Hallo,
Aber der Ansatz müsste die Bildung schon in den Schulen sein.
Aber so ein verfilztes System aufzuweichen würde einer starken
Lobby bedürfen. Die Finanzindustrie wird das nicht sein, denn
die müssten dann ja ihre Geschäftsmodelle ändern. Wer will das
schon?
niemand hat etwas dagegen, sein Geschäftsmodell zu ändern, wenn es denn notwendig und möglich ist. Das Problem ist, daß es die Kunden gibt, die sich ihr eigenes Modell zurechtgelegt haben: „ich will alles und zwar kostenlos und wenn es sein muß, unterhalte ich dafür 15 Bankverbindungen.“
Früher gab es am Ort fünf, maximal 10 relevante Kreditinstitute. Die Beziehung zwischen Kunde und KI war allumfassend und hielt ein Leben lang. Jedes Produkt für sich wurde so gestrickt, daß es für sich alleine rentabel war, wenn man mal vom Zahlungsverkehr absah.
Heute hat der Kunde für die Geldanlage Institut A, für den Zahlungsverkehr Institut B, für die Kreditaufnahme Institut C und die Wertpapierverwahrung online-Broker D. Die Institute betreiben Kannibalisierung durch Dumping, d.h. sie locken mit kostenlosen Konten und Depots (oder zahlen sogar Barprämien aus) und hoffen darauf, daß der Kunde durch Unachtsamkeit, Faulheit oder Gleichgültigkeit ein anderes Produkt kauft/in Anspruch nimmt.
Aus diesem Grunde hauen die Institute auch immer neue Fonds, Zertifkate und Derivate raus; immer in der Hoffnung, ein nicht vergleichbares Produkt geschaffen zu haben. Der Kunde wiederum liest auf dubiosen Internetseiten vom plötzlichen Reichtum von Anlegern und will es ihnen gleichtun. Er kauft eine Knockout-Turbo-Kill-Monsterrenditeaktienanleihe auf irgendeine Aktie, die an irgendeiner exotischen Börse notiert wird, und lacht alle aus, die mit Bausparverträgen und Lebensversicherungen hantieren - bis er irgendwann die Abrechnung bekommt, auf der er dann die mikroskopischen Restwert seiner Investition ablesen kann.
Will sagen: das Kundenverhalten hat sich geändert und zwar primär zum Nachteil der Institute. Diese reagieren aber darauf und das geschieht zum Nachteil für die Kunden: Die Filialbanken ziehen sich aus der Fläche zurück, die Online-Banken beschäftigen branchenfremde Hotline-Typen und alle versuchen, ein Stückchen vom Kuchen zu bekommen.
Daß dabei bessere Betreuung, bessere Produkte und eine zielsicherere Beratung herauskommt, ist unwahrscheinlich. Das ganze ist Vergleichbar mit dem Trend in der Lebensmittelbranche. Seit den 80ern Jahren tobt dort der Kampf um den Kunden, für den lange Zeit nur der Preis entscheidend war. Billiger war besser, auch wenn man dafür nicht mehr beim Metzger kaufte, sondern in der SB-Theke rumgrabbeln mußte. Auch wenn der Laden nicht mehr um die Ecke, sondern im Gewerbegebiet war. Auch wenn die Qualität von Fleisch, Gemüse und Obst abnahm.
Ungefähr 20 Jahre und mehr als eine Handvoll an Skandalen hat es gebraucht, bis der Qualitätsgedanke wieder begann in den Vordergrund zu treten. Zunächst in Form von Bio-Ecken im Discounter und später dann in Gestalt vollwertiger Bio-Supermärkte. Mit letzteren würde ich die Quirin-Bank vergleichen wollen. Aber so weit wie der Lebensmittelmarkt ist aber der Finanzsektor noch lange nicht.
Gruß
C.