Rechenkünstler, sprachgestört

Hallo,

unser Jüngster würde normalerweise im nächsten Jahr eingeschult.
Er ist aber in seiner Sprachentwicklung zurückgeblieben (Wortschatz ist OK, aber Aussprache und Grammatik nicht, spricht nur mit Eltern, Geschwistern und Gleichaltrigen), wegen einer nunmehr geheilten Schwerhörigkeit. Er ist in logopädischer Behandlung und wird diesen Entwicklungsrückstand aufholen, aber wahrscheinlich nicht mehr rechtzeitig zu den Einschulungstests.

Andererseits ist er in gewisser Weise Gleichaltrigen (4) voraus. Er kennt sich in unserer Gegend aus und bewegt sich sicher im Straßenverkehr auch auf dem Fahrrad, kann buchstabieren (aber kaum sinnentnehmend) und kopfrechnen im Zahlenraum bis 12, ist also eigentlich fast heute schon qualifiziert für die Versetzung in die zweite Klasse der Grundschule. Eine filmreife Hochbegabung ist es andererseits auch wieder nicht.

Nur fürchte ich, dass das mit der Grundschule recht schwierig, vor allem demotivierend werden könnte.
Ich hatte schon einmal so ein intelligentes Kind, dem hätte ich damals gerne die zweite Grundschulklasse erspart. Das wurde von der Schule geradezu mit Empörung zurückgewiesen. Das Kind verlor daraufhin viel Interesse am Unterricht, erholte sich erst ab der achten Klasse allmählich und wird bald ein sehr gutes Abitur hinlegen.

Ich bitte um Kommentare und Vorschläge

Gruß

Marzeppa

Hallo Marzeppa,

spricht nur mit Eltern, Geschwistern und Gleichaltrigen),

Als ich das gelesen habe, fiel mir spontan „selektiver Mutismus“ ein, eine Sprachentwicklungsverzögerung, bei der Kinder nur mit bestimmten Personen reden. Vielleicht wurde das ja auch schon abgecheckt, ich setze dir trotzdem mal einen Link rein:
http://www.selektiver-mutismus.de/

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

deine Vika gibt nicht viel her, was Bundesland angeht.
In Hessen (wahrscheinlich auch anders wo) gibt es immer mehr Schulen, in denen die erste und zweite Primarstufenklasse in einem Klassenzimmer von einem Lehrer unterrichtet werden.

Da hat man die Chance, Kinder individueller zu betreuen und auf einseitige Begabungen einzugehen. Zudem ist im hessischen Modell vorgesehen, dass Kinder, die nach zwei Jahren noch nicht reif für die dritte Klasse sind, ein Jahr länger in dieser Anfangsklasse (nennt sich flexible Einschulung) verweilen - ohne dass das als Klassenwiederholung gerechnet wird. Falls ihr in eurer Gegend eine Grundschule habt, die mit diesem Modell arbeitet, wäre das vielleicht etwas, was man sich näher anschauen könnte. In Hessen haben Grundschulen, die an diesem Modell teilnehmen auch immer eine Sozialpädogogin / einen Sozialpädagogen an der Schule, was sehr hilfreich sein kann.

Gruß
Elke

Hallo Marzeppa!

Wie oft geht er denn zur Logpädie?

Wir hatten seinerzeit ein ähnliches Problem, und zwar nicht wegen Schwerhörigkeit, sondern wegen eines Gehirnfehlers (wahrscheinlich verursacht durch Sauerstoffmangel während der Geburt). Die Kleine konnte bis zum Alter von vier Jahren nur einzelne Laute von sich geben, die niemand außerhalb der Familie verstand. Die Ärzte meinten aber, dass ein Kind unter vier oder fünf Jahren bei der Logopädie nicht mittut, weshalb man warten solle. Sie begann die Therapie daher erst mit ca. 4 1/2, und wir machten uns gefasst darauf, dass sie in eine Sprachsonerschule gehen würde müssen. Aber siehe da, bei der Einschulung mit sechs Jahren hatte sie alles aufgeholt.

Vielleicht funktioniert das auch so bei Euch, vor allem wenn der Kleine den Sinn der Behandlung einsieht und wirklich mitmacht und Ihr zu Hause übt mit ihm. Meine Kleine war damals zweimal wöchentlich bei der Therapie.

Liebe Grüße

Waldi

Danke für diese Vermutung und Information.

Ich halte das hier aber für unzutreffend.
Es handelt sich um einen Paukenerguß, der zu spät erkannt und behandelt wurde, eine psychische Störung außer dem sprachlichen Entwicklungsrückstand ist nicht erkennbar. Auf dem rückständigem Niveau spricht er übrigens auch eine Fremdspache.

Mir geht es jetzt um die Schulkarriere. Ich erwähnte bereits ein grenzwertig hochbegabtes Kind, das womöglich sein Abitur auch zwei Jahre vorzeitig hätte machen können, aber im Schulsystem demotiviert wurde.
Vielleicht ist es auch sinnvoll, so einen grenzwertigen Überflieger erst mal zu bremsen. In Bayern.

Gruß

Marzeppa

Hallo Marzeppa,

hast du schon mal überlegt, ihn auf eine Waldorfschule zu schicken?

LG
sine

Hallo Waldi,

der Kleine den Sinn der Behandlung einsieht und wirklich
mitmacht und Ihr zu Hause übt mit ihm. Meine Kleine war damals

Noja, Logopädie ist knapp einmal die Woche, er geht gerne hin, macht super mit, ist der Liebling der Therapeutin. Bloß halt der Fortschritt - zeigt sich zwar, aber ich habe den Verdacht, ohne Logopädie wäre es auch nicht anders.

Zuhause eine richtige Übungssituation schaffen wir nicht. Es handelt sich um das von allen mit Liebe überschüttete Nesthäkchen einer Großfamilie.

Gruß

Marzeppa

Es
handelt sich um das von allen mit Liebe überschüttete
Nesthäkchen einer Großfamilie.

Hallo,

na dann kann doch letztendlich gar nichts schiefgehen :smile:
Glaube, Liebe, Hoffnung!

Aufrichtig liebe Grüße,
sine

Hallo,

unser Jüngster würde normalerweise im nächsten Jahr
eingeschult.

Du hast ja schon den Hinweis auf Waldorf bekommen, Alternative (völlig anders) wäre Montessori. Jedenfalls ist der Hinweis auf alternative Schulformen richtig.

Cheers, Felix

Hallo Sine,

klar, Waldorfschule, ja. Das wären eineinhalb Stunden autofahren schultäglich von 2011 bis mindestens 2015.

Ich kenne das, Waldorfkinder neigen dazu, ins musische Gymnasium zu wechseln, da werden sie womöglich die ersten drei Jahre mitgeschleppt und müssen sich dann jahrelang von ihrer durch Mißerfolge verkorksten Schulkarriere hochrappeln.

Ich habe hier einen kleinen Mathematiker, Elektriker, Ornithologen, Experimentator usw., den man halt schlecht versteht, wenn er was sagt.

Meine Zielvorstellung ist, die zweite Grundschulklasse zu überspringen, und das von langer Hand vorzubereiten, um die schulische Demotivierung (die ich übrigens selbst auch erfahren habe) zu vermeiden.

Gruß

Marzeppa