Hallo Dana, puh, die Frage fällt mir nicht leicht.
Die beiden Theoretiker kenne ich nicht. Denkanstöße-ok…Ich schreib dir mal, was ich nach 20 Jahren Sozialer Arbeit „begriffen“ habe: Es gibt mangels universitärem Studium kaum eine eigenständige Lehre der Sozialen Arbeit. Es gibt nur extrem wenige eigenständige Theorien. Die Soziale Arbeit bedient sich bei anderen Theorien: Pädagogik, Recht, Psychologie…
Das Studium ist zudem das „Eine“, die „Praxis“ das ganz „Andere“, je nachdem wo man später arbeitet. Die Arbeitsfelder sind so extrem unterschiedlich, dass man sie kaum vergleichen kann. In der Praxis sind die gesetzlichen Vorgaben des jeweiligen Aufgabengebietes (z.B. SGB VIII) richtungsweisend, zudem die Vorgaben des Arbeitgebers (z.B. Dienstanweisungen der Kommune). Es ist schade, dass die Soziale Arbeit so wenig theoretisch untermauert ist und sich selbst so wenig reflektiert. Das führt zu Verunsicherungen, Spaltungen, wenig Zusammenhalt, wenig gewerkschaftlicher Organisation, schwachen Berufsverbänden usw.
Soziale Arbeit ist extrem herausfordernd und viel zu schlecht bezahlt. Voraussichtl. wird sich mittelfristig daran wenig ändern. In der Praxis besteht immer die Gefahr, dass man vom jeweiligen Arbeitgeber komplett „geschluckt“ wird und mehr als „bessere Bürokraft“ tätig ist (viel Tipparbeit am PC, Aktenführung usw.) Oft ist es eigentlich mehr Sozialverwaltung als Soziale Arbeit. Insofern ist das Studium sehr wichtig, damit man ein bisschen ein Selbstwertgefühl und ein Fundament für das eigene Handeln bekommt.
Die wirklichen Erfolge sind später oft sehr sehr gering.
Was machbar ist ist immer häufiger eine Frage des Geldes/der Mittel. Häufig gibt es viel zu hohe Fallzahlen oder lange Wartezeiten für eigentl. erforderl. Hilfen.
Sozialarbeiter stehen zw. Theorie u. Praxis.
Sie sollten „aufmüpfig“ und kritisch sein und immer wieder für ihre Klienten sprechen u. Forderungen stellen, da diese dies selbst meist nicht können. Diese Aufgabe gibt es zusätzlich zur alltägl. Arbeit u. sie kostet viel Engagement und Zeit. Hin und wieder sollte man aber so was tun, z.B. darauf hinweisen, was eigentlich erforderl. wäre, auf eine Theorie Bezug nehmen, auf einer Personalversammlung Verbesserungen anmahnen usw.
Verstehst du, was ich sagen will? Das ist der eigentl. Auftrag der Sozialen Arbeit, aber der fällt heutzutage fast immer „hinten runter“, dafür wird man nicht mehr bezahlt. Das ist eine Diskrepanz.
Was noch: Oft geht es gar nicht so sehr um Inhalte, sondern darum, eine Beziehung zu einem Klienten aufzubauen, einfach zuzuhören, menschlich für jd. da sein. Grade in Fällen, wo es hoffnungslos aussieht oder wenig vorangeht, sollte man das nicht unterschätzen. Sozialarbeiter sind oft die einzigen oder letzten, die noch Zugang zu einem Klienten haben oder noch „zuständig“ sind (z.B. psychisch Kranker in verwahrloster Wohnung, vernachlässigtes Kind, einsamer alter hilfloser Mensch usw.) Insofern ist die Arbeit SEHR wichtig! Aber man muss sie mit professioneller Distanz machen, sonst frisst sie einen auf. Soweit. Viele Grüße und viel Freude am Studium! Ev