"Rechtslastigkeit" der Exil-Russen

Leider ging das über latent teilweise weit hinaus.

Es gab schon zu Zeiten der DDR eine aktive rechtsextreme Szene, die auch Tote zu verantworten hatte, aber dies wurde seitens der Regierung unter den Teppich gekehrt bzw. als „Rowdytum“ abgetan, da derlei nicht in das Bild vom antifaschistischen Staat passte:

Als sich dann nach der Wiedervereinigung nicht nur der Arbeitsmarkt nahezu komplett zusammenfaltete, sondern auch viele wichtige Freizeitangebote und persönliche Strukturen wegbrachen, befeuerte das nicht nur die bei vielen vorhandene latente Ablehnung von „anderen“, sondern die teilweise bereits zu DDR-Zeiten organisierten Rechtsextremen konnten auch mit Jugendangeboten u.ä. in die Lücken stoßen.

Ich finde es auch psychologisch nachvollziehbar, dass Menschen, denen quasi ihr gesamtes gewohntes Leben auf einen Schlag abhanden gekommen ist, auf das Einzige stolz sind, das ihnen niemand wegnehmen kann, ihre Nationalität, und sie daraus aus einer latenten eine offene Ablehnung von Menschen, die eine andere Nationalität haben oder zu haben scheinen, entwickeln. In der Geschichte gibt es zahlreiche Beispiele, in denen sich in schwierigen Zeiten aufgestauter Hass an Minderheiten entlud. Wie immer wieder zu beobachten ist, wird dieser Hass durchaus auch von Politikern bzw. Menschen, die sich einen Vorteil davon versprechen, gezielt geschürt.

Ich fände das Thema " frühkindliche Krippenerziehung und deren psychologische Folgen" auch sehr interessant, zumal es inzwischen ja auch in den westlichen Bundesländern immer üblicher wird, die Kinder so früh wie möglich in die Krippe zu geben. Zumindest von einer Person (dem Vater meines Sohnes) weiß ich, dass es ihm massiv geschadet hat, bereits im Babyalter in die Krippe gegeben worden zu sein.

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Ja, dieses „rechts“ könnte man schon differenzieren.
Ich habs ja als „Rechtslastigkeit/Hardlinertum/Ultranationalismus“ eh schon aufgefächtert, um zu zeigen, dass es hier z.B. nicht um „religiös konservativ“ geht, sondern um das, was du auch vorbringst: keine Zugeständnisse, keine Gebietsverluste usw.

Finde ich ein interessantes Argument.

Sehr homogen sind die Russland-Deutschen nicht, das stimmt, aber das trifft ja auf alle anderen Gruppierungen auch zu. Dennoch unterscheiden sich statistisch-aggregiert die Russland-Deutschen im Wahlverhalten z.B. von den Türkei-Deutschen erkennbar. Und offenbar auch von den Deutschen-ohne-Bindestrich, die ja auch keine homogene Gruppe ist.

Gruß
F.

Eher nicht. Ist halt nur 'ne typische Camboaussage.

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Hat doch geklappt. Das ist die Aussage, die bei dir hängengeblieben ist. Die Ossis sind Nazis, weil sie in die Krippe mussten. Das ist das, was mich bei solchen, undifferenzierten Statements stört. Es gibt keine einfache Begründung. Es ist, zusätzlich zu meinen Punkten, eine ganze Gemengelage, warum die Ausländerfeindlichkeit im Osten so weit verbreitet ist.
Wobei, wenn ich meine Kollegen in der niedersächsischen Provinz (also Nichtossiland) so anhöre, dann wird mir himmelangst. Die AfD hätte ihre helle Freude.

Soon

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Hallo,

in USA ebenfalls gang und gäbe, da es keinen staatlichen Mutterschutz gibt. Also besonders bei gut- und mittelverdienenden Eltern üblich, allerdings greifen besserverdienende Eltern eher auf Individualbetreuung durch Nannies zurück.

