Referendariat wirklich so schlimm?

Hallo,

ich komme langsam in die Endphase meines Lehramtsstudiums (Lehramt an Realschulen mit der Fächerkombination Englisch und Deutsch) und habe mich daher auch schon intensiv mit meinem in absehbarer Zeit bevorstehendem Referendariat auseinandergesetzt.

Das, was ich bisher von einigen Leuten gehört habe, klingt für mich ausgesprochen abschreckend - das Referendariat wird so dargestellt, als sei es die schlimmste Zeit im Leben, als wäre man den ganzen Tag (von morgens bis in den späten Abend) extrem beansprucht, als bliebe keine Zeit mehr für Privatleben und vor allem (was ich am schlimmsten finde), als seien die Ausbilder und Seminarleiter die reinsten Sadisten, die ihre Freude daran haben, die ihnen anvertrauten Referendare systematisch psychisch fertigzumachen und sie zum Aufgeben zu bewegen.

Was mich auch beunruhigt, ist die Tatsache, dass ich persönlich zwei ehemalige Referendare kenne, die (obwohl beide sehr selbstbewusst sind) aufgrund von übelstem Mobbing im Kollegen- bzw. Ausbilderkreis das Handtuch werfen mussten und sich nun beruflich vollkommen umorientieren mussten.

Da kann man ja wirklich Angst bekommen! Ist das Referendariat denn wirklich so schlimm?

Dass diese Zeit sehr arbeitsintensiv und auchbestimmt nicht immer einfach sein wird, ist mir ja durchaus klar, aber es darf doch nicht sein, dass man von seinen eigenen Ausbildern und Kollegen ins berufliche Aus gedrängt wird, oder?

Wie sind denn Eure Erfahrungen im Referendariat? War das wirklich die schlimmste Zeit in Eurem Leben?

Gibt es im Ernstfall irgendwelche Möglichkeiten, zur Not die Ausbildungsschule bzw. das Studienseminar zu wechseln?

Da ich (obwohl ich in Rheinland-Pfalz Examen machen werde) in NRW mein Referendariat absolvieren möchte, wäre ich auch über Erfahrungen mit Schulen und Studienseminaren im Raum Köln sehr dankbar!

Im voraus ganz, ganz herzlichen Dank!

Viele Grüße und alles Gute,
Sylvia

Hallo Sylvia,

ich bin eigentlich nur „indirekt“ betroffen, da meine Freundin nächstes Jahr mit ihrem Referendariat anfängt (übrigens in RHP).

Aber was ich so mitbekommen hab war unterschiedlich. Die einen Verfluchen es, die anderen kommen gut durch.

Aus meiner Erfahrung sind die negativen Stimmen eindeutig „lauter“ als die positiven obwohl es die wenigsten sind.

In meinem Bekanntenkreis tummeln sich viele Lehrer und Refereten und da ist nix dergleichen, ausser das über zuviel an Arbeit und zu wenig an Freizeit geklagt wird.

Ausprobieren… *smile*

nur so kannst du dir ne eigene Meinung bilden

Halt die Ohren im Wind und die Nase im Sand!

Gruss

Tim

Hallo Sylvia,
ich kann dich beruhigen - ja, as Referendariat ist unglaublich zeitintensiv, und oft bleibt das Privatleben auf der Strecke. ABER mir persönlich hat die Ausbildung am Studienseminar Leverkusen sehr viel Spaß gemacht, die Fachleiter waren KEINE Sadisten, sondern ganz nette Menschen - und auch mit den Ausbildungslehrern hatte ich (bis auf eine Ausnahme - aber die gibt es ja wohl immer und überall) sehr viel Glück. Mit meinen Referendarkollegen hat es auch ganz gut geklappt - mit einem Kollegen habe ich sogar sehr viel team-teaching machen können, was sowohl von der Schule als auch vom Seminar unterstützt wurde. Für uns beide hat das noch mehr Zeit gekostet als sonst, aber wir haben auch sehr voneinander und von der gemeinsamen ARbeit profitiert. Also nur Mut - lass dich bloß nicht einschüchtern und fang bloß nicht mit so einer negativen Einstellung schon an. Das, was danach kommt, ist viel schlimmer!
Ich wünsch dir jedenfalls einen guten Start und dass du es genauso gut triffst wie ich auch.
Liebe Grüße
Ellen
Hallo,

ich komme langsam in die Endphase meines Lehramtsstudiums
(Lehramt an Realschulen mit der Fächerkombination Englisch und
Deutsch) und habe mich daher auch schon intensiv mit meinem in
absehbarer Zeit bevorstehendem Referendariat
auseinandergesetzt.

