Reinkarnation

Hallo Branden,

Es gibt im Jenseits Seelen, denen es viele male schlechter ::geht als dem ärmsten Bettler auf der Erde. Und trotzdem wollen ::sie sich nicht mehr einfleischen lassen.

Das sind dann sicherlich vegetarische Seelen. Oder veganische. Aber mal im Ernst: Entweder geht es nun rundsätzlich, diese sogenannte Einfleischung oder eben nicht. Du schriebst ja gerade, Reinkarnation gibt es nicht. Also was denn nun? Wieso steht es dann jemand frei, sich nochmal „einfleischen“ zu lassen?

Bitte lese meinen Beitrag sorgfältig. Deine Fragen sind dort bereits beantwortet!

Herzliche Grüße
Helmut

Hallo, Kate,

http://www.diegoden.de/start.htm

Thorshammer, ich habe mir den ersten link angeschaut und ich
weiss es nicht. Entweder bin ich zu doof oder zu unesoterisch.
Ich kapier es nicht. Ich kann schon den Unterschied zwischen
Seele und „spirit“ nicht verstehen.

Das ist kein Manko. In jede Begriffswelt muß man sich erst einarbeiten. Es sollte als Anregung dienen. Was du daraus machst, sei dir überlassen.

Seele und Spirit sind eins (UP. „Dies bist Du“) in der Essenz, aber unterschiedlich im Ausdruck. Es bezieht sich auf die Vedanta Philosopie, die sich vom Veda her ableitet.

Bei dem Text kam mir der Gedanke, dass man den „shri …“
(sorry, wenn ich mir den Namen nicht merken konnte) auch ganz
gut durch „Gott“ ersetzen könnte.

Gottesvorstellungen und Weisheit sind zwei verschiedene Dinge. Man sollte Sri Aurobindo erstmal als Weltenlehrer akzeptieren, bevor man ihn als Gott verehrt.

Bei allem, was ich bisher über das Thema gelesen habe, kommt
mir mehr und mehr der Gedanke, dass „ich“ eigentlich ein
Fliegenschiss in der ganzen Weltgeschichte bin.

Das Ich schon, nicht aber die Seele. Wir haben nur unser Sein aus der Beziehung, die wir mit dem Seelischen haben.

Wurm oder Gottmensch.

gruß
rolf

Hallo Michael

Warum sollte sich eine Seele dafür entscheiden sich z.B. in
einem Hungergürtel bei armen Eltern und schlimmen
Voraussetzungen zu inkarnieren?

Weil die Seele ein Kind aus der Gegend adoptiert hat.

Wenn die Seele die Wahl hat, warum sollte sie sich in derart widrige
Lebensumstände inkarnieren?

Hat sie eben nicht. Die ganze Inkarnation hat ihre Geschichte im
Horoskop.

Meiner Meinung nach nur aus Liebe zu dort gestrandeten
Seelenverwandten.

Nein und nochmal nein: Die Seele wird dazu „verdammt“.

Hier paßt gut das Märchen von den zwei Königskindern.

Das Märchen von Dir habe ich oben einfach mal wiederholt.

Es läuft wenigstens was hier, nicht wahr, Michael?

Gruss
Heinz

1 Like

Hallo Michael,

Na, das klingt ja recht genau, so mit Stellen hinterm Komma.
Wie rechnet man sowas aus?

Mit der „Zahl des Lebens“ e.

Diesen Unsinn hatten wir schon mal …

27,2 Tage beträgt der siderische
Umlauf des Mondes,

Das ist schlicht und einfach falsch! Wenn du es dezimal darstellst und auf eine Nachkommastelle rundest sind es 27,3 Tage (und du musst abrunden!) - siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Mond

272 Tage beträgt die Schwangerschaftsdauer
eines Menschen usw.

Schon wieder daneben: es sind 267 Tage im Durchschnitt.
siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Schwangerschaft

Diese 2,72 Jahre wurden Müttern von ihren zuerst abgetriebenen
und später doch ausgetragenen Kindern „unter die Nase
gerieben“.

Wunderbar! Noch ein Satz für meinen esoterischen Zitatenschatz.

Du wirst statistisch nachprüfen können, daß nach einer Fehl-
oder Todgeburt 2,5 Jahre später eine erneute Schwangerschaft
stattfindet.

Das wird er nicht können und er hätte auch keine Veranlassung dafür. Du behauptest es, also belege es.

Ich nehme es einfach als Anhaltspunkt gegeben hin.
Statistische Untersuchungen liegen nicht in meines Naturell.

Dann solltest du mit solchen Behauptungen vorsichtig sein.

Wäre vielleicht was für Dich? Entscheidend dabei ist jedoch,
daß es sich um die selbe Seele handeln muß, die sich
inkarnieren will. Feststellbar mittels Horoskop der geistigen
Geburt.

Was ist denn das jetzt? Gilt die gleiche Geburtszeit wie beim Radix oder ist es davon unabhängig?

Grüße
Micha

1 Like

Hallo e.c.,
zunächst einmal zwei Vorbemerkungen. 1. ist das hier für dieses Thema nicht das geeignete Brett, es gehört ins Brett Religionswissenschaften. 2. handelt es sich um ein Thema, das speziell die tibetische Spielart des Buddhismus berührt - mit dem ich nicht allzu intensiv vertraut bin. Pendragon könnte da womöglich eine fundiertere Antwort geben.

Aus den beiden genannten Gründen erwarte also bitte keine allzu tiefschürfende Antwort hier.

Zunächst einmal wäre festzustellen, dass der Dalai Lama nicht, wie immer wieder vereinfachend behauptet wird, eine Reinkarnation ist. Er ist ein sog. Tulku, und das ist etwas Anderes. Um zu erläutern, was nun ein Tulku ist, muss man recht weit ausholen - eben aus diesem Grund benutzt man häufig ersatzweise das westlichen Menschen eher vertraute Konzept ‚Reinkarnation‘.

Vorweg: die Tulku-Doktrin gehört nicht zum Kernbestand buddhistischer Lehren; sie ist eine tibetische Spezialität, die auch erst verhältnismäßig jungen Datums ist. Eine Systematisierung dieser Doktrin setzte erst im dreizehnten Jahrhundert ein und seitdem gibt es - jedenfalls nach meinem Eindruck - eine gewisse ‚Tulku - Inflation‘, die sich auch nach der Besetzung Tibets durchaus noch fröhlich fortsetzte.

