Moin,
man nimmt folgendes Szenario an:
An einer unbeschilderten (rvl) Kreuzung in 30er Zone kommt es zum Unfall. Von rechts kommend landet ein Moped am (rechten) Kotflügel eines Autos, das mitten in der kleinen Kreuzung zum Stehen kommt. Für den später dazukommenden Polizisten ist die Lage klar. Das Auto hat mindestens eine Teilschuld. Es gibt keine Augenzeugen.
Soweit, so klar.
Der Mopedfahrer ist nicht am Unfallort, weil mit dem Sanka ins Krankenhaus (günstigerweise nur Prellungen, kann später wieder heim). Autofahrer macht Aussage, dass er fast angehalten und langsam in die Kreuzung eingefahren ist. Plötzlich schon mitten in der Kreuzung rasten zwei Motorradfahrer von rechts kommend im Schlenker vorne ums Auto rum und ein dritter knallte in die Seite. Die zwei vorderen verschwanden, ohne sich um den Kumpel zu kümmern.
So. Was war los?
Offensichtlich hat in der 30er Zone ein Rennen stattgefunden, wie es unter Teenies so üblich ist (die Anlieger klagen über die „Rennstrecke“ und haben alle auf mal wieder ein Crash gewartet). Der gestürzte Mopedfahrer will keine Polizei und nicht ins Krankenhaus, wird aber vom Autofahrer und einem dazukommenden Helfer und durch Notruf herbeigeholte Sanis versorgt.
Durch den Notruf kommt Polizei langsam, aber gemächlich (weil Sanis ohne Notarzt auskommen), als Sanka schon lange weg (mit Mopedfahrer). Sie nehmen den Unfall gemütlich auf, ohne den einen Beteiligten zu sehen nach Augenschein der Fahrzeuge (und zeichnen die Umrisse wie üblich auf den Boden).
Es gibt keine Bremsspuren und keine Ausweichbewegung des Moped, einen kleinen Ausweicher und sehr schnellen Stillstand des Auto mitten in der Kreuzung (kein Meter Bremsweg). Also augenscheinlich zu hohe Geschwindigkeit des Moped und langsames Einfahren des Autos.
Wegen körperl. Schaden eines Unfallbeteilgten geht das automatisch an die Staatsanwaltschaft und nach Augenschein kommt der StA vermutlich zu dem Schluss mindestens einer Mitschuld und eines Vorfahrtsverstosses seitens des Autos. Damit wohl dann ein Bußgeld.
So, ist nach Ansicht des Autofahrers ungerechtfertigt, er hatte nach eigener Ansicht keine Chance, beim Einfahren in die Kreuzung war rechts frei, der Mopedfahrer hatte nach eigenen Angaben (leider nur zum Autfahrer) „70 drauf“.
Wie kann man sich gegen den anstehenden Vorwurf wehren, denn es gibt Probleme:
Die Polizei hat keine Ahnung, ob Mopedfahrer gesoffen oder gekifft hatte, sie haben ihn gar nicht gesehen und gesprochen (keine Bremsspuren, kein Ausweichen und bitte keine Polizei…)
Die Polizei hat ein Kennzeichen und vielleicht ein Foto vom Unfallmoped. (Durch fitte Sanis günstigerweise Personalien des Mopedfahrers).
Das zu dem (50er Versicherungs-)Kenzeichen gehörige Fahrzeug hat keinen Unfall gehabt an dem Tag!
Das am Unfallort sich befunden habende Moped (mit kl. Vers.kennz.) ist vermutlich 80er oder 125er und weggeräumt beim späterem zweiten Besehen der Unfallstelle durch den Autofahrer. Und es ist zu Unfallzeitpunkt nicht versichert und zugelassen (sagte der Mopedfahrer zum Autofahrer).
Der Mopedfahrer hat keinen Führerschein für 80er/125er (sagte er zum Autofahrer)
Der Autofahrer hatte einen Schock (verständlich) und erst später geschnallt, was abgeht und deshalb im Nachhinein immerhin den Unfallort genauer angeschaut und ein Foto von einem (leider nicht Augen-)zeugen, der die Fahrzeuge kurz nach dem Crash fotografierte , bekommen.
Also, es ist nicht die Frage, wer welchen Schaden trägt, die kommt extra und später, sondern die nach der offiziellen Ermittlung, ob der Autofahrer die Polizei auf was stupfen muss (Autofahrer denkt, die Prügel vom Kotflügel kam beim Mopedfahrer an), ob es eh zu spät ist und ob man jeglichen gefühlt ungerechtfertigten "Tat"vorwurf von Polizei und Staatsanwaltschaft ohne Anwalt abgewendet bekommt.
Grüße, ynot