Reden über Emotionen

Hallo!

Solange Gläubige auf der ganzen Welt sich selbst nicht begreifen (nach dem Schlüsselsatz des Sokrates vor über 2300 Jahren „Erkenne dich selbst!“) wird sowohl in der Philosophie wie auch in der Religion kein effektiver Fortschritt an Wissen geschehen, sondern nur eine ewige Zu-Zementierung bekannter „Wahrheiten“ stattfinden, wo alle Gläubigen nur immer ihren eigenen Glauben bestätigen, wie seit Jahrtausenden.

Das Problem ist dabei die Kommunikation!

Es müsste viel mehr über (unbewusste) Emotionen geredet werden, sowohl im Brett der Philosophie, als auch hier, wenn statt vernünftiger Argumente manche zu Beleidigungen greifen, um ihre Identität zu rechtfertigen.

Was spricht für diesen Vorschlag, mehr über Emotionen zu reden und was spricht gegen diesen Vorschlag eines hinterweltlerischen Philosophen?

Gruß
C.

Über ‚unbekannte‘ eigene oder ‚verurteilte‘ fremde
Hallo Claus,

sich selbst nicht begreifen

Nun ja, nur Gläubige? Und in welchem Sinn? Der Glaube lehrt sie, dass sie sich noch am ehesten selbst begreifen, wenn sie eben ihn, den Glauben, üben.

Sokrates

Orakel von Delphi über dem Eingang

ihren eigenen Glauben bestätigen

Nehmen wir an, jemand bestätigt, dass er einatmet und ausatmet. Möglicherweise studiert er zwischenzeitlich Lungenmedizin, am Ende findet er aber wieder nichts anderes heraus, als dass er eingeatmet und ausgeatmet hat. Liegt er denn so falsch, wenn er z. B. nebenbei noch eine Lungenkrankheit kuriert?

unbewusste

Damit ich über etwas Unbewusstes reden kann, ist es mir entweder schon ein Stückweit bewusst geworden, oder aber ich rede über etwas, das - angeblich! aus meiner Sicht! - andern unbewusst sein könnte.

Vorschlag

Natürlich kann die Offenlegung von Emotionen oft zur Deeskalation beitragen. Es wäre indessen ratsam, man spräche in der Hauptsache von eigenen und nur ausnahmsweise von den supponierten Emotionen anderer.

Eine solche Ausnahme ist evtl. durch eine sehr dominante und eindeutige Emotion gegeben, das ist dann aber eine Frage des konkreten Beispiels, also spricht nicht generell etwas für diesen Vorschlag, selbst wenn Du im konkreten Fall zu Recht daran erinnerst.

Der Vorschlag ist natürlich up to date, weil er mit Kommunikation argumentiert, auch wenn er der Vorschlag eines

hinterweltlerischen Philosophen

(gefühlten) Einzelgängers ist.

Es ist aber darauf zu achten, dass die eigene Emotion nicht völlig unbekannt ist - sonst ist sie wohl via Buchstaben nicht vermittelbar - und dass die fremde Emotion nicht voreilig etikettiert wird oder gar das Argument aufgrund der Emotion leichtfertig vorverurteilt.

Unter diesen Bedingungen: ja, zulässige Anregung, weil auch in emotionaler Hinsicht keiner vollständig neutral ist.

Gruss,
Mike

Hallo.

Was spricht für diesen Vorschlag, mehr über Emotionen zu reden
und was spricht gegen diesen Vorschlag eines hinterweltlerischen
Philosophen?

Ich halte erst einmal nichts von Vorschlägen, welche darauf abzielen, dass andere sich ändern sollen. Ganz im Sinne deines Vorschlages, solltest du hier an dir arbeiten und nicht anderen Vorschläge unterbreiten.

Denn ganz im Sinne des eigentlichen „Erkenne dich selbst“, müsste man hierzu den anderen besser kennen, als sich selbst, ansonsten fliessen Annahmen und Vorurteile in die Vorschläge ein, welche schlicht falsch und damit eben nicht hilfreich sind.

Oder ganz konkret: Im Judentum fühlt dein „neuer“ Vorschlag ganz Bücherregale. Ein grosser Teil beschäftigt sich dann auch mit Emotionen anderen gegenüber und wie hiermit umgegangen werden soll. Und wenn man sich die Bücherveröffentlichungen hier ansieht, kann man wohl kaum davon sprechen, dass hier keine Wissensvermehrung stattfindet.

Gruss,
Eli

Hallo,

Solange Gläubige auf der ganzen Welt sich selbst nicht
begreifen (nach dem Schlüsselsatz des Sokrates vor über 2300
Jahren „Erkenne dich selbst!“) wird sowohl in der Philosophie
wie auch in der Religion kein effektiver Fortschritt an Wissen
geschehen, sondern nur eine ewige Zu-Zementierung bekannter
„Wahrheiten“ stattfinden, wo alle Gläubigen nur immer ihren
eigenen Glauben bestätigen, wie seit Jahrtausenden.

