"Rechtslastigkeit" der Exil-Russen

Hallo!

Als wirklich sehr platte, undifferenzierte und pauschale Interessensfrage anlässlich des Rücktritts von Avigdor Lieberman …

Ist eigentlich ein gemeinsames Erklärungsmuster anzunehmen für die offenkundige Rechtslastigkeit/Hardlinertum/Ultranationalismus der russischen Zuwanderer (ab den 80ern Jahren) nach Israel (eigene Rechtsaußenpartei, rechtausgerichtete russischsprachige Medien usw.; natürlich grosso modo gemeint; vielleicht täuscht mein Eindruck auch, dann Korrektur erbeten; selbstverständlich müsste man die spezifischen Siedlungsgebiete der Exil-Russen einbeziehen, die Stellung des exilrussischen Diskurses im israelischen Diskurs usw., aber mal abstrahiert davon) und die Rechtslastigkeit/Hardlinertum/Ultranationalismus der russischen Zuwanderer (ab den 80ern Jahren) nach Deutschland (AfD-Präferenz usw.; wobei das m.W. auch nicht so eindeutig ist, da sind mir schon Studien/Umfragen mit sehr unterschiedlichen Aussagen unter die Augen gekommen)?

Gruß
F.

Meinst du Russen oder meinst du aus Russland nach Israel eingewanderte Juden?

Hi,

Du beantwortest Dir Deine Frage doch selbst. Schau Dir an, was du fett geschrieben hast und was du in Klammern gesetzt hast.

die Franzi

Nur - was genau ist dieses gemeinsame Erklärungsmuster? Warum neigt eine so erschreckend große Zahl von Menschen, die in der Sowjetunion/Russland sozialisiert wurden, zu rechtsextremen Einstellungen? Warum sind ähnliche Phänomene auch in Polen, Ungarn und den neuen Bundesländern zu beobachten? Liegt es an dem Aufwachsen in einer sozialistischen Diktatur?

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Ich meinte die „ab den 80er aus Russland/SU nach Israel Eingewanderten“.

Wie „jüdisch“ die alle sind, ist m.W. ja auch in Israel heiß unumstritten.

Gruß
F.

In die Richtung meine ich es.
Danke!

Wobei hier noch drei spezifische Faktoren dabei sind, die sie von den angesprochenen Ostdeutschen oder Ungarn unterscheiden:
a) die Migrationserfahrung
b) das „völkische Ticket“, das den Russland-Deutschen wie den „jüdischen Russen“ die Einwanderung überhaupt möglich gemacht hat und sie damit über die Nur-Russen privilegiert hat
c) die vorherigen Diskrimierungserfahrungen in der SU als Russland-Deutsche bzw. Juden.

Könnten das Bestandteile dieses „gemeinsamen Erklärungsmusters“ sein?
Weitere Faktoren?

Gruß
F.

umstritten

Da müsste man mehr wissen über die Lebenswirklichkeit der Leute, was bei mir leider nicht der Fall ist.

Für die Ex-DDR habe ich mal relativ kurz nach der Wende als Erklärung für die Rechtslastigkeit der Jugendlichen dort von einem Psychologen gehört, dass die Leute dadurch, dass sie so früh von der Familie getrennt werden (Kinderkrippe ganztags ab 1 Jahr war wohl üblich), Bindungsschwierigkeiten und Ich-Schwäche oder sowas ähnliches bekommen, und dass sie deswegen festgefügte Gruppen bevorzugen, bei denen auch bestimmte Rituale vorkommen, und die nicht offen sind. -

Also, der Zusammenhalt ist ja bei rechtsnationalen Gruppierungen wahrscheinlich stärker als bei normalen Cliquen o.ä., und es ist auch ziemlich klar, was man tun muss, um dazuzugehören, und es ist auch ziemlich klar, wer bestimmt nicht dazugehört.

Was in Deutschland jedenfalls bestimmt auch eine Rolle spielt ist, dass die Rechten so ziemlich die einzigen sind, die sich intensiv um Jugendarbeit kümmern.

Ich finde jedenfalls grundsätzlich, dass bei politischen Problemen viel zu wenig danach geguckt wird, wie die problematischen Gruppen erzogen worden sind. Ich kann mir leicht vorstellen, dass die beiden Weltkriege ohne die damals noch übliche Prügelstrafe für Kinder überhaupt nicht möglich gewesen wären.

Vor dem Auftauchen der AFD war die Rechtslastigkeit der Osteuropäer in Deutschland nicht wirklich zu messen. Erst seit dem die AFD in der Flüchtlingskrise stark wurde gibt es das Phänomen das „Russensiedlungen“ zu 80% AFD wählen.

Liegt wohl eher an den Flüchtlingen selbst. Auch ich grusele mich wenn ich unter der Woche mittags in die Stadt muss und die saufenden Flüchtlinge sehe. Vor ein paar Jahren kamen die Kolleginnen noch mit dem Fahrrad, das macht heute keine mehr…

Inwiefern liegt das an den Flüchtlingen selbst bzw warum sollten deiner Ansicht nach in Russland sozialisierten Personen auf Flüchtlinge besonders empfindlich reagieren?

Berücksichtige bei deiner Antwort, dass es vor dem Auftauchen einer größerer Zahl von Flüchtlingen in Gegenden, in den viele aus Russland eingewanderte Personen leben, die „Russen“ waren, die als ungewöhnlich schlecht integriert galten und die durch hohen Alkoholkonsum und besondere Aggressivität bzw. Gewalttaten auffielen und deshalb beispielsweise in Diskotheken regelmäßig Hausverbot bekamen.

