Hallo Zusammen,
Wir haben von unserem Dozenten die Aufgabe bekommen eine 2-Seitige Replik über ein Essay (geschrieben von unserem Teampartner, 5 Seiten) zu schreiben. Nun bin ich nicht mehr ganz sicher was damit eigentlich gemeint war. Grob hab ich verstanden, dass man sich mit dem Essay des Partners kritisch auseinander setzten soll. Aber ich will ja das Essay von meinem Partner nicht schlecht machen. Ich weiß nicht genau wie ich an diese Aufgabe rangehen soll. Was genau eine Replik ist hab ich auch nicht so ganz verstanden. Kann mir vielleicht jemand weiter helfen?
Eine Replik ist zunächst schlicht eine Antwort - auf eine Publikation oder einen Vortrag oder speziell auf eine These. Meist ist damit aber eine Antwort gemeint, die die These(n) der Vorgabe nicht nur kritisch würdigt, sondern sie zerpflückt und ihre Fehler nachweist. Also ggf. sogar ein „Verriss“.
Kann es sein, daß der Ausdruck des Dozenten nicht „Replik“ war, sondern vielmehr „Rezension“? Eine Rezension ist nämlich - neben einer Zusammenfassung der wichtigsten inhalte - eine persönliche Beurteilung des Textes, seiner Inhalte und auch seiner sprachlichen Gestalt. Sie kann durchaus Belobigungen, aber auch Einwände enthalten, und durchaus ganz persönliche Geschmacksargumente. In der Regel läuft sie auf eine Empfehlung oder auch ein Abraten für potentielle neue Leser hinaus. Sie kann sich aber auch völlig neutral geben. Der neue Leser interessiert sich entweder für die spezielle Einschätzung des Rezensenten (z.B. wenn dieser ein schon bekannter Fachkundiger ist), oder er will einfach einen Eindruck gewinnen, was ihn erwartet, wenn er den Text selbst lesen würde.
Gruß
Metapher
Dafür trägt wohl kaum die Studentin die Verantwortung. Außerdem ist der Begriff Essay schon länger ein gängiger Begriff in der Literaturwissenschaft. Den Begriff „Replik“ verwendet man ebenfalls seit mehreren Jahrhunderten.
[…]
Zu Unrecht! Essay steht in den Wissenschaften über das Schriftwesen vornehmtuerisch für nichts anderes als deutsch (kleine) Abhandlung oder schriftstellerischer Versuch, der die Hauptpunkte eines Stoffgebietes in übersichtlicher und anregender Weise vorführen soll. Wer sich mit diesen Wissenschaften im Ernste befasst, sollte den Begriff Abhandlung in diesem Sinne auszulegen verstehen.
Das eben Gesagte gilt freilich auch von dem ausheimischen Wort Replik.
MOD Selina: Beitrag editiert.
[…]
Womit du erkennen läßt, daß du noch niemals etwas gelesen hast, was man sachgerecht als Essay bezeichnet. Peinlich das
MOD Selina: Beitrag editiert.
[…]
[…]
Laut Brockhaus versteht man unter dem englischen Ausdruck Essay, ich führe an:
„Abhandlung, die einen Gegenstand auf besondere Weise erörtert: Der Essay unterscheidet sich einerseits durch Stilbewusstsein und subjektive Formulierung von der objektiven, wissenschaftlichen Abhandlung (der Übergang zu dieser ist jedoch fließend), andererseits durch breitere Anlage und inhaltlichen Anspruch vom journalistischen Feuilleton. Als Schöpfer der Kunstform des Essays gilt M. de Montaigne; von ihm übernahm F. Bacon das Wort Essay als Gattungsbezeichnung für seine stärker von der Sache bestimmten Aufsätze. Oft wurde die Bezeichnung Essay von Philosophen benutzt, um den Fragmentcharakter ihrer Abhandlungen zu betonen.“
Alles das lässt sich kurz und weniger durch fremdländische Wörter verdunkelt auf Deutsch ausdrücken, wie ich das oben getan habe.
Wenn einer uns in aller Namen erröten lässt, dann bist du das allein.
MOD Selina: Zitat und Beitrag editiert.
Danke schonmal für diese Definition.
Kann es sein, daß der Ausdruck des Dozenten nicht „Replik“ war, sondern vielmehr „Rezension“?
Ja so ganz habe ich den Unterschied auch nicht verstanden. (Also den Unterschied zwischen Replik und Rezension jetzt schon) Aber was ich noch als Erklärung zu dieser Aufgabe in Erinnerung habe scheint irgendwie beides mit einzuschließen.
Wenn ich mich jetzt sehr stark an eine Replik halte, also das Essay meines Partners wirklich sehr kritisch würdige, dann müsste ich mich ja selber super gut auskennen damit die auch gut wird.
Ich halte Replik für wahrscheinlicher. Eine Replik (= Erwiderung) versucht die Standpunkte des Essays zu widerlegen. Du müsstest also die Gegenposittion einnehmen (auch, wenn du 100% der Meinung des Autors des Essays bist).
Das ist eine Technik, mit der man die Stichhaltigkeit von Argumenten prüft. (Auch bei Werbestrategien u.ä. wendet man dieses Vafahren an.)
Schöne Grüße
Ann da Cáva
Du hast ja schon einige gute Antworten bekommen (Ann hat übrigens richtig Ahnung, ebenso wie metapher)
Hier nun noch mein Senf. Ich glaube dir, dass es schwierig ist, den Aufsatz eines Mitschülers auseinander zu nehmen. Das ist aber grundsätzlich Sinn der Sache. Du musst dich natürlich mit dem Thema beschäftigen, um stichhaltige Gegenargumente zu liefern. Nur mit „ich bin dagegen“ ist es nicht getan. Diese Übung ist sehr gut geeignet, deine Rhetorik zu trainieren.
Mein Sohn musste mal eine Replik zu einem Nichtraucheraufsatz schreiben. Er ist selber militanter Nichtraucher, hat es aber geschafft, die komplette Klasse zu Rauchern zu machen(Übertreibung).
Ich hoffe, dass dein Mitschüler reif genug ist, die Replik anzunehmen und daraus auch für sich zu lernen. Gerade, wenn man jemanden gut leiden mag, ist es schwierig, ihm eigentlich ohne jeden Grund, Paroli zu bieten.
Ich wünsche dir viel Erfolg.
Data