Grundlage dieser Doktrin sind Überlegungen, die bereits im frühen Buddhismus (speziell in der Sarvastivada-Schule) über die Natur eines Erwachten (Buddhas) angestellt wurden, also eines Wesens, das in den Zustand des sopadisesa-nirvana (‚vortodliches nirvana‘) eingetreten ist. Daraus entwickelte sich dann im Mahayana die sog. trikaya-Lehre, die Lehre von den drei Körpern. Kurz umrissen besagt diese Lehre, dass ein Erwachter letzlich mit dem Seinsgrund, dem Weltgesetz (Dharma) identisch ist. Dieser Aspekt wird als ‚dharmakaya‘ bezeichnet. Die historischen Gestalten des Siddharta Gautama und seiner Vor- und Nachfolger in verschiedenen Weltzeitaltern sind hingegen physische Erscheinungen (‚Inkarnationen‘) dieses dharmakaya, ihr sog. nirmanakaya. Gewissermaßen ‚zwischen‘ beiden Aspekten und sie vermittelnd steht der überzeitliche und überweltliche sambhogakaya - in westlicher Literatur ist hier häufig vergröbernd von ‚transzendenten Buddhas‘ die Rede. Die trikaya-Lehre ist also doketisch; es gab geistesgeschichlich vergleichbare Strömungen in der antiken Gnosis.

Speziell im Vajrayana, der Hauptströmung des tibetischen Buddhismus, wurde nun der sambhogakaya-Aspekt im Sinne einer Emanationslehre (auch hier gibt es geistesgeschichtliche Parallelen zur Gnosis) weiter systematisch ausgeformt. Es gibt in diesen Systemen verschiedene ‚transzendente‘ Buddhas (sambhogakaya-Aspekte), die Emanationen eines ‚Urbuddhas‘ (adibuddha, dharmakaya-Aspekt) sind und im Bereich des sambhogakaya-Aspektes wiederum weitere ‚transzendente‘ Bodhisattvas emanieren. Der bekannteste und am meisten verehrte dieser Bodhisattvas ist Avalokitesvara - und die Dalai Lamas beanspruchen, der physische Aspekt, also der nirmanakaya dieses Bodhisattva zu sein. Entsprechendes gilt für andere Tulkus; es handelt sich um Verkörperungen transzendenter / spiritueller Prinzipien, nicht um ‚wandernde Seelen‘. Also um Doketismus, nicht um Reinkarnation.

Abschließend eine persönliche Anmerkung, der jemand, der dem tibetischen Buddhismus nahesteht, vielleicht nicht ohne weiteres zustimmen würde. Es kann mE nicht verwundern, dass der Anspruch, die weltliche Verkörperung eines überweltlichen Wesens zu sein, geeignet ist, eine erhebliche Macht zu begründen - ähnlich wie der Anspruch, Stellvertreter Gottes auf Erden zu sein. Und das ist das Tulku-System letzten Endes vor allem gewesen - eine Doktrin, die zur Legitimation weltlicher Macht und zum Machterhalt weltlicher Eliten diente und aus gerade diesem Grund geschaffen wurde. Auch, wenn die jeweiligen Tulkus oder die, die sich ihrer als Marionetten bedienten, Mönchskutten trugen.

Freundliche Grüße,
Ralf

4 Like

Hallo Heinz,
es ist leider richtig, dass Buddhismus (oder das, was manche Leute dafür halten) auch einer der Artikel auf dem esoterischen Supermarkt ist, mit denen sich ein schöner esoterisch-synkretistischer Einheitsbrei anrühren lässt. Vorausgesetzt, man entfernt vorher die weniger bekömmlichen Bestandteile und behält nur das übrig, was einem schmeckt. Auch wenn es dann bar jeden Nährwertes ist.

Bei Menschen, die sich ernsthaft mit Studium und Praxis dieser Lehre beschäftigen, war das jedoch entweder von vorneherein nicht der Fall oder es legt sich recht schnell. So etwas:

„Ich kann doch mit meinem Buddhismus machen, was ich
will.“

wirst Du da eher selten hören.

Freundliche Grüße,
Ralf

3 Like

Wie lautet die Frage?
Moin,

wie sieht das denn bei den tibetischen buddhisten aus?
ist der dalai lama eine ausnahme?

Ausnahme wovon? Mir ist nicht ganz klar, wie die Frage lautet. Lautet sie:
a) Hat der Dalai Lama ein aus sich selbst heraus bestehendes, unabhängiges Selbst? oder
b) Wie funktioniert „Reinkarnation“ im buddhistischen Verständnis ohne aus sich selbst heraus bestehendem, unabhängigen selbst? oder
c) Kann kann der Dalai Lama Einfluss nehmen auf den Prozess des Sterbens und wieder geboren werdens und wenn ja wieso?

Je nachdem, was du wisen möchtest, könnte man ein ganzes Buch schreiben, daher versuche ich hier eine Eingrenzung.

Vielleicht zur ersten Frage, um diesen Punkt grundsätzlich zu klären: Nein, auch der Dalai Lama verfügt nicht über ein aus sich selbst heraus bestehendes, unabhängiges Selbst. Über so etwas verfügt nicht einmal ein Buddha.

Dazu der Dalai Lama himself: Wenn wir mit der Theorie des Nicht-Selbst den Atmen, das „Selbst“, verneinen, so verneinen wir damit ein Selbst mit einer eigentständigen und substanziellen Existenz. Es gibt kein unabhängiges, aus sich bestehendes Selbst. Das Selbst, die Person, existiert nur in Abhängigkeit von den körplerlichen und geistigen Aggregaten. Dies gilt für alle Lebewesen bis hin zum Buddha. Dieses Selbst, das in Abhängigkeit von den körperlichen und geisteigen Aggregaten besteht, ist natürlich immer individuell, denn es besteht ausschließlich in Verbindung mit individuellen körperlichen und geistigen Aggregaten, es gibt keine universelle Person. Ebenso ist Anatman, Nicht-Selbst, ein Aspekt der Bestehensweise individueller Personen. Es gibt kein von der einzelnen Person losgelöstes, universelles Nicht-Selbst.

Es dürfte klar sein, dass sich somit die „Person“ des jetzigen Dalai Lama nicht „reinkarnieren“ kann, weil diese Person nur in Abhängigkeit von diesen körperlichen und geistigen Aggregaten besteht. Diese Aggregate sind wiederum selbst bedingt und veränderlich, und zwar permanent. „Der Dalai Lama“ heute ist somit als „Person“ schon nicht mehr „Der Dalai Lama“ von gestern.

Über Frage b), also wie „Reinkarnation“ ohne inhärentes Selbst funktionieren kann hat Ralf ja schon etwas geschrieben mit Hinweis auf die Trikaya-Lehre. Dazu muss man wissen, dass es sich bei diesen drei „Körpern“ um Kategorien der Bewusstheit handelt die sich auf der jeweiligen Ebene manifestiert und in Korrelation zu einer Ordnung bestimmter Wahrnehmungen aund Bewusstseinsereignissen steht.

Gruß
Marion

1 Like

Moin,

Vorweg: die Tulku-Doktrin gehört nicht zum Kernbestand
buddhistischer Lehren; sie ist eine tibetische Spezialität,
die auch erst verhältnismäßig jungen Datums ist.

