Hallo!
Ich habe einen Sohn (7 Jahre, 3. Klasse), der sich diesen Sommer zweimal in Folge den rechten Arm gebrochen hat. Da er nun über drei Monate Gips bzw. Schiene hatte, hat er sich angewöhnt, mit links zu schreiben, etc. nun hat mich eine Lehrerin angesprochen, dass dies wohl sehr schädlich wäre und ich sollte das abklären lassen, ob er nun weiterhin links oder rechts schreiben soll, nur ich finde nirgendwo brauchbare Informationen. Der Physiotherapeut konnte mir auch keinen Rat geben, er meinte, dieses Thema würde überbewertet und ein Wechseln der Seiten wäre nicht schlimm!?
Hallo,
unprofessionelle Antwort, die nur auf gesundem Menschenverstand fußt:
Was soll schädlich daran sein, wenn der Junge nun mit der Hand schreibt, die Millionen andere Menschen von Beginn an zum Schreiben nutzen? Wenn er sich damit wohlfühlt und keine Schmerzen/Verkrampfungen hat…?
Gruß
Moin,
nun hat mich eine
Lehrerin angesprochen, dass dies wohl sehr schädlich wäre und
ich sollte das abklären lassen, ob er nun weiterhin links oder
rechts schreiben soll,
hat sie das näher begründet?
Oder ist das ihre (laienhafte?!) Interpretation, daß es problematisch sein kann, wenn ein Linkshänder (mit Zwang) auf rechts umprogrammiert wird?
Der Physiotherapeut konnte mir auch keinen Rat
geben, er meinte, dieses Thema würde überbewertet und ein
Wechseln der Seiten wäre nicht schlimm!?
Hat er Erfahrungen mit umtrainierten Linkshändern?
Es gibt nebenbei auch nicht wenige Menschen, die beidhändig sind, vielleicht ist Dein Sohn einer von dieser Sorte.
Gandalf
Hallo,
die Antwort von dem Physiotherapteuten finde ich interessant. Bei einem Unfall ist ma ja erst einmal dazu gezwungen das lädierte Körperteil zu schonen oder gar still zu halten und danach folgt noch eine lange Phase der Wiederherstellung. Nehmen wir mal an, jemand hat ein kaputtes Knie und muss dieses Bein schonen. Er lernt nun in kurzer Zeit das Bein mit dem kaputten Knie zu entlasten und belastet dadurch das andere Bein mehr. Wenn das nun aber dauerhaft so bleibt, obwohl das Knie wieder gesund ist, dann sind Haltungsschäden die Folge.
Dein Sohn hat nun den Ehrgeiz entwickelt trotz gebrochenen Arm weiter zu schreiben (oder hat ihn jemand dazu aufgefordert?) und nun hat er sich daran gewöhnt. Wenn der Schreibwechsel unter Zwang vollzogen wurde (wie es früher bei Linkshändern absolut üblich war), dann waren selten Haltungsschäden die Folge, sondern eher ein Knacks im Selbstbewusstsein und eine Verlangsamung der Feinmotorik, manchmal auch Stottern die Folge.
Wenn er freiwillig nach dem Unfall mit links geschrieben hat, dann wird er vermutlich irgandwann auch wieder mit rechts schreiben, da es für ihn bequemer ist. Wurde er aber dazu aufgefordert mit links zu schreiben (z.B. weil er sonst zu lange aussetzen müsste), dann wäre es schon nett ihn auch wieder dazu aufzufordern mit rechts zu schreiben.
Es gibt viele Kinder, die mit beiden Händen schreiben können und es gibt auch Linkshänder, die beispielsweise mit Rechts Gitarre spielen (weil keine Linksgitarre verfügbar war) - die Frage ist, denke ich, in dem Punkt der Freiwilligkeit zu suchen.
Viele Grüße
OT. Beidhändig
Hallo Gandalf,
Es gibt nebenbei auch nicht wenige Menschen, die beidhändig
sind, vielleicht ist Dein Sohn einer von dieser Sorte.
