Religionsunterricht

Hallo nochmal,

obwohl ich Theologie studiert habe, halte ich es mit der Prämisse „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden“. Darum bitte ich dich ebenfalls um Akzeptanz des Christentums.

Ich finde es auch nicht richtig, daß viele Eltern gar nicht
mehr in der Lage sind Werte zu vermitteln. Sich mit Kinder zu
beschäftigen finde ich auch absolut richtig. Ich sage aber
auch nicht, daß viele Werte, die der Religionsunterricht
vermittelt, falsch sind. Aber diese Werte können auch ohne
religiöses Zutun vermittelt werden und besonders ohne Gott. Da
haben die Kirchen kein Monopol drauf.

Richtig! Wie man an der Aufklärung sieht, kann auch ohne Religionsgläubigkeit ein kategorischer Infinitiv zustandekommen.
Aber dieser wiederholt eigentlich nur die „Goldene Regel“ Christi und das Gebot der Nächstenliebe. Die jahrtausendealten „10 Gebote“ sind für mich eines der ersten Dokumente der Menschlichkeit, zuvor galt doch das „Auge um Auge…“. Die Ausbreitung der Religionen regte die Menschen einfach dazu an, sich Gedanken über das „Gutsein“ zu machen.

Warum sollte ich Dienstleistungen der Kirche in Anspruch
nehmen, wenn ich gar nicht an Gott glaube? Warum sollte ich
meine Kinder taufen lassen oder zur Kommunion schicken? Ich
werde mich mit sicherheit auch nicht kirchlich Trauen lassen
und möchte auf keinen Fall von einem Priester beerdigt werden.
Ganz abgesehen davon, daß diese ganzen „Dienstleistungen“
überhaupt nicht von der Kirche bezahlt werden!
Jaja, man kann als Erwachsener gern austreten, aber warum
müßen Kindern denn erst meist unfreiwillig in die Kirche
eintreten?

Dazu interessiert mich, ob du dich konsequenterweise auch dem Brauchtum von Weihnachten und Ostern verschließt?

Sicherlich gibt es spießbürgerliches Verhalten auf dem Land.
Das dürfte aber wohl kaum nur die Religionsangehörigkeit
betreffen. Jeder, der irgendwie von der Mehrheit abweicht,
wird hier ausgegrenzt, oder nicht?

Das machen sich die Kirchen natürlich zu nutze!

Wer macht sich etwas zu nutze? Ich glaube kaum, dass der Vatikan das Verhalten deiner Dorfgemeinde groß beeinflussen kann.

Warum werden denn Kinder getauft, wenn sie noch nicht reden
können? Warum werden sie schon frühzeitig religiös erzogen?
Doch wohl kaum um Ihnen eine eigene Meinung zu geben, sondern
um dem schon früh entgegen zu wirken. Und Kinder sind nicht
orientierungslos, wenn sie nicht an Gott glauben oder nicht in
der kirchlichen Gemeinschaft sind. Warum wohl auch? Ich glaube
auch nicht an Gott, bin aber deshalb nicht bösartig oder
unbeholfen, aber glaube mehr an den Menschen und seine
Fähigkeiten wie viele andere. Damit bin ich sehr viel besser
geeignet seine Kinder zu erziehen wie JEDE andere religiöse
Gemeinschaft.

In verschiedenen Religionsgemeinschaften existiert die Erwachsenentaufe, und auch unter unseren Theologen wird sie diskutiert, eben weil die Entscheidung zur Religion dann bewusster gefällt wird. Ich glaube aber kaum, dass atheistisch erzogene Kinder noch Zugang zu Religionen finden können, insofern sind sie hier genauso voreingenommen worden. Es ist auch wichtig, mit Kindern Grundzüge unserer Kultur, die eben christlich geprägt ist, zu begehen, weil es für Kinder schwer ist von Namenstag, St.-Martin oder Nikolausfest ausgeschlossen zu sein. Du sprichst Eltern auch ihre Vormundschaft über ihre Kinder ab, wenn sie nicht für diese entscheiden dürfen, was sie für sie für gut halten. Jede Erziehung ist Prägung in eine Richtung, angefangen von trivialen Dingen wie Musikgeschmack über Kleidung usw.
Die Sakramente der Konfirmation bzw. Firmung sollen übrigens die bewusste eigene Entscheidung oder eben Ablehnung des jungen Christen zur Kirche darstellen.

