Wir denken mal an Zeiten vor der Anwaltsschwemme zurück, versetzen uns in eine Kleinstadt, und überlegen, wie das damals wohl gewesen sein mag, wenn man keine große Auswahl hatte, und spätestens beim Blick auf Spezialisierungen die Luft dünn wurde. Und dann stell dir z.B. den Kollegen vor, der viele Verkehrsunfälle oder andere Alltagsthemen für jedermann hat. Da sind solche Situationen, die heute aufgrund der Zahl der Kollegen eher die Ausnahme sind, oft die Regel gewesen.
Das mag auf den ersten Blick unangenehm sein, ist aber das Normalste der Welt in der Anwaltschaft, und niemand würde sich Gedanken darüber machen, mit wem er sich den selben Zahnarzt oder Steuerberater teilt. Und es kann ja durchaus auch sein, dass sich ein Mandant mal in einem Fall schlecht beraten gefühlt, und den gegnerischen Anwalt als deutlich besser empfunden hat. Warum sollte dieser Mandant also in einer künftigen, vergleichbaren Situation nicht wechseln? Wenn Dir der Haarschnitt des Nachbarn besser gefällt, wechselst Du doch auch zu dessen Friseur, …
Ich habe da einen inzwischen von mir auch schon mehrfach beschäftigten Handwerker, den ich wiederum gelegentlich vertreten habe. Der kam zu mir, nachdem ich zuerst gegen ihn vertreten hatte. Ich war auch erst etwas überrascht, und wies ihn deutlich darauf hin, dass wir uns schon anderweitig begegnet seien, aber er hatte Gefallen an der Art gefunden, wie ich in dem Verfahren aufgetreten war, und war mir keinesfalls böse, dass er damals unterlegen war.