Repräsentative Befragungen

Eine Befragung, die sich „repräsentativ“ nennt, entspricht einer Schönheit, die sich „vollkommen“ nennt; gibt es also nicht.

Bei der Auswertung von Befragen werden Erfahrungs- und Schätzfaktoren eingerechnet als Ausgleich für die Leute, die keine Befragungen mögen, schwer erreichbar sind usw.

Ebenso wird ein geschätzter Korrekturfaktor eingerechnet für die Leute, die bei der Befragung lügen. Bei Befragungen für Wahlprognosen zieht man ein paar Prozent vom Stimmenanteil des Siegers ab. Das hat gut funktioniert z.B. in den Zeiten als „Genosse Trend“ in der SPD war. Da aber auf diese Weise das tatsächliche Wahlergebnis schon als ein Faktor in die Prognose des Wahlergebnisses eingeht, werden Wahlprognosen genau dann unnütz, wenn sie von den Politikern gebraucht würden, weil man den Wahltrend nicht schon von vornherein weiß.

Es sieht so aus, als hätte man beim Bundestagswahlkampf das in CDU-Spitzenpolitikerkreisen nicht gewußt.

Gruß

Pavel

Und was war die Frage? o.T.
Gruß

Die steht im Brett „Sonstige Fragen“.

Plonk

Eine Befragung, die sich „repräsentativ“ nennt, entspricht
einer Schönheit, die sich „vollkommen“ nennt; gibt es also
nicht.

Wie kommst du denn auf so einen Vergleich?
Mit Verlaub, nimmst du Drogen?

ergo, der Rest deiner Ausführung ist bestenfalls ne Schreibübung.

Bei der Auswertung von Befragen werden Erfahrungs- und
Schätzfaktoren eingerechnet als Ausgleich für die Leute, die
keine Befragungen mögen, schwer erreichbar sind usw.

Ebenso wird ein geschätzter Korrekturfaktor eingerechnet für
die Leute, die bei der Befragung lügen. Bei Befragungen für
Wahlprognosen zieht man ein paar Prozent vom Stimmenanteil des
Siegers ab. Das hat gut funktioniert z.B. in den Zeiten als
„Genosse Trend“ in der SPD war. Da aber auf diese Weise das
tatsächliche Wahlergebnis schon als ein Faktor in die Prognose
des Wahlergebnisses eingeht, werden Wahlprognosen genau dann
unnütz, wenn sie von den Politikern gebraucht würden, weil man
den Wahltrend nicht schon von vornherein weiß.

Es sieht so aus, als hätte man beim Bundestagswahlkampf das in
CDU-Spitzenpolitikerkreisen nicht gewußt.

Kopfschüttelnd
Stefan

Servus Stefan,

Wie kommst du denn auf so einen Vergleich?

diesen Vergleich zu lesen hat mich in freundlicher Weise an Michael Leserer, einen didaktisch hervorragenden und fachlich nicht ganz unbeschlagenen Ökonometrieprof aus Göttingen erinnert.

„Gelernt“ haben wir bei ihm im prüfungs- und anwendungstechnisch relevanten Sinn nicht so sehr viel. Aber gelernt haben wir bei ihm immerhin, wie dürftig „empirische“ Mittel sind, enn man den Fehler begeht, an sie zu glauben. Seit ich Leserer gehört habe, schau ich bei der Lektüre empirischer Arbeiten so ziemlich zuerst auf die Beschreibung der angewandten Testmethoden. Mindestens 80% fallen dabei durch, nach dem Prinzip „Flensburger-Werbespot“: „Gut rechnen hat er ja gekonnt, aber genützt hat es ihm nichts.“

Gelehrt hat Leserer mit so banalen Exempeln mit Zen-Prägung wie:

„Ein Mann rennt morgens um halbacht zum Bahnhof. Warum rennt er?“ - (jeder weiß warum)

Dieses ist eine Frage, die mit den Mitteln der Statistik & Ökonometrie stets nur falsch beantwortet werden kann, weil der Grund dafür, dass er rennt, in der Zukunft liegt.

