Ich wohne im Norden bei Hamburg in einem Obstbaugebiet, dass von Plantagen mit tausenden von Bächen durchzogen ist. Hier lebte ein Reiherpaar (Silberreiher), dem ich täglich begegnet bin. Im letzten strengen Winter ist einer von ihnen gestorben. Er hatte mir schon vorher so leid getan, weil er immer auf diesem zugefrorenen Bach hockte und auch drumherum alles fest zugefroren war.
Kann ich etwas für den überlebenden Reiher tun? Jetzt, wo wieder alles zufriert? Gibt es ein Futter, dass ein Äquivalent ist zu den Fischen, Mäusen und Kröten, die Reiher im Sommer fressen? Z.B. Hunde- oder Katzentrockenfutter?
Ich freue mich auf Eure Tipps.
Susann
Hi, Trockenfutter halte ich für bedenklich, weil die dazu nötige Flüssigkeitsaufnahme fehlt wenn alles zugefroren ist.
Roher Fisch wäre ´n adäquates Futtermittel.
Am Bach 2x täglich das Eis aufhacken, wäre ´ne weitere Möglichkeit aber für normal arbeitende Menschen wohl kaum durchführbar.
MfG ramses90
Servus,
im Alten Land hat es Mäuse grade genug, eine Obstpflanzung ist für den Vogel ein idealer Standort zum Überwintern. Silberreiher kommen wohl auch mit Wühlmäusen klar, da täte der Bursche sogar noch was Gutes.
Er ist nicht ganz so firm wie ein Graureiher im lautlosen Lauern, aber er kriegt das schon auch gebacken.
Schöne Grüße
MM
eine Obstpflanzung ist für den Vogel ein idealer Standort zum Überwintern.
Lieber MM,
Deine Aussage erstaunt mich. Als absolute Laiin dachte ich doch, dass die ewig mit Pflanzenschutzmitteln besprühten Bäume das reine Gift für die dort lebenden Tiere sei. Außerdem ist alles so offen, keine Rückzugsmöglichkeit. Und wo sind die hohen Bäume, wo die Reiher doch eigentlich schlafen sollten? Ich frag mich schon die ganze Zeit, wo die Reiher dort brüten.
Sei so lieb, und erkläre es mir .
Lieber Ramses,
oje, frischer Fisch! Kurz bevor der eine Reiher verhungert ist, habe ich ihm noch ne Portion Fisch von meinen Katzen abgezwackt. Aber das war für ihn doch viel zu wenig. Um einen Reiher mit Fisch über den Winter zu kriegen, müsste ich erstmal Lotto spielen.
Liebe Grüße
Susann
Servus,
Fungizide machen den Feldmäusen und den Wühlmäusen, die die Obstpflanzungen bevölkern, überhaupt nichts aus. Insektizide und Akarizide (das sind diejenigen Pflanzenschutzmittel, die früher, als im Pflanzenschutz noch zwischen „Giften“ und anderen Wirkstoffen differenziert wurde, im Gegensatz zu Fungiziden und Herbiziden in Giftklassen eingestuft wurden) werden im konventionellen Anbau nach Möglichkeit überhaupt nicht eingesetzt; wenn, dann nicht ewig, sondern vor allem im Mai/Juni ein-zwei Mal abhängig vom Befallsdruck, und mit Wartezeiten, die dafür ausreichen, daß der Verzehr des Obstes für Menschen unbedenklich ist. Mäuse ernähren sich zwar teilweise auch von Fallobst und von liegen gebliebenen ausgedünnten Fruchtansätzen, aber die Dosen von Insektiziden und Akariziden, die sie dabei abkriegen, schaden ihnen nicht weiter: Sonst gäbe es sie ja nicht so massenhaft.
Im Winter ernähren sich Wühlmäuse zu einem guten Teil von Obstbaumwurzeln (eine Wühlmaus erledigt in einer Wintersaison etwa zehn Bäume), Feldmäuse halten sich oberirdisch an die Rinde („Ringeln“) und kriegen damit auch ganz ordentliche Mengen an Bäumen kaputt.
Alldieweil die Bekämpfung der Nager umständlich und teuer ist, sind alle Vögel, die sie gerne mögen, in Obstpflanzungen hoch willkommen. Sicher hast Du in Obstanlagen schon die in etwa zwei bis drei Meter hohen Bänkchen für Bussarde gesehen, die sich relativ schwer mit dem Start vom Boden aus tun und gerne von oben aus lauern, wo sie den Überblick haben - und auf diese Weise mit niedrig wachsenden Obstanlagen auf schwachwüchsigen Unterlagen nicht gut zurecht kämen.
Schreitvögel wie Storch, Graureiher, Silberreiher lauern vom Boden aus. Meines Wissens legen Reiher von den Schlafplätzen zum Jagen keine ganz so großen Strecken zurück wie Störche, aber wenn der Reiher in der Obstanlage spazieren geht, tut er das sicher nicht, weil er da auch schliefe, und sicher auch nicht zum Vergnügen, sondern weil er dort jagt. Sein Nachtquartier dürfte irgendwo im Umkreis von etwa fünf Kilometern liegen.
Ohne eine besonders genaue Vorstellung von den im Spiel befindlichen Mengen zu haben, wage ich übrigens die Vermutung, daß der Silberreiher beim Fischen in offenem Wasser aus den Fischen so große Mengen an Schwermetallen aufnimmt, daß die eventuelle Belastung mit Metaboliten von Pflanzenschutzmitteln über die Nahrungskette Apfelbaum - Maus völlig vernachlässigbar ist.
Schöne Grüße
MM
Ohne eine besonders genaue Vorstellung von den im Spiel
befindlichen Mengen zu haben, wage ich übrigens die Vermutung,
daß der Silberreiher beim Fischen in offenem Wasser aus den
Fischen so große Mengen an Schwermetallen aufnimmt, daß die
eventuelle Belastung mit Metaboliten von Pflanzenschutzmitteln
über die Nahrungskette Apfelbaum - Maus völlig
vernachlässigbar ist.
Das ist heute genauso obsolet wie die Befürchtung von Susann über die Gefährung des Reihers durch Obstbaumplantagen"Gifte" (zumindest in Deutschland)
Udo Becker
Hi Udo,
nu, in der Elbe, die nicht grad mit einem riesigen Gefälle gesegnet ist, dürfte sich doch noch allerhand Schlamm aus Bitterfeld, Dessau etc. entlangwälzen, aus den Zeiten vor der Deindustrialisierung dieser Orte?
Oder ist das alles schon im Hamburger Hafen versunken und in der Mordsee verteilt?
Schöne Grüße
MM
Servus,
dieses:
Kurz bevor der eine Reiher verhungert ist
wage ich zu bezweifeln. Woran er zugrunde gegangen ist, lässt sich von jetzt aus nicht gut rekonstruieren. Hunger scheidet als mögliche Ursache annähernd aus.
Silberreiher wandern viel. Im Nordwesten Deutschlands hat es ziemliche Mengen davon, die dort überwintern. Ich weiß nicht, ob sie so fest auf Winterquartiere programmiert sind wie Zugvögel, glaube aber kaum, daß das so ist (weil unnötig). Wenn ein Silberreiher ein Winterquartier aufsuchen „will“, das ihm besser passt als das Alte Land, dann tut er das auch - so er kann. Wenn ihn irgendwas (z.B. eine Erkrankung, oder schlicht körperliche Schwäche) daran hindert, ist das erstmal eine Gegebenheit: Natur ist gefühllos und „brutal“.
Schöne Grüße
MM