Religionswechsel

Guten Tag alle zusammen!
Ich habe folgende Frage:

Ich gehe bis jetzt noch in die neunte Klasse einer Realschule in Baden-Württemberg.
Bis heute bin ich immer in den evangelischen Religionsunterricht gegangen, obwohl ich nie gläubig war. Dieses Jahr hatten wir einen wirklich schrecklichen Lehrer, der so streng auf den Glauben fixiert war, dass es mir vor jeder Religionsstunde gegraut hat. Weil ich die Meinungen meines Lehrers nicht geteilt habe, waren meine Noten immer dementsprechend schlecht.

Nach den Erfahrungen dieses Jahres habe ich mich mit meinen 16 Jahren endgültig dazu entschieden, aus der Kirche auszutreten, in der Hoffnung, dann nächstes Jahr nicht mehr in den Religionsunterricht zu müssen. Heute erfahre ich jedoch von einer Freundin, dass man sich in unserem Bundesland zum Halbjahr für Ethik anmelden muss, damit man im nächsten Jahr diesen Unterricht besuchen kann.

Das hieße für mich: Ich könnte mich erst in einem halben Jahr bei meinem Direktor für Ethik anmelden, damit ich dann in einem Jahr in Ethik gehen kann, was mir nichts mehr bringt, da ich zu dieser Zeit bereits die Schule verlassen haben werde.
Mir kommt das komisch vor, da es in den meisten anderen Bundesländern so ist, dass man sich am Anfang des Schuljahrs für Ethik entschieden muss, um dann das kommende Jahr gleich in den Ethikunterricht besuchen zu können.

Warum ist das in meinem Bundesland anders? Und ist diese Regelung unseres Schulrechts, überhaupt mit dem GG zu vereinbaren? Schließlich werde ich in gewisser Weise dazu gezwungen, ein Jahr in etwas unterrichtet zu werden, dessen Glauben ich nicht (mehr) angehöre.

Ich muss noch einmal dazu sagen, dass es mir prinzipiell nichts ausmachen würde, ein weiteres Jahr in Religion zu gehen, so schlimm war dieser bis jetzt noch nicht für mich. Wenn wir jedoch ein weiteres Jahr - in meinem Abschlussjahr - diesen schrecklichen Lehrer von diesem Jahr bekommen, dann kann ich wirklich nicht in den Unterricht gehen, ich glaube, dass würde mich nervlich fertig machen.

Gibt es jemanden, der sich damit etwas auskennt? Es würde mich sehr freuen, ein paar Antworten zu bekommen.

Ich danke bereits im Voraus,
die Adiutrix

Liebe Adiutrix

Über die rechtliche Situation in Baden-Württemberg kann ich leider nichts sagen, da ich aus der Schweiz bin. Im Internet habe ich ein paar Links gefunden, die dir vielleicht weiterhelfen:
http://www.schulrecht.rechtsanwalt-zoller.de/religio…
http://de.wikipedia.org/wiki/Religionsunterricht_in_…
http://www.lpb-bw.de/bwverf/bwverf.htm#Erziehung

Darüber hinaus möchte ich mir aber erlauben, dir die Frage nahezulegen, ob du dir wirklich von einer schwierigen Lehrperson deinen Weg in Glaubensfragen bestimmen lassen willst. Denn die Frage, ob ich in der Kirche bin oder austrete, ist zu kurz gestellt. Um die Frage, was ich glaube, an was ich mich halte, welche Werte ich vertrete, was mir Halt gibt im Leben…, um die komme ich nicht herum, ob ich in der Kirche bin oder nicht. Das ist und bleibt eine Lebensaufgabe, sich damit auseinanderzusetzen, ob als Christ, als Muslim oder als Atheist. Vielleicht kommen die Antworten etwas unterschiedlich heraus, aber in vielen Punkten sind sich alle verdächtig einig darin. Die Aufgabe der Kirche und des Religionsunterrichts sind nach meinem Ermessen, den Leuten, insbesondere den Jugendlichen, zu helfen, eigene Antworten zu finden. Wenn sie diese Aufgabe schlecht löst, muss sie sich nicht wundern, wenn die Leute ihr nicht mehr nachfragen.
«Religionswechsel» hingegen ist etwas, das man meines Erachtens nicht einfach so vollziehen kann, denn Religion ist ja nicht bloss eine verstandesmässige Angelegenheit, sondern hat viel mit Emotionen und inneren Werten zu tun. Ich an deiner Stelle würde ein kritisches Kirchenmitglied bleiben, das den Mut hat, auch gegenüber engstirnigen Leuten ehrlich zu sein und unbequeme Fragen zu stellen. Was hast du dabei zu verlieren? Jede Konfrontation, der man aus dem Weg geht, ist eine verpasste Chance – für beide Seiten. Und dazu kommt, dass Glauben ja nicht etwas ist, das man besitzt bzw. mit Konfirmation oder Firmung abgeschlossen hat. Glauben ist eine lebenslange Aufgabe, da wird sich noch manches bewegen bis ins Altenheim…

Ich hoffe, deine Frage damit doch ein Stück weit beantwortet zu haben.