Zunächst einmal: „Tulku“ ist nichts anderes als das tibetische Wort für nirmanakaya und dieser Begriff ist meines Wissens keine tibetische Spezialität, sondern im ganzen Mahayana bekannt. Es ist somit eine Manifestation, die auf der Ebene der ganz profanen materiellen Körperlichkeit von jedem wahrgenommen werden kann. Auch der Bodhisattva-Gedanke, der eng mit dem Tulku verknüpft ist, ist meines Wissens keine tibetische Spezialität.

Daraus entwickelte
sich dann im Mahayana die sog. trikaya-Lehre, die Lehre von
den drei Körpern. Kurz umrissen besagt diese Lehre, dass ein
Erwachter letzlich mit dem Seinsgrund, dem Weltgesetz (Dharma)
identisch ist. Dieser Aspekt wird als ‚dharmakaya‘ bezeichnet.

Jein. Ich würde eher sagen, ein Erwachter hat über alle drei Ebenen hinweg Bewusstheit erlangt. Denn natürlich verfügt ein Erwachter zum Beispiel auch noch über seinen ganz normalen leiblichen Körper, schließlich war der historische Buddha auch noch etliche Jahr nach seiner Erleuchtung mit diesem Körper auf der Erde unterwegs :smile: Somit würde ich nicht sagen, dass ein Erwachter mit dem Dharmakya „identisch“ ist.

Die historischen Gestalten des Siddharta Gautama und seiner
Vor- und Nachfolger in verschiedenen Weltzeitaltern sind
hingegen physische Erscheinungen (‚Inkarnationen‘) dieses
dharmakaya, ihr sog. nirmanakaya. Gewissermaßen ‚zwischen‘
beiden Aspekten und sie vermittelnd steht der überzeitliche
und überweltliche sambhogakaya - in westlicher Literatur ist
hier häufig vergröbernd von ‚transzendenten Buddhas‘ die Rede.

Mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig. Was die Trikaya genau sind. ob sie z.B. überhaupt „existieren“ und falls ja, auf welche weise und bedingt, unabhängig voneinander oder nicht ist schließlich der Inhalt vieler Auseinandersetzung zwischen den unterschiedlichen Buddhistischen Schulen, die das jeweils durchaus unterschiedlich sehen können. Ich halte es hier lieber mit Nagarjuna, der die Lehre von den Trikaya als prapanca, also mentale Konstruktion zu interpretieren sei.

Die trikaya-Lehre ist also doketisch;

Was?

Speziell im Vajrayana, der Hauptströmung des tibetischen
Buddhismus, wurde nun der sambhogakaya-Aspekt im Sinne einer
Emanationslehre (auch hier gibt es geistesgeschichtliche
Parallelen zur Gnosis) weiter systematisch ausgeformt. Es gibt
in diesen Systemen verschiedene ‚transzendente‘ Buddhas
(sambhogakaya-Aspekte), die Emanationen eines ‚Urbuddhas‘
(adibuddha, dharmakaya-Aspekt) sind und im Bereich des
sambhogakaya-Aspektes wiederum weitere ‚transzendente‘
Bodhisattvas emanieren.

Mooooment, die „transzendenten Buddhas und Bodhisattvas“ sind nichts anderes als Sambhogakaya, wobei ein transzendenter Buddha nicht das gleich ist wie ein transzendenter Bodhisattva.

Der bekannteste und am meisten
verehrte dieser Bodhisattvas ist Avalokitesvara - und die
Dalai Lamas beanspruchen, der physische Aspekt, also der
nirmanakaya dieses Bodhisattva zu sein.

Da geht jetzt einiges durcheinander. Korrekt ist, dass Avalokiteshvara ein transzendenter Bodhisattva ist, entscheidend ist aber, dass er das Mitgefühl und das Erbarmen sämtlicher Buddhas verkörpert, darum nennt man ihn ja auch Bodhisattva des Mitgefühls, wobei Mitgefühl ein Aspekt ist. Ein anderer Aspekte wären zum Beispiel „Weisheit“, verkörpert durch Manjushri. Avalokiteshvara manifestiert sich nun in unzähligen Formen, in Männern, Frauen, Kindern und allen möglichen anderes Wesen. Um diesen Aspekt des unendlichen Mitgefühls und Erbarmens für uns normale Wesen erfahrbar zu machen, braucht es, so lange wir keine Bewußtheit von transzendenten Ebenen haben, eines „nirmanakaya“, also eines materiellen Körpers, aus dem dieser Aspekt quasi für und „herausstrahlen“ kann, daher redet man z.B. vom Dalai Lama ja auch als Emanation von Avalokiteshvara.

Ob nun jemand den Eindruck hat, dass er Dalai Lama Mitgefühl ausstrahlt, muss jeder für sich selbst entscheiden :smile:

Abschließend eine persönliche Anmerkung, der jemand, der dem
tibetischen Buddhismus nahesteht, vielleicht nicht ohne
weiteres zustimmen würde. Es kann mE nicht verwundern, dass
der Anspruch, die weltliche Verkörperung eines überweltlichen
Wesens zu sein, geeignet ist, eine erhebliche Macht zu
begründen -

Ach, ich hätte zu dieser Aussage eigentlich Widerspruch vom Zen-Buddhisten erwartet. Seit wann ist „Buddha-Natur“ etwas besonderes, das eine erhebliche Macht begründet? Auch wüsste ich gerne, was du in diesem Zusammenhang als „überweltlich“ bezeichnest. Sind für dich Bewusstseinsebenen, wie sie zum Beispiel durch Meditation erlangt werden, überweltlich?

ähnlich wie der Anspruch, Stellvertreter Gottes
auf Erden zu sein. Und das ist das Tulku-System letzten Endes
vor allem gewesen - eine Doktrin, die zur Legitimation
weltlicher Macht und zum Machterhalt weltlicher Eliten diente
und aus gerade diesem Grund geschaffen wurde.

Na, das ist aber jetzt etwas albern oder polemisch?. Man geht davon aus, dass zur Zeit der chinesischen Invasions Tibets in Tibet rund 10 000 anerkannte Tulkus lebent. Dass sind vermutlichh mehr als bei uns Bundestagsabgeordnete und Landtagsabgeordnete zusammengenommen. Ich weiß ja nicht, wieviel weltlche Macht und Elitentum du einem Landtagsabgeordneten zubilligen möchtest, aber zumindest was Tulkus anbelangt scheint mir diese Formulierung doch reichlich übertrieben.

