Reha nach Schlaganf, Wer entscheidet? Kriterien?

Hallo,
Folgendes Problem: Mein Schwiegervater ist jetzt nach Schlaganfall bereits 6 Wochen in der Reha. Er kann die komplette linke Seite nicht benutzen, ihm muss beim Aufstehen in den Rollstuhl hinein geholfen werden. Er schafft mit Hilfe eines Pflegers 2-3 Schritte. Aber er macht täglich Fortschritte.

Nun heißt es, er käme in ca. 4 Wochen nach Hause. Das ist aus mehreren Gründen bedenklich. Zuhause kann ihm niemamnd beim aufstehen helfen (Die Frau ist selbst behindert und sehr gebrechlich). Die Wohnung (über mehrere Halbetagen) hat unzählige Treppen. Ohne Treppensteigen kommt er weder ins Bett, noch ins Bad noch auf Toilette, noch aus dem Haus raus. Also im aktuellen Zustand ist ein Leben zuhause gar nicht möglich.

Wir hatten auf hinreichende Erfolge in der Reha gehofft. Bei seinen Fortschritten könnte er vielleicht noch selbständiges aufstehen und laufen lernen. Eigentlich wäre Treppe steigen können unbedingt erforderlich. Daher wäre uns eine noch möglichst lange Reha wichtig.

Wer entscheidet, wann die Reha beendet ist? Der behandelnde Arzt? Die Krankenkasse?

Nach welchen Kriterien wird das entschieden?
Nach den erreichten Fortschritten oder ob noch Fortschritte zu erwarten sind? Bereits verbrachte Zeit in Reha?

Wie können wir auf die Beurteilung Einfluss nehmnen? Spielt die erschwerte Situation zuhause eine Rolle?

Noch ist keine Pflegestufe beantragt. Spielt die Pflegestufe eine Rolle dabei?

Danke für die Hilfe

Hallo, Petersburg11,

ich würde mit dem Chefarzt sprechen um eine Verlängerung der Reha über die KK zu erreichen. Wichtig ist dabei, die häusliche Situation zu schildern, die eine Strapaze für den Patienten bedeuten würde und zu einem Rückfall führen könnte.
Abgesehen davon, dass ein Krankenpflegebett und ein Treppenlift-Zuschuss bei der KK beantragt werden kann, müssten Bad und Toilette behindertengerecht umgebaut werden und zudem ein Pflegedienst nach Hause kommen, um den Patienten ambulant zu versorgen. Dieser Dienst würde über Rezept des Hausarztes oder Neurologen kommen.
Außerdem gibt es die ambulante Reha, bei der der Patient stundenweise tagsüber in verschiedene Einrichtungen gebracht wird( über den Pflegedient) und versorgt wird( Mittagessen).
Einrichtungen und Informationen über: www.schlaganfall-hilfe.de
und : www.das-schlaganfall-forum.de/Forum/Rehabilit
In den Gelben Seiten des Telefonbuchs findet man gleichfalls Einrichtungen. Ev. gibt es eine Schlaganfall-Hilfe in Ihrer Stadt und man kann Sie dort beraten inwieweit Sie Hilfe von der KK erwarten dürfen.
Auf jeden Fall eine Pflegestufe beantragen!!!Das ist sehr, sehr wichtig!!! Reden Sie mit dem Hausarzt darüber!

Alles erdenklich Gute- Schaddie

Prima. Wenn ich also rchtig verstanden habe: die KK entscheidet, der Chefarzt stellt die Argumente.

Vielen Dank für die ausführliche Antwort und die hilfreichen Tipps.

Hallo,

über die Dauer der Rehamaßnahme entscheidet die Krankenkasse zusammen mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkasse (MDK). Dieser beurteilt nach dem vorliegenden Antrag bzw. Verlängerungsantrag der Reha-Klinik. Eine Rehamaßnahme ist jedoch in gewisser Weise zeitlich begrenzt. Eine genaue Dauer hängt vom individuellen Fall ab.

Dass das häusliche Umfeld eine Pflege zuhause nicht ermöglicht, spielt hier keine Rolle.

Möglicherweise wäre die Kurzzeitpflege in einem Pflegeheim hier hilfreich. Dazu müssen Sie umgehend einen Antrag auf Pflegeleistungen und KZP bei der zuständigen Kranken-Pflegekasse stellen. Es kann mittlerweile auch in der Reha-Klinik begutachtet werden oder sogar nach Aktenlage.

Sie können gegen die Entscheidung der Krankenkasse selbstverständlich Widerspruch einlegen. Ob das was bringt, wage ich zu bezweifeln.

Mfg

Matthias

Der Chefarzt beurteilt was noch gemacht werden kann, damit sich der Zustand bessert und agumentiert mit diesen Tatsachen vor der KK. Ich denke, in Kenntnis der heimischen Situation wäre für den Patienten eine längere Reha nötig, denn er soll ja dann daheim in der Lage sein, eine ambulante Therapie zu machen. Auf jeden Fall die Pflegestufe beantragen, denn so eine professionelle Betreuung kann bei Schlaganfällen bis zu 3 Jahre dauern. Finanziell ist das nur über die Pflegestufe möglich.
Alles, alles Gute - Schaddie

Bitte,sofort den Szialdienst im Hause der Reha konsultieren,der unternimmt alles weitere,
Reimund Goldbach

Hallo,

die neurologische Reha (nach deiner Beschreibung aktuell: Phase C) dauert in der Regel wesentlich länger als eine normale Reha (die ja üblicherweise nach längstens 4 Wochen vorbei ist). Ein Regel für die Dauer gibt es nicht, da die Fortschritte - wie du ja schon beschrieben hast - sehr unterschiedlich sind.

Die Kasse bewilligt die Kostenübernahme erstmal für einige Wochen, dann stellen die Rehaärzte ggf. einen Verlängerungsantrag. Dafür schreiben sie einen ausführlichen Bericht, in den Sie auch die persönliche Situation und die Einschätzung der Angehörigen aufnehmen können. Die Kasse kann darüber aber nicht von sich aus entscheiden, sondern ist verpflichet, die Unterlagen einem Gutachter (dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung - MDK) zur Begutachtung vorzulegen. Der entscheidet dann. Die Kasse ist an das Urteil weitgehend gebunden, da ein Sachbearbeiter ja keine medizinische Einschätzung vornehmen kann.

Sprich in jedem Fall mit den Ärzten in der Reha. Das ist ganz ganz wichtig.

Gruß,
Christian

PS.: Da die Kasse ja an die rechtlichen Rahmenbedingungen gebunden ist (auch wegen der Rehadauer), kann ich Euch nur DRINGEND empfehlen umgehend einen Pflegeantrag zu stellen. Dabei ist Euch der soziale Dienst der Klinik behilflich. Nur so könnt ihr schnell und effektiv eine (evlt. auch nur vorübergehend notwendige) Heimunterbringung (z.B. als Kurzzeitpflege) einleiten. Und ganz unabhängig davon: wenn eine Pfelgestufe bewilligt ist, stehen Euch auch Leistungen durch die Pflegekasse zu, die die Krankenkasse (aus der Krankenversicherung) nicht erbringen kann… z.B. Zuschüsse für Umbaumaßnahmen.
Euch alles Gute.

Noch ist keine Pflegestufe beantragt. Spielt die Pflegestufe
eine Rolle dabei?

Na dann aber los es wird aller höchste Zeit. Man kann doch nicht alles schleifen lassen.

Also am besten erstmal sich nach möglicheen Leistungen erkundigen (z.B. bei Pflegestufe Leistungen der Wohnumfeldverbesserung).

Nähere Informationen erhalten Sie bei der Kranken/Pflegekasse oder wenn es um das gesamte Leistungssprecktrum was über Kranken- und Pflegekassen hinaus geht dann einfach bei dem zuständigen Pflestützpunkt informieren.

Link:

http://gesundheits-und-pflegeberatung.de/html/pflege…

Vielen Dank. Jetzt weiß ich schon viel mehr worauf es ankommt.

Danke
Peter

Ja sicher, das probieren wir natürlich.
Ist halt manchmal schwierig, wenn man zum Besuch (ab 15.00 Uhr) 200 km weit anreisen muss, und der Soziale Dienst dann Öffnungszeit 9.00 bis 10.00 Uhr hat :wink:

Vielen Dank füt die Hilfe.

Peter

Bitte,sofort den Szialdienst im Hause der Reha
konsultieren,der unternimmt alles weitere,
Reimund Goldbach

Super. Vielen Dank für die klare Information. Genau das hab ich gebraucht.

Danke
Peter

OK, wenns so wichtig ist, das so schnell zu machen, kurbele ich das mal an.
Müsste ja eigentlich die Ehefrau machen. Aber gerade zeigt sich da etwas überforderung…

Vielen Dank
Peter

Hallo,
in der Reha wird entschieden nach ärztlicher Beurteilung wielangege ein Reha-aufenthalt für erforderlich scheint.In der Beurteilung bei deinem Schwiegervater geht der Arzt davon aus das sich in 4 Wochen Fortschritte zeigen.Nicht immer ist das der Fall und häufiger kommt es auch zu weiteren Verlängerungen. Dieses wird dem Kostenträger (ich kenne den deines Schwiegervaters nicht)mitgeteilt, der das genehmigen muss.Aus Kostengründen wird das häufig von Seiten des Konstenträgers zeitlich begrenzt.
Die Gesamtsituation betreffend würde ich einen gemeinsamen Termin mit dem Sozialberater der Reha-Klinik machen um mit ihm nötige Dinge in die Wege zu leiten.Auch sollte man die häusliche Situation und auch die räumliche ansprechen. Es gibt viele Hilfmöglichkeiten die beantragt werden können, sowie auch die Pflegestufe 1. In der Reha kann man diese Wege gemeinsam beschreiten.Das beinhaltet von Umbauarbeiten behindertengerecht bis hin zur Hilfe im Haushalt us.w. In den Rehazentren sind deswegen immer Sozialberater eingesetzt.Nehmt unbedingt einen Termin wahr, er kann vieles klären.

Hallo Roberta,

vielen Dank. Ich hoffe, meine Schwiegermutter kriegt den überarbeiteten Sozialberater endlich mal zu fassen.

Und ich bekomme leider alles immer ur aus dritter Hand erzählt.

Jetzt bin ich schon etwas schlauer.

Danke

Peter

Hallo,

sorry für die späte Antwort (war im Urlaub). Grundsätzlich bewilligt die Kasse eine Reha für einen gewissen Zeitraum und wenn die Ärzte in der Klinik dann der Meinung sind, dass noch eine längere Reha erforderlich ist, beantragen sie bei der Kasse eine Verlängerung. Die Kasse entcheidet dann (ggf. unter Einschaltung des Medizinischen Dienstes) ob die Verlängerung bewilligt wird.

Interessant wäre zunächst mal, wer denn gesagt hat, dass in 4 Wochen eine Entlassung erfolgen soll. Es kann durchaus auch sein, dass die Ärzte in der Rehaklinik nach 10 Wochen gar kein Potenzial für eine weitere Verbesserung des Zustandes sehen und deshalb gar keine Verlängerung mehr beantragen. Eine Reha kann nämlich nur bewilligt werden, wenn der Patient auch rehafähig ist und eine Verbesserung des Zustandes zu erwarten ist.

Die Versorgungsprobleme, die zu Hause bestehen, sind kein Grund für einen längeren Verbleib in der Rehaklinik. Hier würde ich mich schnellstmöglich bei der Kasse erkundigen, welche Möglichkeiten der Untertützung (Pflegeleistungen, häusliche Krankenpflege, Hilfmittel etc. ) hier bestehen.