Vermutlich sogar die Merheit. Eine „Händigkeit“ fällt halt nur auf, wenn jemand mit Rechts schlecht schreiben kann. Gitarre umsaiten, ok weils einfach ist, aber hat jemand ernsthaft eine spiegelverkehrtes Klavier gesehen? Tastaturen für einhändige ja, aber für linkshänder? Ich glaube, für diese linkshänder ist dann auch z.B. die Maustasten-Umlegung sinnvoll …
Gruß
wilbert
ach so ein Quatsch! Lass ihn doch einfach so weiter schreiben, wie er möchte. ich denke nicht, dass daraus irgend ein Schaden entstanden sein könnte!
Hallo mamamona,
meine Tochter heißt übrigens Mona.
Meine Antwort mag jetzt militantisch und vielleicht auch überzogen klingen, aber mir geht die Hutschnur hoch, wenn ich manche Antworten lese.
Leider habe ich jetzt erst deinen Beitrag und die Antworten darauf gelesen und bin zu der Feststellung gekommen, dass das von dir angesprochene Problem mit dem in einer Antwort erwähntem gesunden Menschenverstand rein gar nichts zu tun hat, deswegen möchte ich da einiges nicht unkommentiert stehen lassen.
Zu den Aussagen „Es gibt nebenbei auch nicht wenige Menschen, die beidhändig sind, vielleicht ist Dein Sohn einer von dieser Sorte.“ bzw. zur Antwort darauf „Vermutlich sogar die Merheit.“ Es gibt einen Artikel von Frau Dr. Sattler zu diesem Thema, „‚Beidhänder‘ sind hirngeschädigt“, irgendwie habe ich ihn im Internet nur auf Englisch gefunden: http://www.linkshaender-beratung.de/english/Ambidext…
wilbert schrieb: „hat jemand ernsthaft eine spiegelverkehrtes Klavier gesehen“. Believe it or not, aber auch das gibt’s tatsächlich: http://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Pianist…
ebenfalls wilbert: „Ich glaube, für diese linkshänder ist dann auch z.B. die Maustasten-Umlegung sinnvoll …“ Mein Kommentar dazu: wenn du meinst, dass es irrelevant ist, die Maustasten andersrum zu bedienen, dann stell doch mal als Rechtshänder deine Maus auf links um, um zu sehen, wie „toll“ das ist. Warum machen das nicht einfach alle Rechtshänder? Mein Mann (Rechtshänder) flucht regelmäßig, wenn er mir MAL etwas an meinem Rechner zeigen will (Maus ist links von der Tastatur und auf links umgestellt).
Gandalf schrieb u. a.: „Oder ist das ihre (laienhafte?!) Interpretation, daß es problematisch sein kann, wenn ein Linkshänder (mit Zwang) auf rechts umprogrammiert wird?“
Die Folgen der Umschulung haben fast gar nichts damit zu tun, ob das mit oder ohne Zwang geschieht (wie es auch in Chilis Antwort z. B. klang). Das Problem besteht in der Umschulung selbst.
Den Physiotherapeuten würde ich in die Tonne treten, nichts für ungut! Da finde ich den Ratschlag der Lehrerin für durchaus sehr sinnvoll.
mamamona, falls dich das Thema weiter interessiert. Es gibt in München die „Erste deutschen Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder e.V.“ unter der Leitung von Frau Dr. Sattler, die können dir vielleicht weiterhelfen, auch wenn es bei deinem Sohn um einen umgeschulten RECHTShänder gibt. Die Folgen der Umschulung können aber in beiden Richtungen gleich sein. Nur um das klarzustellen: es ist nicht gesagt, dass man Probleme bekommen MUSS, aber allein schon das Wissen, dass man Probleme bekommen KANN, wäre für mich ein Grund, mich zu informieren, wie ich die Probleme umgehen kann. Und das kann in deinem/eurem Fall auch eine Rückschulung auf rechts sein.
Viele Grüße
Christa (umgeschulte und rückgeschulte Linkshänderin)