Rechnenlernen mit den Fingern

Hallo,
ich habe jetzt schon mehrfach gehört und auch bei eigenen Kindern erfahren, dass die Kinder beim Rechnen (1. und evtl. auch 2. Schuljahr)
nicht ihre Finger zur Hilfe nehmen sollen, oder sogar es nicht dürfen. Kann mir hier jemand erklären, wozu das gut sein soll? Gibt es dazu Literatur (von oder für Pädagogen) und welche?
Ich danke für Antworten!
Viele Grüße von
Haubenmeise

Hallo Haubenmeise,

ja, das hat einen guten Grund:
wenn Kinder als einzige „Rechentechnik“ alle Plus- und Minusaufgaben an den Fingern hoch- und runterzählen, also immer in 1er Schritten,
dann lernen sie nicht das Rechnen, sondern das Zählen.

Streng genommen sollen sie nur DAS mit den Fingern nicht tun - (Rauf- und Runterzählen).

Als Rechenhilfe (z.B. zum Merken von Zwischenergebnissen, für 10-er und1er ) kann man die Hände durchaus sinnvoll nutzen. Genau das verstehen leider viele nicht, und Verbieten dann generell das Benutzen der Hände…

Zuerst zählen natürlich alle Kinder beim Rechnen - etwa im Vorschulalter oder in den ersten Wochen des ersten Schlujahres.

Dann sollten sie aber bemerkten, dass es Vereinfachungen gibt: Z.B. in 2er Schritten zu springen, oder gleich zu „sehen“:

3 + 3 = 6 (sieht man z.B. am Würfelbild) oder
10 - 4 = 6 (sieht man an den Händen, Dazu muss man aber NICHT runterzählen, sondern kann die 4 gleich wegklappen und die 6 sehen.)
Später muss man sich die Hände nur noch vorstellen. Noch später kann man idealerweise alle Aufgaben bis 20 auswendig.

Die meisten Kinder verstehen das quasi von selber, aber einige nicht, dann brauchen sie gezielte Rechentherapie.

Leider genügt es dann auch nicht, das Zählen an den Fingern einfach zu „verbieten“: Die Kinder zählen dann heimlich weiter.

Wenn sie aber beim Zählen bleiben, entstehen spätestesn im 2. und 3. Schuljahr große Probleme, da die Kinder nicht schnell genug sind und gar keine „Denkhilfen“ beim Rechenen nutzen können.

Ich hoffe, ich konnte zur Erhellung betragen!

Googeln kann man das unter Dyskalkulietherapie, ein gutes Buch gibt es von Michael Gaidoschik.

Hallo bixie,

Deine Argumente kann ich nachvollziehen, vielen Dank für die Klärung!
Schade nur, dass offenbar manche Lehrer aus Unverständnis oder vielleicht Bequemlichkeit die Benutzung der Finger generell verbieten!
Das ist für das Erfassen der Abstraktion „Zahl“ sicher nicht förderlich,
ja ich halte es für schädlich.
Könntest Du vielleicht noch etwas dazu sagen, wie z.Zt. konkrete Dinge (Münzen, Streichhölzer) beim Rechnenlernen im Unterricht eingesetzt werden? Man muss dazu sicher nicht den Formalismus der Mengenlehre heranziehen; ich vermute, das ist auch schon längst wieder out.

Viele Grüße von
Haubenmeise

Hallo Haubenmeise,

Münzen und anderes Zählmaterial werden in der Grundschule eingesetzt, damit die Kinder die Rechenoperationen praktisch durchführen und „begreifen“ können: dazugeben, wegnehmen, teilen… Denn das mathematische Verständnis beruht ganz stark auf solchen grundlegenden Erfahrungen. Insofern ist der Einsatz von Material sehr gut, er ist aber kein „Patentrezept“:

Es ist ähnlich wie mit Fingern:

Material kann dazu beitragen, dass Kinder ein Mengenbild entwickeln, also dass sie z.B. die Menge „3“ und die Menge „4“ mit einem Blick erfassen können und auch „sehen“ können, dass es zusammen 7 ergibt - das sollte auch das Lernziel sein.

