Rechnen, 1.Klasse- wie üben?

Hallo, mein Kind (7) ist in der 1. Klasse und hat Probleme mit dem Rechnen.

Sie hat kein Mengenverständnis,zählt oft noch 5 an einer Hand nach, verwechselt 12 und 20 und sagt selber, das sie beim Lösen der Aufgaben in der Schule immer abguckt, weil sie es nicht kann.

Sie schafft es im Zahlenraum bis 10 mit Hilfe der Hände zu rechnen.
Wie können wir zu Hause üben? Wie lernt man unabhängig vom abzählen (an Fingern oder Gegenständen) zu rechnen?

Ich würde gerne jeden Tag ca. 5 Min mit ihr üben, hab aber nicht wirklich Ideen wie. Mir ist es besonders wichtig das sie versteht wie es geht. Aber ich kann mich nicht in ihre Lage versetzen und weiß nicht wie ich ihr das Rechnen vermitteln soll.

Kennt jemand Spiele oder Tipps? Ab und an würfeln wir mit 2 Würfeln und derjenige mit der höchsten Augenzahl hat gewonnen.

Hoffe sehr hier kennt sich jemand aus.
Lieben Gruß
chris

Hallo,

Ab und an würfeln wir mit 2
Würfeln und derjenige mit der höchsten Augenzahl hat gewonnen.

Das ist doch schon eine schöne Idee.
Oder nimm dein Kind doch mal mit zum Einkaufen: Jetzt brauchen wir noch 3 Mal Milch, 5 Äpfel, 3 Birnen, 1 Schachtel Eier.
Ach ja: Und wenn wir jetzt 5 Äpfel und 3 Birnen haben, wie viele sind das zusammen?

Oder beim Autofahren Bäume zählen, z.B. wenn ihr eine kurze Strecke fahrt: Hinwärts die eine Seite, aufschreiben (lassen) und rückwärts die andere. Wie viele sind es zusammen?

Beim Kuchen backen: Holst du mir bitte mal 2 Eier? Upps, ich brauche noch 3 Stück, wieviele brauche ich zusammen?

Sicher auch mal normal üben, aber ich denke, es macht mehr Spaß, wenn man sieht, womit man rechnet.

Viel Spaß für euch beide!
Uta

Hallo,

du könntest auch mit ihr zusammen puzzeln. Das fördert grundlegende Wahrnehmungsbereiche, die für das Rechnenkönnen wichtig sind… beginne mit ganz leichten Puzzles, die wenige und visuell gut voneinander zu unterscheidende Teile haben und steigere dann weiter die Schwierigkeit.
Und Du könntest ihr auch kleinere Aufgaben im Haushalt geben: Socken sortieren lassen zum Beispiel.

Gruß
iceage

Hallo, mein Kind (7) ist in der 1. Klasse und hat Probleme mit
dem Rechnen.

Hallo, Christiane,
im 1. Schj. steht im Rechnen der Zahlenraum von 1 bis 20 (mit Überschreitung des ersten Zehners) an. Jedenfalls in NRW.

Die Tipps (Socken sortieren und dabei zählen, Würfeln, alles mögliche nebenbei rechnen) sind ganz prima geeignet. Man muss nur dran bleiben und bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit üben. Besteck auflegen (Mama hat Messer Gabel Löffel, Kind hat Löffel und Schieber: wieviel Teile? - Wenn jetzt noch ein Gast dazukommt?) Es gibt praktisch immer Gelegenheit dazu.

Gruß
Eckard

Hai, Chris,

laß sie Hopse* spielen…
(natürlich möglichst mit einem Feld, das mehr als 10 Teile hat)

So kann sie die aufeinander folgenden Zahlen mit dem ganzen Körper erfassen. Sie kann sie sehen, mitzählen und lernt mit dem ganzen Körper, daß die Strecke von 11 zur 12 viel kürzer ist, als bis zur 20 (und daß sie „aus“ ist, wenn sie das durcheinanderbringt)

Außerdem haben irgendwelche klugen Leute rausgefunden, daß ein Kind, das nicht rückwärts laufen kann, auch nicht rechnen lernt.

Gruß
Sibylle

*Felder auf den Boden malen, nummerieren, mit Stein in ein Feld werfen, durch die Felder hopsen, bis auf das, in dem der Stein liegt; Variante: den Stein mit einem Fuß von Feld zu Feld schubsen - klar, welches Spiel ich meine?