Das, was ich bisher von einigen Leuten gehört habe, klingt für
mich ausgesprochen abschreckend - das Referendariat wird so
dargestellt, als sei es die schlimmste Zeit im Leben, als wäre
man den ganzen Tag (von morgens bis in den späten Abend)
extrem beansprucht, als bliebe keine Zeit mehr für Privatleben
und vor allem (was ich am schlimmsten finde), als seien die
Ausbilder und Seminarleiter die reinsten Sadisten, die ihre
Freude daran haben, die ihnen anvertrauten Referendare
systematisch psychisch fertigzumachen und sie zum Aufgeben zu
bewegen.

Was mich auch beunruhigt, ist die Tatsache, dass ich
persönlich zwei ehemalige Referendare kenne, die (obwohl beide
sehr selbstbewusst sind) aufgrund von übelstem Mobbing im
Kollegen- bzw. Ausbilderkreis das Handtuch werfen mussten und
sich nun beruflich vollkommen umorientieren mussten.

Da kann man ja wirklich Angst bekommen! Ist das Referendariat
denn wirklich so schlimm?

Dass diese Zeit sehr arbeitsintensiv und auchbestimmt nicht
immer einfach sein wird, ist mir ja durchaus klar, aber es
darf doch nicht sein, dass man von seinen eigenen Ausbildern
und Kollegen ins berufliche Aus gedrängt wird, oder?

Wie sind denn Eure Erfahrungen im Referendariat? War das
wirklich die schlimmste Zeit in Eurem Leben?

Gibt es im Ernstfall irgendwelche Möglichkeiten, zur Not die
Ausbildungsschule bzw. das Studienseminar zu wechseln?

Da ich (obwohl ich in Rheinland-Pfalz Examen machen werde) in
NRW mein Referendariat absolvieren möchte, wäre ich auch über
Erfahrungen mit Schulen und Studienseminaren im Raum Köln sehr
dankbar!

Im voraus ganz, ganz herzlichen Dank!

Viele Grüße und alles Gute,
Sylvia

Lehrjahre sind keine Herrenjahre… :wink:

als sei es die schlimmste Zeit im Leben

Schön ist es nicht (immer).

als wäre
man den ganzen Tag (von morgens bis in den späten Abend)
extrem beansprucht

Wenn Du bisher keine Probleme mit Deinem Zeitmanagement hattest, dann klappt das da auch. Wenn Du allerdings zu den Leuten gehörst, die sich vor jeder Klausur/jedem Referat für Tage verkriechen und nicht mal mehr ans Telefon gehen, könntest Du Schwierigkeiten bekommen.

als bliebe keine Zeit mehr für Privatleben

Siehe oben. Ich denke, Du musst auch selber für Dich entscheiden, wie wichtig Dir Dein Privatleben ist. Ich kenne auch Leute, die vor einer Lehrprobe alles andere vernachlässigt haben, aber für mich ist das nie in Frage gekommen, und ich muss Dir ganz ehrlich sagen, dass ich nicht das Gefühl hatte, dass mein Privatleben zu kurz gekommen ist.

und vor allem (was ich am schlimmsten finde), als seien die
Ausbilder und Seminarleiter die reinsten Sadisten, die ihre
Freude daran haben, die ihnen anvertrauten Referendare
systematisch psychisch fertigzumachen und sie zum Aufgeben zu
bewegen.

Grundsätzlich würde ich das verneinen, aber dass Du mal einen dabei hast, auf den dieser Vorwurf zumindest ansatzweise zutrifft, kann Dir natürlich passieren. Ist aber wohl eher selten.
Sieh’s auch mal so - wenn Du das nicht aushältst, dann solltest Du auch kein Lehrer werden. Hört sich blöde an, aber es ist im Referendariat m.E. tatsächlich so, dass Du ein dickes Fell haben und vor allem zu Dir selber stehen musst. Wenn Du Dir dieses vermeintliche „Fertigmachen“ nicht allzu sehr zu Herzen nimmst und es geradezu an Dir abprallen lässt, dann spricht das doch sehr für Dich!
Das Doofe an meiner Sicht ist viel mehr, dass die meisten Referendarausbilder seit Jahren keinen wirklichen Schulbetrieb mehr mitbekommen haben, weil sie eh nur noch 6 Stunden oder so unterrichten und aus diesem Grund möglicherweise sogar seit Jahren nur noch Sahnekurse in der Oberstufe haben. Ich hatte dann immer das Problem, mir von denen erzählen lassen zu müssen, wie ich eine 8.Klasse am besten in den Griff bekomme!

