Recycling von Eisenbahnbeständen

hallo!

Ein richtiges Brett hierfür habe ich nicht gefunden, „Autos & andere Fahrzeuge“ erscheint mir nicht passend; eventuell also bitte verschieben.

In verschiedenen Ländern habe ich eine Vielzahl an alten Eisenbahnbeständen gesehen. So liegen zB rostende Schienensegmente und rostende Oberleitungsmasten neben der Strecke. Oft stehen auch angerostete und überwucherte Fahrzeuge auf Nebengleisen oder neben der Strecke. Aus Diesellokomotiven fehlt oft der Motor. Es gibt eine Vielzahl an mit Holz verkleideten Wagons („Viehwagons“) aber auch viele, die unseren IC-Wagons ähnlich sind. Ich bin gerade in Thessaloniki und hier stehen geschätzt 5000 Tonnen an solchen Beständen rum und vergammeln.
Kann man Wagons, Loks und Schienen nicht leicht recyceln oder als Metallschrott verkaufen? Oder muss man die Stoffe eines zB Wagons erst umfangreich trennen? Gibt es Gründe, wieso die Eisenbahngesellschaften die alten Bestände nicht zu Geld machen? Oder interessiert das einfach keinen?

Gruß
Paul

Hallo!

Du hast also eine Idee, wie Griechenland seine Staatsfinanzen sanieren könnte ?

5.000 t  x 130-150 €/ t =  i.M. 700.000 € Schrottwert.

Aber nicht im Stück, man muss noch Kosten für Menschen und Maschinen aufwenden um es zu zerlegen und von gröberen Verunreinigungen und Fremdstoffen oder gar Schadstoffen zu befreien .

Es ist also etwas wert, nur kostet die Verwertung auch erst einmal Geld. Und selbst wenn man es so verkauft und „Schrottler“ sollen sich selbst kümmern, transportieren und zerlegen, dann sinkt der Preis gewaltig bzw. es kann sein, man muss sogar draufzahlen !

Also lässt man es erst einmal liegen.
Schlachtet mal bei Bedarf ein Ersatzteil aus oder verkauft das gezielt an Aufbereiter.

Manches ist zwar rostig, aber noch gut und wird gebraucht. Schienen sind nur blank vom Betrieb und frisch aus der Fabrik. Genauso Radsätze.

MfG
duck313

Es ist also etwas wert, nur kostet die Verwertung auch erst
einmal Geld. Und selbst wenn man es so verkauft und
„Schrottler“ sollen sich selbst kümmern, transportieren und
zerlegen, dann sinkt der Preis gewaltig bzw. es kann sein, man
muss sogar draufzahlen !

Jo, mir ging es um Einschätzungen, wie sich das Verhätlnis bei Loks, Wagons, Schienen und Masten zwischen Bergungs-/Aufbereitsungskosten und Erlöse für die Rohstoffe verhält.

Gruß
Paul

Ganz einfach.
Weil es sich halt nicht lohnt.
Zerlegung und Transport sind teurer als der erzielbare Erlös.

Gruß, Nemo.

Ganz einfach.
Weil es sich halt nicht lohnt.
Zerlegung und Transport sind teurer als der erzielbare Erlös.

Ist das deine spontane Warnehmung oder stützt sich die Aussage auf etwas anderes?

Schrott oder Schrott auf Zeit in Thessaloniki
Hallo Paul,

Lokomotiven werden in der Regel ziemlich kurz nach dem Z-Stellen unter den Schneidbrenner geschickt; je nach Konjunktur am Schrottmarkt verbringen sie vielleicht mal zwei-drei Jahre auf dem Abstellgleis, aber selten mehr… Das dürfte damit zu tun haben, dass in Lokomotiven nicht bloß Stahl, sondern u.a. auch mehr oder weniger viel Kupfer verbaut ist, und dass der Stahl sich relativ leicht ohne viel Plastikgedöns usw. gewinnen lässt.

Wenn das Material einmal durch den Schneidbrenner und daher nicht mehr rollfähig ist, spielen auch Transportkosten für den Schrott eine erhebliche Rolle: Man braucht da die Nähe zu Industriebetrieben, die den Schrott verarbeiten. Nicht ganz zufällig sitzt der bedeutendste Lokomotivenverschrotter in D in Opladen. Ob es in Griechenland überhaupt noch Hüttenindustrie gibt, weiß ich nicht; eventuell stehen noch in Jugoslawien irgendwelche Werke, die die Zerstörung der VR Jugoslawien überstanden haben.