Hallo,

wenn dein Kind Probleme hat, sich Mengen vorzustellen, fehlt eine Grundvoraussetzung zum Rechnen. Du könntest auf kleine Kärtchen Punkte malen oder kleben mit mind. 1 Zentimeter Durchmesser. Klebe die Punkte (am Anfang höchstens 5) wie das Würfelbild auf. Deinem Kind zeigst du dann kurz die Karte und deckst sie dann wieder zu. Nun soll es sagen, wie viele Punkte es gesehen hat. Später kann man das auch probieren, wenn man bis zu 5 Punkte irgendwie anordnet. Lass Mengen bilden und vergleichen, am besten anhand von praktischen Beispielen. (Sind mehr Teller oder mehr Löffel am Tisch? Mach die Mengen gleich groß!)Lass Dinge x-mal tun, z.B. 3 Mal klatschen. Das könntest du zum Beispiel machen, wenn ihr Ball fangen übt. Ball hochwerfen, klatschen, fangen. Online könntest du auch mit Mengen arbeiten lassen, zum Beispiel hier:
http://www.wegerer.at/compare/
Integriere das Üben möglichst oft in den Tagesablauf und lass es nicht nach Üben schmecken!
LG Wintergurke

Hallo,

obwohl ich nicht gleich alle Pferde scheu machen will (echte Dyskalkulie ist eher selten), nehme ich mich mal wieder des worst case an:

Besonders weil sie mit 7 noch kein oder nur wenig Mengenverständnis hat…wenn die Probleme in der nächsten Zeit trotz Übens bestehen bleiben, geh mal mit ihr zum Kinderarzt und lasse sie gegebenenfalls auf Dyskalkulie prüfen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Dyskalkulie

Je früher eine eventuelle Rechenschwäche erkannt werden würde, desto schneller könnte man mit einer gezielten Förderung beginnen.

Gruß
Maja

Hallo Chris,
Wir hatten damals in der 1. Klasse so kleine Holzstäbchen, die unterschiedlich lang waren (1-10cm) wobei jede Länge eine andere Farbe hatte. Dabei konnte man dann auch eine gewisse Vorstellung entwickeln für die Zahlen, da man ihren Wert, d.h. die Länge mit einer Farbe assoziieren konnte.
Auf diese Weise haben wir auch viel gerechnet. Ein weisses 1er Hölzchen, zusammen mit einem violetten 9er ergibt dann gleich viel wie das 10er Stäbchen.

Habe mal danach gegooglet und denke es handelt sich dabei um sogenannte Cuisenaire-Stäbchen. Infos und Bilder dazu findest Du z.B. unter

http://images.google.ch/imgres?imgurl=http://www.gru…

Vielleicht hilft das ja etwas weiter? Bei uns war das auf jeden Fall sehr beliebt und hat vielen sehr geholfen. Weiss allerdings nicht, wie aktuell die Methode heute noch ist.

Gruss, Kris

Hallo Chris,

Kennt jemand Spiele oder Tipps?

unsere Jungs hatten in der ersten Klasse farbige (rot und blau) Pappkreise, mit denen sie echnen sollten. Da sie die aber mit schöner Regelmäßigkeit verbummelt haben, hab ich eine Kugelrechenmaschine gekauft http://www.uni-greifswald.de/~wwwmathe/RTS/rh200125… und damit haben die Jungs den Zahlenraum bis 100 voll im Griff.

Mengen können sie sich so gut vorstelln und der kleene, der mit dem Rechnen seine liebe Not hat, kommt bestens damit klar.

Kriegen tu man so was im gut sortierten Spielwarenhandel.

Gandalf

Hallo chris,

versuche es doch mal mit Lego oder einem ähnlichen Baukastensystem. Spielt zusammen und frage sie nach einem 6er- oder 4er-Stein, frage, welche Größe fehlt, um eine Lücke zu füllen usw. und beziehe Dich auf die Zahl der Noppen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich das Verhältnis der Anzahl der Noppen zur Größe des Steins positiv auf das Mengenverständnis auswirken kann.

Bei mir selbst war es jedenfalls so, dass ich mit 2 meine ersten Steine bekam und sie mein liebstes Spielzeug waren. In Mathe hatte ich bis zum Schulabschluss nicht die geringsten Schwierigkeiten. Ich vermute da einen Zusammenhang.

Zum ernsthaften Üben würde ich einen Abacus einsetzen. Den hatte ich auch im Vorschulalter. Man kann damit gut die Mengen bis 100 überblicken.

Viele Grüße

Anne

Hi Christiane,

deine Tochter hat ein Problem mit dem Mengenverständnis, was im übrigen nichts ungewöhnliches ist.
Meine beiden mussten Mengen erst mal im wahrsten Sinne des Wortes begreifen. Das heißt ich habe alltägliche Dinge genommen Apfelspalten, „Gesunde Vitamine“ :wink: also alles Sachen die sie gerne mochten und mit denen haben wir gerechnet. Und zwar schon bei den Hausaufgaben.
Und zwischendurch immer mal kleine Spielchen gemacht und immer viel gelobt wenns richtig war.