Natürlich kann an das nicht wörtlich nehmen. Es glauben ja
inzwischen nicht mehr viele Leute dran. Und egal wie man es
dreht und wendet. Die Bibel kann immer anders interpretiert
werden. Die ganzen Geschichten über einen gewaltätigen und
rachesüchtigen Gott sind auch nur symbolisch gemeint? Wie kann
man das denn anders interpretieren und warum erlaubt Gott
jemanden, solche Geschichten über ihn zu schreiben, wenn es
nicht so ist?

Weil der Gott, an den wir glauben, eben kein diktatorischer ist. Uns ist durchaus bewusst (im Gegensatz zum Islam, der lehrt, dass der Koran wortwörtlich von Allah diktiert wurde), dass biblische Schriften von menschlichen Verfassern in ihrem eigenen Stil niedergeschrieben wurden. Diese Verfasser hatten, wie jeder Autor, also auch ihre Absicht und wollten etwas bewirken. Dazu wählten sie teilweise drastische Geschichten. Aber du musst dir bewusst machen, wie alt diese Schriften schon sind (bis zu 6000 Jahre!). Die Kirche hat erst im Mittelalter die Bibel zusammengestellt und sie nicht selbst geschrieben.

Wer sagt denn, wie man die

Worte in der Bibel interpretieren soll und warum meinen die
Leute, die es machen, es wäre so richtig? Genauso richtig,
könnte es auch sein, einen Großteil der Menschen zu
vernichten. Was ist denn mit Noah und seiner Arche? Jaja, ich
weiß, ist ja auch alles bildlich. Ist klar!

Nun, für die Bibelauslegung der „kleinen Leute“ ist leider meistens der Gemeindepfarrer zuständig, und das wird selten selbst reflektiert, sondern „geschluckt“. Menschen neigen eben dazu, sich nach Vorbildern (guten wie schlechten) zu richten. Du kannst dir aber auch Zugang zu entsprechender Fachliteratur verschaffen, wenn du dich wirklich für Exegese interessierst. Wissenschaftlich wird unter Theologen viel um Auslegungen der Texte diskutiert, es gibt etliche verschiedene Ansätze.
Die Geschichte um Noah wird auch „3. Schöpfungsbericht“ genannt, weil eine neue Welt entsteht. Dabei liegt erneut alles in GOTTES Hand. Interessanterweise haben sehr viele Völker diese alte Geschichte einer Urflut und „Auslese“ in ihrem Erzählgut, der Symbolgehalt ist also weitverbreitet.

Ich aber handel anders! Ich berufe mich nicht auf religöse
Texte oder gar auf einen Gott. Trotzdem kann man sagen, daß
ich gerade aus diesem Grund sehr viel menschlicher und humaner
bin, als viel e Andere.

Das ist deine Haltung und bleibt dir unbenommen.

Die Menschen sind eben nicht alle gleich! Sie sollen es durch
Missionierung werden! Außerdem wird niemand in den Himmel
kommen, egal wie er lebt. Ein Leben nach dem Tod gibt es
nicht, so traurig das auch sein mag. Andererseits gibt es aber
auch keine Hölle.

Du scherst alle Glaubensgemeinschaften über einen Kamm. Ich bin froh, dem Christentum anzugehören, weil es eben tolerant ist.
Und du kannst genausowenig behaupten, dass es kein Leben nach dem Tod gebe. Woher willst du das wissen? Lass mir meinen Glauben daran, er ist für mich tröstlich. Medizinisch gesehen gibt es sogar Anhaltspunkte, dass kurzzeitig klinisch Tote „Visionen“ von einem Tunnel ins Licht hatten.

Zum Glück wird man heute nicht mehr verbrannt für die
Aussagen, die ich gerade gemacht habe! :wink:

Nein, heute wird man eher als Christ beschimpft.

