Liebe Claudia
Ich kenne das Problem von mir selber - ich bin (leider) extrem schwach in Mathe und das nicht, weil ich nicht geübt oder gewollt hätte. Erst vor Kurzem hab ich herausgefunden, dass sich diese Schwäche auch sehr deutlich feststellen lässt: habe einen IQ-Test gemacht und der Tester meinte darauf: „Wissen Sie, ich hab noch nie jemanden gesehen, der derartig schwach in Mathe (bzw. allem was damit zusammenhängt) und so herausragend in Sprache ist… Interessant, dass sie die Matura (sprich: Abi in Deutschland) geschafft haben…“. Mein Problem war immer, dass ich zwar Formeln, wenn ich sie mal hatte, wunderbar anwenden konnte, mir aber leider die Fähigkeit zum Ab- und Herleiten neuer Formeln komplett fehlt. Das nur so als Hintergrund und als Hinweis, dass es interessant bis wichtig sein könnte, WO es bei Deiner Tochter hapert. „Ich bin grundsätzlich schlecht in Mathe“ - würde ich behaupten, gibt es nämlich nicht. Es sind gewisse Bereiche, die Schwierigkeiten machen und diese gilt es zu finden und dann gezielt zu fördern. Manche Dinge können ganz gut laufen (z.B. Auswendiglernen von Formeln / dem kleinen & grossen Einmaleins, Geometrie, etc.)
Wie haben wir das Problem gelöst? Erst mal hatte ich eine unglaublich geduldige Mutter, die sich jeden Tag (!) Zeit genommen hat und mit mir gearbeitet hat. Nicht sie hat meine Aufgaben gelöst, sondern ich, aber mit ihrer Hilfe. Ich musste ihr jeweils erklären, was ich warum mache und so kamen wir dann jeweils zum Ergebnis. Natürlich kann sich nicht jeder so viel Zeit nehmen, aber evtl. findet sich ja jemand, der mit dem Kind ganz bewusst mal Aufgaben macht etc. Dabei ist Mathe nicht „scheisse“ sondern eine Herausforderung. Dem Kind einreden zu wollen, es sei schlecht, ist nur kontraproduktiv. Wichtig ist eine positive Einstellung und natürlich ganz besonders auch Trost und Aufmunterung, aber auch Anerkennung seiner Arbeit, wenns bei Prüfungen mal nicht so gut gelaufen ist. Ich allerdings würde weder gute noch schlechte Prüfungen besonders belohnen bzw. schon gar nicht bestrafen. Obwohl meine Eltern sonst gute Noten von mir erwarteten, wusste ich, dass ich auch nicht ausgescholten würde, wenn ich mit schlechten Noten nach Hause komme.
Wichtig ist, sich ein Ziel zu setzen. In Mathe war das bei mir immer die 4 (= genügend, d.h. in Deutschland = 3). Ich wollte stets ein „genügend“ in Mathe im Zeugnis haben - wenn möglich natürlich besser, aber das war dann einfach noch Zugabe. Doch Aufwand und Ertrag standen bei mir keineswegs in einem vernünftigen Rahmen, doch das wussten alle - das konnte man auch nicht erwarten. Ich hatte allerdings das Glück jeweils gute Lehrer gehabt zu haben, die mich unterstützten (allerdings niemals in irgendeiner Weise vertüddelten o.ä.). Wichtig ist, dass der Lehrer auch sieht, dass das Kind arbeitet und vor allem arbeiten WILL.
Das beste Institut nützt nichts, wenn das Kind sich nicht SELBER auch verbessern WILL. Wenn das Institut allerdings tatsächlich etwas taugt, kann das durchaus eine erwägenswerte Lösung sein, finde ich. Ich würde allerdings keinen Moment scheuen um zu einem Psychiater zu gehen. Psychiater sind schliesslich Ärzte und stempeln niemanden „einfach so“ als abnormal ab - hast Du davor Angst? Oder etwa, dass Du irgend etwas falsch gemacht haben könntest und deine Tochter deshalb jetzt kein Rechentalent ist? Keine Angst, auf diese Idee wird niemand kommen.
Ihr schafft das schon,
Gruss,
Semiramis