Zahlen sind für sich genommen abstrakt und deshalb ist es auch nicht schlimm wenn noch mit Fingern gerechnet wird sie geben einen Bezug der für das Kind erfassbar ist.

Du solltest also nicht versuchen ohne Hilfsmittel zu rechnen sondern durchaus mit. Irgendwann kann man dann die Hilfmittel weglassen und sagen „Stell dir vor wir haben…“

Das Chinesische Rechenbrett (Kugeln!) ist auch eine schöne Sache, im übrigen kann man damit den Zahlenraum bis hmm 10 Mrd. rechnen, aber das nur ganz nebenbei.

Es schult das Auge für den Zahlenraum und man kann damit hervorragend bis zehn und dann weiter rechnen/zählen und noch viel mehr.

Solange sie aber noch keine Vorstellung von den Zahlen hat solltest du auf jeden Fall noch Hilfmittel erlauben.

Ich stelle mir noch heute hin und wieder das Chinesische Rechenbrett im Geiste vor wenn ich größere Zahlen im Kopf rechne. Ich glaub das war das beste und sinnvollste Geschenk das meine Großmutter mir je gemacht hat. Und sie hat es mir ausgiebig und geduldig erklärt.
Obwohl so richtig angewendet hab ich es erst als wir die Wertigkeit der Stellen bekamen in der Schule (mitte 2.Klasse).

Ich hoffe du behälst die notwendige Ruhe und Geduld, dann schafft deine Tochter das auch.

Schöne Grüße
Andrea

Lieben dank für die vielen Antworten von Euch.

Einige Eurer Tipps werde ich auf jeden Fall anwenden. Freut mich sehr, das Ihr mir soviele kompetente und einfühlsame Antworten geschrieben habt.

Danke!!!
Chris

Hallo, Christiane!

Sie haben ja schon viele wertvolle Tipps gekriegt. Noch ergänzend (als erfahrene Lehrerin und Legasthenie-/Dyskalkulie-Beraterin):
Mit den Fingern „rechnen“ ist eigentlich zählen und nicht rechnen. Eine Krücke, die man braucht, solange das Mengenbild fehlt. Ich arbeite mit Kugeln aus Knete (kostengünstig!). Es lohnt sich, lange genug das Zerlegen zu üben im Zahlenraum bis 10! Also z.B.liegen 5 Kugeln auf dem Tisch, ich lege einen Stift (Faden…) dazwischen. Auf einer Seite liegen 2, auf der anderen Seite 3 Kugeln. Mit geschlossenen Augen „- kannst du es dir noch vorstellen?..“ Dazu kann ich die Rechnungen machen (2+3=5 oder 3+2=5).
Im Zahlenraum 100 bewähren sich auch die Knetkugeln, immer in Reihen zu je 10 Kugeln hingelegt. Mit Knetschlangen kann ich dann abteilen und bekomme Mengen. Damit kann man alle 4 Grundrechnungsarten, das ganze kleine 1mal darstellen. Lange genug Sehen und Hantieren mit den Kugeln u. Schlangen, dann braucht man die Finger nicht mehr zum Rechnen.
Wenn das Kind sehr bildhaft denkt (das Wortdenken nicht oder noch nicht entwickelt ist), wird es durch zu abstrakte Informationen verwirrt, versucht zu tun, was Lehrer/in oder Mama wollen, begreift aber nicht, was das soll. Dann geht es in Richtung „Dyskalkulie“, selbst wenn diese nicht attestiert wird (fließende Grenzen). In dem Fall sind Basisbegriffe für Mathematik wie „Zeit“, „Veränderung“, „Konsequenz“… nicht wirklich begriffen und müssen ein Bild bekommen. Ein Wort wie „mal“ ist dann auch eine zu abstrakte Hürde. Das Kind muss es durch das Handeln begreifen (z.B. Dazutun von Knetkugeln in immer gleich großen Gruppen.) Die farbigen Cuisinaire-Stäbe nützen auch nicht wirklich, wenn das Prinzip von Mathematik nicht verstanden wurde. Ein Kind hat mir z.B. mal gesagt: „Wir haben in der Schule auch ein Hunderterbrett.“ Auf meine Frage, wiviele Löcher in dem Brett seien, kam die Antwort: „Keine Ahnung!“
Auch die Ziffern lasse ich kneten. Dadurch werden sie besser behalten.
Mit den Knetkugeln und Ziffern lässt sich der Stellenwert ganz einfach (finde ich richtig genial) darstellen.
Gruß ina.