Ich will hier keine Fachdiskussion vom Zaun brechen, in der ich hoffnungslos unterläge. Aber ich möchte gern den Vergleich „repräsentative“ Daten - „vollkommene“ Schönheit verteidigen, etwa in dem Sinn: Wer eine mögliche Analogie a priori ausschließt, handelt analog zu einem, der vor einer Auswertung erstmal alle „Ausreißer“ wegstreicht. Er will die Möglichkeit von Überraschungen vermeiden, obwohl es das Wesen der Stochastik ist, mit Überraschungen zu leben.

Das Analog, schlage ich als Arbeitstitel vor, ist, dass es sich bei beiden Begriffen um objektiv unerreichbare Idealvorstellungen handelt. Die Aussage „Diese Erhebungsdaten sind repräsentativ. Punktum.“ ist genauso gefährlich wie die „Diese Frau ist die Schönste. So isses.“ Gefährlich, weil man in beiden Fällen vergisst, dass man ebent nur im Sinn von „best“ (relativ) und mehr oder weniger „unbiased“ (selbst dieses relativ) arbeitet. Das L zum BLU lass ich weg, weil dieses bereits ein Eingeständnis der Unvollkommenheit einer Schätzung ist. Das L hat seine Existenzberechtigung nur aus technischen Motiven: Es gibt das L bloß, weil man sonst nicht mit Vektoren rechnen könnte und die ganze Sach unquantifizierbar bliebe.

Das bedeutet keinesfalls, dass die halt maximal mögliche Annäherung an so ein Ideal wertlos wäre. Aber es bedeutet, dass man sich daran erinnern muss, dass es sich um eine Annährerung handelt.

Hierzu noch ein Leserer im Original (aus einer Anfängervorlesung):

„Meine Damen und Herren, ich bitte zu bedenken, dass im Rahmen dieses Modells unser ganzes Leben in irgendwelchen Urnen verpackt ist, und uns bleibt nichts übrig, als blind zu ziehen“

In diesem Sinne

MM

nö…
Hallo Martin,

Wie kommst du denn auf so einen Vergleich?

diesen Vergleich zu lesen hat mich in freundlicher Weise an
Michael Leserer, einen didaktisch hervorragenden und fachlich
nicht ganz unbeschlagenen Ökonometrieprof aus Göttingen
erinnert.

kenn ich nicht

„Gelernt“ haben wir bei ihm im prüfungs- und
anwendungstechnisch relevanten Sinn nicht so sehr viel. Aber
gelernt haben wir bei ihm immerhin, wie dürftig „empirische“
Mittel sind, enn man den Fehler begeht, an sie zu glauben.

hm…
das versteht sich ja wohl von selbst.

Seit ich Leserer gehört habe, schau ich bei der Lektüre
empirischer Arbeiten so ziemlich zuerst auf die Beschreibung
der angewandten Testmethoden. Mindestens 80% fallen dabei
durch, nach dem Prinzip „Flensburger-Werbespot“: „Gut rechnen
hat er ja gekonnt, aber genützt hat es ihm nichts.“

nun gut…

Gelehrt hat Leserer mit so banalen Exempeln mit Zen-Prägung
wie:

„Ein Mann rennt morgens um halbacht zum Bahnhof. Warum rennt
er?“ - (jeder weiß warum)

Ich weiss es nicht!

Dieses ist eine Frage, die mit den Mitteln der Statistik &
Ökonometrie stets nur falsch beantwortet werden kann, weil der
Grund dafür, dass er rennt, in der Zukunft liegt.