Eine Frage zum Schluss:
Wie soll denn die ethische Erziehung der Kinder heute ablaufen? Ganz den Eltern überlassen (die sich in unserem Bundesland gerade über die Einrichtung der Ganztagsschule mit nachmittäglichem Betreuungskonzept freuen, weil sie zu wenig Zeit für ihre Kinder haben), oder doch eine Art Unterrichtsfach? und wie wäre dieses dann zu benennen und zu gestalten?

Auf Antwort gespannt ist
Allie.

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Hallo Wolfgang,

ich stimme Claudia zu, denn meiner Meinung nach wird hier oft von dem Religionsunterricht vor 20 (?) Jahren ausgegangen, der wohl als Katechese empfunden wurde.
Dazu kann ich wenig sagen, ich kenne aber den Religionsunterricht von heute. Auf dem Lehrplan der Sekundarstufe I stehen die Weltreligionen Islam, Judentum und Buddhismus ebenso wie die Behandlung von „Glaubensgemeinschaften“ (Sekten). Weiterhin ist ein Kernthema der 8. Klasse „Ökumene“.
Es hat sich also einiges geändert seit deiner Schulzeit. Die Kinder, die ich kenne, freuen sich meist auf die Religionsstunden, weil sie hier als einzigem Fach Mitbestimmungsrechte in der Themenwahl bekommen.

Grüße, Allie.

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Also, bevor ich mich …
… in die Diskussion dort unten einmische, bleibe ich lieber ruhig und stelle mal eine sachliche Frage:

Was kann in einem Fach „katholische Religion“ wichtiges an Werten herübergebracht werden, dass in einem Fach „Ethik“ nicht enthalten wäre? Und ist das dann nicht genau die „Manipulation“ oder „Missionierung“ von der hier verschiedentlich gesprochen wurde?

Es fängt doch schon damit an, dass (zumindest in S.H.) Religionslehrer zahlende Mitglieder der jeweiligen Kirche sein müssen, sonst dürfen sie nicht Religion unterrichten. Nun soll mir mal jemand erklären, wieso zahlende Mitglieder qualifizierter sind, als Atheisten oder auch nur Menschen, die aus der Kirche (aus welchen Gründen auch immer) ausgetreten sind. Eine Lehrerausbildung natürlich vorausgesetzt.

Gruß

Fritze

ich stimme Claudia zu, denn meiner Meinung nach wird hier oft
von dem Religionsunterricht vor 20 (?) Jahren ausgegangen, der
wohl als Katechese empfunden wurde.
Dazu kann ich wenig sagen, ich kenne aber den
Religionsunterricht von heute. Auf dem Lehrplan der
Sekundarstufe I stehen die Weltreligionen Islam, Judentum und
Buddhismus ebenso wie die Behandlung von
„Glaubensgemeinschaften“ (Sekten). Weiterhin ist ein Kernthema
der 8. Klasse „Ökumene“.

Hallo Allie!

Stimmt, mein letzter „Genuß“ dieser Art liegt 35 Jahre zurück. Schon damals wurden die anderen Weltreligionen erwähnt, der Rest wurde nicht nur als Katechese empfunden, es war Katechese in reiner Form. Die konfessionell anders oder überhaupt nicht gebundenen Schüler konnten sich von dieser Art Unterricht befreien lassen. Damals war allerdings fehlende kirchliche Bindung mindestens so geächtet wie eine ledige Mutter und so machten nur wenige von der Befreiungsmöglichkeit Gebrauch.

Wenn es denn inzwischen so sein sollte, wie Du es darstellst, verstehe ich den sogar vor Gericht anhängigen Widerstand der Kirchen gegen LER nicht.

Kirchlich geprägte Veranstaltungen gehören in den kirchlichen Tendenzbetrieb, aber nicht in eine staatliche Einrichtung. Woher also rührt der Widerstand, aus RU künftig LER werden zu lassen?

Gruß
Wolfgang

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… in die Diskussion dort unten einmische, bleibe ich lieber
ruhig und stelle mal eine sachliche Frage:

Es fängt doch schon damit an, dass (zumindest in S.H.)
Religionslehrer zahlende Mitglieder der jeweiligen Kirche sein
müssen, sonst dürfen sie nicht Religion unterrichten. Nun soll
mir mal jemand erklären, wieso zahlende Mitglieder
qualifizierter sind, als Atheisten oder auch nur Menschen, die
aus der Kirche (aus welchen Gründen auch immer) ausgetreten
sind. Eine Lehrerausbildung natürlich vorausgesetzt.

