Reflexive Sozialpädagogik

Hallo,

ich studiere im 1. Semester Soziale Arbeit und wir sollen ein Referat über die Theorien /Theoretiker der SA schreiben. Mein Thema lautet „Reflexive Sozialpädagogik“ nach Dewe und Otto.

Im Grunde habe ich verstanden um was den den beiden Herren geht, nämlich darum, dass SA nicht einseitig verwissenschaftlicht wird. Sie fordern, das Theorie und Praxis gleichermaßen vermittelt werden und aufeinander bezogen Anwendung findet.
Sie stellen die Frage, wie das dann aussieht, wenn der Professionelle mit dem Klienten arbeitet und sind der Auffassung, dass der Sozialarbeiter, um seinem Klienten helfen zu können, beides, theoretisches als auch praktisches Wissen braucht.
Dies ermöglicht ihm, seine Arbeit gegenüber dem Klienten transparent zu mache und ihn besser miteinbeziehen zu können.

Auch sagen sie, dass es keine genau Definition von SA gibt, wegen der Allzuständigkeit.
Allerdings wird auch noch von Dienstleistung gesprochen, was ich wiederum nicht in einen Zusammenhang bringen kann.

So, es mag blöd klingen, aber mir wird aus dem Text, den uns unsere Dozentin gegen hat nicht klar, wie sie auf die Entwicklung ihrer Theorie kamen. Den „historischen Kontext“ versteh ich nicht… ???.

Ich wäre Euch sehr verbunden, wenn mir jemand ein paar Denkanstöße dazu liefern könnte.

Danke im Voraus
Gruß

Dana

Hallo Dana, puh, die Frage fällt mir nicht leicht.
Die beiden Theoretiker kenne ich nicht. Denkanstöße-ok…Ich schreib dir mal, was ich nach 20 Jahren Sozialer Arbeit „begriffen“ habe: Es gibt mangels universitärem Studium kaum eine eigenständige Lehre der Sozialen Arbeit. Es gibt nur extrem wenige eigenständige Theorien. Die Soziale Arbeit bedient sich bei anderen Theorien: Pädagogik, Recht, Psychologie…
Das Studium ist zudem das „Eine“, die „Praxis“ das ganz „Andere“, je nachdem wo man später arbeitet. Die Arbeitsfelder sind so extrem unterschiedlich, dass man sie kaum vergleichen kann. In der Praxis sind die gesetzlichen Vorgaben des jeweiligen Aufgabengebietes (z.B. SGB VIII) richtungsweisend, zudem die Vorgaben des Arbeitgebers (z.B. Dienstanweisungen der Kommune). Es ist schade, dass die Soziale Arbeit so wenig theoretisch untermauert ist und sich selbst so wenig reflektiert. Das führt zu Verunsicherungen, Spaltungen, wenig Zusammenhalt, wenig gewerkschaftlicher Organisation, schwachen Berufsverbänden usw.
Soziale Arbeit ist extrem herausfordernd und viel zu schlecht bezahlt. Voraussichtl. wird sich mittelfristig daran wenig ändern. In der Praxis besteht immer die Gefahr, dass man vom jeweiligen Arbeitgeber komplett „geschluckt“ wird und mehr als „bessere Bürokraft“ tätig ist (viel Tipparbeit am PC, Aktenführung usw.) Oft ist es eigentlich mehr Sozialverwaltung als Soziale Arbeit. Insofern ist das Studium sehr wichtig, damit man ein bisschen ein Selbstwertgefühl und ein Fundament für das eigene Handeln bekommt.
Die wirklichen Erfolge sind später oft sehr sehr gering.
Was machbar ist ist immer häufiger eine Frage des Geldes/der Mittel. Häufig gibt es viel zu hohe Fallzahlen oder lange Wartezeiten für eigentl. erforderl. Hilfen.
Sozialarbeiter stehen zw. Theorie u. Praxis.
Sie sollten „aufmüpfig“ und kritisch sein und immer wieder für ihre Klienten sprechen u. Forderungen stellen, da diese dies selbst meist nicht können. Diese Aufgabe gibt es zusätzlich zur alltägl. Arbeit u. sie kostet viel Engagement und Zeit. Hin und wieder sollte man aber so was tun, z.B. darauf hinweisen, was eigentlich erforderl. wäre, auf eine Theorie Bezug nehmen, auf einer Personalversammlung Verbesserungen anmahnen usw.
Verstehst du, was ich sagen will? Das ist der eigentl. Auftrag der Sozialen Arbeit, aber der fällt heutzutage fast immer „hinten runter“, dafür wird man nicht mehr bezahlt. Das ist eine Diskrepanz.
Was noch: Oft geht es gar nicht so sehr um Inhalte, sondern darum, eine Beziehung zu einem Klienten aufzubauen, einfach zuzuhören, menschlich für jd. da sein. Grade in Fällen, wo es hoffnungslos aussieht oder wenig vorangeht, sollte man das nicht unterschätzen. Sozialarbeiter sind oft die einzigen oder letzten, die noch Zugang zu einem Klienten haben oder noch „zuständig“ sind (z.B. psychisch Kranker in verwahrloster Wohnung, vernachlässigtes Kind, einsamer alter hilfloser Mensch usw.) Insofern ist die Arbeit SEHR wichtig! Aber man muss sie mit professioneller Distanz machen, sonst frisst sie einen auf. Soweit. Viele Grüße und viel Freude am Studium! Ev