Meinst du nicht, dass du bei deinen Urteilen über den Dalai Lama, Tulkus etc. etwas voreilig bist? Warum immer diese Polemik? Hat dir mal ein in Deutschland lebender tibetischer Tulku die Vorfahrt genommen? *g*

Gruß
Marion

Hallo, Ralf,

ich wollte hier keine religions-wissenschaftliche oder philosophische Grundsatzdiskussionen anstoßen, sondern den einfachen Volksglauben der „Nordmänner“ über das „Leben danach“ erzählen.
Sie glaubten daran, daß man in seinen Kindern weiter lebt und nach dem Tod heimkehren in die Halle ihrer Ahnen. Dort verweilen sie solange, bis die Sippe wieder ihrer irdischen Dienste bedarf.
Es gibt Wohnstätten in und auf der Erde, das sind die Ahnen, die als Schutzgeister dienen und es gibt Geister, die bereits in himmlischen Wohnstätten zuhause sind.
Das war meine schamanische Sicht zu der Frage, über die ihr euch hier trefflich ausläßt. Und noch etwas Volksglaube, auf die Beerdigungsriten begründet sind (z.B. Seelenloch im Dachgiebel, die eingesargte Leiche aus dem Fenster hinaus tragen usw.).
Ich denke, daß diese Sicht der Dinge für den Fragesteller von Interesse waren.

Gruß,
Michael K.

es ist leider richtig, dass Buddhismus (oder das, was manche
Leute dafür halten) auch einer der Artikel auf dem
esoterischen Supermarkt ist, mit denen sich ein schöner
esoterisch-synkretistischer Einheitsbrei anrühren lässt.

Aber dann geht irgendwann Dein
Taucheranzug kaputt und Du ziehst ihn aus.

Wäre das nicht eine wunderbare Erleichterung für Dich, die
Enge zu verlassen und diese Last abzulegen?

Würdest Du Dich nicht auch sträuben, noch einmal in einen
Taucheranzug gesteckt zu werden?

Mensch, Helmut, du weißt immer alles so genau über das Jenseits - man könnte meinen, du warst doch schonmal drüben.
Aber warum hast du dich dann bloß wieder einfleschen lassen?
Nur um uns hier im www richtig zu missionieren?

1 Like

Jein.

erstmal dir und ralf besten dank. weitergehendes werde ich an anderer
stelle nachfragen…:wink:

mir ging es um die „inkarnation“ im begriffsfeld des tibetischen
buddhismus.

die westliche lesart ist ja meist die „re“-inkarnierung der
„persönlichkeit“, die im falle des dalai lama gesucht wird.

weil die tibeter doch gern ein wenig folklore mögen, und weil der
begriff „reinkarnation“ sich so beliebig mit bedeutung füllen lässt,
war dies gegenstand meiner frage.

nun bin ich erstmal zufrieden.

e.c.

Moin Marion,

Zunächst einmal: „Tulku“ ist nichts anderes als das tibetische
Wort für nirmanakaya und dieser Begriff ist
meines Wissens keine tibetische Spezialität, sondern im ganzen
Mahayana bekannt.

Das ist richtig. Das Konzept allerdings von in ‚Existenzlinien‘ auftretenden Tulkus (Dalai Lama, Panchen Lama, Karmapa um nur die bekanntesten zu nennen), die darüber hinaus häufig wichtige Funktionsträger ihrer Organisationen sind (gewissermaßen verbeamtete Buddhas und Bodhisattvas), ist spezifisch tibetisch. In diesem engeren Sinne hatte ich den Begriff ‚Tulku‘ gebraucht. Ich bin geneigt, das tibetische Tulku-System als eine ‚praktische Nutzanwendung‘ der trikaya-Lehre zu betrachten, die die Tibeter da in einer verhältnismäßig jungen Phase der buddhistischen Geschichte entwickelt haben.

Kurz umrissen besagt diese Lehre, dass ein
Erwachter letzlich mit dem Seinsgrund, dem Weltgesetz (Dharma)
identisch ist. Dieser Aspekt wird als ‚dharmakaya‘ bezeichnet.

Jein. Ich würde eher sagen, ein Erwachter hat über alle drei
Ebenen hinweg Bewusstheit erlangt.

OK. Die von mir angesprochene Identität ist bei allen Wesen präexistent, im Erwachen (sambodhi) wird diese Identität erkannt / verwirklicht. Die von Dir angesprochene ‚Bewusstheit‘ ist in diesem Zusammenhang allerdings auch kein unproblematischer Begriff, da der dharmakaya frei von wahrnehmbaren Merkmalen (animitta) und frei von Begrifflichkeit (nirvikalpa) ist. Das ist nicht gerade ein Zustand, den man üblicherweise mit ‚Bewusstheit‘ bezeichnen würde.

Denn natürlich verfügt ein
Erwachter zum Beispiel auch noch über seinen ganz normalen
leiblichen Körper,

Daher hatte ich auch von ‚Aspekten‘ gesprochen …

schließlich war der historische Buddha auch
noch etliche Jahr nach seiner Erleuchtung mit diesem Körper
auf der Erde unterwegs :smile:

Und dies (bzw. die Fragen, die sich daraus ergeben) hatte ich als Ausgangspunkt der trikaya-Lehre benannt. Eben hier stellte sich die Frage nach der Natur des erlangten Zustandes (nirvana) und der Natur dessen, der in diesen Zustand eingetreten ist.

Ich halte es
hier lieber mit Nagarjuna, der die Lehre von den Trikaya als
prapanca, also mentale Konstruktion zu interpretieren
sei.

Gleichfalls - wobei ich ‚prapanca‘ als ‚entfaltete Vorstellung‘ lese.

Die trikaya-Lehre ist also doketisch;

Was?

Vom Griechischen dokein, (er)scheinen. Eine religionswissenschaftliche Kategorie, vgl. http://www.rpi-virtuell.net/verweise/lexartikel.asp?..

Mooooment, die „transzendenten Buddhas und Bodhisattvas“ sind
nichts anderes als Sambhogakaya,

Habe ich etwas Anderes geschrieben?

wobei ein
transzendenter Buddha nicht das gleich ist wie ein
transzendenter Bodhisattva.

Auch das habe ich nirgendwo behauptet, ich hatte vielmehr zusammenfassend geschrieben, dass im Vajrayana der der sambhogakaya-Aspekt"systematisch ausgeformt" wurde. Zu dieser Systematik (besser ‚Systematiken‘, es gibt unterschiedliche) gehören die verschiedenen ‚transzendenten‘ Buddhas und Bodhisattvas.

Da geht jetzt einiges durcheinander. […] Ob nun jemand den Eindruck hat, dass er Dalai Lama Mitgefühl
ausstrahlt, muss jeder für sich selbst entscheiden :smile:

Du meinst, das ganze Gerede davon, der Dalai Lama sei wie seine Amtsvorgänger eine Verkörperung Avalokitesvaras bedeute lediglich, er strahle Mitgefühl aus? Kann ich irgendwie nicht recht glauben …

Ach, ich hätte zu dieser Aussage eigentlich Widerspruch vom
Zen-Buddhisten erwartet. Seit wann ist „Buddha-Natur“ etwas
besonderes, das eine erhebliche Macht begründet?