Falsch und zwar gleich doppelt.
zum einen:
Wenn es tatsächlich ein Zen-Koan sein soll, dann gibt es auch eine gültige Antwort (im Zen gibt es sogar mehrere Antworten die alle, obwohl verschieden, richtig sind)
zum anderen:
Stets nur falsch heisst NIE und das eben stimmt nicht.
Es ist eben so, dass wenn von 100 Leuten die zum Bahnhof rennen 80 dies tun weil sie den Zug erreichen wollen ich mit 80%iger Sicherheit recht habe dass dieser eine rennt weil er den Zug erreichen will.

Ich will hier keine Fachdiskussion vom Zaun brechen, in der
ich hoffnungslos unterläge. Aber ich möchte gern den Vergleich
„repräsentative“ Daten - „vollkommene“ Schönheit verteidigen,
etwa in dem Sinn: Wer eine mögliche Analogie a priori
ausschließt, handelt analog zu einem, der vor einer Auswertung
erstmal alle „Ausreißer“ wegstreicht. Er will die Möglichkeit
von Überraschungen vermeiden, obwohl es das Wesen der
Stochastik ist, mit Überraschungen zu leben.

Das ist doch ein Totschlagargument.
Unsere Sprache existiert auf der Basis von Vereinbarungen.
Man ist sich einig, was man sich unter einem Tisch vorzustellen hat ebenso wie unter dem Begriff „repräsentativ“.
Wenn nun einer daherkommt und meint die Verwendung dieses Begriffes wäre „unzulässig“ weil er persönlich etwas anderes damit verbindet als die Allgemeinheit (nämlich 100% statt irgend was ab sagen wir mal 80%), dann ist das seine individuelle Sicht die eben nicht gültig ist.
In finaler Konsequenz würde die Zulässigkeit dieser Sichtweise zu einer völligen Abschaffung der Sprache führen.

Das Analog, schlage ich als Arbeitstitel vor, ist, dass es
sich bei beiden Begriffen um objektiv unerreichbare
Idealvorstellungen handelt. Die Aussage „Diese Erhebungsdaten
sind repräsentativ. Punktum.“ ist genauso gefährlich wie die
„Diese Frau ist die Schönste. So isses.“ Gefährlich, weil man
in beiden Fällen vergisst, dass man ebent nur im Sinn von
„best“ (relativ) und mehr oder weniger „unbiased“ (selbst
dieses relativ) arbeitet. Das L zum BLU lass ich weg, weil
dieses bereits ein Eingeständnis der Unvollkommenheit einer
Schätzung ist. Das L hat seine Existenzberechtigung nur aus
technischen Motiven: Es gibt das L bloß, weil man sonst nicht
mit Vektoren rechnen könnte und die ganze Sach
unquantifizierbar bliebe.

Nix ist da gefährlich.
Jeder weiss, was er sich unter solchen Begriffen vorzustellen hat.
Würde ich deine Ausführungen morgen meiner „nicht intellektuellen“ Supermarktkassiererin vortragen, so würde die mich glatt fragen ob ich jetzt ne Vollmeise hätte, und zwar deshalb, weil sie die lebenspraktische Sinnlosigkeit derartiger Überlegungen erkennt.
Dass Begriffe nicht immer absolut sind, lernt man irgendwann im Kindesalter und damit hat sichs.

Das bedeutet keinesfalls, dass die halt maximal mögliche
Annäherung an so ein Ideal wertlos wäre. Aber es bedeutet,
dass man sich daran erinnern muss, dass es sich um eine
Annährerung handelt.

Eben!

Hierzu noch ein Leserer im Original (aus einer
Anfängervorlesung):

„Meine Damen und Herren, ich bitte zu bedenken, dass im Rahmen
dieses Modells unser ganzes Leben in irgendwelchen Urnen
verpackt ist, und uns bleibt nichts übrig, als blind zu
ziehen“

Damit kann ich nix anfangen. (welches Modell? wieso soll das Leben in Urnen verpackt sein (das ürde ich nicht als gelungene Metapher bezeichnen) und ob wir tatsächlich „blind ziehen“ ist nicht endgültig geklärt)

In diesem Sinne

nö…
Viel Erfolg
Stefan