Was mich auch beunruhigt, ist die Tatsache, dass ich
persönlich zwei ehemalige Referendare kenne, die (obwohl beide
sehr selbstbewusst sind) aufgrund von übelstem Mobbing im
Kollegen- bzw. Ausbilderkreis das Handtuch werfen mussten und
sich nun beruflich vollkommen umorientieren mussten.

Shit happens - sowas findest Du auch woanders, wobei es im Lehrberuf in der Tat fatal ist, weil Du Dich u.U. wirklich völlig umorientieren musst (und das dann mit Ende 20, Anfang 30).

Da kann man ja wirklich Angst bekommen! Ist das Referendariat
denn wirklich so schlimm?

Nein. Augen zu und durch - geht schneller vorbei, als man denkt! Es gibt auch genügend schöne Erfahrungen, und im Grunde liegt viel an Dir, wohin sich Deine Stimmung entwickelt. Damit meine ich jetzt nicht, dass es an Dir liegt, ob eine Stunde gut oder schlecht wird (tut sie natürlich irgendwie schon), sondern dass Du einen schlechten Tag (oder auch zwei) nicht überbewertest.

Dass diese Zeit sehr arbeitsintensiv und auchbestimmt nicht
immer einfach sein wird, ist mir ja durchaus klar, aber es
darf doch nicht sein, dass man von seinen eigenen Ausbildern
und Kollegen ins berufliche Aus gedrängt wird, oder?

Naja, ganz so schlimm wirst Du es schon nicht antreffen.

Wie sind denn Eure Erfahrungen im Referendariat? War das
wirklich die schlimmste Zeit in Eurem Leben?

Wie gesagt - nein! Oder doch? :wink:
Naja, war schon ein einschneidendes Erlebnis, und es war bislang auch wohl mit das anstrengendste, was ich durchgemacht habe, aber „Lehrjahre sind eben keine Herrenjahre“. :wink:

Gibt es im Ernstfall irgendwelche Möglichkeiten, zur Not die
Ausbildungsschule bzw. das Studienseminar zu wechseln?

Schwierig.

Lass den Kopf nicht hängen und geh vor allem POSITIV an die Sache 'ran. Mit soviel Angst im Kopf kann das nur stressig werden.
Außerdem: da wird verdammt viel geredet, das wirst Du auch noch während des Referendariats merken! Das ist wie bei dem Gerede über Geburten - irgendeiner hat immer noch eine viel schlimmere Story! Glauben musst Du aber auch nicht alles!!!

Good luck,
HOFee

Hallo!

das Referendariat wird so

dargestellt, als sei es die schlimmste Zeit im Leben,

Unter dem ‚Vorzeichen‘ bin ich auch ins Referendariat, aber die Realität sah dann doch ziemlich harmlos aus.

den ganzen Tag (von morgens bis in den späten Abend)
extrem beansprucht,

Wenn man etwa die Gelegenheit nutzt, stundenlang mit den Kollegen im der Turnhalle rumzubolzen. :smile:)

als bliebe keine Zeit mehr für Privatleben

Im Referendariat hatte ich davon jedenfalls deutlich mehr als heute (ich arbeite aber nicht als Lehrer).

als seien die
Ausbilder und Seminarleiter die reinsten Sadisten

Kann ja sein, daß es dergleichen auch gibt. Vielleicht hatte ich ja auch ‚nur‘ Glück. Ich hatte einen stinkfaulen Volltrottel (aber harmlos), der Rest war absolut kollegial.

Da kann man ja wirklich Angst bekommen!

Nö. Mach Dir lieber ein eigenes Bild.

Dass diese Zeit sehr arbeitsintensiv

Sie ist nicht arbeitsintensiver als andere Zeiten auch.