Das habe ich nicht auch nicht gesagt. Etwas Anderes ist es freilich, wenn sich jemand als Verkörperung eines Buddhas oder Bodhisattvas bezeichnet bzw. als solcher bezeichnet wird und damit der Anspruch auf ein Amt begründet wird, sei es ein geistliches oder weltliches bzw. wie beim Dalai Lama oder Panchen Lama beides. „Buddha-Natur“ ist durchaus nichts Besonderes; ich habe sie nicht mehr und nicht weniger als der Dalai Lama. Nun halte ich mich auch nicht für etwas Besonderes. Den Dalai Lama freilich auch nicht …

Auch wüsste
ich gerne, was du in diesem Zusammenhang als „überweltlich“
bezeichnest. Sind für dich Bewusstseinsebenen, wie sie zum
Beispiel durch Meditation erlangt werden, überweltlich?

Mit ‚überweltlich‘ bezeichne ich hier die sog. transzendenten Buddhas und / oder Bodhisattvas, da sie empirisch nicht fassbar sind. Den zweiten Teil Deiner Frage kann ich Dir nicht beantworten - ich übe mich in Zazen, nicht im Erlangen von Bewusstseinsebenen. Gewisse ‚Verschiebungen‘ des Bewusstseins, die beim Üben von Zazen gelegentlich auftreten können, werden idR als ‚makyo‘ klassifiziert, was ziemlich dem Begriff ‚Halluzinationen‘ entspricht. Zu dieser Thematik empfehle ich den letzten Abschnit des Surangama-Sutra zu studieren.

Na, das ist aber jetzt etwas albern oder polemisch?. Man geht
davon aus, dass zur Zeit der chinesischen Invasions Tibets in
Tibet rund 10 000 anerkannte Tulkus lebent.

Ja, ich hatte ja ebenfalls von einer Inflation gesprochen … Wieviele waren es denn um 1200? Dass mittlerweile selbst der Action-Filmschauspieler Steven Seagal ein (natürlich anerkannter) Tulku ist - geschenkt.

Meinst du nicht, dass du bei deinen Urteilen über den Dalai
Lama, Tulkus etc. etwas voreilig bist?

Ich bin nicht der Ansicht, hier über den Dalai Lama als Person oder Lehrer ‚geurteilt‘ zu haben. Und was das Tulku-System angeht, habe ich die Ansicht vertreten, dass seine theoretische Begründung im Rahmen buddhistischer Lehre möglich ist - etwas, was übrigens die meisten Theravadin vehement bestreiten würden, die darin einen Verstoß gegen die anatman-Lehre Buddhas sehen. Kritisch stehe ich allerdings zur machtpolitischen Instrumentalisierung der Tulku-Lehre - dass Du diese Deinerseits bestreitest, ist klar geworden. Ich will jetzt nicht die Karmapa-Kontroverse ausgraben - aber vielleicht greifen wir die Thematik noch einmal auf, wenn in ein paar Jahren darüber gestritten wird, wer von den Prätendenten (ich rechne mit mindestens 3) nun die wahre Inkarnation Avalokitesvaras und damit der neue Dalai Lama ist …

Warum immer diese
Polemik?

Ich sehe es nicht als Polemik. Ich möchte mir nur nicht als Buddhist den kritischen Blick verstellen lassen. Ob es nun um die Verklärung der tibetischen Vergangenheit zu einem Shangi-La geht, die unheilige Allianz von singhalesischen Nationalisten mit Teilen des Sangha in Sri Lanka oder die Verstrickung japanischer Buddhisten in den japanischen Militarismus.

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

erstmal dir und ralf besten dank. weitergehendes werde ich an
anderer
stelle nachfragen…:wink:

Oh ja bitte, regelmäßig hier zu lesen verkraften meine Nerven auf Dauer nicht :smile:

mir ging es um die „inkarnation“ im begriffsfeld des
tibetischen
buddhismus.

Ach ja, ich zuck schon bei dem Wort „Inkarnation“ etwas zusammen. Der tibetische Buddhimus geht sowohl für Körper, als auch für Geist, von einem Kontinuum aus, dessen Motor quasi „karmische Impulse“ sind. Inkarnation klingt für mich hingegen immer so, als würde irgendwo ein Geist lauern, um sich bei Gelegenheit auf einen Körper zu stürzen :smile:

die westliche lesart ist ja meist die „re“-inkarnierung der
„persönlichkeit“, die im falle des dalai lama gesucht wird.

Ja, ich hoffe, ich habe klar gemacht, dass hier eben nicht die „Perönlichkeit“ des Dalai Lama gesucht wird. Das Problem ist, dass diese Art der Fragestellung für den tibetischen Buddhismus eigentlich recht ungewohnt ist. Wenn man eh davon ausgeht, dass es keine inhärente, aus sich selbst heraus bestehende Person gibt, dann braucht man sich auch nicht auf die Suche danach machen, wenn jemand z.B. verstirbt und diese Frage stellt sich gar nicht. Diese Frage stellen sich eigentlich nur Leute, die der Ansicht sind, von der menschlichen „Persönlichkeit“ würde etwas übrig bleiben, was den Tod überdauert.

weil die tibeter doch gern ein wenig folklore mögen, und weil
der

Nun ja, „Volksglaube“ ist ja immer so eine Kathegorie für sich. Allerdings denke ich, dass die christlichen Religionswissenden vermutlich auch etwas sparsam kucken würden, wenn plötzlich jemand mit Erklärungsmustern von dem lieben Onkel mit Rauschebart auf Wolke sieben bei christlichen Fragestellungen daher kommt :smile:

Für mich persönlich nimmt der Anteil der „Folklore“ jedoch immer weiter ab, je mehr ich vom tibetischen Buddhismus verstanden zu haben hoffe :smile:

Lieben Gruß
Marion

Hallo Michael

ich wollte hier keine religions-wissenschaftliche oder
philosophische Grundsatzdiskussionen anstoßen,

das hast Du ja auch gar nicht. Wie oben unschwer nachzulesen, hatte vielmehr Usch diesen thread eröffnet.

sondern den
einfachen Volksglauben der „Nordmänner“ über das „Leben
danach“ erzählen.

Und was hat das jetzt a) mit mir und b) mit Uschs Fragen zur Reinkarnation oder c) mit dem Link, auf den e.c. Usch verwiesen hat zu tun?

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Helmut,

herzlichen Dank für Deine Antwort.

Warum eigentlich nicht? Ich meine, was hat seel denn zu verlieren?

Ich versuche Dir das mit einem Bild zu erklären: Stelle Dir
vor, Du (die Seele) müsstest ein Leben lang einen Taucheranzug
(Dein Fleischleib) tragen. Aber dann geht irgendwann Dein
Taucheranzug kaputt und Du ziehst ihn aus.

Das Bild gefällt mir, denn ich war schonmal tauchen und der Taucheranzug war echt doof und lästig. Aber ich hab das damals einfach als den Preis betrachtet, den ich bezahlen muss, um diese wunderschöne Unterwasserwelt sehen zu dürfen. Meinst Du nicht, dass das eine Seele genauso betrachten könnte?