Auch wenn man eine Frage nicht mit einer Gegenfrage beantwortet:
Wieso sollte gerade ein Atheist oder jemand der aus der Kirche ausgetretan ist qualifiziert sein Religionsunterricht (ich rede nicht vom Ethikunterricht) zu geben? Es ist ja auch nicht so, dass generell jeder, der Kirchensteuer zahlt Religion unterrichten darf. Auch wenn du an der Uni Theologie fürs Lehramt studiert hast, muss dir immernoch bevor du in den Schuldienst gehst seitens der Kirche die missio canonica, die sogenannte kirchliche Lehrerlaubnis, erteilt werden.

Gruß
Anne

Hallo Wolfgang!

Natürlich fürchten die Kirchen, dass sie noch mehr den Bezug zur Jugend verlieren, wenn im Zuge des Ethikunterrichtes Sakramente, Bibelkunde etc. nicht mehr erklärt werden.
Mir geht es mittlerweile auch schon so, dass ich die Diskussion hier nicht mehr überblicke. Darum wiederhole ich gern noch einmal, dass man den Kindern selbst in LER einige christliche Grundzüge erklären müsste, damit sie Großeltern, Feste und Brauchtum verstehen, angefangen von Namenstagen über St-Martin und Nikolaus, Weihnachten und Ostern, was aus unserer Gesellschaft ja nicht wegzudenken ist. Auch die Behandlung der „Zehn Gebote“ halte ich z.B. für unabdingbar.
Ich habe gar nichts gegen Ethikunterricht, denn ich unterrichte dies ja selber :o) . Ich halte es nur für nicht gerechtfertigt, das Christentum ganz auszuklammern, so wie man eben geschichtliche Epochen nicht einfach totschweigen kann.

Freundliche Grüße,
Allie.

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… dass man den Kindern selbst in LER einige
christliche Grundzüge erklären müsste, damit sie Großeltern,
Feste und Brauchtum verstehen, angefangen von Namenstagen über
St-Martin und Nikolaus, Weihnachten und Ostern, was aus
unserer Gesellschaft ja nicht wegzudenken ist. Auch die
Behandlung der „Zehn Gebote“ halte ich z.B. für unabdingbar.
Ich habe gar nichts gegen Ethikunterricht, denn ich
unterrichte dies ja selber :o) . Ich halte es nur für nicht
gerechtfertigt, das Christentum ganz auszuklammern, so wie man
eben geschichtliche Epochen nicht einfach totschweigen kann.

Hallo Allie,

es wäre schädlich und dumm, das Christentum als eine der wesentlichen Grundlagen unserer Kultur und Geschichte auszuklammern. Die eingehende Information darüber, wie auch über die anderen Weltreligionen und Glaubensgemeinschaften gehören zu einem vollständigen Bild, das nicht nur der junge Mensch braucht, um diese Welt zu verstehen.

Gruß
Wolfgang

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Wieso sollte gerade ein Atheist oder jemand der aus der Kirche
ausgetretan ist qualifiziert sein Religionsunterricht (ich
rede nicht vom Ethikunterricht) zu geben?

…hier über die Religion unterrichtet und eben nicht missioniert werden soll. Der Lehrer muß kein überzeugter Katholik sein, um sich gut in der katholischen Lehre auszukennen (prominentes Beispiel E. Drewermann). Mache ich aber die Mitgliedschaft in der Kirche zur Voraussetzung, schlimmer noch die kirchliche Lehrerlaubnis, wie Du aufführst, dann setze ich mich doch dem Verdacht aus, nicht unterrichten sondern missionieren zu wollen.

Gruß

J.

Wieso sollte gerade ein Atheist oder jemand der aus der Kirche
ausgetretan ist qualifiziert sein Religionsunterricht (ich
rede nicht vom Ethikunterricht) zu geben?

…hier über die Religion unterrichtet und eben nicht
missioniert werden soll. Der Lehrer muß kein überzeugter
Katholik sein, um sich gut in der katholischen Lehre
auszukennen (prominentes Beispiel E. Drewermann).

