Hallo Alle zusammen,
wahrscheinlich ist das nicht die typische „Reise“ frage, die ich hier poste, allerdings befinde ich mich gerade im ethischen Dilemma und dachte, vielleicht hat sich jemand schon einmal darüber den Kopf zerbrochen. Hier zu meiner Problematik:
Kommenden Sommer gehen wir auf Studienreise nach Polen und darunter eben auch Auschwitzt. Ich muss sagen, dass ich mich insgesammt sehr darauf freue, nur fällt es mir schwer Gefallen an einem Besuch in Auschwitzt zu entwickeln und zwar ausdrücklich nicht (!) weil ich den Holocaust verschmähen möchte, sondern weil mich diese besondere Art von Tourismus bzw. und vor allem Voyeurismus übel aufstoßen lässt.
Auf der einen Seite verstehe ich, dass ein Besuch in Auschwitz heute als Mahnmal dient Allerdings denke ich, dass die die es betrifft (und es sich anschauen sollten) tot sind (z.B. Ehemalige NS Leute) und die die es heute betrifft (gegenwärtige Faschisten und Leugner), gehen nicht hin. Dazu weiß ich, dass meine Familie im Widerstand war und meine Mutter keine Deutsche ist (nicht mal aus Europa oder einem betroffenen Land kommt). Sprich, mein Bezug zu der Sache ist natürlich als ein in Deutschlandaufgewachsener präsent aber sehe ich mich jetzt nicht als jemand, den man Er-Mahnen muss. Ich bin mir der Grausamkeit durchaus bewusst, allerdings will ich mich nicht in einer Reihe mit Touristen sehen, die vor lauter Geilheit auf das Grauen im KZ, dem nicht die nötige Intellektualität entgegenbringen, sondern aus Voyeurismus dahin fahren. So nach dem Motto: „Europarundreise in fünf Tagen - Berlin, Paris, Rom und Ausschwitz“. Das wird dem Schrecken und den Opfern irgendwie nicht gerecht.
Und weiter befürchte ich, dass ich da an einen Ort gelange, der mir „vorschreibt“ wie ich darüber zu denken habe und das läuft mir irgendwie zuwider. Wenn ich z.B. nicht das erwünschte erschrockene/ erstaunte Gesicht aufsetzte und es mich nicht genung Bewegt um eine Emotion auszulösen, die ich nach außen tragen kann, werde ich noch zur Persona non Grata. Wie wenn man an Weihnachten ein Geschenk bekommt und sich darüber zu freuen hat, weil es von der Oma kommt- es aber eigentlich nur schrott ist.Ich hoffe das bekommt niemand in den falschen Hals.
Hat jemand Erfahrungen oder eine Meinung bzw. Gegenargumente dazu?
Wäre darüber sehr dankbar.
Danke schonmal!
Grüße