Enuma Elish vs. Genesis
Hi FraLang.
Hatte Gott eigentlich gar nicht vor, dass sich der Mensch
vermehrt? Sollte nur Adam sich alleine im Paradies befinden
und dieses bebauen und erhalten? Diese beiden Verse legen das
nahe.
„Paradies“ leitet sich von hebräisch pardes und von akkadisch pardesu (umzäunter Garten) ab. Die hinter den verschiedenen Paradies-Mythen stehende Idee geht auf die königliche Lustgärten im Alten Orient zurück. Analog dazu stattete man auch Tempel in Ägypten und Mesopotamien mit Prachtgärten (als Gottesgärten) aus, ebenso den Jerusalemer Tempel.
Garten aber ist Garten, und Acker ist Acker. Letzterer hat mit Eden nichts zu tun. Für Eden war Adam lediglich als „Gärtner“ angedacht. Grundsätzlich ist das Paradies ein Ort des mühelosen Lebens, im Unterschied zum Acker, auf dem Adam später „im Schweiße seines Angesichts“ arbeiten muss.
Die Erschaffung der Frau dient der Fortpflanzung des ersten Menschen. Das zeigt der Text mit etwas Verspätung in Gen 3,20. In Gen 1 heißt es bereits gleich nach der Menschenerschaffung, dass die Menschen fruchtbar sein sollen. Das darf man auch für Gen 2 annehmen.
Gen 3,20 Und Adam hieß sein Weib Eva, darum daß sie eine Mutter ist aller Lebendigen.
Also die Mutter aller Nachkommen, die durch die Erschaffung der Frau im voraus angedacht waren (dass der Titel „Mutter alles Lebendigen“ ursprünglich göttlich und Eva eine ´degradierte´ Göttin war, sagte ich kürzlich schon).
Der Konflikt zwischen Gott und Mensch ist vermutlich vor dem Hintergrund zu sehen, dass Gott (und die Götter im allgemeinen) verhindern will, dass der Mensch ihnen zu gleich wird.
Gen 3,22: Und Gott der HERR sprach: Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, daß er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!
Jetzt noch ein Blick auf den Enuma-Elish-Epos, dessen Mythen für die Bibelmythen teilweise die Vorlage lieferten. Die Arbeitsgötter, die Igigu, hatten nach 2500 Jahren genug von der Fron und forderten von Obergott Enlil ihre Freiheit ein. Gott Enki kam in der Götterversammlung auf die Idee, den Ur-Menschen zu erschaffen, der den Arbeitsgöttern die Arbeit abnahm. So kam es zur Erschaffung des Urmenschen aus Lehm. Später wurde die Frau hinzuerschaffen, damit sich Männer fortpflanzen konnten.
Im zweiten Schöpfungsmythos des AT liegt der Akzent durchaus auf Mensch=Arbeiter. Immerhin soll er den Garten Eden bebauen und bewahren, was an die Igigu erinnert, die auch in der Landschaftsgestaltung tätig waren. Allerdings hatten sie einen viel schwereren Job als Adam in Eden, der erst nach der Vertreibung die Härte des Arbeitens erfährt, mit der die Igigu sich über 2000 Jahre plagten.
Aus dem Enuma Elish:
190„Der Mutterleib lasse fallen und erschaffe, dann soll der Mensch den Tragkorb des Gottes tragen!“
Sie riefen die Göttin, fragten die Hebamme der Götter, die weise Mami: „Du bist der Mutterleib, der die
Menschheit erschafft;
195 erschaffe den Urmenschen, dass er das Joch auf sich nehme! Er nehme das Joch auf sich, das Werk des Enlil; den Tragkorb des Gottes trage der Mensch!“ Nintu tat ihren Mund auf und sprach zu den großen
Göttern:
200 „Mit mir (allein) ist es nicht zweckvoll, (etwas) zu tun; nur mit Enki zusammen gibt es ein Werk! Er nur
reinigt Jegliches; er gebe mir den Lehm, dann will ich es tun!“
zit.n.
http://willie.itg.uni-muenchen.de:9070/biblisch/at1/…
Chan