Material kann Kinder aber auch dazu verführen, einfach weiter zu zählen - dann eben an Münzen oder Knöpfen, nicht an den Fingern.

Darauf hat der Lehrer, der vor 25 Kindern steht, leider nur begrenzt Einfluss - wenn einzelne Kinder zählen, anstatt zu rechnen, und dennoch zu den richtigen Ergebnissen kommen, merkt er das ja erstmal gar nicht.

Um die eventuell fehlerhaften Denk- und Rechenwege eines Kindes zu erkennen und zu behandeln, ist 1:1 Betreuung durch mathematikdidaktisch speziell geschulte Menschen nötig - die Dyskalkulietherapie.

Aber, ich betone es noch mal, die meisten Kinder entwickeln zum Glück im normalen Schulunterricht die richtigen Strategien.

Gruß Bixie

Hallo,

sollten Kinder nicht bereits bei der Einschulung im Zehnerbereich fehlerfrei und ohne irgendwelche Hilfsmittel rechnen können?

Verwunderte Grüße

=^…^=

Hallo,

Hallo,

sollten Kinder nicht bereits bei der Einschulung im
Zehnerbereich fehlerfrei und ohne irgendwelche Hilfsmittel
rechnen können?

erst bei der Einschulung? Das ist viel zu spät! Es gibt doch schon Computerprogramme, mit denen 18 monatige Menschen das Rechnen und sogar chinesisch lernen können. Diese Entwicklung wird in Zukunft die blöde Schule überflüssig machen; was der Staat da alles sparen kann!

Verwunderte Grüße

=^…^=

Viele Grüße von
Haubenmeise

4 Like

Hallo,

ich meinte das durchaus ernst.

mein Sohn ist jetzt 7 und in der zweiten Klasse. Bei der Einschulung konnten er und seine gleichaltrigen Kindergartenfreunde alle mindestens im Zehnerbereich rechnen.

Gruß

=^…^=

Hi,

örm das hat damit gar nichts zu tun. Kinder fragen, sobald sie reden können. Soll man dann als ERwachsener nicht antworten?

die Franzi

Hallo,
die Kinder MÜSSEN nicht vor der Einschulung bis 10 zählen können. In aller Regel tun es aber fast alle. Wenn es dann mal einer nicht kann, dann muss er schon aufholen bevor die Schule erst richtig losgeht.

Es gibt ja im letzten Kindergartenjahr oft sowas wie Vorschularbeit - das zählen bis 10 können also mindestens die Kinder, die einen Kindergarten besucht haben. Ich kenne hier in Berlin allerdings auch erste Klassen, wo die Mehrheit nicht bis 10 zählen können (auch nicht auf türkisch).

Das Abzählen an den Fingern wurde bei uns in der ersten Klasse immer toleriert und gleichzeitig aber Zählketten eingeführt. Die Ketten hatten 10 Perlen, deswegen habe ich nie verstanden, wo da der Unterschied zu den Fingerzählen sein sollte.

In der zweiten Klasse geht es ja rasch mit den 100er Raum weiter und da benutzt kaum einer mehr die Finger. Und wenn doch, so what? Ob man eine Kugel auf dem Abakus schiebt oder die Finger umklappt ist doch egal.

Viele Grüße

1 Like

Hallo,

google doch mal nach „Montessori Material“ - da gibt es gerade im Bereich Mathematik / Rechnen hervorragende Sachen, die die abstrakte Welt der Zahlen begreifbar machen.

Viele Grüße

Hi Chili,

das mag von Bundesland zu Bundesland und von Kindergarten zu Kindergarten unterschiedlich sein.