Wie kommst du zu der Behauptung Eugen Drewermann sei kein überzeugter Katholik? Er hat sich nicht gegen den Glauben etc. ausgesprochen, sondern sich mit einigen Anhängern der Amtskirche angelegt. Oder kann man nur überzeugter Christ (ob Katholik oder Protestant) sein, wenn man alles glaubt, was die Kirchenherren erzählen und alles so macht, wie sie es wollen?
Mache ich

aber die Mitgliedschaft in der Kirche zur Voraussetzung,
schlimmer noch die kirchliche Lehrerlaubnis, wie Du aufführst,
dann setze ich mich doch dem Verdacht aus, nicht unterrichten
sondern missionieren zu wollen.

Obwohl die Diskussion schon die ganze Zeit läuft, wie stellst du dir denn den RU von heute vor. Denkst du die Religionslehrer lassan die Kinder die Bibel auswendiglernen, verbieten es ihnen über Dinge nachzudenken, Kritik zu äußern und brummen ihnen zuguterletzt noch 10 Ave Maria auf, wenn sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben?

Doc

Auch wenn man eine Frage nicht mit einer Gegenfrage
beantwortet:
Wieso sollte gerade ein Atheist oder jemand der aus der Kirche
ausgetretan ist qualifiziert sein Religionsunterricht (ich
rede nicht vom Ethikunterricht) zu geben?

Die Gegenfrage kann ich beantworten: Weil ein Atheist ein objektiveres Bild der Religionen wiedergeben kann. Dann wird halt nicht nur von den großen Kirchen (evangelisch / katholisch) geredet, sondern auch vom Islam, Buddhismus und weitere. Warum ein Mensch an die eine oder andere Religion glaubt und worin ganz objektiv die Unterscheidungen liegen. Dann wird nicht davon geredet das es einen Gott gibt, sondern, daß es Menschen gibt, die an diesen oder jenen Gott glauben. Wie die Religionen - und man muß dann auch von Sekten sprechen - entstanden sind und man wird über die geschichtliche Vergangenheit reden.

Das dürfte den Kirchen wohl kaum passen. Den Kirchen ist nicht daran gelegen, Werte zu vermitteln, sondern Jünger für sich zu gewinnnen. Arme kleine schwache Schäfchen! Den Kindern wird dann auch nicht erzählt, daß wenn sie böse sind nicht in den Himmel kommen. Die Kirchen vermitteln in diesem Sinne gerne die Angst vor dem Tod, wenn man nicht glaubt. Es mag Ausnahmen geben, aber es ist bis heute noch vielfach so und glaubt nicht ich wüßte nichts davon nur weil ich Humanist bin. Gerne wird nämlich das Argument benutzt, was passiert wenn man krank ist oder alt, ob man nicht dann doch lieber auf Nummer Sicher gehen, und an Gott glauben sollte. Und das WIRD auch den Kindern erzählt.

Die ganze Bibel ist voll mit Geschichten die von Grausamkeiten erzählen, die einem widerfahren, wenn man nicht oder an andere Götter glaubt. Und dann kann man jetzt nicht einfach sagen, man müßte es zwischen den Zeilen lesen. Und wenn man das tut, kommt noch was viel Schlimmeres dabei raus, denn das es einfach gar kein höheres Wesen geben kann, das so wiedersprüchlich ist, vor 2000 Jahren mal zu den Menschen spricht und dann nie wieder was von sich hören läßt. Besonders nicht im 2. Weltkrieg, wo Millionen umgekommen sind. Warum gab es da nicht zumindest einen Bruder von Jesus, der zu uns gesprochen hat?

Nicht umsonst heißt es: Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott! Lese ich das zwischen den Zeilen, steht da: Du mußt Dir selbst helfen, weil es keinen Gott gibt und glaube ja nie, Du wirst jemals einen sehen auch wenn Du noch so sehr daran glaubst.

Und da braucht mir auch keiner zu kommen, ich solle ihm Beweisen, daß es KEINEN Gott gibt. Das kann ich nämlich: „Da es nichts gibt, was zu beweisen wäre, ist der Beweis folgerichtig hiermit erbracht!“
Gegenbeweise der Kirchen gibt es nur, daß man fest daran glauben muß, dann wird man erkennen, daß es ihn gibt. Jaja, aber NUR dann! Ich kann mir auch sonstwas einreden, daß ich es nachher glaube!

