Rhabarber -Ernte trocken und faserig

Habe im Herbst einen „Holsteiner Blut“ gepflanzt, der schön angewachsen ist. Dieses Frühjahr habe ich einen der noch recht kleinen Stängel probiert - er schmeckte gut, war aber so trocken und faserig, dass man ihn nicht essen konnte.
Ist mein Standort zu trocken???
Oder liegt es an der Sorte?
Am jugendlichen Alter kan es kaum liegen, denke ich.

Bin für Tipps dankbar!

Hallo kaetchens,

das ist ja schade, gerade eine so tolle Sorte. Die gibt einem Dessert erst den richtigen Geschmack und dazu die Farbe!

Bevor ich Dir antworten kann ganz kurz einige Fragen:

Wie ist der Boden? Eher feuchtehaltend oder eher sandig?

Wo steht der Patient? Eher sonnig oder im Schatten/Halbschatten?

Hast Du vor dem Einpflanzen den Boden tiefgründig aufgegraben? Oder ist es „gewachsener Boden“, heißt, es gab vorher noch keine Bepflanzung an der Stelle?

Schreib mir schnell, es gibt bestimmt in diesem Jahr keinen mehr genießbaren Rhabarber, aber mit einigen Tipps kann ich Dir sicher weiterhelfen.

Viele Grüße

Harald Säger

Der Rhabarber steht im gut vorbereiteten (Kompost)sandigen Lehmboden, der schlecht Wasser hält. Deshalb habe ich gemulcht und bei Bedarf gegossen. Vormittags volle Sonne, Nachmittag Schatten/Halbschatten.
Blüte habe ich ausgebrochen, das Wachstum ist gut. Keine Welkeerscheinungen. Nur leider halt die Stängel strohig.

Hallo kaetchens,

was sollst Du dann machen: Wie ich mich erinnere, steht der Rhabarber erst ein Jahr. Dann kannst Du noch hoffen.

Wichtig ist immer, dass die Pflanze ringsum, so ca. 1 Meter im Radius Platz hat, sich zu entfalten. Vieles Wässern halte ich eher für nicht gut. Wenn die Pflanze gut beieinander ist, nicht mickert, Licht evtl. auch Halbschatten hat, dann braucht sie einfach die Zeit, sich dort einzuleben. Das ist wie im wirklichen Leben. Wenn ringsum alles stimmt, dann klappt es auch mit der Eingewöhnung. Zuviel ist manchmal zuviel des Guten. Auch so ein Rhabarber ist nur eine Pflanze.

Nun mein Tipp: Durch weniger Wässern erreichst Du, dass der Zögling mehr an Eigeninitiative entwickelt - heißt - er bildet mehr an Wurzeln, eben um an mehr Wasser zu kommen. Mit zu vielem Wässern unterbindest Du den Eigentrieb der Pflanze, durch mehr Wurzelwachstum mehr Wurzeln zu bilden. Denn es ist ja alles da!

Versuche einfach mit dieser Pflanze zu sein.

Hängen dann die Blätter, muss dann schon eine Wassergabe sein, aber auch nur einmal durchdringend wässern, dann wieder beobachten.

So oft erfahre ich, dass ein „zuviel“, ein zu „gut“ meinen, dann eher das Gegenteil bewirkt.

Bald ist Johannistag, dann sollte man eher nicht mehr ernten, bei Dir eher die Zeit für das edle Gewächs, zu schauen und zu beobachten.

Erst wenn die Hitze all zu stark wird, erst dann wieder wässern, und nur dann, wenn am Morgen die Blätter durchhängen.

Bitte in diesem Jahr keine Düngergaben! Weder mineralisch noch organisch.

Dann sieh nach, ob die Pflanze fest im Boden verankert ist.
Oft erfahre ich auch, dass eben zu zaghaft gepflanzt wurde - heißt - der Wurzelstock liegt nur locker im Boden, hat so wenig Kontakt mit dem ihm umgebenden Boden.

Dann erklären sich einige Dinge ganz von selbst: Fehlt die Haftung, der Kontakt zur Umwelt, dann verkümmert man.