In dem hiesigen Kindergarten (in Ba-Wü) gibt es nicht nur einen „Zahlengarten“, in dem die Zahlen bis 10 gegenständlich zu finden sind (z.B 5 = Fünfeck, 5 Würfel, 5 Schiebekugeln auf einem Stab), sondern es sind auch die Stufen der Treppe von der Turnhalle im Keller zum Erdgeschoss nummeriert, so dass die Kinder nicht nur quasi automatisch zählen, sondern auch die Ziffern zu erkennen lernen.

Beste Grüße

=^…^=

Abaküsse, Peanuts und andere Erotica (e.w. OT)
Ein Beitrag der Kategorie Schrott & Co. xxl

Hallo bixie,

losgelöst von Ansichten, in welchem Alter (Vorschule, Einschulung) ein Kind Zählen, Rechnen, Mathematik begreifen kann oder muss:

ja, das hat einen guten Grund:

Drei Gründe, und keiner deren guten:
a) Man kennt die Möglichkeiten des Fingerrechnens nicht (mehr).
b) Ebensowenig die „Nebengeräusche“.
c) Es passt einfach nicht in unser Schulsystem.

Finger sind in erster Linie zum (be)grapschen, (be)greifen, erkunden und erforschen da. Weshalb nicht auch für praktische Dinge wie Mathematik?
Betrachte mal aufmerksam das einfache Video:
http://www.youtube.com/watch?v=nTqP8i-QaX8
Nicht sooo einfach. Wenn man es erlernen mag oder muss, kommen neben den einfachen Additionsaufgaben, die von uns jeder so nebenbei rechnen kann, doch einiges an Nebengeräuschen bei. Motorik, Gedächtnis trainieren, Abläufe einüben, Konzentration, Disziplin.
Ohne jegliche Hilfsmittel und Abaküsse (ja, es gibt deren mehrere).
Hausaufgabe mitgeben für eine einfache Addition. Abstraktes begreifen ohne zu greifen. Übrigens auch für Senioren ein geeignetes Training.

Und man kann den Eltern was beibringen :smile:. Könnte auch Spaß machen, den Kids.

wenn Kinder als einzige „Rechentechnik“ alle Plus- und Minusaufgaben an den Fingern hoch- und runterzählen, also immer in 1er Schritten,
dann lernen sie nicht das Rechnen, sondern das Zählen.
Noch später kann man idealerweise alle Aufgaben bis 20 auswendig.

Auswendig ist doch nur ein Teil der Geschichte.
Es funktionieren auch schwierigere Rechenarten als ±, und mit höheren Aufgaben als bis 20, Beispiel:

8 X 7 = 56.
Beide Hände (fünf Finger) nach oben halten.

Linke Hand: 8 = 3 (A) mehr als 5 Finger, also drei Finger runterklappen, 2 bleiben übrig ©.
Rechte Hand: 7 = 2 (B) mehr als 5 Finger, also zwei Finger runterklappen, 3 bleiben übrig (D)

Zehnerstellen:
Runtergeklappte Finger 3 (A) + 2 (B) = 5 Finger x 10 = 50.

Einerstellen:
Restliche Finger links = 2 © x Restliche Finger rechts = 3 (D) = 6.

Addition ergibt 56.

Beispiel 2:

7 x 4 = 28.

Das funktioniert jetzt mir der vorgestellten simplen Fingerrechentechnik nicht, man muss erweitern, auch mit negativen Zahlen rechnen und das überlasse ich jetzt euch …

Und es geht noch weitaus schwieriger.

cut 1 ----------------------------------------- cut 1

Tradition und Geschichte:
Losgelöst von Beda Venerabilis oder einem Liber abbaci (Kap. 1) und anderen traditionellen Techniken, die unter anderem berühmte und geniale Bauwerke zur Folge hatten…

Zehn Finger ==> das uns beherrschende Dezimalsystem. Wir alle haben zehn Finger (zählt man Daumen dazu), mit Ausnahme einiger nicht so begabter Schreiner und Zimmerer, seufz. Und wir können die Ziffern/Zahlen/Werte mit den Fingern ausreichend darstellen (q.e.d., s. unten nach — cut 2).
Waren anfangs nur begrenzte Mengen erforderlich, zwischenzeitlich die Fibonaccschen 9999 (o.ä.), können wir heute auch mit Zahlen von einer Million und mehr fingern. Äh, fingerrechnen.