Grüße
Siboniwe

Das liegt wohl daran, dass es in Deiner Welt anscheinend nur die Möglichkeit zwischen neolinks/kulturlibertär und rechtsextrem gibt.

Evtl. haben die ausgesiedelten Deutschen aus der (ehemaligen) UdSSR ja hinreichend die „Segnungen“ eines Vielvölkerstaates mit sehr hohem Anteil an Muslimen aus dem Mittleren und Ferneren Osten erfahren. Es kommt sicher die Glorifizierung des starken Mannes in der militarisierten UdSSR ggf. auch orthodoxen Kirche hinzu.

Bei den Juden könnte es daran liegen, dass sie spät nach Israel kamen und daher vornehmlich in neuen Siedlungen in den besetzten Gebieten unterkamen?

Aber vor allem Herumgestochere im Nebel wäre es doch sinnvoll, erst glaubhafte Analysen vorzulegen, dass sie eine starke statistische Abweichung zu einer bestimmten Parteienpräferenz haben. Da reichen einzelne Artikelchen mit Stichproben nicht aus. Zumal man weiß, dass Politikjournalisten einen extremen Hang zu grün-rot haben. Und wenn ich mich noch dunkel an das Ende der UdSSR erinnere, dann auch daran, dass gerade von roter und grüner Seite aus die Anerkennung des Deutschseins von Aussiedlern (i.S. des GG) stark bekämpft wurde.

Gruß
vdmaster

Kommt hinzu, dass beide Gruppen durch ihre Ausreise eine neue, nationale Identität bestätigt bekamen, die ihnen jeweils äusserst wertvoll erschien. Diese sehen sie nun entweder potentiell abgewertet (D) oder gleich vital bedroht (ISR).

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Und?

Der Satz von Frau Doktor ist inhaltlich völlig verständlich. Du hast damit aber offenkundig Probleme. Wenn es etwas schon immer gab wird damit keineswegs ausgedrückt, dass es das jetzt nicht mehr gibt.

Es gab seit Menschengedenken schon immer Jahreszeiten. Sind die jetzt ausgestorben?

Es gab sogar eine riesige linksextreme Szene, die massenhaft mordete. Zuerst als Komplizen der Waffenbrüder und anschliessend als Teil oder im Auftrag der pseudolegitimierten Staatsführung. Und diese Staatsführung selbst war zutiefst ablehnend gegenüber sehr vielen Anderen, was sie ihrem Volk auch vermittelte.

Sie haben sicher, mehr als die Bundesdeutschen, am eigenen Leib Konfliktlinien entlang ethnisch-religiöser Linien erlebt. Meinetwegen gehören da auch Muslime dazu, aber gerade die besonders hervorzuheben, ist wohl eher ein stark „heutige“ Sichtweise. So richtig die Schuld für alles bekommen die Muslime ja erst seit die New World Order und der Clash of Civilizations ausgerufen wurde :wink:
Sprich: die Hauptsorge eines durchschnittlichen Russlanddeutschen in der UdSSR dürfte nicht der Muslim gewesen sein.

Ich denke auch, dass das ein Aspekt ist,
Auch die unten schon angeführte (imaginäre) Größe des „Sowjetreichs“ ist vielleicht so ein Aspekt, der alles Russische noch sehr beeinflusst, ob in Russland, Israel oder Deutschland.
So ein Größenverlust wirkt ja Generationen lang nach. Frag mal die Österreicher :wink:

Sicher ein wichtiger Aspekt.

Ja, aber dann hätte ich eine akademische Arbeit schreiben müssen und keinen www-Artikel.
Grundsätzlich hast du natürlich recht.

Überzeugt mich sehr.
Dazu kommt, dass ihre jüdische Identität in Israel sehr angegriffen wurde, und auch hier in der BRD galten sie nicht als „richtige Deutsche“. Da ist Überidentifikation ein typischer Mechanismus, damit leichter umgehen zu können.

