wie unten schon gesagt, freut es mich, daß du mich zitierst.
Aber wenn schon, dann mach es doch auch mit Zitatangaben:
Nun, dafür entschuldige ich mich noch einmal. Allerdings habe ich ja beide Zitate schon vor deiner Bitte gebracht, dich bei Zitaten zu benennen. In Zukunft will ich es gern so halten.
An dieser Stelle kann ich ja mal kurz einschieben, dass ich gestern etliche Stunden damit verbracht habe, mir im Archiv dieses Brettes Beiträge von dir anzusehen. Es ist also kein Zufall, dass ich zwei Mal ausgerechnet dich zitiert habe.
Das entscheidende ist, daß philosophische und
naturwissenschaftliche Wahrheitsbegriffe einerseits und der
relgionssprachliche Terminus"Wahrheit" (griech. aletheiea,
hebr. emet) andererseits lediglich homonym sind. Die Begriffe
haben sowohl andere Intentionen als auch andere Extensionen.
Das bezieht sich auf die Interpretattion von Mythen (z.B.
Schöpfungsmythen), als auch auf die von Episoden bzw
Ereignissen in relgiösen Text (z.B. Wunderberichte,
Auferstehung Jesu).
Nähere Ausführungen dazu gibt es ebenfalls im Archiv:
Ich habe das leider weder ohne noch mit den weiteren von dir verlinkten Ausführungen wirklich verstanden. Mir ist allerdings klar geworden, dass du seit Jahren versuchst, diesen Unterschied hier im Forum begreiflich zu machen, und ich verstehe, dass dir daran die Lust vergeht.
Nehmen wir z.B. die biblischen Schöpfungsgeschichte(n): Wenn
man sie so versteht, dass ausschließlich Aussagen über das
Verhältnis von Gott zu den Menschen oder die Versündigung des
Menschen oder dergleichen getan werden sollen, sehe ich zu
naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, insbesondere auch zur
Evolutionstheorie, keinen Widerspruch. Die religiöse Aussage
hat einen anderen Gegenstand als die wissenschaftliche
Aussage, so dass kein Widerspruch entsteht.
Dem stimme ich voll und ganz zu. Allerdings haben
Schöpfungsmythen (es gibt davon unzählige, nicht nur die
beiden israelitischen in 1. Mose) noch ganz andere, viel
wichtigere Funktionen.
Darauf kommt es aber, wenn ich das richtig sehe, hier nicht an. Ich wollte nur verdeutlichen, dass ich durchaus begreife, dass keine Divergenz und damit kein Problem besteht, wenn der Gegenstand der Religion ein anderer ist als jener der Wissenschaft. Wenn also z.B. eine biblische Geschichte lediglich den Zweck verfolgt, etwa eine bestimmte Moral zu verdeutlichen, und wenn sie gar nicht historisch verstanden werden will, dann leuchtet mir natürlich ein, dass zu einer historischen Darstellung anderen Inhalts kein Widerspruch besteht.
Es gilt eben:
A sagt, für B gilt C.
D sagt, für E gilt F.
Es gilt eben nicht:
A sagt, für B gilt C.
D sagt, für B gilt F.
Dazu eine Empfehlung einer
diesbezüglichen Publikation von mir:
Hübsch, aber von mir praktisch nicht zu verstehen.
Meine Frage bezieht sich darum auf „Zwitter-Wahrheiten“. Wäre es z.B. theologisch oder allgemein erkenntnistheoretisch möglich zu sagen, die leibliche Auferstehung von Jesus sei religiös wahr, historisch aber nie geschehen und somit unwahr?
Hier müßte man korrekterweise sagen: Sie ist genau dann, wenn
jemand sie glaubt, für ihn im religiösen Sinne „wahr“. Sie ist
im historischen/naturwissenschaftlichen Sinne dagegen nicht
„unwahr“, sondern lediglich historisch nicht nachweisbar und
biologisch nicht erklärbar. Oder noch genauer gesagt: Sie ist
weder ein Gegenstand historischer noch ein Gegenstand
biologischer Forschung.
Auch das leuchtet mir zwar ein, ist aber nicht ganz das, was ich mit meiner Frage in Erfahrung bringen wollte. Ich möchte zur Verdeutlichung noch einmal auf die leibliche Auferstehung Jesu zurückkommen. Sie ist, wie du sagst, weder Gegenstand historischer noch biologischer Forschung. Da Geschichtswissenschaften und Biologie hierzu nichts zu sagen haben, entsteht auch kein Widerspruch zur religiösen Anschauung. Was aber, wenn - rein theoretisch - historisch nachweisbar wäre, dass Jesus körperlich nie von den Toten auferstanden ist? Könnte die fleischliche Auferstehung dann religiös trotzdem „wahr“ sein oder nicht? Kann man gleichzeitig sagen, historisch gesehen ist es nicht geschehen, religiös gesehen aber schon?
Das Beispiel der körperlichen Auferstehung wähle ich nicht zuletzt deswegen, weil der Glaube daran ja wohl im Mittelpunkt der christlichen Religion steht. Ich habe dabei bislang den Eindruck gehabt, dass es schon darum geht, diese Auferstehung als historische Tatsache zu glauben. Wenn ich hier irre, so würde ich nicht verstehen, was denn dann genau geglaubt werden soll. Ich sehe zwei Möglichkeiten: Entweder denke ich viel zu kompliziert und sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht; oder aber die Sache ist so kompliziert, dass sie meine Denkkategorien sprengt.
Um es noch mal auf den Punkt zu bringen. Würde die folgende Aussage eines Christen Sinn ergeben? „Ich glaube nicht, dass Jesus historisch gesehen wirklich auferstanden ist, ich glaube aber im religiösen Sinne, dass er auferstanden ist.“
Kurzum: Bedeutet die Anerkennnung religiöser Wahrheiten, die
Möglichkeit zweier sich im Prinzip widersprechender Wahrheiten
anzuerkennen, oder muss, wenn eine religiöse Ansicht im
Widerspruch zur naturwissenschaftlichen Ansicht steht, der
eine der Vorrang vor der anderen gegeben werden?
Weder noch. Sie haben schlicht überhaußpt nichts miteinander
zu tun.
Ich hoffe, ich kann noch begreiflich machen, was ich meine oder aber, wenn ich das schon getan habe, dass ich irgendwann noch verstehen werde, was du meinst.