Würdest Du Dich nicht auch sträuben, noch einmal in einen
Taucheranzug gesteckt zu werden?

Wie gesagt - wenn die erwarteten tollen Erlebnisse das Ärgernis aufwiegen, würde ich das durchaus tun. Gerade wenn ich dann verwandte Seelen oder so treffe, wäre es das doch wert, finde ich.

Nun, Jesus hat uns das gesagt und es ist uns im Neuen
Testament überliefert:
Mt 11,13 Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt
bis auf Johannes.
Mt 11,14 Und (so ihr’s wollt annehmen ) er ist Elia, der da
soll zukünftig sein.
Also: Johannes der Täufer war als Elias schon mal da!

Okay. Wobei ich nun gestehen muss, dass ich mich auf sehr dünnes Eis begebe, da ich nun wirklich nicht besonders bibelfest bin. Aaaber, ich meine mich zu erinnern, dass die Reinkarnation in der christlichen Religion eigentlich so gar keine Rolle spielt. Und ich finde das erstaunlich, dass gerade eine solche „Schlüsselfigur“ wie Elia bzw. Johannes der Täufer wiedergeboren wurde. Oder gibt’s davon noch mehr Kandidaten? Oder mehr Details - denn gerade das „so wollt ihr’s annehmen“ lässt ja ein wenig Spielraum für Interpretation von „annehmen“ im Sinne von „akzeptieren“ oder von „davon ausgehen“…

*wink*

Petzi

Moin Ralf,

Zunächst einmal: „Tulku“ ist nichts anderes als das tibetische
Wort für nirmanakaya und dieser Begriff ist
meines Wissens keine tibetische Spezialität, sondern im ganzen
Mahayana bekannt.

Das ist richtig. Das Konzept allerdings von in
‚Existenzlinien‘ auftretenden Tulkus (Dalai Lama, Panchen
Lama, Karmapa um nur die bekanntesten zu nennen), die darüber
hinaus häufig wichtige Funktionsträger ihrer Organisationen
sind (gewissermaßen verbeamtete Buddhas und Bodhisattvas), ist
spezifisch tibetisch. In diesem engeren Sinne hatte ich den
Begriff ‚Tulku‘ gebraucht.

Hm…gibt es nicht auch im Zen-Buddhismus kontinuierlich bestehende Unterweisungslinien? Du magst jetzt vielleicht einwenden, dass die anerkannten Zen-Lehrer, also die, um bei deinen Worten zu bleiben: „wichtigen Funktionsträger ihrer Organisationen, gewissermaßen verbeamteten Buddhas und Bodhisattvas“ ja nun ihre Nachfolger und Lehrer dieser Linie nach wiederum ihren eigenen Kriterien selbst ernennen, vermutlich um ihr Werk in „ihrem Geiste“ weiterzuführen, bzw. als Mahayana-Buddhisten ebenfalls danach streben, ihr Werk als Bodhisattvas weiterführen zu können. Allerdings frage ich mich dann schon, wie sich der Zen-Buddhismus Bodhisattvas denn nun real vorstellt?

Mal angenommen, ein Zen-Buddhist, der den Zustand eines Erwachten erreicht hat, wird vom Auto plattgefahren. Was ist denn dann mit seinem Bodhisattva-Gelübte? Um es zu erfüllen, muss er doch weiterhin „wirken“, und das kann er doch nur, wenn er über einen nirmanakaya verfügt. Un warum sollte jemand, der so große Einsicht erlangt hat, dass er den karmischen Strömen nicht mehr hilflos ausgesetzt ist und somit eben nicht mehr im Strudel von Samsara machtlos mitgerissen wird, nicht in der Lage sein, auf die Umstände seines realen Weiterwirkens Einfluss nehmen zu können? Ich nehme an, auch ein kritischer Zen-Buddhist wird dies doch sicherlich hinterfragen. Und zu welchem praktischen Ergebnis kommt er dann?

Ich bin geneigt, das tibetische
Tulku-System als eine ‚praktische Nutzanwendung‘ der
trikaya-Lehre zu betrachten, die die Tibeter da in einer
verhältnismäßig jungen Phase der buddhistischen Geschichte
entwickelt haben.

Die Tibeter selbst sehen sich selbst oder den Mahayana-Buddhismus keineswegs als Erfinder der Trikaya-Lehre sondern verweisen ihrerseits auf die wesentlich ältere Differenzierung in die drei Bereiche kamaloka, rupaloka und arupaloka (Potthapada -Sutta, Digha Nikaya 9; Samannaphala-Sutta DN2), die sich je ebenfalls durch den Grad ihrere Subtilität unterscheiden.

Die von Dir angesprochene
‚Bewusstheit‘ ist in diesem Zusammenhang allerdings auch kein
unproblematischer Begriff, da der dharmakaya frei von
wahrnehmbaren Merkmalen (animitta) und frei von
Begrifflichkeit (nirvikalpa) ist. Das ist nicht gerade ein
Zustand, den man üblicherweise mit ‚Bewusstheit‘ bezeichnen
würde.

Nun ja, der dharmakaya ist ja keine Bewußtseinsstufe, auf der man „nichts“ mehr sieht, sondern auf der man völlig klar alles so sieht, wie es ist. Allerdings hatte ja auch der historische Buddha dieses Problem schon, als er zögerte, nach dem Erwachen überhaupt irgendwem irgendwas zu lehren, weil er sich fragte, ob er das überhaupt jemandem verständlich machen könnte. Gelobt sei sein Mitgefühl für alle Wesen, dass er diesen Versuch trotz aller Schwierigkeiten um „Begrifflichkeiten“ dennoch unternahm. Vielleicht versteht man jetzt auch ein bisschen von der Verehrung der tibetischen Buddhisten für Avalokiteshvara :smile:

schließlich war der historische Buddha auch
noch etliche Jahr nach seiner Erleuchtung mit diesem Körper
auf der Erde unterwegs :smile:

Und dies (bzw. die Fragen, die sich daraus ergeben) hatte ich
als Ausgangspunkt der trikaya-Lehre benannt. Eben hier stellte
sich die Frage nach der Natur des erlangten Zustandes
(nirvana) und der Natur dessen, der in diesen Zustand
eingetreten ist.

Die Antwort des tibetischen Buddhismus bemühe ich mich ja hier darzulegen. Aber wie lautet denn die Antwort des Zen-Buddhismus auf diese Frage? (Schließt natürlich an meine Ausgangsfragen weiter oben an).

Auch das habe ich nirgendwo behauptet, ich hatte vielmehr
zusammenfassend geschrieben, dass im Vajrayana der der
sambhogakaya-Aspekt
"systematisch ausgeformt" wurde. Zu
dieser Systematik (besser ‚Systematiken‘, es gibt
unterschiedliche) gehören die verschiedenen ‚transzendenten‘
Buddhas und Bodhisattvas.