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Wow, dat iss doch mal 'ne Ansage. Gut, dass es Psychologen gibt. Die können das so wunderbar einfach erklären. Ist nicht gegen dich gerichtet, ganz bestimmt nicht, aber solche platten Aussagen machen mich aggro.
Ich wiederhole meine Meinung gern.

  • Es gab in der DDR keine objektive Aufarbeitung des NS-Regimes. Es gab zwar immer den heldenhaften Kampf der Kommunisten gegen Hitler, aber eine umfassende Aufarbeitung fand nicht statt.
  • Es gab schon immer (in meiner Erinnerung) eine latente Ausländerfeindlichkeit in der DDR.
  • Es gab während der Wende eine Menge Verlierer, die sich nur zu gern in die Arme der (rechtsradikalen) Versteher begaben.
  • Gerade die Ukraine z.B. hat während des Krieges aktiv die Nationalsozialisten unterstützt.
  • Der Nationalstolz der „Wolgadeutschen“ ist nicht zu unterschätzen. In der UdSSR als Deutsche bzw. Nazis (mit bis zu Berufsverbot) verunglimpft, in D als Russen beschimpft und nun, nach dem Zusammenbruch endlich wieder „Deutsche“.

Die Babies kamen übrigens nach sechs Wochen in die Krippe. Weil es in der DDR eine ziemlich schräge Variante des Feminismus bzw. der Gleichberechtigung gab. Ausführungen hierzu vielleicht mal in einem Extrathread.

Soon

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Müsste ich jetzt für einen Beleg nachgoogeln, aber meiner Erinnerung nach, waren die Russlanddeutschen auch vorher schon „rechter“ als andere und v.a. „rechter“ als andere Migranten-Gruppen. Mangels AfD kam das halt der CDU/CSU zu Gute.

Naja, wählen tun immer noch die (Russland)Deutschen, nicht die Flüchtlinge :wink:

Gruß
F.

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Bei mir leider auch nicht, darum hab ich diese Frage so „naiv“ reingeworfen.

Absolut.
Da wird zu wenig nach Gründen gesucht und zu viel weg-moralisiert.
Nicht nur was Erziehung anbelangt, auch gegenwärtige strukturelle Interessenlagen.
Die (West)Deutschen haben nicht nur eine anderen Geschichte, als zum Beispiel die Visegrad-Staaten, sie haben auch andere politische und ökonomische Gegebenheiten. Das macht sie deshalb nicht zu besseren/schlechteren Menschen.

Gruß
F.

Finde ich einen wichtigen Punkt!
Gilt vielleicht mutatis mutandis auch für Israel, wo den Russland-Juden massenweise ihr „echtes“ Jüdisch-Sein abgesprochen wurde und wird. Da ist ihr israelischer Hyper-Nationalismus vielleicht psychologisch gerade die entsprechende (Über)Reaktion darauf.

Gruß
F.

Erstens habe ich das vor vielen Jahren im Fernsehen gehört und könnte Einzelheiten nicht mehr wiedergeben, zweitens versuche ich mir hier kurz zu fassen. Das ist nur als weiterer Gedanke zu der Frage, und wer meint, da könnte was dran sein, und Genaueres wissen will, könnte ja nach einem differenzierten Bild recherchieren.

Ich hab doch deinen Aussagen gar nicht widersprochen. Die Frage, auf die ich mich bezog, war:
„Weitere Faktoren?“

Das ist ja noch schlimmer. Da kapieren die doch noch gar nichts.

In Israel sind „die Russen“ nicht für Rechts; sie sind eher gegen Links. Eine „eigene Partei“ (wobei das formal so nicht stimmt) ist rein statistisch sehr gut verständlich, egal welche Ansichten die Partei vertritt: Israel ist ein Land der Einwanderer, 1/4 von Israel kommt aus dem Gebiet der (Ex-)UdSSR. Die Linken plädieren zum Beispiel für Zugeständnisse an die muslimische Welt (etwa Stopp des Siedlungsneubaus, Grenzen zugunsten der palästinensischen Autonomiegebiete, Verhandlungen mit den Terroristen, usw.). Die „Russen“ kommen aus dem flächengrößten Land der Erde. Was glaubst du, würden sie sich dafür einsetzen, ihre neue kleine Heimat noch kleiner zu machen?

Deine Frage nach den in Deutschland lebenden „Russen“ hingegen ist nicht sinnvoll beantwortbar: sie sind viel zu unterschiedlich. Es ist so als ob du fragen würdest: mögen Katzen eher hellgekleidete oder eher dunkelgekleidete Fahrradfahrer?

Was heißt „es gab“? Gibt’s im Osten immer noch, und zwar bei Weitem mehr als im Westen. (Nur heißt der Osten heutzutage anders als die DDR.)

Wir sind früher sogar immer am Wochenende auf den Parkplatz einer Rusendisko gefahren um die da stattfinden Schlägereien im 5min Takt zu beobachten. Fast schon so behindert wie Engländer unter Alk.

Trotzdem stören sich die Quadratschädel heute an den Flüchtlingen, ein Phänomen das es früher nicht gab und erst mit der Masse der Flüchtlinge gekommen ist.

Wenn ich schon kotze wenn ich die ganze saufenden Flüchtlinge sehe die ihr Hartz 4 verballern, wie geht es dann Russen damit?

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Wo ist diese Ausländerfeindlichkeit latent?

Ich glaube, Soon hat das ein bisschen anders gemeint.

Grüße
Siboniwe

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Weil bei euch irgendwo besoffene Flüchtlinge lagern (?), sind alle Flüchtlinge dafür verantwortlich, dass viele aus Russland stammende Menschen rechts wählen?

Ist dir klar, was du damit sagst?

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