Abschweif…
Nun könnte man glauben, der berühmte Josef habe das Dezimalsystem entdeckt. Als nicht verunglückter gelernter Zimmerer. Die historischen Überlieferungen besagen nichts anderes. War aber nicht so. Vorausblickend auf PC und Co. hat der treue Josef das binäre System manifestiert, wenn auch nicht schriftlich dokumentiert: „Maria, entweder Du (= o), oder keine (= l)“.

cut 2 ----------------------------------------- cut 2

Wer kennt sie nicht, die berühmte Haltung
http://augenblicke.t-online.de/b/44/21/42/20/id_4421…
Und bevor wieder esoterisch oder hoheitsvoll psychologisch
http://www.experto.de/b2c/lebensberatung/persoenlich…
falsch interpretiert wird:

Es ist lediglich der Stand-by-Modus des Merkelschen Abakusses. Wenn sie zusammen mit ihrer französischen Schmusebacke in die europäischen Verhandlungen über diverse Peanuts eintritt, und mit typisch gesenktem Blick am Tisch sitzt, dann rechnet sie, mit den Fingern unter der Tischkante. Als Studierte ist sie ja nicht dumm. Sie hat das Fingerrechnensystem perfektioniert. Fingerknöchel mit Mio und Mrd besetzt,
die Handknöchel mit Bio (fälschlicherweise, und auch noch mit grünem Stift!).

In diesem Sinne
Merkozy beaucoup de votre attention.

Frooonz

Pädagogik ist leider allzu oft einfach haarsträubend dumm.
Die Lehrerin der 11jährigen Brigitte setzte die Eltern unter Druck, dass sie endlich der Überweisung von der 5.Klasse der lernbehinderten in die geistig behinderte Schule zustimmen sollten.
Ich zeigte Brigitte in einer guten Stunde, wie man erfolgreich rechnet. Anfangs brach sie in Panik aus, wenn sie 1 + 1 zusammenzählen sollte. Nach einer Stunde addierte sie - völlig verwandelt - begeistert und richtig mehrere Millionenbeträge.
Zwischendurch sagte ich ihr auch, sie soll halt die Finger nehmen zum Zählen. Das darf sie nicht - weil sie schon so alt ist! Mein Gott, es gibt Minister, die zählen öffentlich im Fernsehen mit den Fingern. Da möcht ich ihre Lehrerin mal sehen, wie sie das dem Herrn Minister verbietet, weil er schon zu alt ist! Was bilden sich diese Unterrichtsvollzugsbeamte nur manchmal ein?
In der neuen Ich-kann-Schule ist glasklar:
Probleme ERSCHEINEN zwar als SACHprobleme aber sie sind es nicht.
Probleme SIND immer PERSÖNLICHE Probleme.
Die Pädagogen hängen sich immer an das verkehrte Problem.
Wir müssen das SEINSproblem lösen und nicht das SCHEINproblem.
Wenn Brigitte als Persönlichkeit wächst, dann wächst sie über dieses erbärmliche Niveau ihrer Schule sofort hinaus, ohne dass sie dafür auch nur eine einzige Rechnung übt.
Wenn wir sie aber mit Übungen nur immer mehr schwächen und als Persönlichkeit verhungern lassen, programmieren wir ihr - und uns allen - wirklich schlimme Probleme fürs ganze Leben.
Darum sorgt in allem dafür, dass die Kinder WACHSEN, dann klappt es.
Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe