Reihenschaltung von Hochspannungsdioden

Hallo,

ich bitte um Tips bei folgendem Problem:
mit Hilfe eines PWM-angesteuerten Hochspannungs-Übertragers (Eintakt-Sperrwandler) soll ein Kondensator auf 1700 Volt aufgeladen werden. Um eine Entladung des Kondensators über die Sekundärwicklung des Übertragers zu verhindern, habe ich bisher drei je 600 Volt Hochspannungsdioden mit 50 Nano-Sekunden Sperr-Verzögerungszeit in Reihe geschaltet (3 x 600 = 1800Volt), jedoch sind mir die Dioden nach kurzer Zeit immer wieder kaputt gegangen. Die Ursache hierfür ist wohl darin zu suchen, weil die Dioden in Sperrrichtung einen sehr unterschiedlich hohen Sperrwiderstand besitzen, und daher der Spannungsabfall an der Diode mit dem höchsten Sperrwiderstand höher als 600Volt ist, und die entsprechende Diode deshalb als erste „durchbrennt“, wobei wobei kurz danach die beiden anderen Dioden auch kaputt gehen, d. h. keine Sperrwirkung mehr zeigen.

Meine Frage: was für Möglichkeiten gibt es, dieses Problem zu lösen. Wohlgemerkt, die Sperrverzögerungszeit der verwendeten Dioden soll um die 50ns (Nanosekunden) liegen. Vielen Dank für Eure Tips!

Grüße von Alexander

Hallo Alexander,

Problem und Vermuting sind soweit richtig.

mögliche Abhilfen:

a) Widerstände parallel zu jeder Diode, die deutlich mehr Strom als die Dioden durchlassen. somit bleibt der Spannungsabfall bei allen Dioden in gleicher Größenordnung.

b) geringere Dioden-Sperrspannung zugrunde legen. Man ging früher so von 60% aus. (Also: Mehr dioden nacheinander schalten)

c) evt. Dioden enger selektieren, auf jeden Fall eine Charge, also z.B. 3 Stück hintereinader weg von einem Gurt.

d) Kombination aus allen 3

Gruß
achim

danke für die Lösungen
Lieber Achim,

vielen Dank für die schnellen und sehr hilfreichen Antworten!
Ich hatte Lösung a) schon versucht, indem ich parallel zu jeder der drei 600V-Dioden einen 200MOhm-Widerstand gelötet hatte. Die 200MOhm deswegen, weil ich die Symmetrierung nur für den (statischen) Sperr-Zustand auslegen wollte, bei dem der Sperrstrom nur wenige Mikroampere beträgt, doch dies hat wohl deswegen nichts gebracht, weil der dynamische Sperrwiderstand, (damit meine ich den Sperr-Widerstand der Diode im Umschaltzeitpunkt) wohl wesentlich niedriger, bzw. wie du sagst, im Bereich des Durchlasswiderstandes liegt. Ich müsste also verhältnismäßig niedrige Parallel-Widerstände zur einzelnen Diode schalten, aber weil der Kondensator möglichst schnell aufgeladen werden soll, werde ich jetzt erst mal Lösung b) - mehrere Dioden in Reihe - ausprobieren.

Danke nochmal für die Hilfestellung!
Gruß, Alexander

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Alexander,

ich bitte um Tips bei folgendem Problem:
mit Hilfe eines PWM-angesteuerten Hochspannungs-Übertragers
(Eintakt-Sperrwandler) soll ein Kondensator auf 1700 Volt
aufgeladen werden. Um eine Entladung des Kondensators über die
Sekundärwicklung des Übertragers zu verhindern, habe ich
bisher drei je 600 Volt Hochspannungsdioden mit 50
Nano-Sekunden Sperr-Verzögerungszeit in Reihe geschaltet (3 x
600 = 1800Volt),

Du meinst, das sind die Gleichrichterdioden ???

jedoch sind mir die Dioden nach kurzer Zeit
immer wieder kaputt gegangen. Die Ursache hierfür ist wohl
darin zu suchen, weil die Dioden in Sperrrichtung einen sehr
unterschiedlich hohen Sperrwiderstand besitzen, und daher der
Spannungsabfall an der Diode mit dem höchsten Sperrwiderstand
höher als 600Volt ist, und die entsprechende Diode deshalb als
erste „durchbrennt“, wobei wobei kurz danach die beiden
anderen Dioden auch kaputt gehen, d. h. keine Sperrwirkung
mehr zeigen.

Das glaube ich nicht. Soo schnell gehen die dann auch nicht kaputt.

Meine Frage: was für Möglichkeiten gibt es, dieses Problem zu
lösen. Wohlgemerkt, die Sperrverzögerungszeit der verwendeten
Dioden soll um die 50ns (Nanosekunden) liegen. Vielen Dank für
Eure Tips!

Wenn es die Gleichrichterdioden des Sperrwandlers sind, was sich zwischen Deinen Zeilen erahnen läßt, bist Du mit der Sperrspannung möglicherweise viel zu niedrig. Die Dioden müssen ja nicht nur die Ausgangsspannung sperren sondern die Summe aus Ausgangsgleichspannung und der transformierten Eingangsspannung. Bei normal dimensionierten Sperrwandler-Netzteilen mit kurzer Fluß- und langer Sperrphase können so locker Sperrspannungen von dem über 5-fachen der Ausgangsspannung auftreten. In Deinem Fall also über 8000 Volt. Es wäre also ganz sinnvoll, wenn Du mal beschreibst, wie Dein Sperrwandler arbeitet.
Ein Widerstand parallel zu jeder Diode reicht übrigens nicht aus, um mehrere Dioden in Serie zu schalten. Bei Schaltnetzteilen müssen die Dioden sehr schnell sperren und da kommt zusätzlich noch die Sperrverzugsladung ins Spiel. Um da die Exemplarstreuungen zu kompensieren, mußt Du zusätzlich noch einen kleinen Kondensator parallelschalten. Klassische Lösung dieses Problemes ist die Serienschaltung mehrerer Avalanche-Dioden oder die Verwendung einer entsprechend spannungsfesten Hochspannungsdiode.

Jörg

transformierte Eingangsspannung / Avalanche-Dioden
Lieber Jörg,

vielen Dank für deine sehr interessanten Ausführungen. Bei den besagten 600V-Dioden handelt es sich - wie du vermutet hast - um die sekundärseitigen Gleichrichterdioden, die zur Einweg-Gleichrichtung der Ausgangsspannung des Übertragers dienen. Was deine Antwort für mich so wertvoll macht, ist dein Hinweis auf die „transformierte Eingangsspannung“, die die Dioden zusätzlich zur maximalen Ausgangsspannung aushalten müssen: in meinem Anwendungsfall kommen zu den 1700Volt Ausgangsspannung dadurch noch 9540 Volt hinzu, da die Eingangsspannung die gleichgerichtete Netzspannung (plus 10% Überspannung) ist. Die Formel für die erforderliche Spannungsfestigkeit hatte ich schon bekommen, aber nichts damit anfangen können, weil mir - bis jetzt - die Grundlagen für deren Verständnis fehlten.
Die Formel lautet: Usperr = Ue + [Ua x Ns/Np], wobei Usperr = erforderliche Sperrspannung der Dioden, Ua = Ausgangsspannung des Übertragers, Ns = Anzahl der Sekundärwindungen, Np = Anzahl der Primärwindungen.
Demzufolge müsste ich 19 Stück 600V-Dioden in Reihe schalten, damit diese die berechnete Sperrspannung aushalten - kann das möglich sein!?
Momentan genügen 5 Stück, d. h. es ist noch keine kaputt gegangen, weil ich versuchsweise mit nur 70Volt Eingangsspannung arbeite, aber nun werden mir langsam die Dimensionen bewusst.

Eine Frage zu den Avalanche-Dioden: gibt es diese auch in „ultra-fast“ version, d. h. Sperrverzögerung ca. 50Nanosekunden? Wenn „ja“, kennst Du vielleicht eine Type oder einen Hersteller?

Danke nochmal für deine freundliche Unterstützung - ich finde es echt toll, wie mir hier weitergeholfen wird!

Gruß, Alexander

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Alexander,

vielen Dank für deine sehr interessanten Ausführungen. Bei den
besagten 600V-Dioden handelt es sich - wie du vermutet hast -
um die sekundärseitigen Gleichrichterdioden, die zur
Einweg-Gleichrichtung der Ausgangsspannung des Übertragers
dienen. Was deine Antwort für mich so wertvoll macht, ist dein
Hinweis auf die „transformierte Eingangsspannung“, die die
Dioden zusätzlich zur maximalen Ausgangsspannung aushalten
müssen: in meinem Anwendungsfall kommen zu den 1700Volt
Ausgangsspannung dadurch noch 9540 Volt hinzu, da die
Eingangsspannung die gleichgerichtete Netzspannung (plus 10%
Überspannung) ist.

In diesem Fall hast Du das falsche Konzept gewählt. Eine so hohe Spannung macht nicht nur bei den Dioden Probleme sondern stellt auch sehr hohe Anforderungen an die Isolation des Trafos. In solchen Fällen wird man versuchen die transformierte Eingangsspannung möglichst klein zu halten. D.h. man wählt eher eine lange Flußphase und eine kurze Sperrphase. Nachteil dabei ist, dass dann auch primärseitig höhere Spannungen am Schalttransistor auftreten. Ggf. müssen dann Transistoren mit bis zu 1500 V Sperrspannung eingesetzt werden, wenn die Eingangsgleichspannung 300V und mehr beträgt.

Die Formel für die erforderliche
Spannungsfestigkeit hatte ich schon bekommen, aber nichts
damit anfangen können, weil mir - bis jetzt - die Grundlagen
für deren Verständnis fehlten.
Die Formel lautet: Usperr = Ue + [Ua x Ns/Np], wobei Usperr =
erforderliche Sperrspannung der Dioden, Ua = Ausgangsspannung
des Übertragers, Ns = Anzahl der Sekundärwindungen, Np =
Anzahl der Primärwindungen.
Demzufolge müsste ich 19 Stück 600V-Dioden in Reihe schalten,
damit diese die berechnete Sperrspannung aushalten - kann das
möglich sein!?

Das ist möglich, wenn der Sperrwandler derart ünglücklich dimensioniert wurde.

Momentan genügen 5 Stück, d. h. es ist noch keine kaputt
gegangen, weil ich versuchsweise mit nur 70Volt
Eingangsspannung arbeite, aber nun werden mir langsam die
Dimensionen bewusst.

Eine Frage zu den Avalanche-Dioden: gibt es diese auch in
„ultra-fast“ version, d. h. Sperrverzögerung ca.
50Nanosekunden? Wenn „ja“, kennst Du vielleicht eine Type oder
einen Hersteller?

Ich glaube nicht. Die Dioden, die ich bisher gefunden habe, sind etwas langsamer und vor allem viel zu teuer. Deshalb bevorzuge ich andere Lösungen. Welche in Deinem Fall in Frage kommt, hängt allerdings auch ganz wesentlich von der gewünschten Ausgangsleistung und der Art der Strombegrenzung ab. Evtl. wäre ein anderer Wandlertyp viel besser geeignet.

Jörg