Referendum über Todesstrafe

Hallo,

bekanntlich herrscht derzeit in der TÜR ein Staatsoberhaupt, das mit Demokratie modernerer Prägung wenig am Hut hat. Ein SO, das Demokratie nur als rudimentäre Volksherrschaft begreift, die allein ihm zur Legitimation immer grösserer Machtfülle dient und regulative Mechanismen (Gewaltenteilung) abschaffen soll. Das Ziel ist die auch institutionelle Verankerung einer Diktatur. Ob nach diesem Transformationsprozess das Volk durch gelegentliche Wahlen noch „demokratisch“ bestimmen darf, kann bezweifelt werden.

Die Europäische Union, die sich allzu oft in verblendeter Selbstherrlichkeit auch „Europa“ nennt, scheint dabei die dumme, devote Ziege des SO zu spielen. Noch immer konnte sie sich nicht einmal dazu durchringen, die EU-Beitrittsgespräche vorerst auf Eis zu legen. Wobei es IMHO keinen Zweifel daran geben kann, dass die TÜR in ihrer derzeitigen Verfasstheit, fundamentale Prinzipien der EU mißachtet und sich von den Kopenhager Kriterien soweit entfernt hat wie seit dem Ende der Militärdiktatur nicht.

Seit 1963 wird die TÜR in bevorzugter Stellung als assoziiertes Mitglied auf dem Weg von der EWG über die EG zur EU durchgeschleppt, bekam dann 1993 den offiziellen Status eines Beitrittskandidaten und hat es bislang geschafft, sich soweit zu entwickeln, dass von 33 „Beitrittskapiteln“ genau eines erfolgreich abgeschlossen wurde.

Wahrscheinlich würde eine Nachprüfung ergeben, dass die rechtl. Standards dieses Kapitels mittlerweile auch nicht mehr eingehalten werden. :unamused:

Im Gegensatz zu den Regierungen in Österreich und Luxembourg scheint die Bundesregierung auf Durchzug gestellt zu haben und unser oberster Chefdiplomat agiert tatkräftig für den Erhalt der Beitrittsgespräche.

Es wurde, nachdem das Referendum über das Präsidialsystem schon ein rote Riesenmauer hätte sein müssen, die Behauptung verbreitet, dass die (Wieder)Einführung der Todesstrafe in der TÜR eine rote Linie für die Beitrittsgespräche wäre.

Es fragt sich, ob das schon bei einem Beschluss des türk. Parlaments, bei einem evtl. nötigen Referendum (nur, falls das Parlament nicht dem Willen des SO folgt), oder aber nach der wievielten Exekution genau der Fall wäre? Oder werden Todeskandidaten dann reihenweise begnadigt und als moralische Erpressungsmasse gegenüber der EU eingelagert? Ganz nach dem Motto, man würde sie nicht töten, solange sich die EU weiter devot verhält.

Wie aber wird sich die Bundesregierung verhalten, wenn es zu einem Referendum kommt und auch in D erneut zur Urne gebeten wird?

Zwar gibt es mittlerweile ein Gutachten und heute auch einige Berichterstattung darüber, aber die ist falsch. https://www.bundestag.de/blob/504712/f75ca943093b62df5561d658633577d5/wd-2-039-17-pdf-data.pdf

Das Entscheidungsermessen der Bundesregierungkönnte seine rechtliche Grenze jedoch dann finden, wenn die Genehmigung eines Referendums in Rede steht, in dem über Fragen abgestimmt werden soll, welche die unverbrüchlichen verfassungsrechtlichen und völkerrechtlichen Rechtsstandards und Werte zur Disposition stellen. Zur Entscheidung steht alsbald ein türkischesReferendum über die Einführung der Todesstrafein der Türkei. Hier ließe sich über eine Versagungspflicht der Bundesregierung hinsichtlich der Durchführung eines solchen Referendums in Deutschland diskutieren.

Weder ist die Todesstrafe nach dem geltenden Völkerrecht verboten, noch ist Artikel 102 GG IMHO unverbrüchlich in dem Sinne, dass er nicht geändert/aufgehoben werden könnte. Insoweit sehe ich keine automatische Versagungspflicht und es bleibt eine rein politische Willensentscheidung.

Wird die Bundesregierung nicht nur die rote Linie in Sachen EU-Beitrittsverhandlungen einhalten, sondern auch die Abhaltung eines Referendums auf dt. Staatsgebiet mit allen rechtl. zulässigen Maßnahmen unterbinden?

Gruß
vdmaster

Du weißt doch, Obergrenze grenzenlos…

Wer es heute noch nicht begriffen hat, dass gewisse „demokratische“ Kreise so verhaftet sind in politische Zusagen und Abhängigkeiten, dass Recht-Gesetz-sonstige Ordnungen beliebig interpretiert/gebeugt/missachtet werden (müssen), wählt halt wieder das Gewohnte, macht dicke Backen und beschimpft alles andere.