Eine gute Antwort gibt es im Buch „Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit“.

Letztendlich geht es um die Frage, was gute Absicht von professionellem Handeln unterscheidet. Der Soz. Päd. hat sein Wissen, seine Erfahrungen und seine Methoden. Darauf begründet er eine Hypothese für seine Intervention, die sich von der „guten Tat“ durch Theoriewissen, Methoden, Begründung und Transparenz und Revidierbarkeit unterscheidet. Der Soz. Päd bringt seine Person als Werkzeug ein und sein Produkt entsteht im Moment der Intervention.

Danke, aber von wem ist das Buch ?, hab nur was gefunden von Hiltrud v. Spiegel ???.

Hallo Sucom,

erst einmal Verzeihung, dass ich so verspätet antworte!
Ich muss außerdem gestehen, dass ich die Theorie von Dewe/ Otto nicht gelesen habe, ich mich aber in diesem Semester auch viel mit der Problematik Theorie/ Praxis beschäftigen musste.
Auch wenn es dir wahrscheinlich nichts mehr bringt, möchte ich dir eine Antwort mit „Tipps“ geben, die du generell bei Texten (gerade wenn es um den „gesellschaftl. - historischen Kontext“ geht) anwenden kannst.

Als erstes kannst du immer versuchen, den Text zeitlich einzuordnen (wann wurde er geschrieben und was ist zu dieser Zeit passiert// Gab es zu der Zeit Streitigkeiten innerhalb der SA?). Wenn du dir darüber einen guten Überblick verschafft hast, näherst du dich der Intension der Autoren an.
Außerdem ist es immer nützlich zu schauen, was du über den Autor selbst erfahren kannst (gehört er einer bestimmten Schule an? Hat er vielleicht eine politische oder bildungstechnische Meinung?).
Als dritter Schritt eine kurze „Textanalyse“: Ist es ein empirisch - wissenschaftlicher Text. Ist er philosophisch? Was war das Ziel - eine Theorie aufzustellen, eine Analyse zu machen?

Natürlich wird nicht erwartet, dass du das bei jedem Text machst, aber es ist immer sehr nützlich wenn du dir diese 3 Schritte merkst, um so zu verstehen, was der Text erreichen soll.

Den gesellschaftl. - historischen Kontext findest du oftmals nicht im Text, sondern in der Recherche. Dieser ist gerade bei „älteren“ Texte jedoch wichtig, um die Grundgedanken des Autors zu verstehen. Jemand der z.B. im frühen Mittelalter über Armut berichtet, betrachtet sie völlig anders als jemand, der heute lebt. Und daher verändert sich die Intension und evtl. auch die „Anwendbarkeit“ des Inhalts.

Viel Erfolg auch weiterhin im Studium und schöne Semesterferien!

Gruß,
Caly-Chan

Hallo Dana,

ich war hier leider zu lange nicht aktiv, daher sehe ich deine Frage erst jetzt. Befürchte, dass diese beiden „Theoretiker“ mir im Studium auch nicht über die „Füsse“ gelaufen sind.

Viele Grüße

Eric