Im Fall Thessaloniki gibt es kein Personal mehr bei der OSE, das sich um die Zerlegung kümmern könnte, selbst wenn sie sich rechnet - es fehlt schon an Leuten, die überhaupt den Schrott vermarkten und die Verschrottung beschließen und organisieren könnten, und wenn man das organisiert kriegte, gäbe es niemanden, der sie auch durchführen kann. Außerdem wird eventuell damit gerechnet, dass einzelne auf Geheiß der Troika stillgelegte Linien künftig wieder betrieben werden können - immerhin gibt es nach zeitweiliger Einstellung aller internationalen Verbindungen wieder ein tägliches Zugpaar Richtung Skopje - Belgrad und ich glaube auch eines Richtung Drama - Istanbul; vielleicht wird auch auf anderen stillgelegten Linien ein Minimalverkehr wieder aufgenommen, und dafür sind Wagen, die einige Jahre abgestellt waren, billiger wieder einsatzfähig zu kriegen, als wenn man sie von irgendwoher gebraucht anschaffen müsste: Abgewirtschaftetes Material aus Deutschland und Frankreich ist im ganzen Balkan gefragt, und entsprechend sind die Preise für „Gebrauchte“: In Rumänien laufen etwa sechzig Jahre alte Dieseltriebwagen aus Frankreich und etliche etwa dreißig Jahre alten VT 628 aus Deutschland. in den selbständigen Teilstaaten der VR Jugoslawien haben die etwa fünfzig Jahre alten V 100 von DB und DR nochmal ein neues Zuhause gefunden, in Albanien stehen und fahren manchmal auch die noch ein wenig älteren V 200 der DB. Dementsprechend könnte es auch sein, dass die Fahrzeuge in Thessaloniki in Reserve stehen für den Fall, dass jemand eingestellt werden darf, der sich um die Verwertung auch ohne Verschrottung kümmern kann.

Hab jetzt länger nichts mehr von den „Privatisierungs“-Plänen für die OSE gelesen - letzter Stand, den ich kenne, war, dass SNCF und DBAG im Konsortium bieten wollten. Woran das gescheitert ist, weiß ich nicht - eventuell an den ziemlich rigiden Vorschriften betreffend Personaleinsatz und -entlohnung bei der OSE: Nur Rangierlokomotiven dürfen mit einem Mann besetzt fahren, alles, was auf die Strecke geht, muss mit zwei Mann besetzt sein, und mit rund 50.000 € brutto gehör(t)en Lokführer zu den vergleichsweise komfortabel verdienenden Griechen.

Ein rein griechisches Thema ist das allerdings nicht - es gibt u.a. auch in D Strecken, für die das Stilllegungsverfahren abgeschlossen ist, auf denen aber die Gleise noch teils vollständig liegen und teils alles, was sich nicht auf Anhieb losschrauben lässt. Relativ effizient kann man Gleise nur verschrotten, wenn der Oberbau und vor allem die Schwellen recht leicht ausgeführt sind, so dass man ganze Gleisjoche abschneiden und mit relativ leichtem Gerät ausheben kann. Sonst muss man tatsächlich Schraube für Schraube (an jeder Schwelle vier) lösen, das ist auch maschinell einen Haufen Handarbeit. Bloß in der Ära Mehdorn wurden aufgegebene Gütertarifpunkte in Windeseile unbefahrbar gemacht - das lag aber nicht am Interesse am Schrott, sondern geschah aus panischer Angst, dass ein Wettbewerber den ungeliebten Güterverkehr in der Fläche übernehmen könnte.

Schöne Grüße

MM

Im Fall Thessaloniki gibt es kein Personal mehr bei der OSE,
das sich um die Zerlegung kümmern könnte, selbst wenn sie sich
rechnet

Es scheint sich also um eine Überlagerung veeschiedener Effekte zu handeln.

Außerdem wird
eventuell damit gerechnet, dass einzelne auf Geheiß der Troika
stillgelegte Linien künftig wieder betrieben werden können -

Bei einigen Wagons wird eine Wiederinbetriebnahme möglich sein, doch viele sehen wirklich schon zu vergammelt aus. Weiterhin gibt es da diese ganzen Viehwagons, werden die auch noch benutzt?

immerhin gibt es nach zeitweiliger Einstellung aller
internationalen Verbindungen wieder ein tägliches Zugpaar
Richtung Skopje - Belgrad

Den Zug habe ich gestern benutzt, eine tolle Verbindung!