Grüße

Ralf

Und was wurde entschieden ?
@Petersburg11:

Hi, bei uns ist nun eine ähnliche Situation denkbar!
Wie ist es denn bei Euch weitergegangen ?
Wurde eine verlängerung zugestimmt ?

lg

Hi Steff,
die ganze Sache ist nun ja schon über ein Jahr am laufen. Insofer eine längere Geschichte.
Also, wie du in dem ganzen Thread nachlesen kannst, entscheidet tatsächlich der Arzt der Rehaklinik zusammen mit dem medizinische dienst der Krankenkasse, ob die Reha fortgeführt wird. Gibt es nur wenig Aussicht auf weitere Besserung, endet die Reha (ziemlich abrupt) mit wenig Zeit sich darauf vorzubereiten. Bei uns hieß es dann plötzlich übermorgen kommt der Schwiegervater nach Hause.
Geholfen hat in dieser Situation ein privater Pflegedienst vor Ort. Die haben sich um allen Papierkram gekümmert, um Pflegebett, Windeln, Rollstühle und alles was man so braucht. Die haben auch Tipps gegeben, wo man Förderung für Umbauten beantragen kann. Der private Pflegedienst kostet natürlich Geld. Man versicherte uns, dass nach der Pflegeeinstufung (Medizinischer Dienst der eigenen Kranken- und Pflegeversicherung) die Kosten für den Privaten Pflegedienst Rückwirkend übernommen werden. Also: so schnell wie möglich Pflegestufe beantragen!!!
Seit dem liegt der arme Schwiegervater, der bis heute nicht aleine aufstehen oder laufen kann, im Pflegebett im Wohnzimmer (Bad und Schlafzimmer unerreichbar eine Etage tiefer). „Toilettengänge“ regeln wir mit Bettflasche, Toilettenrollstuhl oder Windel.
Ob ihm tagsüber jemand helfen kann, interessiert niemanden.
Die Pflegeeinstufung (Stufe 2) reicht nicht einmal ganz aus für privaten Pflegedienst 10-15 Minuten morgens und Abends (Pflegedienst macht bei uns im Prinzip nur die Körperpflege, ggf. aus dem Bett holen und anziehen, rasieren nur bei Bedarf), jeder Handgriff kostet extra. Wir zahlen auf die Pflegeversicherungs-Rente noch ca. 300 EUR mtl. drauf.
Den restlichen Tag, mit ca. 3 mal aus dem Btt und wieder rein, Essen, usw. organisieren wir privat. Ich habe von Freunden gehört, es gäbe Helferinnen aus dem Osteuropäischen Ausland, die für wenig Geld für 1-2 Monate kommen, solange bei euch wohnen, und den ganzen Tag für alles was notwengig ist (vom Toilettengang bis Einkäufe) da ist. Das muss man privat herausfinden (umhören, der private Pflegedienst sagt dazu natürlich nix), und kostet noch ca. 1000 EUR extra, über eine entsprechende Agentur kostets auch mehr (viel billieger als privater Pflegedienst, aber werder das eine noch das andere können wir uns leisten, für Stationäre Pflege reicht die Pflegeversicherung nicht im entferntesten, die kostet mehrere tausend extra im Monat), Die Spanne dessen, was da kommt, reicht von nett und erfahren, bis lustlose Alkoholiker. Am besten jemanden mit guten Empfehlungen nehmen.

Was die weitere Reha angeht: Vom Hausarzt verschrieben, kommen Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie 1-2 x pro Woche ins Haus. Das reicht nicht im entferntesten. Eigentlich muss täglich viel geübt/trainiert werden. Aber dafür muss eben jemand auch die Zeit haben. Bisher also nur wenig Besserung der gelähmten Seite. Noch, kann er nicht allein ohne fremde Hilfe gehen.

Jetzt, ca. 9 Monate nach Rückkehr aus der ersten Reha direkt nach dem Schlaganfall, wurde nun eine erneute Rehamaßnahme genehmigt.

Ich hoffe, mein Erfahrungsbericht hilft dir weiter. Wenn noch Fragen sind, immer raus damit.

LG
Peter