Ja, das ist korrekt. Gibt es auch im Zen-Buddhismus eine Vorstellung vom sambhogakaya?

Da geht jetzt einiges durcheinander. […] Ob nun jemand den Eindruck hat, dass er Dalai Lama Mitgefühl
ausstrahlt, muss jeder für sich selbst entscheiden :smile:

Du meinst, das ganze Gerede davon, der Dalai Lama sei wie
seine Amtsvorgänger eine Verkörperung Avalokitesvaras bedeute
lediglich, er strahle Mitgefühl aus? Kann ich irgendwie nicht
recht glauben …

Wieso „lediglich“? Für einen tibetischen Buddhisten gibt es nichts erstrebenswerteres als das Bodhisattva-Ideal, und das speist sich bekanntermaßen „lediglich“ aus dem Mitgefühl für alle Wesen. Wenn man nun einem Menschen begegnet, bei dem man den Eindruck hat, dass er dieses Mitgefühl tatsächlich ausstrahlt, ist das schon ein ziemlich beeindruckende Angelegenheit.

Hier wären wir nun wohl eher bei der Frage angelangt, warum nicht buddhistische Westler, die davon keine Ahnung haben, so einen Hype um den Dalai Lama veranstalten. Das kann ich dir aber leider auch nicht beantworten.

Ach, ich hätte zu dieser Aussage eigentlich Widerspruch vom
Zen-Buddhisten erwartet. Seit wann ist „Buddha-Natur“ etwas
besonderes, das eine erhebliche Macht begründet?

Das habe ich nicht auch nicht gesagt. Etwas Anderes ist es
freilich, wenn sich jemand als Verkörperung eines Buddhas oder
Bodhisattvas bezeichnet bzw. als solcher bezeichnet wird und
damit der Anspruch auf ein Amt begründet wird, sei es ein
geistliches oder weltliches bzw. wie beim Dalai Lama oder
Panchen Lama beides.

Naja. Mit dieser Behauptung ist es wohl kaum getan. Ist dir der Begriff „Jerusalem-Syndrom“ bekannt? Sowas gibt es auch im Umfeld des Buddhismus, wenn irgend welche Leute in einem buddhistischen Tempel aufkreuzen und aus vollster Überzeugung behaupten, sie wären die Verkörperung eines Bodhisattvas. Ich kann dir hundertprozentig versichern, dass diesen Leuten dann nicht „automatisch“ irgend ein Anspruch auf irgend ein Amt zugestanden wird :smile: Wenn ich hingehen würde, und jemand anderen, als Verkörperung eines Bodhisattvas bezeichnen würde, hätte das vermutlich auch keine großartige Wirkung :smile: Es gehört also tatsächlich schon etwas mehr dazu.

„Buddha-Natur“ ist durchaus nichts
Besonderes; ich habe sie nicht mehr und nicht weniger als der
Dalai Lama. Nun halte ich mich auch nicht für etwas
Besonderes.

Nun denn, ich halte dich schon für etwas Besonders. Du bist z.B. der einzige in diesem Forum, mit dem ich mich auf diesem Niveau über buddhistische Fragestellungen unterhalten kann. :smile:

Der Dalai Lama antwortet gerne auf die Frage, wer er denn nun eigentlich sei, mit: „Ein buddhistischer Mönch“.

Den Dalai Lama freilich auch nicht …

Dafür hast du vielleicht andere buddhistische Lehrer, die aus welchen Gründen auch immer für dich etwas „besonderes“ darstellen, und die ich vielleicht nicht mal vom Namen her kenne, weil sie z.B. nie den Nobelpreis verliehen bekamen oder von einer Besatzungsmacht nicht soviel Bedeutung zugemessen bekommen haben, dass man europäische Regierungen unter Druck setzt, sie bei offiziellen Veranstaltungen wieder auszuladen.

Auch wüsste
ich gerne, was du in diesem Zusammenhang als „überweltlich“
bezeichnest. Sind für dich Bewusstseinsebenen, wie sie zum
Beispiel durch Meditation erlangt werden, überweltlich?

Mit ‚überweltlich‘ bezeichne ich hier die sog. transzendenten
Buddhas und / oder Bodhisattvas, da sie empirisch nicht
fassbar sind. Den zweiten Teil Deiner Frage kann ich Dir nicht
beantworten - ich übe mich in Zazen, nicht im Erlangen von
Bewusstseinsebenen.

Was ist denn „Satori“ anderes?

ewisse ‚Verschiebungen‘ des Bewusstseins,
die beim Üben von Zazen gelegentlich auftreten können, werden
idR als ‚makyo‘ klassifiziert, was ziemlich dem Begriff
‚Halluzinationen‘ entspricht. Zu dieser Thematik empfehle ich
den letzten Abschnit des Surangama-Sutra zu studieren.

Auch wenn man es kaum blauben mag, aber auch tibetische Buddhisten verbringen sehr viel Zeit mit Medition und keine Sorge, auch diesen ist das Auftregen von „Halluzinationen“ dabei durchaus bekannt :smile:

Na, das ist aber jetzt etwas albern oder polemisch?. Man geht
davon aus, dass zur Zeit der chinesischen Invasions Tibets in
Tibet rund 10 000 anerkannte Tulkus lebent.

Ja, ich hatte ja ebenfalls von einer Inflation gesprochen …

Ich kann mir nicht helfen, aber der Begriff „Inflation“ klingt für mich durchaus abwertend.

Wieviele waren es denn um 1200?

Keine Ahnung.

Dass mittlerweile selbst der
Action-Filmschauspieler Steven Seagal ein (natürlich
anerkannter) Tulku ist - geschenkt.

Die Stellungnahme von Penor Rinpoche dazu gibt es auch kostenlos :smile:

http://www.tibet.ca/en/wtnarchive/1997/10/3_2.html

Meinst du nicht, dass du bei deinen Urteilen über den Dalai
Lama, Tulkus etc. etwas voreilig bist?

Ich bin nicht der Ansicht, hier über den Dalai Lama als Person
oder Lehrer
’geurteilt’ zu haben.

Das hab ich auch nicht behauptet (Hervorhebung von mir).

Und was das Tulku-System
angeht, habe ich die Ansicht vertreten, dass seine
theoretische Begründung im Rahmen buddhistischer Lehre möglich
ist - etwas, was übrigens die meisten Theravadin vehement
bestreiten würden, die darin einen Verstoß gegen die
anatman-Lehre Buddhas sehen.

Warum dies kein Verstoß gegen die anatman-Lehre Buddhas ist, kann man sicher auch einem Theravadin verstänlich machen, sofern es sich die Mühe machen würde, dies tatsächlich zu ergründen.

Kritisch stehe ich allerdings zur
machtpolitischen Instrumentalisierung der Tulku-Lehre - dass
Du diese Deinerseits bestreitest, ist klar geworden.

Ich habe mit meinem Vergleich versucht zu begründen, warum ich den machtpolitischen Aspekt als eher gering einschätze. Leider hab ich von dir noch keine Begründung gelesen, warum du dem offenbar mehr Gewicht beimisst.