Herzliche Grüsse

Samuel Burger

Hallo Adiutrix,
bin jetzt kein Super-Experte, aber soweit ich weiß ist Abmeldung vom Religionsunterricht zu Beginn des Schuljahres möglich. Begründung: Glaubens- und Gewissensgründe.
Dazu musst du aber nicht aus der Kirche austreten. Vielleicht verwehrst du dir einiges in deinem späteren Leben. Glaubenszweifel sind selbst unter Gläubigen normal. Und vielleicht bedeutet dir der Glaube in ein paar Jahren ja wieder was.
Und dass man mit einem Lehrer / Lehrerin mal nicht kann, ist auch normal. Manches kann man umgehen (wie in deinem Fall), bei manchem muss man einfach durch.

Ich würde meine Absichten (Abmeldung vom Reliunterricht) noch in diesem Schuljahr mitteilen. Wenn Ethik angeboten wird, besuchst du im nächsten Schuljahr dann ganz normal als Ersatz den Ethik-Unterricht.

Hoffe, ich konnte dir helfen.

Gruß
riker

Guten Abend,
zuletzt habe ich in zwei Abschlussklassen in Heidelberg Ethik unterrichtet. Es heißt nicht mehr Religion. Wenn dein Lehrer stark auf den Glauben fixiert ist, dann kann er das ja sein aber er sollte seine persönliche Haltung nicht anderen aufzwingen!
MfG. Konrad

Hallo,

Gibt es jemanden, der sich damit etwas auskennt?

Das Schulgesetz regelt das eindeutig. Innerhalb von 2 Wochen nach Beginn eines Halbjahres kann man sich vom Religionsunterricht abmelden.

hth

Hallo Adiutrix,
so da passt Dir die Nase des Religionslehrers nicht. Er ist schrecklich … Der Mathe Deutsch Englisch Lehrer nicht?
Gibt es nur schreckliche Religionslehrer und dann meldet man sich einfach vom Unterricht ab?
Klar man trennt sich auch schneller von der Freundin, seinen Freunden, wenn es Konflikte gibt.
Vielleicht willst Du ja durchhalten, doch die Ansichten des Mannes sind so fürchterlich das du die 90 Minuten nicht mehr ertragen willst.
Vielleicht gehört der Lehrer zu den Fundamentalisten der Religion
Aber gleich aus der Kirche austreten? Die Kirche wird aus Menschen gemacht. Wir brauchen Menschen die das Bild der Kirche prägen, so wie sich die Kirche zum Beispiel auf den Kirchentagen präsentiert.
Offen nach Freiheit strebend, den anderen achten, nach Sinn suchend, im Gespräch, Werte formulieren achten ….
Wenn Du wegen eines Religionslehrers die Kirche verlässt, was wird dann aus der Kirche? Gibt es dann nur noch Idioten in der Kirche?
Ich will so eine Kirche nicht – deshalb bin ich dabei.
Im Religionsunterricht geht es nicht um Meinung!!! Du hast deine eigene Meinung.
Meinungen werden niemals bewertet!
Schlechte Note weil die Meinung eines Schülers dem Lehrer nicht passt ist Willkür,
Dagegen kann der Schüler etwas tun.

Rechtlich hast Du dich richtig informiert.
Doch versuch es doch mal mit einem Gespräch.
Erst mit dem Menschen der ein „schrecklichen Lehrer“ ist.
(Vielleicht ist er einverstanden das du gehst)
Dann mit der Schulleitung ob sie mal eine Ausnahme machen kann.

Da dir aber weder der Religionsunterricht noch der Ethik Unterricht was bringt .
(Hoffentlich bringt dir die Schule etwas) sitz die Zeit doch ab. Das halbe Jahr, das schaffst Du

B. Bischoff

Hallo: leider erst jetzt ein Antwort
Evangelische Schüler besuchen den evangelischen Religionsunterricht!
außer:
sie treten aus der Kirche aus - dann besuchen sie den Ethik-Unterricht
oder sie besuchen aus Gewissensgründen den Religionsunterricht nicht mehr - da gibt es aber Fristen, die du in deiner Schule erfragst.
Ich bin selbst Reli-Lehrer, ich hoffe, du lässt dich von einem schwierigen Lehrer nicht komplett beeinflussen. Was du dir klar machen musst: Wegen einer Person aus der Kirche auszutreten, finde ich nicht gut. Wenn du nicht mehr Mitglied der evangelischen Kirche sein willst, ist das eine andere Sache - religionsmündig bist ja schon seit deinem 14. Geburtstag. Vor einem Austritt solltest du nachdenken, ob du die Kirche und ihre Arbeit so sehr ablehnst, dass du sie verlassen willst. Wenn ja…dann ist das halt so.
Aber grundsätzlich: Zum Religionsunterricht kannst du nicht gezwungen werden, wenn du aus der Kirche ausgetreten bist! Ich hoffe aber trotzdem, du bleibst uns erhalten!