Ist Sokrates Meinung denn besser oder richtiger als die von Jesus oder z.B. des Papstes?
Wo ist der Unterschied ob Du für „erkenne Dich selbst“ eintrittst, weil Du meinst es würde der Gesellschaft helfen oder ob jemand für seinen Glauben eintritt weil er meint, nur so wäre die Gesellschaft „zu retten“?
Natürlich ist Deine Ansicht richtig und konstruktiv - und die der Gläubigen falsch und destruktiv.
Das Problem ist halt nur … die anderen glauben das gleiche wie Du - sie sind richtig - die anderen verirrt und falsch. :o)

Es müsste viel mehr über (unbewusste) Emotionen geredet
werden, sowohl im Brett der Philosophie, als auch hier, wenn
statt vernünftiger Argumente manche zu Beleidigungen greifen,
um ihre Identität zu rechtfertigen.

Das nun wiederum ist nicht ganz so einfach.
Denn die unbewusste Emotion ist ja per Definition gar nicht bekannt.
Wie mag man darüber reden?
Soll ein anderer darauf aufmerksam machen? Lustige Idee :o)

Was spricht für diesen Vorschlag, mehr über Emotionen zu reden
und was spricht gegen diesen Vorschlag eines
hinterweltlerischen Philosophen?

I.d.R. kann man doch die zugrunde liegende Emotion eines Postings erkennen - oder?
Und es steht ja jedem frei seine Texte mit z.B. „Du, ich bin jetzt sehr betroffen, aber das muss ich jetzt doch mal schreiben …“
zu beginnen.

Grüße
K.

Moin,

Es müsste viel mehr über (unbewusste) Emotionen geredet
werden, sowohl im Brett der Philosophie, als auch hier, wenn
statt vernünftiger Argumente manche zu Beleidigungen greifen,
um ihre Identität zu rechtfertigen.

Find ich gut.

Dann fang doch mal damit an, über deine (unbewussten) Emotionen zu reden. Ich bin gespannt.

Gruß,
M.

Hallo!

Schlüsselsatz des Sokrates vor über 2300
Jahren „Erkenne dich selbst!“)

Verwechselst du da nicht etwas? „Gnothi sauton“ steht an der Wand des Apollotempels in Delphi (mit griechischen Buchstaben, versteht sich).
Die vermeintlich aufklärerische Aufforderung hat religiösen Charakter (nämlich: Erkenne, dass du nur ein Mensch und kein Gott bist!*). [Ich gehe hier auf den Zusammenhang mit den Pythagoräern nicht ein.]

Vom dort brachten der junge Chairephon & Co. die Antwort des Orakels auf ihre dummjungenstreichartige Frage (nach Erledigung der Aufträge, deretwegen sie eigentlich hingeschickt worden waren), wer denn der Weiseste sei, nach Hause: „Der Sokrates in Athen ist es.“

Also nicht aus eigenem Antrieb, sondern beunruhigt durch dieses Orakel (also die Antwort des Gottes) fing Sokrates mit seinen systematischen Befragungen an: Gewissermaßen im Auftrag des Gottes wollte er den Orakelspruch verifizieren ("… ob der Gott etwa lügt. Das darf er doch wohl nicht.").
Man kann darüber lachen, aber er fasste seine Fragerei, mit der er den Leuten
(die er nie als „die Doofen“ oder „die doofe Masse“ titulierte, da stand seine keineswegs hinterweltliche, sondern stets urbane Gesprächshaltung dagegen)
ihr Unwissen nachwies und schließlich daran glauben musste, der einzige zu sein, der sich seines Nichtwissens bewusst war, als eine Art Gottesdienst auf. (Man komme da bloß nicht mit der Mär vom Atheisten Sokrates!)

Um auch auf deine Frage einzugehen: Ich antworte mit dem Senecazitat von gestern, das ich hinter deiner Frage wittere: „oratio sollicita philosophum non decet“ (Seneca, ep. 100,4), diesmal ganz frei übersetzt: Kapuzinerpredigerhafte Tiraden sind eines Philosophen unwürdig.

* Diese uns vielleicht merkwürdig vorkommende Aufforderung ist in der Vorstellung des antiken Griechenland gut verankert. Man hat längst gezeigt, dass bei Homer alle Adjektive, die übermenschlich bedeuten, negativen Charakter haben.

Mit freundlichen Grüßen aus dem Urlaub in den Urlaub!
H.

[MOD] - Begründung
Hallo,

ich habe mich nun an der Brettbeschreibung orientiert. Ethische Fragen sind willkommen solange sie mit einem religiösen Konzept verbunden sind, sonst sind sie im Forum Philosophie besser aufgehoben.

Die persönliche Abneigung gegenüber Gläubigen in Vorurteilen zu äußern sehe ich nicht als religiöses Konzept.

Fazit: Laut Brettbeschreibung ist dieser Beitrag hier fehl am Platz.

Vielleicht lässt er sich vorurteilsfrei nochmal im Brett Philosophie diskutieren, oder da es zum Teil auch um unbewusste Emotionen geht, kann ich mir für diesen Teil auch Psychologie als geeignet vorstellen.

freundlichen Gruß
fliegerbaer [MOD]