Upps! Ich glaube ich bin vom Thema abgekommen! Sorry! Aber dennoch sind es doch eine Menge Gründe gegen den Religionsunterricht! Immerhin! :wink:

Gruß
Anne

Gruß zurück!

Hydron

Wieso sollte gerade ein Atheist oder jemand der aus der Kirche
ausgetretan ist qualifiziert sein Religionsunterricht (ich
rede nicht vom Ethikunterricht) zu geben?

…hier über die Religion unterrichtet und eben nicht
missioniert werden soll. Der Lehrer muß kein überzeugter
Katholik sein, um sich gut in der katholischen Lehre
auszukennen (prominentes Beispiel E. Drewermann).

Wie kommst du zu der Behauptung Eugen Drewermann sei kein
überzeugter Katholik?

Nun, er verlor jedenfalls wegen seiner kritischen Haltung die kirchliche Lehrerlaubnis.

Vielleicht ist er kein gutes Beispiel. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, daß es einen Atheisten geben kann, der sich mit der katholischen (oder evangelischen, budhhistischen, was auch immer) Religion soweit auseindandergesetzt hat, daß er für den Unterricht befähigt ist. Darüber sollte m.E. eine Prüfungskommision mit genau definierten Themen und Fragen befinden, und dazu sollte nicht die Frage zählen, ob der Kollege Mitglied der Kirche ist.

Obwohl die Diskussion schon die ganze Zeit läuft, wie stellst
du dir denn den RU von heute vor.

Ich stelle ihn mir nicht vor, ich kenne ihn aus Erzählung meiner Kinder bzw. aus Gesprächen mit den Religionslehrern. Sie kennen meine Meinung diesbezüglich, ich bin mit ihrem Unterricht einigermaßen zufrieden - an dem hier diskutierten Punkt ändert das aber nichts.

Gruß

J.

[…]

Auch wenn man eine Frage nicht mit einer Gegenfrage
beantwortet:
Wieso sollte gerade ein Atheist oder jemand der aus der Kirche
ausgetretan ist qualifiziert sein Religionsunterricht (ich
rede nicht vom Ethikunterricht) zu geben? Es ist ja auch nicht
so, dass generell jeder, der Kirchensteuer zahlt Religion
unterrichten darf.

Genau das meine ich doch: Nicht die Zugehörigkeit zu einer Amtskirche, sondern allein die wissenschaftliche Qualifikation sollten hier den Ausschlag geben. Zu behaupten, Athesisten kennten sich grundsätzlich nicht mit Kirchen- und Glaubensfragen aus, kann ja wohl nicht Dein Ernst sein.

Auch wenn du an der Uni Theologie fürs
Lehramt studiert hast, muss dir immernoch bevor du in den
Schuldienst gehst seitens der Kirche die missio canonica, die
sogenannte kirchliche Lehrerlaubnis, erteilt werden.

Warum? Das prangere ich an! Kirche & Schule sollten sauber getrennt werden. Sonst könnten wir ja auch den Physik-Unterricht von Siemens oder Nukem durchführen lassen, den Wirtschafts-Unterricht von der Deutschen Bank etc.

Die Länder haben meiner Meinung nach mit gutem Grund ein gewisses Monopol auf die Bildungseinrichtungen.

Und jetzt beantwortet mir doch bitte meine Frage. Du hast mich ja ziemlich „katholisch“ zitiert (d.h. die eigentliche Frage rausgekürzt und noch nicht einmal darauf hingewiesen).

Was genau soll im Religionsunterricht zusätzlich vermittelt werden, was nicht im Ethikunterricht behandelt würde. Und wie unterscheidet sich dieser angebllich entscheidende Mehrinhalt von Indoktrination mit den Dogmen der jeweiligen Amtskirchen.