Abgewirtschaftetes
Material aus Deutschland und Frankreich ist im ganzen Balkan
gefragt, und entsprechend sind die Preise für „Gebrauchte“:

Der Zug nach Skopje sah echt lustig aus. Der erste Wagen war von der griechischen Eisenbahn und erinnerte an die deutschen IR-Züge. Den nächsten konnte ich keinem Land zuordnen. Der danach war in mazedonischen Farben gestrichen und der letzte war ein alter schweizerischer Liegewagen. Der Zug sah sehr bunt aus.

In Rumänien laufen etwa sechzig Jahre alte Dieseltriebwagen aus
Frankreich und etliche etwa dreißig Jahre alten VT 628 aus
Deutschland. in den selbständigen Teilstaaten der VR
Jugoslawien haben die etwa fünfzig Jahre alten V 100 von DB
und DR nochmal ein neues Zuhause gefunden, in Albanien stehen
und fahren manchmal auch die noch ein wenig älteren V 200 der
DB.

In diesen Ländern war ich noch nicht, habe aber kn Aserbaidschan, Georgien und Armenien Bekanntschaft mit alter Sowjettechnik gemacht. Was da noch rumfährt, superklasse =)

In allen Ländern haben die Lokführer übrigens so eine Hammer mit langem Griff, mit dem sie bei längeren Halten am Zug entlang laufen und hier und da draufklopfen. Lustig war auch, als wir kurz hinter der Mazedonisch-Griechischen Grenze mehrmals hundert Meter vor und zurück fuhren. Es gab ein Problem mit den Wagenverbindungen und die Lösung wurde real erprobt, bevor es weiterging.

danke für die interessante Antwort,
Paul

Hallo Paul,

In allen Ländern haben die Lokführer übrigens so eine Hammer
mit langem Griff, mit dem sie bei längeren Halten am Zug
entlang laufen und hier und da draufklopfen.

Damit prüft man die Bremsen, bzw. die Bremsklötze, ob diese noch fest halten und ob die Bremsen gelöst haben. Das geht aber nur bei den alten Bremsen, welche direkt auf den Radkranz drücken.
Allerdings war das früher bei uns auch so, zumindest bei der Bereitstellung und in grösseren Bahnhöfen mit längerem Aufenthalt, wurden Bremsproben gemacht und die Bremsen mit dem Hammer abgeklopft. Für die Bremsprobe gab es sogar extra Signale an den Bahnsteigen.

Modernes Rollmaterial hat innenliegende Scheibenbremsen, da kommst du mit dem Hammer nicht hin…

MfG Peter(TOO)

Hallo Paul,

Weiterhin gibt es da diese ganzen Viehwagons, werden die auch noch benutzt?

die gedeckten Güterwagen dürften am Ende einer Odysee angekommen sein - die Nachkriegsmodelle sind in Frankreich und Deutschland (West) im Lauf der 1980er Jahre, in Österreich, der Schweiz und den RGW-Ländern im Lauf der 1990er Jahre mit dem Auslaufen des Stückgutverkehrs auf der Bahn abgestellt worden. Sie waren durch Containertragwagen und gedeckte Güterwagen mit Schiebewänden abgelöst worden. Besonders schwer tat sich die DB damit, sie loszuwerden: Offene E-Wagen und gedeckte G-Wagen waren grob aufgearbeitet in größerem Umfang für ein paar Valutamark an die Reichsbahn verkauft worden, und 1993 kamen sie mit Übernahme der Reichsbahn alle wieder zurück …

Diese G-Wagen werden sicherlich für nichts mehr gebraucht werden - falls sich je der Schienengüterverkehr in Griechenland erholen wird, wird das mit Containertragwagen stattfinden. Hier fehlt es wohl vor allem an der Organisation: Wenn man sie öffentlich zugänglich abstellte, wären die Wände (je nach Bauart häufig Holzwerkstoffplatten) wahrscheinlich ziemlich bald vollständig demontiert und das übrige Stahlgerüst ließe sich dann leicht verschrotten. Wenn die Länge der zweiachsigen Wagen einigermaßen zu einem 20-Fuß-Container passt, steht ihnen vielleicht noch ein drittes Leben bevor: Der Aufbau ist nicht selbsttragend, er ließe sich abschneiden und es bliebe immer noch ein einigermaßen stabiles Chassis übrig.

Den Zug habe ich gestern benutzt, eine tolle Verbindung!

