerstört und Menschen umgebracht haben.
Wenn sie es dann auch noch schaffen würden den Irak wirklich vom Saddam-Regime zu befreien, und das schnell, würde die Gesamtheit der irakischen Bevölkerung vielleicht im Nachhinein schon sagen daß die Opfer gerechtfertigt waren und die Amis die Befreier waren. Daran ändern dann auch die amerikanischen Machtinteressen nichts.

Gerade weil der Irak ein armes und unterdrücktes Land ist könnte die Taktik mit den Spenden aufgehen. Wie heißt es so schön: „Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“

Ich bin auch ein entschiedener Gegner dieses Krieges, aber ich sehe auch daß jede Meinungen immer ein Spiegel ihrer Zeit und der Umstände ist…

MecFleih

Apoll
hi,

Aus der Luft ist dabei
nichts zu erreichen, man
trifft die eigenen Leute.

columbia?

Ich denke, das Regime des S. Hussein kann sich selbst stürzen,
kann von den eigenen Leuten entmachtet werden.

wie ist sein aktueller opium-titer? ähm, seine schmerztherapie, räusper. bis zu wie viel mg/ml gilt ein iraker noch als geschäftsfähig? achja, landesrecht und krieg.

Gruß

Wolfgang

Biggi

Hi auch,

mal wieder ein wenig tief in die Tramal-Flasche geschaut?

*wink*

Fritze

Hallo.

Soeben höre ich in der Tagesschau von der Hoffnung
amerikanischer Militärs, daß jetzt, wo langsam die ersten
Hilfsgüter einige Menschen im Irak erreichen, die Ablehnung in
der irakischen Bevölkerung gegenüber den Angreifern sinkt.

Wie Ben Akiba richtig feststellte, ist alles schon mal dagewesen. Im II. Weltkrieg war ein erklärtes Ziel der Flächenbombardements, die Arbeiterschaft zu demoralisieren, indem man ihre Familien terrorisierte und ihren irdischen Besitz in Klump haute. Nach dem Ende des Krieges fiel dann plötzlich auf, dass gerade der, dem man alles genommen hat, um so fanatischer kämpft - aus Rache, Verzweiflung oder was auch immer. Die Dankbarkeit der Generation meiner Großeltern gegenüber den späteren „Wohltätern“ hielt sich zeitlebens in Grenzen, wenn man genauer nachfragte. Das Misstrauen und der Hass überwogen bei weitem. Warum soll ich auch demjenigen dankbar sein, der mich ins Wasser stößt, nur um mir dann, wenn ich zu drei Vierteln ersoffen bin, ein Seil zuzuwerfen?

fragt sich kw