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

Gruß

Fritze

Einwurf
Hi,
deine Frage kann ich leider nicht beantworten. Nachdem ich aber die Kommentare der anderen Forumsteilnehmer gelesen habe drängen sich ein paar Gedanken auf:

(1) Warum RU an der Schule? Auf diese Weise erhält der Staat ebenfalls eine Kontrolle über die Inhalte einer ethischen Ausbildung der Kinder. Im Sinne einer Demokratieerziehung ist das gut so.
Plakativ formuliert: Man sollte den RU nicht den Sonntagsschulen und damit vielfach leider den Fundamentalisten (da gibt es leider genug) überlassen.
Übrigens ist das auch IMHO ein Grund für islamischen RU an den Schulen. (Das wäre die Zukunftsperspektive, die ich anbieten könnte: Staatlichen RU für viele Religionsgemeinschaften)

(2) Warum formale Anerkennung der Lehrer durch die Kirche? Zunächst einmal um den staatlichen Einfluss (1) auszubalancieren. Es sind dan Staat und Kirche, die den Religionslehrer auswählen. Zum anderen ist auch die Anerkennung dieses RU innerhalb der Religionsgemeinschaft dadurch gewährleistet (Oder wäre es sinnvoll, wenn die Kinder von der Kanzel/Minarett hören, dass das, was sie in der Schule gelernt haben Quatsch ist?).

Und dann wie von anderen Forumsteilnehmern gefordert ein Atheist als Religionslehrer? Das soll irgendeine Form von Objektivität gewährleisten? Das erscheint mir absurd. Ein Atheist kann objektiv (soweit das in diesem Bereich überhaupt möglich ist) unterrichten, genauso wie das ein Katholik, Jude oder Protestant kann. Was aber einen Atheisten zum besseren und objektiveren Lehrer macht ist mir schleierhaft. Frei von eigenen unabdingbaren Überzeugungen ist ein Atheist nämlich genausowenig.

2 cents
Rossi

Hallo,

dann könnte man doch aber wie gesagt dieses Prinzip auf alle anderen Fächer ausdehnen. Die Firma Microsoft stellt Informatiklehrer, welche die Schulbehörde dann entweder akzeptieren, oder ablehnen kann. Dann wird eben flugs ein neuer Benannt. So lange, bis die Schulbehörde einen „objektiven“ Microsoftie ausgemacht hat.

Deutschlehrer werden dann meinetwegen von den Verlagen ausgesucht, Mathematiker und Wirtschalftler von den Banken und Versicherungen.

RWE, EON und Siemens übernehmen Physiker, Bayer liefert die Chemie- und Biologielehrer.

Das Spiel liesse sich beliebig fortsetzen und ist – das wirst Du sicher gleich selbst sagen – unsinnig. Warum sollen die Kirchen (und seien wir mal ehrlich: damit sind ausschliesslich die christlichen Kirchen) bei uns so eine Sonderrolle einnehmen? Wir gelten doch als säkularisierte Gesellchaft.

Und was den Atheisten als Religionslehrer betrifft, so habe ich weder gefordert, dass der Unterricht ausschliesslich durch solche erfolgen solle, noch dass Atheisten die besseren Religionslehrer wären. Ich habe lediglich gefragt, wieso Lehrer, die nicht Mitglied der zuständigen Amtskirche sind, als Religionslehrer grundsätzlich ausscheiden.

Ich kann keinen sachlichen Grund erkennen, der über Kontrollverlust durch die Amtskirche hinausgeht.

Und ja, ich finde, Religionsunterricht sollte ausschliesslich den kirchlichen Sonntagsschulen vorbehalten sein.

Eine fundierte Auseinandersetzung mit ethischen Grundsätzen, einschliesslich sämtlicher Religionsgemeinschaften, sollte dennoch fester Bestandteil des Curriculums und selbstverständlich Pflicht für alle Schüler sein. So, wie es derzeit läuft, wird ein nicht unerheblicher Teil der Schüler – nämlich diejenigen anderer Glaubensrichtung – vom Unterricht de facto ausgeschlossen.

Gruß

Fritze

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Hallo Hydron,

ich kann mich dem weitgehend anschließen. Auch ich lehne konfessionellen Unterricht an staatlichen Schulen ab. Was an kirchlichen oder privaten Schulen läuft ist Sache der Betreiber und deren Kunden. Aber an staatlichen Schulen, die auch von Nicht-Christen mitbezahlt und von deren Kindern besucht werden, hat konfessioneller Unterricht nichts zu suchen.