Franz

der Gerechte

Es bekommt irgendwie eine gewisse Note, falls man das selbst behauptet. :grin:

Begriffen habe ich es durchaus. Nur wie wird sich die Bundesregierung Deiner Ansicht nach tat-sächlich verhalten?

Der Kern deiner Frage bezieht sich wohl auf das Verhalten hinsichtlich anstehender BTW. Die Regierung wird nichts machen! Aber Merkel, Gabriel und Steinmeier „der Deutschlandreisende“ werden sehr viele mahnende Worte über Werte und Moral und Demokratie an Türkei richten. Innenpolitisch und EU-weit die „Rechten“ für alles verantwortlich machen. Und ein paar Gesetzespakete vorschlagen.

Das klingt sehr einfach, aber genau so geschieht es seit 2-3 Jahren. Destruktiv, aber offensichtlich erfolgreich.

Franz

der sich gerne selbst behauptet

3 Like

Ist ja auch logisch, denn dort heißt es: „Die Todesstrafe ist abgeschafft“. Das heißt, es gab sie und es könnte sie wieder geben. In Deutschland argumentiert man daher mit der Menschenwürde:

Das überzeugt zwar nicht, wird jedoch dazu führen, dass die Frage

vermutlich mit ja beantwortet wird.

Tja, was tut man nicht alles, um vom eigentlichen Problem abzulenken? Man wird es als Erfolg verkaufen, dass in den Botschaften keiner wählen können wird. Weiterhin wird aber kein einziger türkischstämmiger Migrant seinen Doppelpass abgeben müssen, weiterhin wird jeder einen deutschen Pass nachgeschmissen bekommen und weiterhin wird kein einziger Migrant um seinen Aufenthalt hier zittern müssen, und sei er noch so straffällig, islamistisch usw. Es sind alle willkommen, uns auf Dauer mit ihrer Anwesenheit zu beehren, worüber die Migranten, die sich mit Deutschland identifizieren, am meisten den Kopf schütteln.

Interessant.

Abgesehen von der Einschätzung, das die Regierung auf jeden Fall die Moralkeule zücken wird, die Du und Franz teilen, kommt ihr doch zum gegenteiligen Endergebnis.

Wenn wir mal Deinen üblichen AfD-Positionssermon ignorieren, der

absolut gehalten und sichtlich übertrieben ist:

  1. Warum traust Du der Regierung diesmal Handlungsstärke zu?
  2. Wie kann die Regierung die Abhaltung des Referendums in D konkret unterbinden (nicht nur untersagen)?

Aus dem Link zum Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes

Würde in einer Auslandsvertretungohne Zustimmung des Empfangsstaateseine Wahl durchgeführt, ließe sich diese indes nicht ohne Weiteres unterbinden: Ein Verstoß gegen Art. 55 Abs. 2WÜK, der die Nutzung von Gesandtschaftsräumen für andere als diplomatische bzw. konsularische Zwecke grundsätzlich untersagt, rechtfertigt wohl kaum eine Durchbrechung des Prinzips der Unverletzlichkeit diplomatischer oder konsularischer Räumlichkeiten.

Die rechtliche Seite habe ich schon beleuchtet. Die Todesstrafe greift nach Ansicht einiger Juristen die Menschenwürde an. In einer Zeit, in der ein Justizminister Partikulargruppen für höchstrichterlich als rechtmäßig bestätigte Verurteilungen Geld zuschanzt, wird die Maus keinen Faden abbeißen.

Politisch gesehen wird man auf die übliche Symbolpolitik zurückgreifen. Man wird so tun, als ließe man die harte Hand walten, weiß aber, dass es eh egal ist. Als ob sich die Todesstrafe verhindern ließe, wenn ein RTE schon davon träumt, dass irgendwelche Gülen-Leute am Galgen baumen.

Null Plan. Wenn RTE will, dass gewählt wird, dann wird man das eben tun. Das ist so wie damals Merkel, die unbedingt die Flüchtlinge nach Deutschland holen wollte, das hat beispielsweise Ungarn am Ende auch nicht verhindern können. Falls RTE nicht auf die Auslandstürkenstimmen verzichten können wird, wird es so kommen, dass einige türkische Migranten in zwei Wochen für eine der Systemparteien in NRW, im September für Angela Merkel und zwischendurch mal für „Hang the Gülen guy higher!“ stimmen dürfen. Doppelpass sei dank.

Schon verrückt, nicht? Aber die deutsche Politik ihr wollt es so. Weil ihr auch in zwei Wochen und/oder im September für eine Partei stimmen werdet, die dafür sorgen wird, dass sich in der Einwanderungspolitik nichts, aber auch gar nichts ändert.