Ich will
jetzt nicht die Karmapa-Kontroverse ausgraben - aber
vielleicht greifen wir die Thematik noch einmal auf, wenn in
ein paar Jahren darüber gestritten wird, wer von den
Prätendenten (ich rechne mit mindestens 3) nun die wahre
Inkarnation Avalokitesvaras und damit der neue Dalai Lama ist

Warum? Suchst du einen tibetisch-buddhistischen Lehrer und weißt nicht, wem du vertrauen kannst? Ich könnte dir da jetzt schon einen in Hamburg oder in Bonn empfehlen :smile:

Ich sehe es nicht als Polemik. Ich möchte mir nur nicht als
Buddhist den kritischen Blick verstellen lassen.

Dies kann dir durch vorschnelle Ablehnung aber genau so passieren, wie durch vorschnelle Zustimmung.

Ob es nun um
die Verklärung der tibetischen Vergangenheit zu einem
Shangi-La geht, die unheilige Allianz von singhalesischen
Nationalisten mit Teilen des Sangha in Sri Lanka oder die
Verstrickung japanischer Buddhisten in den japanischen
Militarismus.

Im Gegensatz zu den anderen beiden Beispielen dürfte die Verklärung Tibets das Produkt der Phantasie reichlich schräger Westler und sicher nicht dem tibetischen Buddhismus selbst anzulasten sein. Zum Glück hat ja heute jeder die Möglichkeit, sich im tibetischen Buddhismus selbst zu informieren, bevor er zu Urteilen über was auch immer kommen möchte. Das sollte doch der Mindeststandard eines „kritischen Geistes“ sein, meinst du nicht?

Gruß
Marion

Hallo,

zunächst vorweg: Hier im Südwesten wird selbst heute noch
mancherorts von „God/Godin“ gesprochen, wenn es sich um einen
Taufpaten/-patin handelt. Die Aufgaben und Pflichten eines
Taufpaten dürften Dir ja bekannt sein.

In der Tat. Ich bin sogar selber einer. Von Wiedergeburt und Platz-für -die-Seele-suchen hat mir der Pfarrer aber nichts gesagt. Auch irgendwelche geheimen Bücher oder sonstiges habe ich nicht bekommen.

Kann es sein, dass Du wieder mal Mist erzählst, wenn Du die Taufpaten mit den Druiden verbindest?

Mit der „Zahl des Lebens“ e. 27,2 Tage beträgt der siderische
Umlauf des Mondes, 272 Tage beträgt die Schwangerschaftsdauer
eines Menschen usw.
Diese 2,72 Jahre wurden Müttern von ihren zuerst abgetriebenen
und später doch ausgetragenen Kindern „unter die Nase
gerieben“.
Du wirst statistisch nachprüfen können, daß nach einer Fehl-
oder Todgeburt 2,5 Jahre später eine erneute Schwangerschaft
stattfindet.

Einspruch!
Wieder mal erzählst Du kompletten Kokolores. ALLE meine Statistiken sprechen von 3,1415 Jahren zwischen Fehlgeburt und erneuter Schwangerschaft. Warum auch ausgerechnet 2,5 - das passt ja nichtmal zu ‚e‘ - oder ist ‚e‘ bei Dir eine Variable?

Und natürlich ist auf keinen Fall die Zahl ‚e‘ hier die entscheidende. Immerhin geht es um Wiedergeburt. Da ist doch wohl die Zahl des Kreislaufs ‚pi‘ die entscheidende.

Dementsprechend stimmt nichtmal Deine Umlaufzeit des Mondes. Statt 27,2 Tagen sind es 27,32. Und das ergibt 2360448 Sekunden, also genau 751354 mal Pi. Nix mit ‚e‘. Logisch, ist ja auch eine kreisähnliche Bahn.

Die Schwangerschaftsdauer beträgt ebenfalls nicht 272 Tage, sondern nur 267. Und - siehe da - das ist genau 85 mal Pi. Wieder nichts mit ‚e‘. Und wieder mal logisch - es geht um den Kreislauf von Geburt und Tod.

Was da irgendwelche Kinder ihren Müttern unter die Nase reiben ist kompletter Quatsch, das hawst Du Dir schlicht ausgedacht. Niemals versucht eine Seele erneut zur gleichen Mutter zu kommen, wenn sie bereits schon einmal abgewiesen wurde. Wie kommst Du nur auf das schmale Brett?

Vielleicht solltest Du Deinen Quellen nicht einfach deshalb Glauben schenken, weil Du sie hast. Papier ist geduldig. Nachdenken hilft.

Ich nehme es einfach als Anhaltspunkt gegeben hin.

Genau das ist Dein Problem: wenn Du etwas liest, schaltest Du Deinen Verstand aus.
Prüfe, was geschrieben steht!

Statistische Untersuchungen liegen nicht in meines Naturell.

Dann verwende sie auch nicht. Was Du nicht verstehst, nutze nicht als Argument. Es fällt sonst wie ein Fels auf Dich zurück!

Entscheidend dabei ist jedoch,
daß es sich um die selbe Seele handeln muß, die sich
inkarnieren will. Feststellbar mittels Horoskop der geistigen
Geburt.

Sicher geht es um die selbe Seele bei einer Reinkarnation, sonst wäre es doch keine. Willst Du uns veräppeln?

Wer oder was sind diese sog. Goden?

Sie entsprachen früher den Keltischen Druiden, so wie die
Skalden den keltischen Barden entsprachen.

Och, bitte! Du musst Dich schon entscheiden. Oder besser nachforschen. Nicht alles, was ähnlich klingt, ist auch dasselbe. Ein Taufpate ist kein Druide. Die beiden haben nichts miteinander zu tun.
Und die Barden hier zu nennen ist pure Angeberei. Die haben nun gar nichts mit dem Thema zu tun.

Fazit: hör endlich auf, mit Zahlen zu rechnen, die Du nicht verstehst. Einfachere Gemüter könnten Dir glatt auf den Leim gehen - und dann?

Gruß
loderunner

3 Like

äh …
hi,

Nun, Jesus hat uns das gesagt und es ist uns im Neuen
Testament überliefert:

Mt 11,13 Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt
bis auf Johannes.
Mt 11,14 Und (so ihr’s wollt annehmen ) er ist Elia, der da
soll zukünftig sein.

prinzipiell glaub ich hinsichtlich der bedeutung der bibel und ihrer möglichen auslegung niemanden, der nicht den hebräischen text lesen kann. dieses „da steht´s geschrieben“ ist etwas … äh … mutig, wenn man bedenkt, dass die meisten übersetzungen der bibel über mehrere sprachen gelaufen sind.

tiger

1 Like

[MOD] OT
Hallo,

die Diskussion über die Bibel setzt bitte in ‚Religion‘ fort.
Danke!

Gruß, Rainer