Wie verquer sich konfessionelle Weltanschauungen auch auf andere Teile der staatlichen Schule auswirken, zeigt sich u.a. darin, dass Kinder zwar KZ-Gedenkstätten besuchen (ich dreimal) aber i.d.R. nie an die Wirkstätten kirchlicher Kriegsverbrechen (Aufrufe zu Kreuzzügen), Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Inquisition, Hexenprozesse) oder Verstöße gegen das Völkerrecht (ok - das gabs damals noch nicht) geführt werden.

Seltsam - aber genau so ist es!

Gruß,

Guido Strunck

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Kichensteuer und Kircheninkasso
Hallo Allie,

Und wegen der Kirchensteuer: Kinder bezahlen keine, und als
Erwachsener darfst du gerne austreten. Andererseits verzichtet
aber kaum jemand gerne auf entsprechende „Dienstleistungen“
der Kirche wie Taufe/ Kommunion/ Konfirmation der Kinder,
kirchliche Trauung, und zuletzt möchte doch fast jeder von
einem Priester beerdigt werden. Die Mitarbeiter der Kirche
müssen ja von etwas leben, daher halte ich die Kirchensteuer
nicht für ein Übel.

seltsam - und warum zieht die Kirche ihre Mitgliedsbeiträge dann nicht selbst ein? So wie es andere weltanschauliche, politische, berufliche oder sonstige Interessensvertretungen auch tun.

Warum muss das Kircheninkasso über den Staat laufen und von mir als Nichtmitglied mitbezahlt werden?

Ganz abgesehen davon bin ich bereit für klerikale Dienstleistungen (falls ich mal welche brauchen sollte) gerne einen angemessenen Preis zu bezahlen.

In anderen Ländern funktioniert es doch auch. Warum nicht in Deutschland?

Gruß,

Guido Strunck

1 Like

Hallo Anne,

Hallo!
Ich studiere in Münster kath. Religion für das Lehramt Sek.I
und beginne nun mit meiner Examensarbeit. Das Thema geht in
die Richtung „Zukunft des RU unter Berücksichtigung
politischer Einflüsse und der sich verändernden Lehrerrolle
–>Konsequenzen für Lehrer und Unterricht“.

eine der Konsequenzen sehe ich darin, dass es immer mehr Leute gibt, die

a) eine konfessionelle und weltanschaulich Partei ergreifende Unterweisung ihrer Kinder (auf die sie keinen mitgestaltenden Einfluss haben) ablehnen. Sei es teilweise oder generell.

b) der staatlichen Schule an sich kritisch gegenüberstehen. Sei es wegen der fehlenden echten Mitbestimmung. Sei es weil sie das Konzept des Staates, der sich seinen Souverän selbst erzieht für gefährlich halten. Sei es weil sie Probleme mit der politisch-weltanschaulichen Ausrichtung der Lehrkräfte haben. Oder weil Lehrer und Ressourcen an Schulen aufgrund verfehlter Politik immer knapper werden.

(OK, OK - anderes Thema …)

s.a. http://www.ibka.org/infos/privilegien.html

(insbesondere Punkt 3, 5 und 7)

Konfessionellen Religionsunterricht - egal ob katechetisch oder auf „modern“ frisiert - halte ich für ein Auslaufmodell. Allein die Bezeichnung ist schon fragwürdig. Für jeden spirituell interessierten Menschen ist religiöse Überzeugung ein individueller Such- und Entwicklungsprozess. Und nichts, dass man wie Mathe, Buchführung oder Textverarbeitung an einer Schule lernen oder lehren kann.

Ob man nun gegebene Werte in einem Fach wie LER, Ethik … unterrichtet oder ob man (besser) den Jugendlichen zeigt, was Werte psychologisch-sozial-pädagogisch eigentlich sind, wie sie entstehen, wirken, verändert und genutzt werden können und wie das weltweit in Politik und Gesellschaft gemacht wird - das ist eine Frage, die ich von unabhängigen und kompetenten Bildungsexperten in der Politik und in der Wirtschaft behandelt sehen will. Ich präferiere Letzteres.

Gruß,

Guido Strunck