Schade, dass er immer noch im Rhythmus des alten Hellas-Express München-Athen den verbliebenen Abschnitt Skopje-Thessaloniki über Nacht macht - die Strecke hätte bei Thomas Cook einen Platz in der Liste der „most scenic railways“ verdient, wenn man sie tagsüber fahren könnte. Oder wurde er gar mit Wiederaufnahme der Verbindung auf tagsüber umgelegt?

Der Zug sah sehr bunt aus.

Als ich mit ihm von München nach Larissa gefahren bin, war er auch schon ziemlich gescheckt: Er war ganz aus deutschen Wagen gebildet, von denen ungefähr zwei Drittel in creme-ozeanblau umlackiert und der Rest noch dunkelgrün (Sitzwagen) und blau (Schlaf- und Liegewagen) war. Damals, Anfang der 1980er Jahre, waren übrigens in Thessaloniki ziemlich viele grau umlackierte ehemals deutsche Dreiachser-Umbauwagen im Nahverkehr eingesetzt.

In allen Ländern haben die Lokführer übrigens so eine Hammer
mit langem Griff, mit dem sie bei längeren Halten am Zug
entlang laufen und hier und da draufklopfen.

Dieses Ritual der Bremsenprüfung haben wir als Buben immer in Neustadt/Schwarzwald bewundern dürfen, wenn die E-Lok angespannt hatte und die Bremsen am ganzen Zug auf diese Weise untersucht wurden, bevor es das Höllental hinabging.

Schöne Grüße

MM

tagsüber Thessaloniki>Skopje

Schade, dass er immer noch im Rhythmus des alten
Hellas-Express München-Athen den verbliebenen Abschnitt
Skopje-Thessaloniki über Nacht macht - die Strecke hätte bei
Thomas Cook einen Platz in der Liste der „most scenic
railways“ verdient, wenn man sie tagsüber fahren könnte. Oder
wurde er gar mit Wiederaufnahme der Verbindung auf tagsüber
umgelegt?

Zu dieser Richtung kann ich nichts sagen. Thessaloniki>Skopje fährt er jedenfalls tagsüber. 15:52 geht’s in Thessaloniki los und gegen 22 Uhr kommt er in Skopje an. Morgen fahren wir weiter nach Belgrad, im Liegewagen. Abfahrt Skopje etwa 20 Uhr, Ankunft Belgrad etwa 6 Uhr.
Ich hab drei Bilder der Fahrt Thessaloniki>Skopje rausgesucht:
http://abload.de/img/imagen9bcn.jpg
http://abload.de/img/imageb6yq9.jpg
http://abload.de/img/imagezwxoh.jpg

und noch eins vom Zug Athen>Thessaloniki:
http://abload.de/img/image74yi3.jpg
Innen waren auch überall Vögel.

1 Like

Bilder aus Belgrad
Nahe Belgrad sind etwa 50 Wagons aufgereiht, die alle total auseinandergenommen sind. In einigen wohnen glaube ich sogar Leute, oder die haben nach was Brauchbarem gesucht.
http://abload.de/img/imagezysia.jpg
http://abload.de/img/imagedmsxf.jpg Ni-Cd-Akkus mit 240 Ah pro Kasten, Spannung hab ich nicht rausbekommen.
http://abload.de/img/imageyxscc.jpg

http://abload.de/img/imageres5v.jpg
Auf den Loks stand was mit Jugoslavia.

Gruß
Paul

Hallo Paul,

http://abload.de/img/imagedmsxf.jpg Ni-Cd-Akkus mit 240 Ah pro
Kasten, Spannung hab ich nicht rausbekommen.

Sind 4 Zellen pro Kiste, also 4 * 1.2V = 4.8V
In der Bahntechnik sind 36V als Batterie-Bordspannung üblich.

MfG Peter(TOO)

Servus,

das sind offenbar deutsche Büm oder Bvm, die anscheinend von der DB grade noch rechtzeitig vor der Zerstörung der JZ und des Balkankorridors an die JZ verkauft wurden. Sie dürften auch auf die lange Sicht nicht mehr gebraucht werden, die großen internationalen Schnellzüge durch Jugoslawien wird es nicht mehr geben.

Die Lokomotiven sind (west)deutsche V 200. Wie genau deren Odysee aussah, weiß ich nicht - ich meine, sie seien über Griechenland oder Albanien nach Jugoslawien gekommen.

Schöne Grüße

MM