Tipp: Nicht an der Pflanze reissen. Hinknien, ringsum mit den Händen direkt um die Pflanze drücken, so wie man eben eine Topfpflanze festdrückt. Das ist etwas Mühe, aber wirkungsvoll. Gibt der Boden nach, oder die Pflanze „kippelt“, dann bitte mit einem dem Fuß, am besten den rechten Fuß (keine Angst, besser diese Therapie! als kranke Pflanzen) rings um die Pflanze den Boden festtreten, dann bitte Wässern und das „Treten“ wiederholen.

Wenn jetzt die Schuhe versaut sind…

Nein, Spaß beiseite. Jetzt einfach nur in Ruhe lassen.

Dann kommt der Herbst. Bitte die Blätter so lange lassen, als sie da sind. Irgenswann welken diese. Erst, meisst so Ende Oktober, nach den ersten Frösten, wenn sich im Garten eh alles zurückzieht, dann vorsichtig versuchen, die Blätter entfernen. Geht das nicht ohne Widerstand, dann warten, bis die Blätter wirklich daneben liegen.

Die Blätter dann wegziehen und noch mal diese Sache mit dem Fuß. Ringsum vorsichtig die Erde festtreten. Decke dann das Rhizom mit Tanneneisig so ab, dass der kalte Winterwind, schlimmer noch die Sonne im Winter keine Angriffsfläche hat. Lass Laub liegen auf dem Rhabarber, besser leg noch etwas darauf. Bitte kein Eichenlaub, auch keinen Rasenschnitt.

Im Frühjahr dann Abdecken, wieder mit dem Fuß vorsichtig ringsum die Pflanze festdrücken (bitte nie mitten hinein!) Durch den Frost „gart“ die Erde, das heißt, sie geht auf wie ein Hefekuchen und treibt so auch Wurzeln des Rhabarber wieder nach oben, festtreten und schauen, was passiert.

Ich glaube, es wird alles gut, es gibt in dann im nächsten Jahr ein tolles Kompott, besser noch eine guten Kuchen.

Wir hören oder lesen sicher voneinander, versprochen…

Viele Grüße

Harald Säger

Klingt gut und leuchtet ein, Harald, das mit dem Bodenkontakt. Werde ich machen.
Zu viel gießen gibt es bei uns allerdings nicht. Unter dem Mutterboden sitzten wir auf 14 Metern Sanddüne. Deshalb komposte und mulche ich, was das Zeug hält - der Boden hält inzwischen wesentlich beser die Feuchtigkeit und die Humusschicht hat ebenfalls enorm zugelegt, weil ich auch Tonmineralien einarbeite. Aber unsere Rosen sind auch nach Jahren noch nicht autark, was Wasser bei längerer warmer Trockenperiode betrifft, obwohl Tiefwurzler.
Jedenfalls kannst Du dir nächstes Jahr ein Stück Rhabarberkuchen hier abholen - strohig oder nicht :smile:

Danke.

14 m Sanddüne, ja wo wohnst du denn?

Hallo kaetchens,

das mit dem Rhabarberkuchen finde ich echt lecker! Sanddüne. 14 Meter?

:wink:) Wohnst Du/Ihr auf Sylt?

War jetzt echt ein Spass! Nicht übel nehmen.

Das mit dem Mulchen ist vollkommen aus der Mode gekommen, ich finde es gut, dass einige „Gründäumler“ wieder dahin finden. Nichts ist so einfach und so einleuchtend wie diese Methode der Düngung. Viele schleppen ihren Rasenschnitt enfach weg - falsch! Billiger und besser, vor allem weiss man was auf diesem Rasen alles hinterlassen wurde, kann ein Bodenoptimierer nicht sein.

Uns glaubt nur keiner, oder wenige.

Super, mich freut es, dass Du mir in Sachen „Holsteiner Blut“, eben der auch für mich schmackhaftesten Sorte der Spezies, das Vertrauen für Deinen Patienten aussprichst.

Weiter viel Spass über der Düne, lass Dich nicht entmutigen…

Gott schütze Dich.

Viele liebe Grüße

Harald Säger