Gruß
F.

Das glaube ich nicht. Erstens vergisst Du den Einsatz der Sowjetarmee in AFG mit der passenden propagandistischen Unterfütterung durch die staatlichen Medien. Zweitens die massive Ausbreitung des Islamismus bis hin zur gewaltvollen Machtübernahme in Tschetschenien.

Selbst in der UdSSR waren viele Bürger aus Republiken mit sehr hohem muslim. Anteil in der Zentralrepublik eher als Migranten mit hoher Gewaltaffinität/Delinquenz aufgefallen bzw. angesehen.

Und dann müsste man sich auch überlegen, woher eigentlich die Aussiedler aus der UdSSR stammen. Es sind nämlich hälftig solche aus Russland und Kasachstan. In Kasachstan sind knapp 3/4 der Menschen Muslime.

Ihre Tendenz, nicht unbedingt links in D zu wählen, kam sicherlich auch aus tradierten Erzählungen über den Terror Stalins gegenüber "Russland"deutschen, der offiziellen CDU-Politik ihnen gegenüber und der tlw. offenen Ablehnung durch Teile des linken Spektrums, von denen nicht wenige die Aussiedler als Verräter empfanden.

Aber … das ist alles Gerühre im Eintopf, von dem wir gar nicht wissen wie er wirklich strukturiert ist (in Hinblick auf Wahlen)

Das habe ich auch nicht gesagt. Von Russlanddeutschen aus Kasachstan weiß ich, dass es beidseitig eher gesellschaftliche Separation als Integration gab und sie als „Deutsche“ besonders mies angesehen waren. Was aber auch ein pschologisch vorgeschobener (Migranten)Mythos sein könnte.

Nee, Du hättest nur eine Analyse suchen müssen, die von einer (Mindest)Qualität ist, um sie in einer wissenschaftlichen Arbeit als Quelle nutzen zu können. :grin:

Gruß
vdmaster

Gruß
vdmaster

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Statistisch-aggregiert kannst du über die „Türken“ sprechen - die sind weitaus homogener als die „Russen“. Oder über die „Taiwanesen“. Die „Russen“ sind in der Tat viel zu unterschiedlich.

Ja, du kannst vielleicht zeigen, dass die Russen aus irgendeinem Grund leichte Links- oder Rechtsneigung haben, aber das Ergebnis wird dir nichts verraten. Es ist so, als ob die Katzen dunkel gekleidete Leute bevorzugen, weil die hell gekleideten eher auf ihr Aussehen achten und daher eher ein Parfüm verwenden, das die Katzen wiederum nicht mögen…

Vergiss nicht, Ex-UdSSR belegt 1/6 der Festlandes. Diese Leute SIND viel unterschiedlicher als die aus den „kleineren“ Ländern wie die Türkei oder Syrien oder selbst die USA.

Dann ist ja jetzt klar, warum die alle Trump gewählt haben :slight_smile:

Wir sprechen aber nicht von der großen Gruppe der „Ex-UdSSR-Bewohner“, sondern von der deutlich homogeneren Gruppe der „Russlanddeutschen“.
Die sind natürlich auch nicht sonderlich homogen, ob sie aber inhomogener als die „Türken in Deutschland“ sind, wage ich entschieden zu bezweifeln, aber das ist ja nicht so wichtig in der Diskussion.

Gruß
F.

Das stand so in der Frage nicht drin. Der Begriff „Exil-Russe“ ist zu diffus.

Wenn die Antwort für Russlanddeutsche gewünscht ist, soll eine andere Frage gestellt werden.

Begrifflich hast du recht, aus dem Kontext heraus sollte aber doch klar sein, dass nicht irgendwelche beliebigen UdSSR-Bürger nach Deutschland bzw. Israel ausgewandert sind, sondern jeweils spezifische Gruppen (die, völlig klar, in sich auch nicht allzu homogen sind).

Gruß
F.