Wie sind denn Eure Erfahrungen im Referendariat? War das
wirklich die schlimmste Zeit in Eurem Leben?

Überhaupt nicht! Ich war in Duisburg, zeitweise an einer HS mitten im ‚sozialen Brennpunkt‘. Die Erfahrung will ich nicht missen. Und der ‚formale‘ Kram, Unterrichtsbesuche etc., war auch nicht die Spur ‚schlimmer‘ als ein Referat im Uni-Seminar.

Übrigens: daß es unter den Ausbildern ‚Sadisten‘ auch vorkommen, ist schon klar. Aber das sind ja ‚Lehrer‘, und dagegen müssen sich sonst Schüler wehren.

Viel Erfolg. Und -nicht vergessen- auch viel Spaß!
Martin

Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten! Ihr habt mich sehr beruhigen können und ich sehe meinem Referendariat nun schon viel gelassener entgegen … ich freue mich sogar schon richtig darauf!

Nochmals vielen herzlichen Dank und alles Gute!
Sylvia

:smile:
Hallo Sylvia,
eigentlich wollte ich als ehemalige Referendar auch was posten, aber die Vorredner haben schon alles gesagt… ich kann dir nur viel Glück wünschen und Durchhaltevermögen!!!

Grüsse
Matthias

P.S.: Solltest du nach dem Ref keine Stelle in RHP bekommen, dann probiere es mal in der Schweiz… die suchen!!!

bin drüber gestolpert
Hallo zusammen,
beim Stöbern bin ich auf diesen Artikel gestoßen und ich kann alle angehenden Referendare nur beruhigen: für mich war es eine tolle Zeit.
Aber ich bin eigentlich hier,da ich gelesen hab, dass du, Martin, an einer HS in Duisburg, die zeit deines Referendariats genießen durftest. Zur Zeit bin ich an einer HS in Niedersachsen, sehr ländlich gelegen. Meine Versetzung läuft… Als Wunschgebiet habe ich Duisburg angegeben. Da ich mir nicht vorstellen kann, dass die Versetzung an eine Grundschule klappt, wäre ich doch sehr an deinen Erfahrungen an der HS in Duisburg interessiert.
Alles Liebe
Heike

Hallo,

Das, was ich bisher von einigen Leuten gehört habe, klingt für
mich ausgesprochen abschreckend - das Referendariat wird so
dargestellt, als sei es die schlimmste Zeit im Leben, als wäre
man den ganzen Tag (von morgens bis in den späten Abend)
extrem beansprucht, als bliebe keine Zeit mehr für Privatleben
und vor allem (was ich am schlimmsten finde), als seien die
Ausbilder und Seminarleiter die reinsten Sadisten, die ihre
Freude daran haben, die ihnen anvertrauten Referendare
systematisch psychisch fertigzumachen und sie zum Aufgeben zu
bewegen.

Es kommt ganz drauf an. Als ich Referendariat machte (RL) wurde bis 1,3 eingestellt. Alle Seminarkollegen, die schlechter waren, hatten in Baden-Württemberg zumindest keine Chance, eingestellt zu werden. Nun kannst du dir vorstellen, was das heißt. Sogar der stellvertretende Seminarleiter meinte, man solle abends mal nen Cognac trinken … Mitten in der Prüfungszeit kamen dann auch Vertreter des Arbeitsamtes ins Seminar, um Zukunftsperspektiven aufzuzeigen bzw. um auf das Fehlen solcher hinzuweisen. Für die Prüfungen ließen uns die Seminarlehrer dann auch unmenschlich pauken, dass die Paukschule „out“ ist, und dass es nicht so sehr auf Leistung sondern auf das menschliche Miteinander ankommt. Das setzte dem Ganzen die Krone auf.
Noch im letzten Jahr schickte man an meiner Schule zwei junge Refis in die Wüste, weil sie „nur“ mit 1,8 und 2,0 abschlossen. Dafür hat man neulich gemerkt, dass man ja Lehrer braucht. Jetzt wurde ein Herr eingestellt, der seit 1986 auf der Warteliste saß. Wenn mehr Lehrer gebraucht werden, so wie jetzt, und es kommt nicht auf jedes Zehntel an, kannst du dem ganzen getrost entgegensehen. Wenn es nur darum geht zu bestehen, wirst du die Zeit als sehr interessant und angenehm erleben.
Gruß
Michael